Читать книгу Haus der Vergangenheit - Jacky Herrmann - Страница 8

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Donnerstag, 24. September 2015

Bereits eine Stunde vor Ankunft im Hafen musste Elisa ihre Kabine verlassen. Sie musste daher früh aufstehen.

Was für eine Erholung soll das sein, dachte sie genervt, als ihr Wecker Viertel vor fünf klingelte. Sie blieb wie immer noch eine Weile liegen, bis sie sich eine halbe Stunde später endlich aus dem Bett quälte. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen, doch der Gedanke, dass sie bereits in wenigen Stunden in ihrem Hotel sein würde, ließ ihre Stimmung aufhellen. Sie griff nach ihrer Kosmetiktasche und verschwand im Badezimmer. Dort duschte sie kalt, um wach zu werden. Sie putzte ihre Zähne, kämmte ihr Haar und trug etwas Mascara auf. Sie war zufrieden, man konnte ihr die Müdigkeit nicht mehr ansehen. Sie packte ihre Sachen zusammen und verließ Punkt sechs Uhr die Kabine. Im Bordbistro holte sie sich einen Kaffee und ein Croissant und setzte sich anschließend auf eine Bank auf dem Deck. Die Sonne war bereits aufgegangen, doch es war immer noch sehr kalt. Der Wind wehte ihr um die Nase und es roch regelrecht nach Erholung. Jemand setzte sich neben sie.

„Guten Morgen! Haben Sie gut geschlafen?“, fragte sie der unbekannte Mann von gestern.

„Guten Morgen! Ja, sehr gut. Und Sie?“

Er zögerte kurz. „Na ja, ich muss gestehen, dass der Liegestuhl weniger bequem war als ich erwartet hatte. Abgesehen davon, dass ich die halbe Nacht kein Auge zubekommen habe und heute unter elendigen Rückenschmerzen leide, habe ich sehr gut geschlafen. Danke der Nachfrage.“

Elisa musste lachen. „Okay, ich muss zugeben, dass ich Sie soeben angelogen habe. Meine Nacht war nicht viel besser. Das Bett war sehr unbequem, aber immerhin hatte ich wenigstens ein Bett.“

Er lachte ebenfalls. „Darf ich fragen, wie Sie heißen? Jetzt begegnen wir uns schließlich schon zum dritten Mal.“

„Mein Name ist Elisa.“

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Elisa! Ich heiße Léonard, aber Sie können auch Léo sagen.“

Elisa reichte ihm die Hand „Freut mich auch!“

„Wie lange werden Sie auf Korsika bleiben?“, hakte Léonard nach.

Elisa schaute ins Weite und antwortete sehr nachdenklich. „Das weiß ich noch nicht genau.“

Von weitem konnten sie schon den Hafen sehen. Das Bild, das sich vor ihren Augen auftat, war wunderschön: die malerische Küste unter dem Licht der aufsteigenden Sonne. Es schien ein großartiger Tag vor ihnen zu liegen. Obwohl Elisa alles andere als Interesse an einer neuen Bekanntschaft hatte, gab sie Léonard ihre Handynummer. Sie fand ihn sympathisch und wollte sich die Möglichkeit offenlassen, mit ihm gemeinsam etwas zu unternehmen, falls sie sich doch zu einsam fühlen sollte. Sie machten aus, sich in den nächsten Tagen auf einen Kaffee zu treffen. Anschließend verließen sie das Schiff und betraten korsischen Boden.

Elisas Hotel lag direkt am Meer, man konnte den Strand über eine Treppe erreichen. Es war nur ein kleines Hotel, eine schöne mediterrane Villa. Die großen Touristenbunker waren nichts für sie. Die Eingangshalle war vom Licht der prallen Morgensonne durchflutet. Die gemütlichen Sessel luden zum Entspannen bei einer Tasse Kaffee ein. Vorhänge und Kissen in den verschiedensten Farben ließen das Flair aus Tausendundeiner Nacht aufkommen. Die bodentiefen Fenster eröffneten den Blick zum wunderschön gepflegten Garten auf der einen und zum kristallklaren, türkisblauen Meer mit weißem Sandstrand auf der anderen Seite. An einem Ort wie diesem hatte Elisa immer leben wollen. Direkt am Meer. Das war ihr Traum gewesen, der sich jedoch nie realisiert hatte. Stattdessen lebte sie in der geschäftigen Hauptstadt, geprägt von Verkehr, Abgasen und unzähligen Touristen. Paris war bekannt für Hektik und Stress, Überbevölkerung und Anonymität. Der Einzelne ging in der großen Masse unter.

