Читать книгу Einfach Los - Mit dem Rucksack durch Mittelamerika - Jan Richter - Страница 19
ОглавлениеWanderung auf den Pacaya
Die Wanderung auf den Pacaya war weniger spannend, als es die Versprechungen im Vorfeld vermuten ließen.
Die Versprechungen:
Aktiver Vulkan mit über 2.500 m Höhe
Kratersee in einem erloschenen ehemaligen Krater des Pacaya
wunderschöne Aussicht auf die Vulkane Agua, Fuego und Acatenango
Steine so heiß, dass man besser Schuhe mit dicker Sohle anziehen sollte.
Die Fakten:
Zum einen hatten wir eine ziemlich bescheidene Sicht am Nachmittag. Hinterher sagte man uns, dass man doch lieber am Vormittag gehen sollte, da sei die Sicht generell besser. Somit fiel der Ausblick auf die Nachbarvulkane schon mal flach. Dafür erzeugten die Wolken rund um den Vulkan eine dermaßen düstere Stimmung, wie sie sich jeder Horrorfilmregisseur nur wünschen könnte.
Durch die schlechte Sicht war aber auch der Kratersee, der Lago de Amatitlán, nur eingeschränkt zu sehen.
Ja… und dann waren ja da noch die heißen Steine. Das HIGHLIGHT. Na ja, nur so viel: Als es langsam dunkel wurde, war es schweinekalt da oben! Die einzigen warmen Stellen waren zwei kleine Löcher im Boden, aus denen angenehm warme Luft kam! Dort konnte man auch reinsteigen. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Wer kann schon von sich behaupten, einmal IN einem aktiven Vulkan gesessen zu haben. Unser Reiseführer meinte, dass bis vor drei Jahren noch täglich Lavaströme den Hang heruntergeflossen sind und damals die Steine auch wirklich so heiß waren. Man wusste nie genau, wo genau in der Nacht die Lava langgeflossen war. Da soll es schon mal vorgekommen sein, dass die eine oder andere Sohle geschmolzen ist.
Ganz nach oben auf die Spitze darf man heute nur noch mit Sondergenehmigung, da die Seismologen damit rechnen, dass der Vulkan demnächst wieder Lava spucken könnte. Der Aufstieg bis knapp unter die letzte Spitze dauerte 90 Minuten. Die etwas Sportlicheren unter euch schaffen das aber auch locker in einer Stunde oder weniger. In meiner Gruppe waren allerdings einige Spezialisten, die wohl gedacht haben, eine Vulkanbesteigung sei in etwa so wie ein gemütlicher Spaziergang in Holland. Als der Guide sagte, dass wir einen Höhenunterschied von 300 m überwinden müssen, was ja nun wirklich kein Akt ist, war einer der Kommentare: „Waaaas? Das hat mir keiner gesagt! Da bleib ich hier!!!“ Ich glaube, bei der guten Dame war die wahre Bedeutung der Worte Vulkan = Berg & Besteigung = da muss ich auf jeden Fall irgendwo hoch noch nicht angekommen. Beide Worte in Kombination hatten sie dann wahrscheinlich vollends überfordert. Sie konnte sich aber doch noch durchringen mitzukommen. Dadurch waren wir aber leider auch gezwungen, alle paar Meter eine Pause zu machen.
Für die ganz Faulen hätte es auch Pferde gegeben, die einen rauftragen, aber mit einer Ausnahme (US-Amerikanerin ) haben es dann doch alle auf eigenen Füßen bis nach oben geschafft.
Falls ihr auch schon mal als Backpacker unterwegs wart, werdet ihr das sicher bestätigen können: Der Großteil aller aus dem Internet bekannten Vorurteile, vor allem gegenüber US-Amerikanern, Argentiniern und Israelis, werden von 90 % der Leute, die man unterwegs trifft, absolut bestätigt, auch wenn man selber ganz unvoreingenommen auf die Menschen zugeht.