Читать книгу Einfach Los - Mit dem Rucksack durch Mittelamerika - Jan Richter - Страница 4
ОглавлениеMéxico
Ankunft in Cancún
Da meine Reise ja mehrere Monate dauern sollte und somit die Kosten schwer zu kalkulieren waren, dachte ich mir: ‚Ich muss auf jeden Fall beim Flug sparen‘, und setzte mich daher für etwas mehr als 400 Euro in einen Pauschaltouribomber der Airberlin. Als die Maschine nach einem zehnstündigen Flug auf dem Rollfeld des Flughafens zum Stehen kam, fühlte ich mich, als wäre ich gerade einem Viehtransport entstiegen. Aber für das Gefühl, ein paar Euro gespart zu haben, nahm ich das, wie auch das pausenlose Kleinkindergeschrei, in Kauf.
Da ich hier in Cancún ja vorher schon mal gearbeitet hatte, wusste ich bereits, was auf mich zukommt, nachdem ich den Flieger endlich verlassen konnte.
Erste Station: Das Flugzeug parkte am Arsch der Welt und ich musste 30 Minuten quer durch den ganzen Flughafen laufen, um mich dann eine Stunde bei der Immigración für einen Stempel im Pass anstellen zu „dürfen“. Warum so was eine Stunde dauert, fragt ihr euch…?
Jaaaaaa…. der Staat México scheint sparen zu müssen und stellt in der Regel pro 250-Mann-Flieger nur zwei Zollbeamte für die Passkontrolle ab. Einer davon ist für alle Ausländer zuständig und der andere für alle Mexikaner. Wie ihr euch vorstellen könnt, sitzen in so einer Airberlin ins Pauschalurlauberparadies Yucatán, wenn‘s hoch kommt, fünf Einheimische. Wenn die durch sind, macht der für sie zuständige Zollbeamte aber nicht etwa mit den NICHT-Mexikanern weiter, sondern gönnt sich erst mal eine Pause. Als ich endlich den heißbegehrten Stempel ergattert hatte, war ich schon an der 2. Station vorbei und begab mich direkt auf den Weg zu Station Numero Tres: das Kofferband.
Ich nahm an, dass mein Rucksack schon längst da sein müsste, und falls ihn mir niemand geklaut haben sollte, er wahrscheinlich bereits irgendwo neben dem Band liegen würde, da das Band sicher schon für einen anderen Flug gebraucht werden würde! Mit einer der beiden Annahmen lag ich richtig: Das Band wurde bereits für einen anderen Flug gebraucht! Mein Rucksack war aber trotzdem noch nicht da! Warum? Das haben mir hinterher meine Ex-Kollegen erklärt: Bei deutschen Airlines galt seit kurzem genau wie im Saturn: „GEIZ IST GEIL!!!“. Dadurch kamen auch die Koffer der eine Stunde später gelandeten Maschine aus London noch vor meinem Rucksack aus den Untiefen des Airports zum Vorschein. Nach weiteren 30 Minuten landete auch mein Rucksack dann endlich auf dem Kofferband und ich hatte nur noch die finale Station 4 vor mir: die Zollkontrolle.
Ihr kennt das sicher… Überall auf der Welt muss man dabei durch einen grün gekennzeichneten Gang gehen, was so viel bedeutet wie: „Ich habe nix Illegales dabei und will euch auch nicht meine gute deutsche Schokolade abgeben“. In Cancún gibt es so was aber nicht, hier muss man auf einen Knopf drücken, der mich sehr stark an einen Knopf aus Schulzeiten erinnerte, nämlich den „Notausknopf“, den ich einmal drücken musste, als mein Chemielehrer das halbe Chemielabor mit einem Bunsenbrenner und etwas zu viel Magnesium im Reagenzglas abgefackelt hat. Da habe ich jetzt also ein zweites Mal in meinem Leben draufgedrückt und siehe da… das Licht blieb an! Es stand ja auch nix in Flammen und meine heißgeliebte Schoki musste ich auch nicht abgeben.
Super, den Flughafen hatte ich nun überstanden! Na ja, noch nicht ganz, bevor ich nämlich bei meinen Ex-Kollegen ankam, musste ich noch die teilweise sehr anhänglichen Taxischlepper abwimmeln, die einem einen Taxitransfer für hunderte Dollar aufschwatzen wollen, obwohl vor der Tür auch der öffentliche Bus für einen Bruchteil dieses Betrages abfährt.
Draußen angekommen, wartete man schon auf mich, da ich einer der Letzten war, die es rausgeschafft hatten.
Zügig ging es nun mit dem Bus schnurgerade die Carretera runter nach Playa del Carmen und in die Wohnung von Daniel, einem Freund und Ex-Kollegen, der mir für die ersten Tage meines Abenteuers sein Sofa zur Verfügung stellte. Nachdem ich feststellen musste, dass die “Minibar“ im Hotel Daniel nicht einmal Bier vorrätig hatte (so was war nur vier Monate zuvor, damals noch ohne weiblichen Einfluss, nie vorgekommen), machte ich es mir erst mal auf dem Sofa gemütlich und entspannte mich ein bisschen.