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Beschreibung der König-Georg-Insel

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Diese Insel heißt bei den Eingeborenen Otaheite und wurde den 19. Juni 1767 von Kapitän Wallice in dem Schiffe Seiner Majestät, dem Dolphin, zum ersten Male entdeckt, und diesem und seinen Offizieren gebührt das Verdienst, die geografische Länge der Königlichen Bucht auf ein halbes Grad genau errechnet sowie die ganze Gestalt der Insel nicht schlecht beschrieben zu haben …

Diese Insel, mit Ausnahme der unmittelbaren Umgebung der Meeresküste, ist von sehr unebener Oberfläche und erhebt sich zu Bergketten, welche in der Mitte der Insel hoch aufragen; allda findet man Gipfel, welche auf eine Entfernung von dreimal zwanzig Meilen zu erkennen sind. Zwischen dem Fuß der Berge und der Seeküste liegt ein Gürtel niederen Landes, welch selbiger die ganze Insel umschließt, mit Ausnahmen weniger Orte, wo die Berge direkt aus dem Meer emporsteigen; dieses niedere Land ist von unterschiedlicher Breite, doch beträgt diese im höchsten Falle eine Meile und eine halbe. Der Boden ist reich und fruchtbar, sein größter Teil ist wohlversehen mit Obstbäumen und kleinen Anpflanzungen und wohlbewässert von einer Anzahl kleiner Flüsse mit ausgezeichnetem Wasser, die von den umliegenden Hügeln kommen. Auf diesem niederen Lande lebt der größte Teil der Eingeborenen, nicht in Städten oder Dörfern, sondern über die ganze Insel verstreut. Die Gipfel der meisten Berge und Hügel sind kahl, als hätte die Sonne sie verbrannt, doch weite Teile mancher von ihnen sind nicht ungenutzt, und viele Täler sind fruchtbar und bewohnt.

Die Produkte dieser Insel sind Brotfrucht, Kokosnüsse, Bananen, eine Frucht wie ein Apfel, süße Kartoffeln, Yams, eine Frucht mit dem Namen Eag melloa, welche als große Köstlichkeit gilt, Zuckerrohr, welches die Einwohner in rohem Zustand essen, eine Wurzel, von den Eingeborenen Pea genannt, ebenso die Wurzel einer Pflanze mit Namen Ether und eine Frucht in einer Hülse ähnlich einer Weißen Bohne, welche geröstet der Kastanie ähnelt und Ahu genannt wird, die Frucht eines Baumes, den sie Wharra benennen, ähnlich einer Ananas, die Frucht eines Baumes mit Namen Nano, die Wurzel eines Farns und die Wurzeln einer Pflanze namens Theve. Alle diese Artikel bringt die Erde nahezu spontan hervor, oder wenigstens werden sie mit sehr wenig Mühe gewonnen; was die Nahrung anbetrifft, so kann man von diesen Menschen beinahe sagen, sie seien vom Fluche unserer Väter befreit, denn kaum lässt sich behaupten, sie äßen ihr Brot im Schweiße ihres Angesichts. Eine mildtätige Natur versorgt sie nicht nur mit dem Notwendigen, sondern gibt ihnen alles im Überfluss. Die Seeküste bietet ihnen eine Vielfalt köstlichster Fische, doch erlangen sie diese nicht ohne einige Mühe und Ausdauer, und Fisch scheint ihnen als einer der größten Genüsse zu gelten; sie verzehren ihn entweder roh oder zubereitet, beides, wie es scheint, mit dem gleichen Behagen. Und nicht nur Fisch, sondern fast alles, was aus dem Meer kommt, wird von diesen Leuten gegessen und hoch geschätzt. Schalentiere, Hummer, Krabben und selbst Meeresinsekten und vielerlei anderes dienen ihnen zur Nahrung. Als zahme Tiere halten sie Schweine, Federvieh und Hunde; die Letzteren lernten wir bei ihnen verzehren, und es waren nur wenige unter uns, die nicht bekannten, ein Hund der Südsee käme einem englischen Lamm nahe. Ein Vorteil dieser Hunde ist, dass sie lediglich von Gemüse leben, und wahrscheinlich wären unsere Hunde nicht so wohlschmeckend. Über ihr Federvieh lässt sich wenig Rühmendes berichten, doch ihr Schweinefleisch mundet vorzüglich …

