Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 43
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Parat Voss hatte einen Landgleiter organisiert und fuhr mit Romi Kiran langsam und ohne Licht ein Bachbett hinauf über Steine und Stämme. Im Schein des Viertelmondes tasteten sie sich später aus dem Bach heraus und überquerten eine Geröllhalde. Als sie nur noch Himmel über sich hatten und seitlich ein paar Gipfel und Grade, hielt Voss an. Er holte seinen Handcomputer aus dem Handschuhfach. Ein kurzer Tastendruck genügte und der Bildschirm leuchtete auf. Eine Landkarte erschien.
„Dort unten verläuft die alte Kriegsstraße. Auf der anderen Seite steht ein Bunker, und der ist bewacht.“
„Den umgehe ich“, erwiderte Kiran.
„Sie sind verrückt. Nein, Sie sind absolut wahnsinnig.“
„Ich werde schon aufpassen.“
„Dann warte ich hier“, sagte Voss, als er einsah, dass an der Ansicht von Kiran nichts zu ändern war. „Wie lange warte ich?“
„Bis ich zurückkomme.“
„Und wenn es Sommer wird?“
„Dann bis zum Sommer.“
Im Moment war es auf 1200 Meter noch Winter, und der Regen fiel als Schnee. Zwar blieb er nicht liegen, aber er sorgte dafür, dass es verdammt kalt wurde.
„Warten Sie achtundvierzig Stunden“, sagte Kiran. „Sollte ich bis dahin nicht zurück sein, informieren Sie das Hauptquartier.“
„In Ordnung.“
Kiran wollte sich gerade in Bewegung setzen, doch Voss hielt sie zurück. „Ganz ohne Waffe?“, fragte er.
Sie ließ ein Lasermesser aufflammen. Die Klinge erlosch, als sie den Knopf am Griff drückte.
„Und was haben Sie als Reserve?“
„Das Messer muss genügen.“
Voss holte einen kleinen Blaster aus der Beintasche seiner Kombination. „Hier, nehmen Sie.“
Kiran steckte die Waffe ein. Der Abschied war kurz.
„Na dann!“, sagte sie und ging. Nach wenigen Metern sah sie den Mann nicht mehr. Das Schneetreiben nahm zu. Schlecht wurde es erst, wenn es aufhörte. Dann entdeckte man ihre Spuren.
Im ersten Morgengrauen hörte sie das Dröhnen eines Triebwerks. Ein Patrouillenschiff, vermutete sie. Wenig später sah sie den Bunker und umging ihn auf einem verschneiten Geröllhang. Die Sonne kam heraus. Man konnte ins Tal blicken. Im Dunst sah sie grüne Wiesen, das glitzernde Band eines Flusses und weiter rechts die Gebäude der Sanatorien. Daneben gab es parkähnliche Anlagen, Sportstätten und mehrere kleine Teiche.
Was Kiran jedoch irritierte, war die rege Betriebsamkeit, die dort herrschte. Sanatorien galten eigentlich als Orte der Ruhe, wo sich die Patienten erholen konnten. Dort drüben ging es jedoch zu wie bei einer Mobilmachung. Raumschiffe landeten und starteten. Dazwischen sah sie Menschen, die Gegenstände transportierten oder mit Landspeedern zwischen den Gebäuden hin und herfuhren. Die Raumschiffe waren ihr vollkommen unbekannt. Solche Modelle hatte sie noch nie gesehen. Aber das musste nichts bedeuten. Es kamen ständig neue Konstruktionen auf den Markt. Selbst für Experten war es schwer, den Überblick zu behalten.
Kiran schob das Fernglas in die Beintasche und setzte sich wieder in Bewegung. Mittlerweile war sie davon überzeugt, dass hinter der Entführung von Hauptmann Kalisada weitaus mehr steckte, als man bisher angenommen hatte. Wind kam auf und verwehte den Dunst. Immer wieder blieb sie stehen und kontrollierte durch das faltbare Fernglas die Gegend.
Obwohl es Zeit kostete, nahm sie den Umweg durch eine verkarstete Bergflanke, wo große Felsbrocken immer wieder Deckung boten. Der Schnee auf den Ästen fiel in halbgefrorenen Tropfen zur Erde. Kiran schlich vorsichtig auf die Gebäude zu. Immer wieder blieb sie stehen und sicherten nach allen Seiten. Sie achtete auf jedes Knacken und Scharren, auf jedes abnormale Geräusch. Weiter tastete sich Kiran durch das Unterholz übe eine Schonung zu dem anschließenden Dickicht. Wie ein Tier, das den Jäger witterte, verhielt sie sich.
Die Rückseite des ersten Gebäudes tauchte vor ihr auf. Das Sanatorium war fünf Stockwerke hoch. Mehrere Spuren von Landgleiter verliefen im Schnee. Fahrzeuge waren nicht zu sehen. Einige Male überdachte Kiran das Risiko, das sie hier einging und ob es je in einem Verhältnis zum Ergebnis stand. Keiner ließ sich gerne auf fremdem Territorium erwischen oder abknallen. Von der Vorderseite ertönte das dröhnende Geräusch einer startenden Fähre. Kiran beschloss, sich Gewissheit zu verschaffen. Sie wollte herausfinden, was hier vorging.
Sie ließ sich die Böschung hinabgleiten und stand wenige Sekunden später vor der Tür des Hintereingangs. Sie war durch ein simples Zahlenschloss gesichert. Kiran holte den Handcomputer aus der Beintasche ihres Anzugs, schaltete ihn ein und richtete die eingebaute Kamera auf das Schloss. Dann führte sie eine Abtastung durch. Anhand der Abnutzungserscheinungen errechnete der Computer innerhalb kürzester Zeit, welche Zahlen in welcher Reihenfolge gedrückt wurden. Kiran gab die Kombination ein.
Mit einem leisen Zischen glitt die Tür zur Seite. Dahinter befand sich ein hellerleuchteter Gang. Kiran betrat das Gebäude und sah sich um. Zu beiden gab es mehrere Türen. Sie waren verschlossen. In einer Entfernung von vier Metern machte der Gang einen Knick nach links. Vorsichtig schlich Kiran darauf zu. Plötzlich ertönte hinter ihr ein Geräusch. Ruckartig wandte sie sich um. Eine große, massige Gestalt stand dort und versperrte ihr mit einer schweren Waffe Rückweg und Vorwärtskommen.
„Ich habe deine Abdrücke gesehen.“
Die Stimme klang vollkommen fremd und wurde zusätzlich durch einen Universalübersetzer verzerrt. Bevor Kiran etwas tun konnte, schoss der Fremde.