Читать книгу OEHNINGEN-AN-DER-GRENZE - Jacob Winter - Страница 10
ОглавлениеSKURRILE GRENZGÄNGE aus www.hegau.de
Der historische Hegau umfasste früher auch einen Großteil des Schweizer Kantons Schaffhausen. Heute erstreckt sich die eigentümliche Landschaft vom westlichen Bodensee bis zur schwäbischen Alb, reicht im Süden an den Rhein und an die Schweiz und grenzt im Norden an die Donau. Die Grenze zu Schaffhausen, dem einzigen rechtsrheinischen Kanton der Schweiz, hat die Region nicht nur in ihrem schweizerdeutsch gefärbten alemannischen Dialekt geprägt. Wer sich hier aufhält, sollte immer einen Ausweis in der Tasche tragen: Ohne sich dessen gewahr zu sein, ist man plötzlich im helvetischen Nachbarland gelandet.
Auf dem Weg von Öhningen (D) bei Stein am Rhein (CH) nach Schaffhausen am Rheinfall (CH) beispielsweise überquert man auf der 22 Kilometer langen Strecke sechsmal die Landesgrenze, ohne einen einzigen Zöllner oder Schlagbaum zu sehen. Gänzlich „international“ wird es in der deutschen Exklave Büsingen, die am rechten Rheinufer zwischen Gailingen und Schaffhausen gelegen ist. Die Gemeinde mit etwa 1.500 Einwohnern verfügt über eine deutsche und eine Schweizer Postleitzahl. Hier gilt das deutsche Steuerrecht, ihre Einkäufe aber bekommen die Büsinger gegen Schweizer Franken.
KURZINFO GRENZSTEINE
In früheren Zeiten wurde die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz nur mittels Granitgrenzsteine markiert, doch heutzutage werden die im GPS-Zeitalter eigentlich nicht mehr direkt gebraucht. Es stellt sich daher die Frage, was mit diesen alten, teils von Moos und Flechten überwucherten, manchmal auch schief stehenden Grenzsteinen geschehen soll. Denn immerhin handelt es sich trotz des Beitritts der Schweiz zum Schengen – Abkommen noch um eine echte Staatsgrenze, die nicht nur – wie bereits gesagt – EU-Außengrenze ist sondern auch zusätzlich die Grenze zwischen dem NATO-Militärbündnis und einem neutralen Staat.
Diese alten CH/D-Grenzsteine werden auch heutzutage immer noch ausgewechselt und erneuert. Die alten Grenzsteine (ca. 30 x ca. 30 cm mit einer Länge von bis zu 2.00 m), die jahrzehntelang treu gedient haben, werden aber nicht einfach entsorgt, sondern weiterhin aufbewahrt und manchmal an repräsentativer Stelle wieder aufgestellt: Wie beispielsweise im Ramsen am Rathaus und in Rielasingen bei Hotel Krone. Angesichts des Gewichts von rund jeweils rund 300 Kilo jedoch keine sehr leichte Aufgabe. Die neu gesetzten Betongrenzsteine bekommen allerdings nicht mehr die Inschriften GB und CS mit der Jahreszahl 1839 und dem Zusatzbuchstaben bezüglich der Anliegergemeinde (mit dem ersten Buchstaben derselben), sondern neben der Nummer nur noch D und S sowie das Jahr der Neuaufstellung.
Bei den alten Grenzsteinen bedeutet übrigens GB = Grossherzogtum Baden und CS = Canton Schaffhausen, während die Zahl 1839 sich auf den „Grenzberichtigungsvertrag“ von 1830 zwischen der Schweiz und Baden bezieht. Dieser Grenzvertrag wurde dann 1839 mittels weitläufiger Grenzstein-Vermarkung in die Tat umgesetzt. Insgesamt wurden die rechtsrheinischen Schweizer Gebiete – und da speziell der Kanton Schaffhausen – durch etwa 1740 Stück je 300 Kilo schwere Grenzsteine (inklusive Fundament) von Deutschland getrennt – die wie gesagt ab 1839 aufgestellt wurden. Dieser Grenzvertrag wird auch heute noch kontrolliert.
Maßgeblich hierfür war das diesbezügliche Grenz-Abkommen von 1839 „Einigung der Grossherzoglich badischen Staatsregierung und der Eidgenossenschaft von 1839“: „Da, wo die Landesgrenze bisher unbestritten gewesen ist, sollen die bereits bestehenden Marksteine als maasgebend betrachtet werden; sie sind jedoch sämtlich, einerseits mit den Buchstaben GB-Grossherzogtum Baden, so wie mit der Jahreszahl 1839, andererseits aber mit den Buchstaben CS-Canton Schaffhausen, so wie mit einer fortlaufenden Nummer zu bezeichnen; auch ist auf den Kopf derselben das betreffende Winkelmaas einzuhauen“.
Hierzu ist ergänzend zu sagen, dass die durchgehende Linie auf dem Kopf eines Grenzsteines, sowohl bei den alten wie auch bei den neuen Grenzsteinen, der so genannte „Weiser“ ist (auch „Weisung“ genannt), der m Gesetzestext mit „Winkelmaas“ bezeichnet wird. Er zeigt die jeweilige Richtung der nächsten Grenzsteine an, das angesetzte kurze Stück dagegen weist zum genauen Grenzpunkt, beispielsweise die Flussmitte.