Zu ihrer Person ist zu sagen, dass die Männer im Allgemeinen von großem Wuchs sind, wohlgestalt, mit kräftigen Gliedmaßen; einer der Größten, den wir sahen, maß sechs Fuß dreieinhalb Inches. Die höher gestellten Frauen sind in jeder Hinsicht so groß wie Europäerinnen, doch die niederen sind im Allgemeinen klein, was möglicherweise von ihren frühen Liebschaften herrührt, denen sie in stärkerem Maße frönen denn die Vornehmen. Sie sind von verschiedener Hautfarbe: Die Niederen, der Luft und Sonne stärker ausgesetzt, sind von einem sehr dunklen Braun, die Höhergestellten wiederum, welche die längste Zeit in ihren Häusern oder unter anderem Schutze verbringen, sind nicht dunkler denn andere Menschen, welche in Westindien geboren sind oder lange Zeit dort verbringen; ja, manche der Frauen sind beinahe so hellhäutig wie Europäerinnen. Ihr Haar ist fast immer schwarz, dick und stark, und die Frauen tragen es um die Ohren kurz geschoren, die Männer hingegen tragen es nach verschiedenen Arten: Die Vornehmen lassen es lang wachsen und binden es gelegentlich oben auf dem Kopf zusammen oder lassen es lose über die Schultern hängen, doch viele Niederen und solche, die ihres Berufes wegen, als Fischer etc., häufig am oder im Wasser sich aufhalten, tragen das Haar kurz geschoren wie die Frauen. Sie zupfen stets einen Teil ihres Bartes ab. Beide Geschlechter entfernen jedes Haar unter ihren Achselhöhlen und empfinden es als Unordentlichkeit von uns, dass wir solches nicht ebenfalls tun. Sie haben alle schöne weiße Zähne und zum größten Teil kurze flache Nasen und dicke Lippen; dennoch sind ihre Züge angenehm, und ihre Haltung wirkt edel, und ihr Benehmen gegenüber Fremden und untereinander ist ohne Hinterlist, freundlich und höflich. Nur sind sie Diebe und stehlen alles, was sie können, und dies mit einer Geschicklichkeit, die den erfahrensten Taschendieb in Europa beschämen könnte. Sie sind ein sehr reinliches Volk, in ihrer ganzen Art wie auch bei Tische; unmittelbar vor und nach den Mahlzeiten waschen sie stets Hände und Mund, und dreimal des Tages, nämlich morgens, mittags und abends, waschen oder baden sie sich in frischem Wasser. Das einzig Missliche bei ihnen ist das Öl, mit dem sie ihre Köpfe einreiben, Monoe, wie sie es nennen; dieses ist Kokosnussöl, welchem gewisse süße Kräuter oder Blumen beigemengt sind, und das Öl ist im Allgemeinen sehr ranzig, was seinem Benutzer keinen sonderlich angenehmen Duft verleiht. Eine weitere Gewohnheit, die Europäern misslich erscheint, ist die, dass sie Läuse verzehren, von welchen sie üblicherweise in nicht geringem Maße befallen sind; doch ist diese Gewohnheit nicht allgemein verbreitet, denn ich erlebte sie fast nur bei Kindern und gewöhnlichen Leuten, und ich glaube fast, sie würden sich wie wir frei von Läusen halten, so sie nur die Mittel dazu hätten …


Die Insel Otahiti

Es sind einige wenige Männer auf dieser Insel, deren Haut weißer ist als die eines jeden Europäers; sie ist von der Farbe eines Toten, wie die Nase eines weißen Pferdes. Ihre Augen, Augenbrauen, Haare und Bärte sind desgleichen weiß, ihre Haut ist gefleckt, denn manche Stellen sind noch weißer denn andere; sie sind kurzsichtig, ihre Augen rheumatisch. Stets erscheinen sie ungesund und haben weder den Geist noch die Tatkraft der anderen Eingeborenen. Ich sah nicht mehr denn drei oder vier dieser Art auf der ganzen Insel, und diese waren alte Männer; so schloss ich, dass dieser Unterschied in der Hautfarbe etc. dem Zufall entsprang und nicht in gewissen Familien umging, denn sonst hätten es ihrer mehr sein müssen. Bei den Einwohnern dieser Insel findet sich eine Art Aussatz oder Krätze, welche sich über den ganzen Körper erstreckt; ich habe Männer, Frauen und Kinder gesehen, jedoch nicht viele, welche derart von diesem Übel befallen waren, dass sie keinen Schritt gehen konnten. Diese Krankheit, so glaube ich, geht in ganzen Familien um, denn ich sah Mütter und ihre Kinder an ihr leiden.