Ihr Zimmer befand sich im zweiten Stock. Es war genau nach ihrem Geschmack eingerichtet: mit warmen Erdtönen wie Terrakotta, zartem Braun und sanftem Grün, nicht sehr modern, aber dennoch stilvoll. Sie schaute sich kurz um, ging dann zum Fenster und genoss die Aussicht für einige Minuten. Anschließend öffnete sie ihren Koffer und verstaute ihre Sachen im Schrank. Sie überlegte, ob sie etwas essen gehen oder sich lieber noch einmal hinlegen sollte. Schließlich entschied sie sich für Letzteres und legte sich aufs Bett. Sie schickte Anna eine kurze Nachricht, dass sie gut auf Korsika angekommen war und sich bald bei ihr melden würde. Kurz darauf schlief sie tief und fest.

Gegen zwölf Uhr mittags wachte sie auf. Völlig desorientiert und verschlafen schaute sie auf die Uhr und erschrak, wie lange sie geschlafen hatte. Doch dann besann sie sich, dass sie im Urlaub war und kein schlechtes Gewissen haben musste. Sie streckte und räkelte sich, bevor sie aufstand und im Bad verschwand.

Mit kurzem Jeansrock, buntem Top und Sonnenbrille machte sie sich wenig später auf den Weg nach unten. Sie strahlte, ihr ging es gut.

***

„Ich werde mich um alles kümmern! Es wird alles nach Plan laufen, das versichere ich Ihnen!“

„Ich verlasse mich auf Sie! Rufen Sie mich an, wenn es so weit ist!“ Auf Léonards Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet.

Der Mann am anderen Ende der Leitung legte ohne Abschiedsgruß auf. Léonard hängte den Hörer zurück auf den Apparat, der an der Wand hing, und blieb anschließend noch eine Weile in der kleinen Kabine sitzen. Es war verdammt warm und stickig dort drin, doch er konnte sich nicht aufraffen. Er blickte durch das große Fenster nach draußen auf die Straße und beobachtete eine junge Frau, die gerade mit mehreren Einkaufstüten von verschiedenen italienischen Modelabels vorbeilief. In ihrem Gesicht meinte er, ein Lächeln erkennen zu können. Außerdem sah er einen jungen Mann, der sein Auto vor dem Geschäft parkte und anschließend auf den Eingang zulief. Er dachte an seine neue Bekanntschaft.

Elisa. Ein schöner Name!

Er musste sie bald wiedersehen. Aber worauf hatte er sich nur vor ein paar Wochen eingelassen? Er fragte sich das schon seit Tagen. Ihn plagte das schlechte Gewissen. Außerdem hatte er Angst, dass etwas schieflaufen könnte. Jetzt war es zu spät, er konnte nicht mehr zurück. Dafür steckte er bereits zu tief drin.

Er holte sein Handy hervor, als er bemerkte, dass es in seiner Hosentasche vibrierte. „Ja, hallo!“

„Alter, wo steckst du denn? Ich dachte, du wolltest schon vor ein paar Stunden hier sein? So langsam habe ich mir Sorgen gemacht. Die Fähre ist doch längst eingelaufen heute Morgen.“

„Hi, Fréderic! Sorry, ich musste kurzfristig noch etwas erledigen und hatte ganz vergessen, dir eine Nachricht zu schreiben. Ich bin schon auf dem Weg. Soll ich uns noch etwas mitbringen? Bier? Wein? Etwas zu essen? Was du magst…“

„Nein, ist schon alles vorbereitet. Deshalb sieh zu, dass du herkommst! Ich habe langsam Hunger.“

Léonard stand auf, packte seine Sachen zusammen und ging zur Kasse, während er noch mit Fréderic zu Ende telefonierte. „Alles klar, ich beeile mich! Bis gleich, Frédi!“ Er steckte sein Handy zurück in die Hosentasche und holte sein Portemonnaie heraus.

„Das macht sieben Euro fünfzig“, sagte ihm der junge Mann an der Kasse.

