Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 17
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Das grenzte doch an Zauberei. Tyson war verwirrt. Er war vom Regen in die Traufe geraten. Die Gedanken überschlugen sich im Kopf des Technikers. Er fand einfach keinen Punkt, um die Situation packen zu können. Anstelle dessen starrte er auf den Boden vor seinem Sitz.
Anderson löste seinen Schutzbügel und ließ seinen Blick schweifen. Fünf Betten, eine Toilette, ein Nahrungssynthetisierer. Die Kapsel schien den Start unbeschädigt überstanden zu haben. Das war durchaus nicht immer so, also wenigstens etwas Positives.
Der Soldat stand von seinem Sitz auf und fasste sich in den Nacken, massierte einen Muskel. Zögernd ging er in Richtung des Schotts, das den Hauptraum vom kleinen Vorraum trennte.
„Wohin gehst du?“
Anderson drehte sich zu Tyson um. „Nur etwas die Beine vertreten, wir werden ja eher länger hier drin sein.“ Wieder griff er sich in den Nacken. „Wenn man uns überhaupt findet!“
Auch der Techniker klappte den Sicherungsbügel hoch, folgte dem Uniformierten. Von dem Soldaten drohte ihm vermutlich keine Gefahr, denn dieser ahnte ja nichts von Tysons Wissen. Er musste sich zusammenreißen, um es nicht zu versauen. Aber gleichzeitig wollte Tyson Anderson auch nicht unbeaufsichtigt irgendwo in der Kapsel herumfummeln lassen. Deshalb folgte er dem Offizier.
„Wie oft hast du denn so eine Notausstiegsprozedur schon mitgemacht?“, machte Tyson auf Smalltalk.
Anderson zuckte mit den Schultern. „Zweimal. Aber es ist jedes Mal wie eine Premiere!“
Gemeinsam betraten die beiden Männer den Vorraum. Anderson verzog das Gesicht auf eine merkwürdige Art und Weise, berührte dabei wieder seinen Nacken. „Aber weißt du, was bei diesem Mal anders ist?“
Tyson schüttelte stumm seinen Kopf und fragte sich, was das für ein Tick mit dem Nacken war.
„Wir kommen nicht an die Systeme der Kapsel heran!“
Der Offizier deutete mit dem Kopf in Richtung der zweiten Tür.
Tyson sah, dass der Offizier recht hatte. Ein rotes Licht leuchtete am Türschloss. „Was ist dort eigentlich alles drin?“
Anderson zuckte mit den Schultern. „Ein süßer kleiner Deflektorgenerator und der Antrieb. Außerdem die Lebenserhaltungssysteme.“
Das Gesicht des Technikers verdüsterte sich merklich. Wenn sich dort jemand eingeschlossen hatte, konnte er an den Lebenserhaltungssystemen herumspielen, oder sie gar ganz ausschalten. Dann war innerhalb kürzester Zeit alles vorbei. „Warum kann man die Türen überhaupt von außen verschließen?“
Anderson trat an das Schott heran und hämmerte mit seiner Faust dagegen. „Eigentlich kann man die Schlösser nur von innen verriegeln. Aber vorhin war ich in einer Kapsel, die nicht starten wolle. Offiziell ist auch das völlig unmöglich.“
„Seltsam“, sagte Tyson nachdenklich.