Beide Geschlechter bemalen ihre Körper, Tattow, wie sie es in ihrer Sprache nennen; dies geschieht in der Weise, dass die Farbe Schwarz ihrer Haut eingegeben wird, und zwar so, dass sie sich nicht mehr entfernen lässt. Manche haben schlecht gezeichnete Figuren von Männern, Vögeln oder Hunden, die Frauen haben im Allgemeinen das Zeichen „Z“ an jedem Glied ihrer Finger und Zehen; die Männer haben es in gleicher Weise, und beide haben sie andere verschiedene Figuren, wie Kreise, Halbmonde etc. auf ihren Armen und Beinen. Kurz, es herrscht eine so große Vielfalt bei der Anbringung dieser Figuren, dass ihre Anzahl wie auch ihre Art völlig dem Geschmack jedes Einzelnen überlassen scheinen; doch alle gleichen sie sich darin, dass ihr Hinterteil völlig schwarz ist, darüber haben die meisten Bögen, deren einer über dem anderen gezeichnet ist. Diese Bögen scheinen ihr ganzer Stolz zu sein, denn beide, Männer wie Frauen, zeigen sie mit großer Freude vor.

Ihre Kleidung ist entweder von Tuch oder von Mattenstoff, welchen wir in verschiedenen Sorten vorfanden. Die Bekleidung von Männern und Frauen zeigt große Ähnlichkeit: Sie wickeln ein Stück Tuches oder Mattenstoffes zwei- oder dreimal um ihre Taille, und dieses hängt hinten wie vorne, einem Unterrocke gleich, über ihre Knie herunter. Ein anderes Stück, oder manchmal zwei oder drei, etwa zwei oder 2 1/2 Yards lang und mit einem Loch in der Mitte, durch welches sie ihre Köpfe stecken, hängt vorne und hinten über ihre Schultern herunter und wird mit einem langen Stücke dünnen Tuches um ihre Taille festgebunden; an den Seiten ist es offen, sodass sie ihre Arme frei bewegen können. Dies ist die allgemeine Bekleidung aller Stände, und es gibt nur wenige ohne eine derartige, mit Ausnahme der Kinder, die ganz nackt gehen; die Jungen, bis sie sechs oder sieben Jahre zählen, die Mädchen bis drei oder vier; in diesem Alter beginnen sie zu bedecken, was die Natur sie zu verbergen lehrt …

Nach ihren Mahlzeiten und in der Hitze des Tages schlafen sie oft, besonders diejenigen mittleren Alters; die Vornehmeren unter diesen scheinen die längste Zeit mit Essen und Schlafen zu verbringen. Zerstreuungen kennen sie wenige. Bogenschießen und Ringen sind die hauptsächlichsten, das Erstere ist fast ausschließlich den Häuptlingen vorbehalten. Sie werten die Weite des Schusses; einen sah ich einen Pfeil 274 Yards weit schießen, und dennoch galt ihm dies nicht als ein Meisterschuss …

Wenn 8 oder 10 junge Mädchen versammelt sind, so tanzen sie stets einen sehr unschicklichen Tanz, welchen sie Timorodee nennen; dabei singen sie höchst unschickliche Lieder und haben eine höchst unschickliche Aufführung der Art, wie sie ihnen von frühester Kindheit an gelehrt wird. Doch sind ihre Bewegungen von schönem Gleichklang. Diese Übung geben sie jedoch im Allgemeinen auf, sobald sie die Jahre der Reife erreicht haben, denn sobald sie eine Verbindung mit einem Manne eingegangen sind, erwartet man von ihnen, dass sie sich künftig des Tanzes Timorodee enthalten. Ein weiteres Amüsement oder Brauchtum muss ich vermelden, wiewohl ich erwarte, dass man meinen Worten keinen Glauben schenkt, denn es gründet sich auf eine unmenschliche Sitte, die den vornehmsten Prinzipien der menschlichen Natur zuwiderläuft; es ist dies, dass mehr denn eine Hälfte der Vornehmeren unter den Einwohnern den Entschluss gefasst haben, einer Libertinage in der Liebe anzuhangen, ohne die Last deren Konsequenzen zu tragen; diese vermischen und verlustieren sich mit der größten Freiheit, und die Kinder, welchen das Unglück widerfährt, auf solche Weise gezeugt zu werden, werden im Augenblick ihrer Geburt erstickt. Viele dieser Leute schließen intime Bindungen und leben jahrelang als Mann und Frau zusammen, und die Kinder, welche in dieser Zeit geboren werden, erleiden den Tod. Sie sind so weit davon entfernt, dieses Tun zu verbergen, dass sie darin eher eine Art der Freiheit erblicken, auf welche sie sich etliches zugute halten. Sie werden Arreoys genannt und halten Treffen ab, bei welchen sich die Männer mit Ringkämpfen etc. amüsieren, und die Frauen führen derweil den genannten unschicklichen Tanz auf, in dessen Verlauf sie ihren Begierden freien Lauf lassen, doch, wie ich glaube, den Anschein der Schicklichkeit wahren. Ich war niemals Zeuge eines solchen Treffens. Dr. Munkhouse erlebte den Teil eines solchen, welcher genügte, um ihn bestätigen zu lassen, was man uns berichtet hatte.