„Danke, stimmt so“, antwortete Léonard und gab ihm einen Zehneuroschein. Er verließ das Internetcafé, stieg in sein Mietauto, das er gegenüber geparkt hatte, und fuhr los.

***

Mit dem Bus fuhr Elisa ins Stadtzentrum. Dort wanderte sie einige Zeit umher, bis sie zu einer Kapelle kam. Architektonisch war sie kein Meisterwerk, doch sie strahlte etwas Besonderes aus. Sie war groß und schön.

‚Chapelle de l´Immaculée Conception‘, las Elisa auf dem Schild. Kapelle der unbefleckten Empfängnis. Elisa war nicht religiös und ging selten in Kirchen hinein, aber diesmal war sie angezogen wie von einem Magneten. Die Innenausstattung war sehr kostbar: purpurner Damast, wunderschöne Säulen, Kronleuchter und Goldverzierungen. Die Kapelle stammte aus dem Jahr 1611. Wenn sie sich in historischen Stätten wie dieser aufhielt, stellte sie sich immer vor, dass sie die Zeit zurückdrehen und aus einer geheimen Ecke das Geschehen der damaligen Zeit beobachten könnte. Was würde sie darum geben?

Sie verließ die Kapelle und ließ sich draußen auf den Stufen nieder. Ja, was sie manchmal darum geben würde, die Zeit zurückzudrehen, um zu sehen, was wirklich passiert war. Damals vor über dreißig Jahren. Was war an jenem Tag nur passiert? Doch sie wollte keine Trübsal blasen und sich den schönen Tag mit dunklen Gedanken an die Vergangenheit vermiesen. Sie stand auf, warf sich ihre Handtasche über die Schulter und bummelte weiter durch die Straßen.

Korsika war eine wunderschöne Insel, dachte sie. Sie lief durch Parks, Gartenanlagen, die Strandpromenade entlang, vorbei am Hafen. Auf einer Uhr sah sie, dass es bereits acht war. Hatte sie so die Zeit vergessen? Es wurde langsam dunkel. Sie entschied daher, ihre Tour für den heutigen Tag zu beenden und sich auf den Weg zum Bus zu machen. Bis dahin war es noch ein gutes Stück.

Als sie die Busstation, die sich weit abseits vom Stadtzentrum befand, schließlich erreichte, bemerkte sie, dass die Gegend menschenleer war. Ihr war es plötzlich unheimlich zumute, denn mittlerweile war es ganz dunkel geworden.

Der Bus würde sicher bald kommen, dachte sie, um sich zu beruhigen. Sie kramte eine Zigarette aus ihrer Handtasche hervor und zündete sie an. Mit einem Bein wippte sie ungeduldig auf und ab. Leider gab es keinen Fahrplan, wann und ob überhaupt noch ein Bus kommen würde. Ihr Netzempfang war schlecht, es gab auch keine Internetverbindung. Was sollte sie jetzt tun? Weit und breit war immer noch niemand zu sehen. Sie konnte zurück ins Stadtzentrum laufen und dort ein Taxi nehmen. Nein! Sie wollte noch einige Minuten länger warten. Der Weg zurück war zu weit und sie war auf einmal sehr müde geworden.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Sie zuckte zusammen, doch sie wollte sich zusammenreißen. Es würde ihr schon nichts passieren. Das war sicherlich nur eine Katze, die durchs Gebüsch streunte. Sie blieb weiterhin an derselben Stelle stehen und hielt die Zigarette in der Hand. Ab und zu zog sie noch daran. Nach etwa der Hälfte trat sie sie aus. Von weitem sah sie auf einmal eine Person auf sich zukommen. Es machte ihr eher Angst, als dass sie erleichtert war, dass endlich jemand vorbeikam. Sie schaute auf ihre Uhr und erschrak, denn es war mittlerweile schon nach neun. Wie lange hatte sie schon hier gestanden? Als sie wieder nach oben schaute, war die Gestalt plötzlich verschwunden. Wo war sie hingegangen? Vielleicht irgendwo abgebogen? Oder hatte sie sich das alles nur eingebildet? Jetzt bekam sie doch ein bisschen Angst und entschied, von hier zu verschwinden. Es würde wohl sowieso kein Bus mehr kommen. Nur wo sollte sie jetzt hin? Das Stadtzentrum lag in der Richtung, wo diese Gestalt aufgetaucht war. Vielleicht lauerte ihr dort jemand im Gebüsch auf.