Anderson nickte. Hinter der Tür blieb alles ruhig, also wandte sich der Offizier um und ging zum Hauptraum zurück. „Anscheinend ist an Bord der SEBAREIDER doch so einiges nicht mehr in Ordnung gewesen, wie es den Anschein gemacht hatte.“ Anderson blieb abrupt stehen. „Aber das es zum Evakuierungsalarm gekommen ist, hatte nichts mit schlampiger Wartung zu tun.“
„Womit sonst? Sind wir angegriffen worden?“
Der Raumlandeinfanterist lachte. „Zumindest nicht von außen, sonst säßen wir wahrscheinlich nicht mehr hier.“
„Du meinst, es war eine Bombe?“
Anderson nickte. „Oder besser gesagt gleich mehrere. Vermutlich in der Nähe des Antriebs.“
Und damit relativ in der Nähe von genau der Rettungskapsel, in der sie gerade gefangen waren. Das sprach erneut nicht unbedingt für Anderson. Wenn er ein Verräter war, würde er sicherlich auch Sprengsätze zünden. Das war ja letztlich nur eine konsequente Steigerungsform des Verrats. Aber konnte sich Tyson da so sicher sein? War Anderson wirklich der Verräter? Tyson hätte noch nicht einmal behaupten können, dass den Mann der Raumflotte nicht gemocht hätte, oder dieser ihm auf irgendeine Weise unsympathisch gewesen wäre. Das traf alles nicht zu, aber er traute dem Offizier einfach nicht über den Weg. Es sprach einfach zu viel gegen ihn.
Nach dem Gespräch im Vorraum war es still in der Kapsel geworden. Wenn Tyson ganz ruhig war, konnte er den eigenartigen Rhythmus des rudimentären Impulsantriebs hören. Die Kapsel bewegte sich also. Irgendwohin. Wie ein Staubpartikel in einem Speicher, der vom Sonnenschein zum Glitzern gebracht wurde. Oder war sie eher wie ein Papierschiff, dass auf einem Bach hilflos hin und her gewirbelt wurde?
Tyson musste wieder an den Raum mit den Schiffsaggregaten denken. Konnte sich dort tatsächlich jemand in diesem Raum verstecken, oder war es anstelle dessen nur eine weitere bedeutungslose technische Panne? Er war sich alles andere als sicher. Aber welchen Grund gab es, der ein solches Versteckspiel plausibel machen könnte? Mit etwas Kreativität ließ sich da sicherlich etwas konstruieren, aber wie wahrscheinlich war das am Ende?
Tyson lag auf seiner Koje und beobachtete Anderson aus seinen Augenwinkeln. Der Offizier war tief und fest eingeschlafen, so als kümmere ihn die Situation gar nicht so recht. Ledernacken, dachte der Techniker. Aber leider musste er sich eine Sache immer wieder ins Gedächtnis rufen. Höchstwahrscheinlich war es exakt dieser Raumlandeinfanterist, der Kontakt zu eben jenem Planeten aufgebaut hatte, der den Kontakt zum Sternenreich abgebrochen hatte. Wenn es Anderson gewesen war, der einen Subraumkanal geöffnet hatte, dann konnte von diesem Mann durchaus eine Gefahr für Tyson ausgehen. Er dachte angestrengt nach. Was konnte er tun? Sein Verstand biss sich wie ein Terrier fest, lieferte ihm aber keine hilfreichen Erkenntnisse. Aber es gab noch ein weiteres Problem, um das er sich dringend kümmern musste. Doch in dieser Angelegenheit konnte Tyson etwas tun. Die Lösung dieses Problems lag sogar voll und ganz in seiner Hand.
Tysons Blick ruhte auf dem schlafenden Anderson. Seine Atemzüge gingen tief und gleichmäßig. Er nahm sich alle Zeit der Welt, beobachtete den angeblich Schlafenden ganz intensiv. Schließlich war er sich sicher, dass der Offizier tatsächlich in Morpheus Reich weilte. Mit einer geschmeidigen Bewegung, die man dem großen Mann gar nicht zugetraut hätte, rollte er sich lautlos von seinem Bett herunter. Verharrte davor und behielt seinen Blick auf Anderson gerichtet.
Nichts, der Mann blieb ganz ruhig liegen. Er atmete tief und ruhig. Wenn er sich nur schlafend stellte, war das eine wirklich lobenswerte schauspielerische Leistung.
Mit leisen Schritten näherte sich der Techniker dem schmalen Kontrollpult am anderen Ende des Raums. Nahezu lautlos erreichte er die Konsole und machte sich daran zu schaffen. Nach kurzem Suchen fand er, was er brauchte. Wenn Anderson nicht explizit danach suchte, würde es ihm vermutlich auch gar nicht auffallen. Aber für Tyson war jetzt ein unnötiges Problem aus der Welt geschafft.