Beide Geschlechter geben im Gespräch den unsittlichsten Gedanken Ausdruck, ohne die geringste innere Regung, und solche Reden verschaffen ihnen höchstes Entzücken. Der Keuschheit wird in der Tat geringer Wert beigemessen, besonders bei der mittleren Klasse; wird ein Weib des Ehebruchs schuldig befunden, so besteht ihre einzige Strafe in Schlägen ihres Gatten; die Männer bieten Fremden mit der größten Bereitwilligkeit junge Frauen und selbst ihre eigenen Töchter an, und eine Ablehnung dünkt ihnen höchst sonderbar. Doch geschieht dieses nur aus Gewinnsucht.

Die Häuser und Wohnstätten dieser Menschen tragen in bewundernswerter Weise der ständigen Wärme des Klimas Rechnung; sie bauen sie nicht in Städten oder Dörfern, sondern ein jedes von den anderen getrennt und stets in den Wäldern. Die Behausungen sind ohne Wände, sodass die Luft, vom Schatten der Bäume gekühlt, freien Zutritt von allen Richtungen hat, aus denen sie wehen mag. Kein Land kann sich angenehmerer natürlicher Pfade rühmen denn dieses; alle Ebenen, welche von den Eingeborenen bewohnt sind, sind von Gehölzen von Brotfruchtbäumen und Kokosnussbäumen ohne Unterholz bestanden und in allen Richtungen von Pfaden durchschnitten, die von Haus zu Haus führen, sodass es nichts Angenehmeres geben kann in einem Klima, welches die Sonne so mächtig regieret. Die Häuser sind im Allgemeinen in einem länglichen Viereck gebaut, die Dächer werden von drei Reihen von Säulen oder Pfosten gestützt und ordentlich von Palmblättern bedeckt; ein Haus mittlerer Größe ist ungefähr 24 mal 12 Fuß, sein höchster Punkt 8 oder 9 Fuß, das Dach beginnt bei 3 1/2 oder 4 Fuß. Die Blumen der Erde sind einige Inches hoch mit Heu bedeckt, auf welchem hie und da Matten liegen und als Gelegenheit zum Sitzen dienen; nur wenige Häuser haben mehr denn einen Stuhl, welcher dem Haupt der Familie vorbehalten ist. In ihren Häusern sind weder Räume noch sonstige Trennungen, sondern sie sind alle zusammen und schlafen gemeinsam; doch dabei beachten sie im Allgemeinen eine gewisse Ordnung: Die Verheirateten liegen beieinander, und die Unverheirateten liegen nach dem Geschlecht getrennt, in geringer Entfernung voneinander …

