Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 22
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Kaum hatte Tyson die Tür verriegelt, da war Anderson auch schon auf seinen Beinen. Ich finde noch heraus, wer du wirklich bist. Mit ein paar Schritten war der Raumlandeinfanterist an der Koje von Tyson und griff nach der Jacke des Technikers. Routiniert tastete er die Jacke ab. Seine Finger stießen auf einen Widerstand. Blitzschnell verschwand seine Rechte in der Jacke und zog eine Geldbörse hervor. Interessiert klappte er sie auf.
Zuerst lächelte ihm Tyson von einem Ausweis der Fidex Corporation entgegen. Das besagte gar nichts. Ein falscher Ausweis war innerhalb von Sekunden selbst von einem Kind zu erstellen. Also sah er sich die anderen Dokumente in der Börse an. Eine ID-Karte auf den Namen Tyson, ebenso eine Fluglizenz. Als letztes fand er eine schmale, schmucklose Karte vor. In der rechten oberen Ecke war ein stilisiertes axaraborianisches Sternenbanner angebracht, darunter stand in Druckbuchstaben Nachrichtendienst der Raumflotte. Das zugehörige Foto zeigte ganz klar das Gesicht des Mannes, den er als Lawrence Tyson kennengelernt hatte. Der Ausweis war aber auf den Namen Poul Tar ausgestellt. Anderson lächelte breit. Du hättest vorsichtiger sein müssen, Poul.
Der Kopf des Offiziers ruckte zur Toilettentür herum, denn er hörte Geräusche daraus hervordringen. Wahrscheinlich war die Spülung betätigt worden. Flink schob Anderson die Geldbörse wieder an Ort und Stelle. Dann drapierte er die Jacke so auf der Koje, wie er sie vorgefunden hatte.
Als Tyson die Tür aufmachte, lag Anderson wieder auf seinem Bett. Er hatte dem vermeintlichen Techniker den Rücken zugedreht, deshalb konnte er die Augen geöffnet lassen. Hatte er es doch geahnt, dass an dem Typen irgendetwas faul war. Die Frage war eigentlich nur, ob der Geheimdienstmann etwas wusste. Aber das würde er noch herausfinden, da gab es für Anderson absolut keinen Zweifel.
Dafür bereitete ihm etwas völlig anderes deutlich mehr Sorgen. Wie sollte er jetzt eigentlich nach Alsar 20 kommen? Die SEBAREIDER war seiner Meinung nach Geschichte. Ob er erneut auf einen Kreuzer stationiert wurde, der dorthin geschickt wurde, war zumindest ziemlich unwahrscheinlich. Er konnte es natürlich auf eigene Initiative versuchen. Entweder er fand jemanden, der ihn für ein fürstliches Honorar mit seinem Schiff zum Planeten brachte, oder er besorgte sich selbst eine Raumyacht. Alternativ konnte Anderson natürlich auch eine Maschine der Raumflotte kapern. Aber wenn er das tat, würde die Raumflotte eine Hetzjagd auf ihn eröffnen. Wollte er das? Aber was für eine Wahl hatte er denn sonst schon?
Hinter ihm legte sich Tyson geräuschvoll auf seine Koje. Vermutlich wollte der angebliche Techniker ihn damit wecken. Anscheinend wollte der Kerl etwas Smalltalk führen. In Wirklichkeit wollte der Geheimdienstmann ihn aber nur aushorchen. Das Interesse an Alsar 20 war dem Typen förmlich ins Gesicht geschrieben. Ob er wusste, was wirklich dort passiert war?
Der Geheimdienst der Flotte arbeitete schnell und effektiv. Ebenso verfügte der Nachrichtendienst über ein extrem großes Informanten-Netzwerk. Es wäre also fast schon utopisch zu glauben, dass der Nachrichtendienst nichts von dem Überfall und der folgenden Invasion bemerkt hatte. Aber wenn es so war, warum reagierte das Flottenoberkommando erst jetzt?
Anderson dachte angestrengt nach. Dann erschien ein bitteres Lächeln auf seinem Gesicht. War die Wahrheit mal wieder so einfach? Das Flottenoberkommando hatte die Lage im Tennibourne-System massiv falsch eingeschätzt. Natürlich hatte die Admiralität sich auf die Informationen des Nachrichtendienstes gestützt. Wenn nun publik wurde, dass Alsar 20 dem Feind in die Hände gefallen war, würden einige Verantwortliche dafür die Konsequenzen tragen müssen. Vielleicht kam es also gewissen Kreisen ganz gelegen, wenn die SEBAREIDER niemals Alsar 20 erreichte.
Anderson stockte der Atem. Konnte das wirklich stimmen? War es am Ende ein Attentat des Nachrichtendienstes der Raumflotte auf die SEBAREIDER? Auf diese Weise würde niemand außerhalb des Nachrichtendienstes erfahren, was sich im Tennibourne-System wirklich zugetragen hatte. Der Geheimdienst behielt seine Reputation, niemand wurde zur Verantwortung gezogen. Wen interessierte schon das Leben der wenigen Überlebenden auf Alsar 20? Wut stieg in ihm auf. Er dachte an den Blaster unter seinem Kopfkissen. Anderson hatte ihn aus seinem Oberschenkelholster genommen, da er nicht auf der Waffe liegen konnte. Langsam, ganz langsam tasteten sich seine Finger zu der Waffe. Er spürte die Kühle des Composits an seinen Fingerspitzen. Dann schloss sich seine Rechte um den Griff der Pistole. Genaugenommen war Tyson eines dieser Arschlöcher, die die Invasion auf Alsar 20 zu verantworten hatten. Er würde diesen Mistkerl nur zu gerne abknallen.
Da kam Anderson noch ein anderer Gedanke. Vielleicht gab es in dieser seltsamen Situation ja sogar Spielraum für einen Deal mit dem Geheimdienst? Bisher war er davon ausgegangen, dass man bereits wusste was auf Alsar 20 passiert war. Aber vielleicht hatte der ach so mächtige Geheimdienst ja ein zweites Mal in Folge versagt? Vielleicht war den grauen Eminenzen seine genaue Analyse der Situation eine Weltraumyacht wert?
Kaum hatte Anderson diesen Gedanken zu Ende gedacht, explodierte der Schmerz in seinem Brustkorb. Mit aller Gewalt zwang sich der Offizier, ruhig liegenzubleiben und keinen Ton von sich zu geben. Es fühlte sich an, als wühlte irgendjemand mit einem glühenden Rasiermesser in ihm herum. Augenblicklich erstarb der Schmerz wieder. Er atmete tief durch.
„Das war nur eine Kostprobe. Wenn du nicht kooperierst, wirst du wahren Schmerz kennenlernen“, hörte er die Stimme in sich und wusste, er hatte verloren. Anderson hatte einfach zu lange gebraucht. Der Parasit in ihm war herangereift und direkt mit seinem Nervensystem verwachsen. Man hatte ihm gesagt, dass das passieren würde, es war der Preis für das Überleben wichtiger Menschen. „Töte den Mann. Er ist ein Feind!“
Anderson schluckte. Ein Mord für das Leben von einer ganzen Familie. Akzeptabel. Aber wie soll ich zurückkommen?
„Darum kümmern wir uns. Töte den Geheimdienstmann!“