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11. Kapitel

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An einem der folgenden Dienstage verlief das Zusammensein ganz anders. Franz sah etwas besser aus, und er sagte gleich zur Begrüßung, dass er am Vortag beim Arzt gewesen sei, und er habe neue Medizin bekommen. Es gehe ihm wesentlich besser, und man solle den Krebs auch vergessen, zumindest an diesem Abend.

„Außerdem hatten wir gestern den Geburtstag von Mia gefeiert,“ das Gesicht von Franz war ernst. „Es war natürlich keine richtige Feier. Sie hatte niemanden ihrer früheren Schulfreundinnen eingeladen, sie hatte auch keine Kollegen von der Bank eingeladen – sie will in ein paar Tagen eine Party bei ihrer Freundin feiern, bei einer ihrer Freundinnen. Aber gestern haben wir zumindest angestoßen.“

„Wie alt ist sie geworden?“ wollte Max wissen. Sie hatte den 20. Geburtstag gefeiert.

Und dann sagte Franz: „Ich glaube, Mia schämt sich, in so einer armseligen Bude zu leben.“ Er zuckte mit den Schultern und meinte noch, dass er das verstehe, aber man könne nichts dagegen tun. „Sie ist in unserer Bude nicht richtig zu Hause.“ Franz holte Luft.

„Heinrich und Friedrich waren da, um anzustoßen, Heinrich hatte einen Studienkollegen dabei,“ berichtete Franz. „Der junge Mann war ein lustiger, aufgeschlossener Mann, der hatte für Stimmung gesorgt. Etwas später war auch Heinrichs Freundin gekommen, ein nettes, stilles Mädchen, die Kunst studiert. Ja, und so wurde es doch noch eine nette Party, an der Mia ihren Spaß gehabt hatte.“ Ganz leise fügte er noch hinzu: „Ich hoffe es wenigstens.“

Franz holte tief Luft, dann verzog er das Gesicht ein wenig. Er sagte: „Manchmal denke ich, dass es nicht die Wohnung ist, weshalb Mia und der Kleine so häufig fort sind. Der Kleine ist am liebsten draußen, irgendwo, und streunt herum. Seit dem Unfall ist er oft allein, viel zu oft. Die Freunde von früher scheint es nicht mehr zu geben. Ich weiß überhaupt nicht, was er denkt und was er macht. Und Mia? Ich bin ja so froh, dass sie in die Lehre geht. Sie ist mir auch völlig fremd geworden. Weißt du, Heinrich ist so etwas wie ein ruhender Pol – das sagt man doch.“

„Hast du denn keine Freunde?“ fragte Max, obwohl die Frage nichts mit Mias Geburtstag zu tun hatte. Dann fügte er hinzu: „Du hattest doch sicher auch nette Arbeitskollegen.“

Erst sagte Franz nichts, dann meinte er, dass er seit dem Tod seiner Frau keinerlei Kontakt mehr gehabt hatte. „Und worüber soll ich mit den alten Kollegen reden? Die haben andere Probleme. Viele der älteren Kollegen haben auch keinen Job. Manchmal treffe ich den einen oder anderen in der Arbeitsagentur, rein zufällig. Und der Schiffsbau, der ist krank, da gibt es keine Arbeit mehr.“ Franz schüttelte den Kopf.

„Und was ist mit dir? Hast du keine Freunde mehr?“ fragte Franz zurück, und er schaute Max fragend an.

Max musste kurz auflachen. Er bekannte, dass er in den letzten Jahren zunehmend den Kontakt mit Freunden und Bekannten verloren hatte. Einige von ihnen seien inzwischen gestorben, bei anderen hatte sich das Interesse an einem gegenseitigen Gedankenaustausch gelegt.

„Das liegt an mir, denn ich möchte nicht mehr über alte Zeiten reden. Und wenn ich ehrlich bin, geht es mir so ähnlich wie dir. Alte Freunde und Kollegen – was ist das? Man kommt zusammen, und dann redet man über das, was man tat, und nur wenig über das, was man jetzt tut, und gar nicht über das, was noch kommt. Das ist für mich langweilig und unergiebig.“

„Und was machst du so?“ fragte Franz. Er schien echt interessiert zu sein.

„Das frage ich mich selbst manchmal,“ antwortete Max nachdenklich. „Bald bin ich 80, und ich dachte daran, eine größere Schiffsreise zu machen.“ Dann musste Max grinsen. Schiffsreise? Vielleicht würde er sie doch nicht machen. Immer wieder hatte er an eine Schiffsreise gedacht, vor allem damals, als seine Frau noch gelebt hatte. Gemeinsam wollten sie die Reise unternehmen, und nie war etwas daraus geworden.

Der Alte spinnt

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