Ihre Kanus und Boote sind allesamt sehr schmal gebaut, und etliche der längsten messen 60 oder 70 Fuß, diese bestehen aus mehreren Stücken: Der Boden ist rund und aus großen Stämmen gefertigt; er ist in einer Dicke von ungefähr 3 Inches ausgehöhlt und kann aus drei oder vier Stücken bestehen; die Seiten sind aus Brettern fast derselben Dicke und nahezu senkrecht, nur auf das Dollbord zu ein wenig abgerundet. Die Stücke, aus welchen sie bestehen, passen aufs Beste zusammen und sind äußerst haltbar verbunden. Ihre größte Breite haben sie am hinteren Teil, nämlich im Allgemeinen ungefähr 18 oder 20 Inches; das Vorderteil ist etwa um ein Drittel schmaler. Die Höhe von dem Boden bis zum Dollbord überschreitet selten 2 1/2 oder 3 Fuß; sie bauen die Fahrzeuge mit hochgekurvtem Heck, welchselbes im Allgemeinen mit Schnitzwerk verziert ist, der vordere Teil ist wenig oder gar nicht gekurvt. Die kleineren Kanus sind nach demselben Plan gebaut und aus einem, zwei oder mehreren Bäumen, je nach ihrer Größe und dem Zweck, welchem sie dienen. Um das Kentern zu verhindern, haben sie sogenannte Ausleger, das sind Holzbalken, welche an dem Dollbord befestigt sind und je nach der Größe des Bootes auf einer Seite etwa 6, 8 oder 10 Fuß herausragen. An den Enden ist in paralleler Richtung zu dem Kanu ein langes einfaches Holzstück befestigt; manche haben es auch in der Form eines kleinen Bootes, doch ist dies nicht allgemeiner Brauch. Dasselbe liegt im Wasser und balanciert das Boot. Diejenigen, die zum Segeln dienen, haben Ausleger nur auf der anderen Seite in Höhe des Mastes; selbige dienen zur Befestigung der Wanten und sind von Nutzen beim Trimmen des Bootes, wenn der Wind frisch bläst. Die Segelboote haben einen oder zwei Masten; die Segel sind von Mattenstoff, von Gestalt sind sie oben schmal und unten breit, und man benutzt sie im Allgemeinen bei Kriegsschiffen etc. Ich habe oben erwähnt, dass die Kanus Ausleger haben; doch Doppelfahrzeuge, das sind zwei zusammen, was häufig anzutreffen ist, benötigen solche nicht, und bei ihnen verfährt man in folgender Weise: Zwei Kanus werden in paralleler Richtung ungefähr drei oder vier Fuß auseinander platziert und durch schmale Holzstücke verbunden, so überkreuz gehen und an jedem ihrer Dollborde befestigt sind. So unterstützt ein Boot das andere, und beide sind in keiner Weise vom Kentern bedroht, und ich glaube, dass in dieser Weise alle ihre großen Fahrzeuge gebaut werden, von welchen einige eine große Zahl von Männern tragen, indem sie in der ganzen Länge des Schiffes und erheblich breiter eine Plattform aus Bambus oder anderem leichten Holz haben; doch sah ich auf der ganzen Insel nur eines dieser Art. Auf dem Vorderteil all dieser großen Doppelfahrzeuge befand sich eine längliche Plattform von etwa 10 oder 12 Fuß Länge und 6 oder 8 Fuß Breite, welche ungefähr 4 Fuß über dem Dollbord von kräftigen geschnitzten Pfeilern unterstützt war; diese Plattform dient den Kriegern, in der Schlacht darauf zu stehen und zu kämpfen. Denn meines Wissens werden die großen Kanus zum größten Teil, wenn nicht gar ausschließlich, zu Kriegszwecken gebaut. Ihre Kampfmethode ist es, das gegnerische Fahrzeug zu entern und mit Keulen, Speeren und Steinen zu kämpfen. Ich sah nur eines dieser Art von Kanus im Wasser, die anderen befanden sich allesamt an Land und schienen allmählich zu verderben; auch waren nicht viele davon auf der Insel.

Die Häuptlinge und die Vornehmeren reisen im Allgemeinen in kleinen Doppelkanus von einem Ort der Insel zum anderen; auf selbigen befindet sich ein kleines bewegliches Haus, welches sie nicht nur des Tages vor der Sonne schützt, sondern ihnen des Nachts auch als Schlafstätte dient. Diese Art des Reisens ist höchst angenehm bei Inseln, welche wie diese von einem Riff umgeben sind, denn zumal diese Kanus nur wenig Wasser ziehen, können sie beständig innerhalb der Riffe bleiben und geraten somit niemals in Gefahr. Sie haben einige wenige andere Kanus, die sie Pahees nennen, welche sich von den oben beschriebenen unterscheiden; doch sah ich von diesen nur sechs auf der ganzen Insel, und man sagte mir, sie seien nicht hier gebaut. Die beiden größten waren jeweils 76 Fuß lang, und als sie benutzt worden waren, befestigte man sie aneinander. Sie sind an beiden Enden spitz und schmal gebaut und in der Mitte breit, der Boden ist gleichfalls spitz und neigt sich gleich einem Keile, doch wölbt er sich am Kiel sehr stark nach außen und rundet sich direkt unter dem Dollbord sofort wieder nach innen. Sie sind aus mehreren Stücken dicker Planken gebaut und werden wie die anderen zusammengefügt, nur haben diese Inholz, welches die anderen nicht haben; sie haben ein hochgekurvtes Heck, auch die Spitze ist etwas gekurvt, und beide sind mit dem Abbild eines Mannes geschmückt, in Holz geschnitten.

So man die Werkzeuge betrachtet, welche diese Leute haben, muss man ihr besonderes Geschick bewundern: Sie besitzen Krummäxte und kleine Beile aus hartem Stein, sowie Meißel oder Hohlmeißel aus Menschenknochen vom Unterarm, doch werden statt ihrer häufig auch Nägel verwandt. Mit diesen gewöhnlichen Werkzeugen, von denen ein europäischer Handwerker glauben mag, sie gingen beim ersten Schlag zu Bruche, habe ich sie mit überraschender Behändigkeit arbeiten sehen. Um ihr Werk zu ebnen oder zu polieren, reiben sie es mit einem glatten Stein, einer klein gehauenen Koralle; dabei verfahren sie gelegentlich so, dass sie diese mit Muscheln abkratzen, mit welchen allein sie die meisten ihrer kleinen Holzarbeiten herstellen.

