Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 10
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An Bord der SEBAREIDER, einige Tage zuvor
Das virtuelle Schlachtfeld war für diese Simulation bis zum absoluten Maximum ausgedehnt worden. Für die Vorbereitung des Einsatzes auf Alsar 20 war dies eigentlich nicht nötig, aber Lieutenant Commander Ned Anderson wollte es so. Als Kommandant der an Bord stationierten Raumlandeinfanteristen konnte er die individuelle Leistungsfähigkeit eines jeden Einzelnen einschätzen. Deshalb hatte er nun ganz bewusst einen etwas größeren Maßstab für diese Simulation gewählt. Schon seit längerer Zeit wollte er einmal ein großes Landeunternehmen live erleben. Dazu bot ihm das virtuelle Schlachtfeld nun die Gelegenheit. Interessiert verfolgte der Offizier jeden einzelnen Schritt der Operation und beobachtete dabei seine Männer. Die virtuelle Operation war nun fast abgeschlossen, das Abbild von Alsar 20 war so gut wie erobert. Die Simulation hatte Anderson gezeigt, wie erschreckend effizient die Raumflotte Invasionen aus dem Weltall durchführen könnte. Das Tempo der Raumlandeinfanterie war einfach atemberaubend und falls es zu unvorhergesehen Problemen kam, besaßen die Streitkräfte genug Souveränität, um mit fast allem klarzukommen. Ein wirklich furchterregender Gegner, der auch wirklich zubeißen konnte und nicht nur bellte.
Eine Sirene verkündete das Ende der Simulation und die Raumlandeinfanteristen erwachten auf ihren Ruheliegen. Anderson rieb sich durch die Augen und zog sich die Stimulationshaube vom Kopf.
„Das ist doch echtes Hexenwerk. Die Simulation fühlte sich an, wie die Landung auf Neran“, meinte einer der Soldaten.
Neran, dachte Ned Anderson. Er wusste, dass der Soldat mit seinem Spruch recht hatte. Der Lieutenant Commander war selbst Teil der Offensive gewesen, die zur totalen Vernichtung des neranischen Sternenreichs geführt hatte. Es war, als lägen die Erlebnisse Jahre zurück. Dabei waren es in Wirklichkeit aber nur einige Monate. Ob es Verdrängung war? Oder vergaßen Menschen doch so schnell?
Anderson legte die Haube in die dafür vorgesehene Mulde und verließ das virtuelle Schlachtfeld. Seine Männer hatten einen guten Job gemacht, morgen würden sie wieder an vorderster Front stehen. Der folgende Einsatz war leider wesentlich realer, als der in der Virtualität. Einige der Jungs würden es wahrscheinlich nicht zurück schaffen. So war leider das Leben eines Raumlandeinfanteristen.
Anderson ging weiter und weiter. Seine Füße setzten sich nahezu ohne sein Zutun voreinander. Schließlich erreichte der Offizier einen Lift. Noch während er sich näherte, glitten die Türen auseinander und er stieg in die Kabine. Automatisch drückte sein Finger eine Taste auf dem Tableau. Die Kabine setzte sich in Bewegung, senkte sich blitzschnell ab. Nach nur wenigen Sekunden bremste die Kabine wieder. Die Türen öffneten sich und gaben den Blick auf ein völlig menschenleeres Deck frei. Hier wollte Anderson hin, dass wusste er. Aber was wollte er hier überhaupt?
Seine Schritte führten ihn an Systemen vorbei, die der Technik vorbehalten waren. Vor einer Tür mit der Aufschrift Subraum Modulation blieb er stehen. Was mache ich hier? Ich habe doch gar keine Zugangsberechtigung?
Der Offizier sah sich um, dann zog er etwas aus der Hosentasche. Es war ein modifizierter Handcomputer. Mit einem Datenkabel war eine Schlüsselkarte daran befestigt.
Anderson schob die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz. Automatisch erwachte der Handcomputer zum Leben und arbeitete einen komplizierten Algorithmus ab. Nach quälenden Sekunden leuchtete ein grünes Lämpchen auf. Der Zugang zu diesem Bereich war frei.
Wie im Tiefschlaf betrat der Raumlandeinfanterist den Raum und machte die Tür hinter sich zu. Bei seiner Arbeit wollte er ungestört sein. Es gab schließlich Dinge, die nicht für jedes Auge bestimmt waren. Welche? Bist du irre? Was tust du hier?
Zielsicher trat er auf den Hauptrechner des dritten Modulators zu. Ohne sich aktiv dazu zu entscheiden, aktivierte Anderson die zugehörige Workstation und navigierte in Windeseile durch die Untermenüs. Gezielt wählte er eine Option aus. Sie wollen den Modulator wirklich neu ausrichten? Der Offizier las die Frage und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Genau deshalb war er nämlich hier. Aber warum?
Also bestätigte Anderson die Sicherheitsfrage. Sofort erschien ein Eingabefeld für die nötigen Subraumdaten. Dies war eine zusätzliche Hürde, damit die Anlage vor Missbrauch geschützt wurde. Die Subraumkoordinaten eines Empfängers waren nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer nicht über ein neuronales Netzwerk mit immenser Rechenleistung verfügte, brauchte einen offiziellen Befehl der Raumflotte, um die jeweilige Empfängerkennung zu erfahren. Dies wurde in der Regel aber bei Zivilisten abgelehnt.
Doch Anderson gab scheinbar spontan eine sechzehnstellige Kennung ein. Aber die Ziffernfolge war nicht beliebig, sie folgte einem seltsamen Muster. Doch der Offizier hatte die Ziffernfolge niemals zuvor in seinem Leben gesehen. Hätte er gewusst, wie sich die Dinge entwickelten, hätt er sich damals definitiv anders entschieden. Diese Möglichkeit gab es jetzt aber nicht mehr, also waren diese Gedankengänge absolut müßig.
In schneller Folge gab Anderson die Ziffern ein. Sofort begann der Modulator mit seiner Feinausrichtung. Der ganze Vorgang dauerte einige Minuten, da das System einige äußerst komplexe Berechnungen anstellen musste. Doch dann war es soweit, das klobige Ding namens Modulator gab ein akustisches Quittungssignal ab. Es war sendebereit.
Anderson zögerte einen Moment. Theoretisch konnte er immer noch entdeckt werden, aber dazu musste genau in diesem Moment ein Analysetool gestartet werden. Aber dann dauerte es immer noch eine gewisse Zeitspanne, bis seine Manipulationen am System bemerkt werden würden. In der dafür nötigen Zeitspanne war er längst wieder von hier verschwunden.
Der Offizier öffnete die Textfunktion der Workstation und gab einen ellenlangen Text ein. Bist du völlig durchgedreht?
Letztlich reiche ein einziger Tastendruck, um dem Empfänger einen durchaus aufschlussreichen Text zu übermitteln.