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10. Kapitel
ОглавлениеIn den nächsten Wochen trafen sich die beiden Männer regelmäßig im griechischen Restaurant, und immer wurden sie von dem freundlichen Guiseppe bedient. Es gab noch andere Kellner im Restaurant. Einmal bediente ein anderer Kellner die Freunde, was Max zur Frage bewegte, wo denn Guiseppe sei.
"Er kommt sofort," sagte das neue Gesicht, und es dauerte auch nur zwei Minuten, dann tauchte Guiseppe auf, und lachend sagte er: "Er habe privat etwas tun müssen." Max grinste. Auch Kellner müssen mal pinkeln, sagte er sich.
Eines Morgens hatte Max seiner Haushälterin Frau Kranig beim Frühstück erneut von seiner neuen, so merkwürdigen Freundschaft erzählt und davon, dass Franz so langsam sterbe. Das sei bedrückend, traurig, und doch freue er sich auf die Gespräche mit diesem Franz.
„Dieser Franz hat nicht studiert, aber er ist nicht ungebildet, und wenn er von sich oder seinen Kindern erzählt, so sehe ich das alles vor mir. Er redet auch vom Arbeitsamt, und er beschreibt die Beamten dort – manchmal muss ich laut lachen.“
„Der Mann stirbt, haben Sie gesagt?“ Frau Kranig schüttelte den Kopf.
„Ja, er hat Krebs, und da ist wohl nichts mehr zu machen.“
„Und da freuen Sie sich auf die Gespräche?“ fragte Frau Kranig.
Als Max nickte, sah sie ihn an als wäre er nicht mehr der Chef, den sie so viele Jahre hindurch betreut hatte. Sie sah einen alten Mann, der „vielleicht nicht mehr ganz richtig im Kopf“ war.
Beim nächsten Mal steckte Max seinem neuen Freund einen gefüllten Briefumschlag in dessen Jackentasche. Franz mochte ahnen, dass in dem Umschlag Geld steckte. Tatsächlich hatte Max fünfhundert Euro in den Umschlag gepackt. Franz holte den Umschlag aus der Tasche und reichte ihn Max wieder zurück.
„Das geht nicht,“ erklärte Franz mit einem sehr abwehrenden und doch traurigen Blick.
„Franz, das geht,“ antwortete Max, und er schob den Umschlag Franz wieder zu.
Beide schwiegen eine ganze Weile, sie schauten sich an. Schließlich war es Max, der sagte, sein Freund solle das Geld nehmen. Und er sagte weiter: „Franz, ich habe Geld. Ich bin nicht arm. Du kannst es nehmen, denn du brauchst es, ich brauche es nicht. Und noch etwas. Deine Freundschaft kann ich mit Geld nicht aufwiegen. Diese Dienstagabende sind für mich sehr wichtig geworden. Ich war nicht glücklich, bevor wir uns trafen. Jetzt habe ich einen Freund, der in meinen Gedanken ist, der mich gedanklich beschäftigt, auch wenn wir uns nicht sehen.“
Franz rührte sich nicht.
„Franz, und nun denke mal praktisch. Du kannst es gebrauchen. Nimm es als ein kleines Zeichen unserer Freundschaft. Ich bitte darum.“
Mit Tränen in den Augen steckte Franz den Umschlag wieder ein.