Ihre großen und kleinen Boote und Kanus werden mit Paddeln gerudert und gesteuert, und obwohl die großen sehr plump erscheinen, wissen sie äußerst behände mit ihnen umzugehen und unternehmen damit meines Wissens lange Reisen; andernfalls würden sie kaum die Kenntnisse der Inseln dieser Seen besitzen, über die sie augenscheinlich verfügen. Als Schmuck tragen sie an den Mastspitzen der meisten ihrer Segler Hängezierrat aus Federn …

Die Insel ist in zwei Distrikte oder Königreiche gespalten, welche sich häufig im Krieg gegeneinander befinden, wie dies vor ungefähr zwölf Monaten der Fall war. Jedes dieser Reiche ist wiederum in kleinere Distrikte aufgeteilt, welche Whennuas genannt werden. Über jedem der Königreiche ist ein Eare dehi oder Oberhaupt, den wir einen König nennen, und in den Whennuas herrschen Eares oder Häuptlinge. Die Macht des Königs scheint nur sehr gering zu sein; er mag als ein Vater geehrt werden, doch wird er keineswegs als ein Monarch gefürchtet oder respektiert. Gleiches lässt sich von den anderen Häuptlingen sagen, doch besitzen sie einen Vorrang vor den anderen Leuten, welche ihnen eine Art freiwilligen Gehorsam leisten. Im Ganzen gesehen scheinen diese Leute Freiheiten größten Ausmaßes zu genießen, und jeder Mann scheint der einzige Richter seiner eigenen Taten; als einzige Strafe scheint er den Tod zu kennen, und ein solches Urteil wird vielleicht gegen niemand mit Ausnahme eines öffentlichen Feindes ausgesprochen. Es gibt drei Rangstufen bei Männern und Frauen: Die ersten sind die Eares oder Häuptlinge, die zweiten die Manahoonas oder Mittleren, und als letzte kommen die Toutous, welcher Gruppe all die Niederen angehören, die den weitaus größten Anteil ausmachen. Diese Letzteren scheinen in einer gewissen Abhängigkeit von den Eares zu leben, welche zusammen mit den Manahoonas das meiste, wenn nicht das gesamte Land besitzen. Dieses wird in ihren Familien vererbt, und in dem Augenblick, da der Erbe geboren, folgt er dem Vater sowohl im Titel als auch im Besitz, zumindest dem Prinzipe nach; denn es ist offenkundig, dass der Letztere während der Kindheit seines Sohnes oder seiner Tochter noch die Macht haben muss.