Ich habe zu viele Horrorfilme gesehen! Wahrscheinlich kommt gleich mein Mörder und überwältigt mich von hinten, versuchte sie, sich gedanklich mit ihrem schwarzen Humor aufzumuntern. Doch das half ihr nicht weiter. Sie überlegte, ob sie zu Fuß zum Hotel laufen sollte, also in die andere Richtung. Mit dem Bus mussten es etwa fünf Minuten sein. Wenn man bedachte, dass Busse nicht schnell fuhren, würde dies sicher kein allzu langer Fußweg werden. Plötzlich klingelte ihr Handy in der Handtasche. Sie wollte es so schnell wie möglich finden, um keinen Lärm zu verursachen und damit auf sich aufmerksam zu machen. Wer rief ausgerechnet jetzt an? Sie las den Namen auf dem Display.

„Sophie, du bist es!“

„Hallo, Elisa! Alles okay bei dir?“

„Na ja, geht so. Ich bin gerade in einer etwas unangenehmen Situation. Sorry, dass ich mich nicht nochmal gemeldet hatte!“

„Was ist denn los?“

„Ich bin spontan nach Korsika verreist und stehe gerade allein an einer einsamen Bushaltestelle. Es kommt jedoch kein Bus, kein Auto, nichts. Es ist etwas unheimlich, obwohl das wahrscheinlich lächerlich ist. Ich bilde mir schon ein, irgendeine Gestalt in der Ferne gesehen zu haben.“

„Wie, du bist auf Korsika?“

„Ich hatte heute Morgen bei dir angerufen, dich aber nicht erreicht. Ich wollte dich bitten, während meiner Abwesenheit nach dem Rechten zu sehen, die Post zu holen und meine Blumen zu gießen.“

„Kein Thema, selbstverständlich mache ich das! Aber wie jetzt, bist du in Gefahr? Wo genau bist du denn?“

„Ich bin ein Stück außerhalb des Stadtzentrums von Bastia. Ich muss mich entscheiden, entweder zurück ins Stadtzentrum zu laufen, um dort ein Taxi zu nehmen oder…“ Die Verbindung brach ab.

Verdammte Scheiße! Was zum Teufel ist los?

Elisa schaute auf ihr Handy. Oh nein, der Akku ist leer. Ich fasse es nicht!

Sie beschloss endgültig, sich zu Fuß auf den Weg ins Hotel zu machen. Gerade als sie loslief, hörte sie wieder dieses Geräusch. Sie drehte sich um und sah erneut die Gestalt, die jetzt noch nähergekommen war. Nun bekam sie wirklich Angst und lief los, so schnell sie konnte. Zwischendurch drehte sie sich immer wieder um. Die Person schien auch loszulaufen. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Sie war hierhergekommen, um abzuschalten. Stattdessen befand sie sich auf einmal in einer Szene aus einem Horrorfilm. Ihr war tatsächlich jemand auf den Fersen und das spätabends in einer verdammt einsamen Gegend, die sie nicht kannte. Wollte das Schicksal sie veräppeln? Sie hatte Glück, dass sie einen guten Orientierungssinn hatte und schnell den Weg zur Hauptstraße fand. Plötzlich knickte sie mit dem Fuß um und stieß vor Schmerz einen lauten Schrei aus. Sie versuchte weiterzulaufen, doch es schmerzte zu sehr. Sie musste ihren Schritt verlangsamen und schließlich sogar anhalten. Sie blickte erneut nach hinten. Da war niemand mehr, sie war erleichtert. Hatte sie die Person abgehängt, hatte sie sich alles nur eingebildet oder war ihr jemand längst viel näher als sie glaubte? Als sie nach unten gebeugt dastand und sich an ihrem Fußgelenk rieb, nahm sie plötzlich einige Meter hinter sich einen Schatten wahr. Ohne sich umzudrehen, lief sie schnell los. Ihr Fuß schmerzte, aber das war völlig egal. Von weitem sah sie ein Taxi auf der entgegengesetzten Spur in ihre Richtung kommen. Endlich ein Auto! Das war ihre Chance. Sie rannte ohne zu zögern auf die Straße und hielt das Taxi an. Völlig außer Atem öffnete sie die Beifahrertür und schaute sich ein letztes Mal um. Die Gegend war menschenleer, es war totenstill. Vom Adrenalin benebelt stieg sie schließlich ein und sagte dem Taxifahrer, wohin er sie fahren sollte.

