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ENGE VEFLECHTUNG VON ÖHNINGEN UND STEIN AM RHEIN

Luftbild von Stein am Rhein vorne und Öhningen links oben mit „Zollamt Öhningen“ – gut erkennbar sind auch „Hotel Grenzstein“ und „Campingplatz Grenzstein“.

Die strategisch günstige Lage des Rheinübergangs aus dem Bodensee in den Hochrhein hat bereits die Römer Ende des 2. Jahrhunderts veranlasst in unmittelbarer Nähe Öhningens eine Rheinbrücke von Eschenz (Tasgetium) über die Insel Werd ans nördliche Ufer zu errichten. Das Bauwerk bestand zwischen Eschenz und der Insel Werd aus einer 217 Meter langen Pfahljochbrücke, bei einem Jochabstand von 15 Metern und einer Breite von 6,4 Metern. Unter jedem Joch wurden zehn Holzpfähle mit 30 bis 45 Zentimetern Durchmesser in die Flusssohle gerammt. Die anschließende nördliche Brücke zwischen der Insel Werd und Arach (auf Höhe CH-Pontonierstraße) wies eine Länge von 220 Metern auf. Da in einem Abschnitt mit einer Länge von 74 Metern keine Pfahlreste gefunden wurden, wird angenommen, dass dort eine Schiffsbrücke vorhanden war.

Bereits Ende des 3. Jahrhunderts entstand im Schutze des Kastellums Tasgetium stromaufwärts, in der Nähe des heutigen Übergangs, eine neue, vermutlich steinerne Brücke: Unter dem Kloster St. Georgen auf der rechten Rheinseite wurden bei Grabungsarbeiten die Fundamente zu einem Brückenkopf gefunden, der der Sicherung des Rheinübergangs diente. Die erste Rheinbrücke an der engsten Stelle des Rheins zwischen Stein am Rhein und dem dazugehörigen Ortsteil „Stein am Rhein vor der Brück“ war übrigens eine seitens des Abtes des Klosters Sankt Georgen urkundlich belegte Holzbrücke aus dem Jahre 1267. Als offener Holzsteg, der auf etwa zehn Pfahljochen ruhte, und einspurig befahrbar war musste dieser Übergang im Laufe der Zeit mehrfach wiederaufgebaut werden. (Wikipedia entnommen)


Merian-Stich der Rheinbrücke im Jahre 1642

rechts Insel Werd und Grenzstein Öhningen

Stein am Rhein wird hier von Merian mit seinem lateinischen Namen STENIUM ad Rhenum bezeichnet.

Reich ausgestattete Gräber aus dem 7. und 8. Jh. weisen den Ortsteil Öhningen als eine frühe Alemannensiedlung aus. Die Gründung eins Klosters im Jahre 965 durch einen Grafen Kuno, der inzwischen als Herzog Konrad der I von Schwaben (982-997) identifiziert werden konnte, ist wie gesagt zwar mehr oder weniger überliefert aber konnte bis heute nicht eindeutig bewiesen werden. Beim derzeitigen Umbau des Augustiner Chorherrenstifs gab es bei den Erdarbeiten immerhin interessante archäologische Funde zu verzeichnen.

Zur Ausstattung des Öhninger Klosters gehörten auch Besitzungen und Rechte in Orten der heutigen Schweiz, insbesondere im Kanton Schaffhausen. Kaiser Heinrich VI. übertrug 1191 die Schirmvogtei über Öhningen dem Bischoff. von Konstanz und 1535 gelang diesem gar die Eingliederung des Augustiner Chorherrenstiftes. In der französischen Zeit wurde diese Zuständigkeit 1803 wieder aufgehoben. Zahlreiche Verträge zwischen Öhningen. und der Stadt Stein am Rhein regeln den Handel, die Schifffahrt auf Bodensee und Rhein und das Fischereiwesen. Öhningen besitzt 42 ha Wald auf dem Gemeindegebiet von Stein am Rhein und diese 34 ha Wald auf dem Gemeindegebiet von Öhningen.

Die enge Verflechtung zwischen beiden Ortschaften wird gut dokumentiert durch die Tatsache, dass seit 1911 die Stromversorgung von Öhningen durch das „Elektrizitätswerk des Kantons. Schaffhausen“ (EWS) erfolgt. Und sich Im “Abwasserverband Stein am Rhein und Umgebung” (2005) die CH-Gemeinden Stein am Rhein, Hemishofen, Eschenz, Mammern, Wagenhausen mit Öhningen auf unbestimmte Dauer zu einem Zweckverband mit gemeinsamer Abwasserreinigungsanlage ARA in Stein am Rhein zusammengeschlossen haben.