Alldieweil ich nun nach bestem Vermögen von der Art und den Sitten dieser Leute Bericht erstattet, wird man erwarten, dass ich jetzt auch über ihre Religion berichte. Dies aber ist ein Ding, von dem ich so wenig erfahren, dass ich es kaum zu berühren wage, und ich würde es mit Schweigen übergehen, wäre es nicht meine Pflicht wie meine Neigung, in diesem Logbuch auch die geringste Kenntnis zu vermelden, die ich von einem Volke erlangt, welches für viele Jahrhunderte von fast jedem anderen Teil der Welt abgeschlossen gewesen. Sie glauben, dass es einen höchsten Gott gibt, welchen sie Tane nennen; von ihm sei eine Zahl niedriger Götter entsprungen, welch selbige sie als Eatuas bezeichnen; diese nämlichen regieren ihrem Glauben nach über sie und mischen sich in ihre Dinge ein, und sie bringen ihnen Opfer wie Schweine, Hunde, Fische, Früchte etc. dar und rufen sie bei manchen bestimmten Gelegenheiten an, wie in Zeiten der Gefahr, beim Aufbruch zu einer langen Reise, bei Krankheiten etc. Doch die Zeremonien, deren sie sich bei diesen Gelegenheiten bedienen, kenne ich nicht. Was wir erst als Begräbnisstätten ansahen, sind Orte der Verehrung und dienen der Abhaltung religiöser Zeremonien. Die Opfergaben werden auf Altäre gelegt, die 8, 10 oder 12 Fuß hoch auf stämmigen Pfählen errichtet sind; der Tisch des Altares, auf welchem die Gaben liegen, ist im Allgemeinen aus Palmblättern. Ihre Opferstätten und die Gräber der Toten scheinen sie heilig zu halten. Die geopferte Nahrung, nahe der Gräber niedergelegt, ist meines Wissens nicht für die Verstorbenen, sondern für den Eatua, welcher sich sonst als ungnädig erweisen könnte; denn sie glauben an einen künftigen Stand der Belohnungen und Strafen, doch wie sie sich denselben vorstellen, weiß ich nicht. An einigen wenigen Orten haben wir kleine abseits stehende Häuser gesehen, welche dem Zwecke des Empfangs der Opfergaben an den Eatua, kleine Streifen Tuches, Nahrungsmittel etc., dienen. Ich bin der Meinung, dass sie dem Eatua einen Streifen oder ein kleines Stück jeden Tuches ihrer Herstellung opfern, bevor sie es selbst benutzen, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit ihrer Nahrung ebenso verfahren. Doch da es nur wenige dieser Häuser gibt, kann dies nicht allgemeiner Brauch sein; er mag wohl nur von den Priestern und solchen Familien beobachtet werden, welche gläubiger denn die anderen sind. Nun, da ich der Priester Erwähnung getan habe: Es sind nur Männer, die diese Funktion ausüben, und Tupia ist einer von ihrer Zahl. Sie scheinen in keinem hohen Ansehen zu stehen, noch können sie ihren Unterhalt völlig mit ihrem Berufe bestreiten; dies lässt mich annehmen, dass diese Leute nicht bigottisch in Bezug auf ihre Religion sind. Die Priester übernehmen bei manchen Gelegenheiten das Amt des Arztes, und ihre Hilfe besteht in der Abhaltung einer religiösen Zeremonie vor der kranken Person; ebenfalls krönen sie den Eare dehi oder König. Bei selbigen Krönungen, so berichtete man uns, wird eine strenge und aufwändige Zeremonie beobachtet, nach deren Ablauf jedermann die Freiheit hat, den neuen König für den Rest des Tages nach Belieben zu behandeln und zu necken …

Sie berechnen die Zeit nach dem Mond, den sie Malama nennen, und geben 30 Tage jedem Mond; bei zweien dieser Tage sagen sie, der Mond sei matte, das heißt tot, und dies ist zu der Zeit des Neumondes, wenn er nicht zu sehen ist. Der Tag ist in kürzere Spannen aufgeteilt, welche nicht weniger denn zwei Stunden betragen. Ihre Berechnungen gehen nach Einheiten zu 10 und 20 bis zehnmal 20 oder 200 etc. Zum Zählen benutzen sie gewöhnlich ihre Finger und wechseln so lange von einer Hand zur anderen, bis die Zahl erreicht ist, die sie auszudrücken wünschen; doch wenn es eine hohe Zahl ist, nehmen sie an Stelle ihrer Finger Stücke von Blättern …

Obwohl diese Insel im Wendekreis des Steinbocks liegt, ist die Hitze dennoch nicht zu störend; auch wehen die Winde nicht beständig von Osten, sondern sie sind Veränderungen unterworfen. Häufig weht zwei oder drei Tage lang ein frischer Wind aus südwestlicher Richtung, doch sehr selten aus dem Nordwesten. Wenn diese wechselhaften Winde statthaben, sind sie jedes Mal von einer Dünung aus dem Südwesten oder von West-Süd-West begleitet; und Gleiches geschieht, so es ruhig ist und gleichzeitig viele Wolken die Atmosphäre erfüllen …

Die Begegnung mit westlichen Winden innerhalb der allgemeinen Grenzen des östlichen Passats ist ein wenig ungewöhnlich und hat frühere Navigatoren zu dem Schlusse geführt, dass dies durch die Nähe eines großen Landstückes verursacht sei; doch glaube ich eher, dass die Ursache eine andere ist. Sowohl der Dolphin als auch wir haben die Entdeckung gemacht, dass sich der Passatwind in jenen Teilen dieser See nicht weiter denn 200 in den Süden erstreckt, und außerhalb dieser Gegend trafen wir im Allgemeinen auf einen westlichen Wind; ist daher nicht die Annahme gestattet, dass diese Winde, so sie heftig wehen, die östlichen Winde beeinträchtigen und zurücktreiben müssen und solchermaßen die verschiedenartigen Winde und die südwestliche Dünung verursachen, die ich bereits erwähnt. Es ist wohl bekannt, dass die Passatwinde in einiger Entfernung innerhalb ihrer Grenzen nur schwach blasen und deshalb mit Leichtigkeit von einem Wind der entgegengesetzten Richtung aufgehalten werden. Ebenso ist bekannt, dass diese Grenzen Veränderungen von einigen Graden unterworfen sind, und dies nicht nur zu verschiedenen Jahreszeiten, sondern auch während ein und derselben Jahreszeit. Ein anderer Grund, aus welchem ich annehme, dass diese südwestlichen Winde nicht durch die Nähe eines großen Landstückes verursacht werden, ist dieser, dass sie stets von einer starken Dünung aus derselben Richtung begleitet werden und wir eine viel stärkere Brandung an den Südwestküsten der Inseln finden, eben innerhalb der Grenzen der Passatwinde gelegen, denn an irgendeiner anderen Stelle …