Zurück im Hotel bestellte sich Elisa zunächst etwas Eis auf ihr Zimmer, das sie in ein Handtuch wickelte, um damit ihren mittlerweile geschwollenen Fuß zu kühlen. Sie suchte in ihrer Handtasche nach einer Schmerztablette, steckte ihr Handy ans Ladekabel und wählte nach ein paar Minuten Sophies Nummer.

„Hallo, Sophie!“

„Elisa! Geht es dir gut?“

„Ja, es ist alles okay bei mir!“

„Ich hatte Angst, dass dir etwas zugestoßen ist. Ich dachte erst, dass nur der Empfang weg war, aber plötzlich war dein Handy aus. Da habe ich mir ernsthaft Sorgen gemacht! Ich war kurz davor, die Polizei anzurufen, aber was hätte ich denen sagen sollen?“

„Der Akku war nur leer. Es war trotzdem eine unheimliche Situation. Ich bin mir sicher, dass mich jemand verfolgt hat. Ich bin weggelaufen, habe mir den Fuß umgeknickt und letztendlich hatte ich Glück, dass ein Taxi vorbeikam. Ich bin jetzt im Hotel und mir geht es gut, außer, dass mein Fuß schmerzt. Was für ein Abenteuer! Ich glaube, ich gehe jetzt erstmal an die Bar. Ich brauche etwas zur Beruhigung!“

„Was für ein Horror! Aber wieso bist du denn auf Korsika? Ist das kurzfristig geschäftlich dazwischengekommen?“

„Nein, ich habe mir einfach eine Auszeit genommen. Ich weiß noch nicht, wie viel Zeit ich benötige, aber im Moment muss ich mir über ein paar Dinge klarwerden. Das war nicht geplant. Ich würde eher sagen, dass es eine Kurzschlusshandlung heute Morgen war.“

„Ich verstehe! Hat es mit Sébastien zu tun?“

„Auch.“ Elisa zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. „Es ist aus zwischen uns. Er hat Schluss gemacht.“

Sophie sagte zunächst nichts darauf. Sie schien überrascht zu sein, doch dann brach sie das kurze Schweigen: „Das tut mir leid, Elisa! Aber ich denke, dass es besser für euch beide ist. Es hat nicht funktioniert.“

Elisa und Sophie hatten schon öfter über dieses Thema gesprochen. Sophie war bereits länger der Ansicht gewesen, dass Elisa nicht mehr glücklich mit ihm war. Auch hatte sie die unzähligen Streitereien der beiden mitbekommen. Elisa und Sébastien hatten oft Zeit mit Sophie verbracht. Elisa hatte dabei bemerkt, dass Sophie Sébastien sehr mochte. Sie war aber nie eifersüchtig gewesen. Zum einen, weil sie den beiden vertraute und zum anderen vermutlich auch, weil sie Sébastien längst nicht mehr richtig geliebt hatte.

„Es tut trotzdem weh, Sophie! Ich melde mich in den nächsten Tagen bei dir. Sei mir nicht böse, aber ich bin müde und mir sitzt der Schock noch in den Knochen.“

„Willst du nicht doch lieber die Polizei informieren? Vielleicht läuft irgendein Verrückter dort herum.“

„Nein, die lachen mich sicher nur aus. Vielleicht habe ich mir das alles nur eingebildet. Ich habe keine Ahnung! So, und jetzt will ich nicht länger darüber nachdenken! Mach dir keine Sorgen! Je t´embrasse.“

„Dann gute Nacht, Elisa! Je t´embrasse.“

Elisa legte auf und blieb noch eine Weile gedankenversunken auf dem Bett sitzen. Sie beschloss, sich von diesem Ereignis nicht abschrecken zu lassen. Sie würde jetzt runter an die Bar gehen, sich einen Drink gönnen und anschließend kühl duschen, um sich entspannt schlafen legen zu können.

Haus der Vergangenheit

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