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Eine feministische Hausfrau

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Der Feminismus ist cool.

Der Feminismus ist geil geworden.

Alle wollen über Feminismus reden, über geile, coole Themen, die junge Frauen ansprechen. Über gleiche Bezahlung für die gleiche Arbeit, zum Beispiel, oder Körperbehaarung. So was.

Was nicht geil ist: Hausarbeit. Was niemanden interessiert: die Unterdrückung der Hausfrau.

Frauen wollen befreit werden, Frauen sollen frei sein. Jemand, der sich freiwillig entscheidet, Hausfrau zu werden? Selbst schuld! (Und auch megapeinlich.) Hausfrauen sind fast so uncool wie die Hausarbeit selbst.

Als ich eine Teenagerin war, nannte ich mich Feministin. Mit 14 liebte ich Courtney Love, den roten Lippenstift, die weißblonden Haare, die coolen Posen mit der Gitarre. Ich glaube, ich mochte auch die Lieder – aber der Look war für mich total wichtig, supercool. Ich wollte sein wie sie – ich musste Feministin werden. Ich nannte mich Feministin und ich habe es ernst gemeint. Ich habe Gedichte über Frauen mit dicken Bäuchen gelesen und Gedichte geschrieben über Frauen, die die Toilettenwand mit Menstruationsblut beschmieren. Ich war Feministin. Wie Courtney Love.

Meine Mama war Hausfrau, mein Stiefvater half nie. Na ja, vielleicht ist dieses »nie« übertrieben, vielleicht gehört ein »so gut wie« davor. Einmal pro Monat sollte er kochen, und seine Miene war dann wie in Deutschland bei den Menschen in einer langen Schlange im Postamt am Heiligen Abend. Meine Mama arbeitete am Wochenende im Altersheim – unter der Woche passte sie auf meinen kleinen Bruder auf, der nie zur Kita ging, sondern nur in playgroups, und meine Schwester und ich kamen um 16 Uhr nach Hause. Jahrelang war die Waschmaschine kaputt, unsere Kleidung sammelte meine Mama im Kinderwagen und schob sie zum Waschsalon. Sie verbrachte so viele Stunden in der Woche dort, dass sie jetzt immer noch richtig gut befreundet ist mit der Dame, die da arbeitete.

Meine Mama kämpfte mit der Hausarbeit. Sie war immer am Arbeiten, aber unser Haus sah irgendwie trotzdem immer scheiße aus. Andere Kinder hatten beige Sofas, flauschige Teppiche, gekehrte Böden. Bei uns war immer Chaos – meine Mama versank in der Arbeit, ertrank in ihren Aufgaben. Und wir halfen nicht.

Ich habe ihr nicht geholfen. Ich half nur dann, wenn sie mich zwang, ich habe sie dafür verachtet, dass sie diese Arbeit schwer fand.

»Das ist eigentlich dein Job«, sagte ich, wenn sie mich bat, die Kartoffeln zu schälen. »Du bist nur eine Hausfrau. Was machst du den ganzen Tag, wenn wir in der Schule sind? Trinkst Kaffee, stimmt’s?«

Ja, die Wut darüber, dass Frauen, die ihr Leben mit unbezahlter Arbeit füllen – Kinderbetreuung, Putzen, Wäsche, Kochen –, manchmal heiße Getränke dabei trinken, ist ziemlich alt. »Coffee Mornings?«, hat mein Stiefpapa immer gesagt. »Latte-Macchiato-Mamas«, lästert der Berliner über die Mamas in Prenzlauer Berg. In London ist es kein Latte, sondern Cappuccino, und nicht Prenzlauer Berg, sondern Primrose Hill – aber die Hausfrau als Genießerin, die nur Kaffee schlürft, diese Idee existiert da auch.

»Sie tut so, als wäre sie eine Yogalehrerin!«, erzählt mir eine Bekannte über eine andere Bekannte. »Eigentlich ist sie Hausfrau. Latte-Macchiato-Mama. Das wäre nichts für mich, so langweilig!«

Ich glaube, es macht die Menschen deswegen wütend, dass die Mütter vom Kollwitzplatz, die Hausfrauen Berlins, Kaffee trinken dürfen – obwohl die Arbeit, die sie machen, kein Geld einbringt, obwohl die Arbeit, die sie machen, keine Lohnarbeit ist –, genau deswegen, weil der Kaffee ein Symbol des Kapitalismus ist. Ein Symbol für Genuss, für Exportwaren, für viel Schaffen. Und diese faulen Frauen, die nichts beitragen zum Kapitalismus, genießen seine Früchte – wie dekadent! Wie unfair!

Für viele ist eine Mutter, die, während sie ihre Kinder betreut, einen Kaffee trinkt, automatisch eine Anti-Feministin – denn sie genießt das »Nicht«-arbeiten-Gehen, das Zu-einemreichen-Mann-Gehören, sie akzeptiert ihr leichtes Leben, ein Leben voller Luxus und Spaß. (Man sollte nicht aus dem Auge verlieren, dass nicht überall auf der Welt die Kitas so subventioniert sind wie hier in Berlin, das heißt, dass in vielen Orten eine Mutter, die nicht arbeiten geht, kein Zeichen von Luxus ist, sondern eine praktische Notlösung.)

Aber vielleicht ist auch ein Grund, ein eher unterbewusster Grund, weshalb die Kaffeeabhängigkeit so vieler junger Mütter die Menschen so zu triggern scheint, nicht nur Neid, sondern auch ein mulmiges Schuldgefühl: Kinder großzuziehen heißt: wenig Schlaf, und wir wissen, dass die männlichen Partner oft ihren eigenen Schlaf besser beschützen, als die Frauen es tun. Die Kinderbetreuung und die Hausarbeit alleine – oder fast alleine – zu schaffen, ohne seelische Unterstützung, erschöpft viele Frauen so sehr, dass sie ohne Kaffee nicht überleben können. Die Notwendigkeit des Kaffees im Alltag junger Mütter: Vielleicht erinnert sie die Gesellschaft an ihre Erschöpfung, an ihre Anstrengung, an ihre Ausbeutung? Und wird deswegen verspottet, denn der Mensch tritt gerne nach unten, oft sogar dann, wenn er glaubt, dass er gerade nach oben zielt.

Feminismus ist cool geworden in Deutschland, und ich freue mich darüber. Aber ein Feminismus, der keine Solidarität mit Hausfrauen hat, ist kein Feminismus. Sogar wenn diese Frauen selbst schuld sind, sogar dann, müssen sie befreit werden. Die Frage ist, wie?

Die schlechteste Hausfrau der Welt

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