Ich habe vorhin angedeutet, dass diese Leute ein umfangreiches Wissen von den Inseln dieser Seen haben; Tupia hat uns, wie auch mehrere andere, einen Bericht über mehr denn siebzig von ihnen gegeben. Doch da der Bericht, welchen sie von ihrer Lage gegeben, so ungewiss ist, scheue ich mich, eine Liste von ihnen zu erstellen, ehe ich von Tupia die Lage einer jeden Insel mit größerer Genauigkeit erfahren habe. Vier dieser Inseln, nämlich Huaheine, Ulietea, Otaha und Bolabola, liegen, so hörten wir, nur eine oder zwei Tagesreisen mit dem Segelschiff nach Westen von der Georgs-Insel entfernt; dort könnten wir Schweine, Geflügel und anderes zu unserer Kräftigung erlangen, mit welchen Artikeln wir auf dieser letzten Insel nur knapp versorgt waren. Die Besatzung unseres Schiffes war von der stets harten Arbeit hierorts und dem zu freien Verkehr mit Frauen bei schlechterer Gesundheit denn bei unserer Ankunft; die Hälfte litt nunmehr unter der geschlechtlichen Krankheit. In dieser Lage hielt ich dafür, dass es ihnen schwer werden würde, dem kalten Wetter zu trotzen, welches zu dieser Jahreszeit im Süden herrschen mochte; und deshalb fasste ich den Entschluss, ihnen einige Zeit der Erholung zu gewähren, während wir zu den genannten Inseln fuhren und selbige erforschten.

Cook beschloss nun, nach Südwesten zu segeln und sich so seiner zweiten, geheimen Mission zu widmen – der Suche nach dem postulierten Kontinent –, obwohl er nicht an eine große Landmasse nahe Tahitis glaubte. Wie erwähnt, blieb er jedoch noch eine Zeit lang in tropischen Gewässern, bis sich der Gesundheitszustand seiner Männer gebessert hatte, und nahm einen Priester aus Tahiti namens Tupia mit; dieser hatte seine Einladung vielleicht deswegen angenommen, weil er an einer Verschwörung gegen Tootaha beteiligt war, den Häuptling des Matavi-Distrikts, wo der Dolphin und die Endeavour ankerten. Aus diesen Gründen hielt sich Cook länger in den Tropen auf und entdeckte, beschrieb und erfasste die schönen und fruchtbaren „Inseln unter dem Winde“, eine Gruppe der Gesellschaftsinseln, bevor er sich auf die Suche nach dem südlichen Kontinent machte.

Dienstag, 15. August

Die am weitesten nach Süden zu liegende Insel, welche Tupia aufgesucht oder von welcher er irgend Kenntnis besitzt, liegt nur zwei Tagesreisen mit dem Segelschiff von Ohetiroa entfernt und wird Moutou genannt; doch er sagt, sein Vater habe ihm dereinst berichtet, es seien Inseln noch im Süden derselben zu finden. Wir sind aber nicht der Ansicht, dass er von einem Kontinent oder einem großen Stück Landes weiß oder jemals gehört hat. Ich habe keinen Grund, Tupias Bericht über diese Inseln in Zweifel zu ziehen; denn als wir Ulietea verließen und gen Süden steuerten, sagte er, wenn wir uns etwas mehr östlich hielten (was der Wind uns nicht erlaubte), würden wir Mannua sehen, doch wenn wir unsere Richtung beibehielten, würden wir Ohetiroa sehen. Und so ergab es sich denn auch. Wenn wir auf die Inseln im Süden treffen, von welchen er spricht, so ist es gut; wenn nicht, werde ich keine Zeit mit der Suche nach ihnen verbringen. Denn ich bin jetzt fest entschlossen, mich auf der Suche nach dem Kontinent nach Süden zu wenden.

Anfang September hatte die Endeavour die Breite von 40° 12‘ S erreicht; doch stürmisches Wetter zwang Cook, den Kurs zu ändern und Tasmans Neuseeland anzusteuern.

Entdeckungsfahrten im Pazifik

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