Anlegestelle Öhningen als Zoll-Landeplatz


CH-Fahrgastschiff MS Thurgau am Hochrhein

Aber auch dadurch, dass die „Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein AG“ (URh) mit Sitz in der Stadt Schaffhausen täglich von Mitte April bis Ende Oktober einen fahrplanmässigen Schiffsverkehr auf dem Hochrhein und dem Untersee zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen (www.ur.ch) betreibt, deren Schiffe u.a. auch in Öhningen und Wangen anlegen. Die Fahrkarten sind auf den Schiffen erhältlich. allerdings zu den wesentlich höheren Schweizer Preisen – für die es jedoch wiederum etliche Vergünstigungsmöglichkeiten gibt Seit die Schweiz am 12.12.2008 gleichfalls Mitglied des Schengenraums geworden ist, gibt es ähnlich wie bei den EU-Staaten keine Personenkontrollen mehr. Die Schweiz hat 2005 – mittels knappem Volksentscheid – die systematischen Personenkontrollen an den Grenzen zu ihren Nachbarländern eingestellt, wobei die Zollbestimmungen für u.a. Zigaretten oder Spirituosen jedoch unverändert blieben.

Wofür es allerdings auch wieder recht großzügige Ausnahmeregelungen in beide Richtungen gibt. Zudem bekommen die Schweizer nach Abstempelung ihrer Einkaufsquittungen vom deutschen Zollamt zudem die deutsche Mehrwertsteuer erstattet – ein zusätzliches gutes Geschäft angesichts des für Schweizer Verhältnisse doch recht niedrigen EU-Preisniveaus. Manche deutsche Supermärkte sind geradezu angewiesen auf ihre Schweizer Kundschaft.

Als Folge der Corona-Pandemie mussten Mitte März 2020 der Hauptgrenzübergang an der Oehningerstraße und der Nebengrenzübergang an der Pontonierstraße jedoch wieder mit Betonpollern blockiert werden – tant pis! Und dies natürlich nicht nur zum Leidwesen des Öhninger Lidl-Marktes an der Höristraße, wo normalerweise die Parkplätze vollgestellt sind mit Autos mit Schweizer Kennzeichen (wie SH/TU/ ZH).

Sondern auch zum Leidwesen vieler Einwohner Öhningens bzw. der Höri, die jetzt die kurze Durchfahrt über Schweizer Gebiet nach Rielasingen/Singen nicht mehr nutzen können und weite Umwege über den kurvigen Schienerberg bzw. die genauso kurvige Untersee-Strecke quer durch die Dörfer machen müssen. Ein erneuter Beweis dafür wie eng Öhningen mit Stein am Rhein verflochten ist.

Denn es darf hierbei nicht vergessen werden dass täglich bis zu 800 Grenzgänger diesen unauffälligen Grenzübergang zwischen Öhningen und Stein am Rhein passieren, sei es weil sie in der Schweiz arbeiten oder auch umgekehrt aber auch wenn sie Gebrauch machen wollen – wie der Autor – vom sehr gut ausgebauten schweizerischen SBB-Eisenbahnnetz (Bahnhof in“ Stein am Rhein vor der Brugg“) mit Verbindungen in alle Richtungen, u.a. auch zum Flughafen Kloten oder zu touristischen (Alpen-)Destinationen. Die nachfolgende Verkehrsverbund-Karte gibt ein wunderbares Bild der vielen gut ausgebauten und vor allem pünktlichen Bahnverbindungen in der Schweiz- und dies ab Stein Rhein in unmittelbarer Nähe.


Bahnnetz Schweiz

Hier zur weiteren Ohningen-Information das Nachbarstädtchen Stein am Rhein mit seinen 3414 Einwohnern (Ende 2018) zu beschreiben, wäre allerdings wie Eulen nach Athen zu tragen: Es wimmelt nur so von solchen, wahrlich hochinteressanten Infoseiten wie tourismus.steinamrhein.ch, www.steinamrhein.ch, www.myswitzerland.com, die alle mit tollem Bildermaterial und Spezialinfos ausgestattet sind. Auch das „Tourismus Stein am Rhein“-Büro in wunderbaren, alten Räumlichkeiten kann sich sehen lassen.

Das mittelalterliche Stein am Rhein (im Ortsdialekt „Staa“) lebt nicht zuletzt vom vor allem im Sommer unermüdlichen Tagestourismus, die Touristen aus aller Welt werden in darauf spezialisierten Reisebussen herantransportiert und sind oft mit asiatischen Touristen in Gruppenstärke besetzt. Ebenso können der Weinanbau und das Angebot an hoch spezialisierten Kleinläden und Restaurants sich blicken lassen. Das Städtchen verfügt mit dem „Riipark Stein am Rhein“ (hier heisst der Rhein auf Schwizerdütsch somit Rii) auch über eine wunderbare Freizeitanlage am Wasser, wo man im Rhein bequem baden kann und es zudem einen Springturm gibt, recht weit weg vom Ufer.

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