Читать книгу Der Verlorene von Hans-Ulrich Treichel: Reclam Lektüreschlüssel XL - Jan Standke - Страница 11
Reise nach Heidelberg
ОглавлениеAls das Jugendamt Einwände gegen den Antrag der Eltern erhebt, erstreitet der Vater das Abstammungsgutachten Gutachten vor Gericht und die Familie erhält einen Termin bei Professor »Dr. phil. et med. Freiherr von Liebstedt« (S. 83) an der Universität Heidelberg. Seit der Untersuchungstermin bekannt ist, bessert sich der Zustand der Mutter. Beim Ich-Erzähler kehrt auch im neuen Opel die bekannte Reiseübelkeit zurück, wofür der Vater kein Verständnis hat. Er hält den Sohn für undankbar. Auch die Gesichtskrämpfe des Ich-Erzählers treten wieder auf und versetzen den Vater zusätzlich in Rage (S. 85 f.).
In Institut in Heidelberg Heidelberg ist der Vater aus Ehrfurcht vor dem Professor »nervös wie ein Prüfling« (S. 86). Im Institut nimmt eine Laborantin erste Untersuchungen vor und erstellt auch Gipsabdrücke der Füße aller Familienmitglieder. Dabei bemerkt der Ich-Erzähler die unterschiedlichen Füße des Vaters. Der linke Fuß erscheint ihm »krallenartig[ ]« (S. 89). Anschließend werden weitere »Körperbaumerkmale« (S. 93) ermittelt, wofür der Ich-Erzähler seinen Oberkörper entkleiden muss. Während der Untersuchung bricht er vor Scham in Schweißausbruch Schweiß aus.
Da der Professor die Familie erst am Nachmittag empfängt, besuchen sie zwischenzeitlich die Kantine des Instituts und setzen sich an einen Tisch, an dem bereits ein redseliger Leichenwagenfahrer Fahrer eines Leichenwagens seine Mahlzeit einnimmt (S. 97). Mit seinen Ausführungen zur Güte verschiedener Speisekantinen sowie der Hygienequalität und Effizienz moderner Krematorien ermüdet der Fahrer die Eltern. Der Ich-Erzähler beobachtet ihn jedoch aufmerksam und sucht an ihm nach Zeichen des Todes (S. 104 f.)
Am Nachmittag findet der Termin mit dem Professor Freiherr von Liebstedt Professor statt. Die Anspannung löst sich, als der Professor feststellt, dass sein Großvater mütterlicherseits aus der Herkunftsregion des Vaters des Ich-Erzählers stammt. Beide tauschen sich über die Unordnung der »Polen« und »Russen« (S. 110) aus und bestätigen sich in ihren rassistischen Vorurteilen.
Während der Ich-Erzähler die schmerzhafte Vermessung des Kopfes Vermessung seines Kopfes zur Ermittlung der »relative[n] Kieferwinkelbreite« (S. 116) und andere Untersuchungen über sich ergehen lässt, fallen ihm Einschusslöcher im Büro des Professors auf. Nach den Untersuchungen unternimmt die Familie einen Spaziergang durch Heidelberg und der Ich-Erzähler bemerkt ungewohnte Gesten der Zeichen der Zuneigung Zuneigung zwischen Mutter und Vater (S. 118 f.).
Vor der Abreise am folgenden Tag informiert der Professor die Familie über die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung, die noch keinen abschließenden Befund zulassen. Eine Verwandtschaft mit dem Findelkind sei keinesfalls auszuschließen, könne aber auch nicht aus einigen Gemeinsamkeiten eindeutig abgeleitet werden. » Fraglichkeit der Verwandtschaft Unentschieden sozusagen« (S. 126), kommentiert der Professor die Situation flapsig. Die ausstehenden Ergebnisse sollen den Eltern später zugesandt werden.
Auf der Rückreise Tobsuchtsanfall des Vaters empört sich der Vater so sehr über das unbefriedigende Untersuchungsergebnis, dass ihn Schmerzen in der Brust befallen und die Mutter weiterfahren muss (S. 126). Zu Hause wird die Familie vom Revierpolizisten Rudolph empfangen, der mitteilt, dass Diebe ins Kühlhaus Einbruch ins Kühlhaus eingebrochen sind, einen Großteil der Waren gestohlen und auch noch die Kühlung abgestellt haben. Die meisten verbliebenen Wurst- und Fleischbestände sind deshalb verdorben.
Reagiert die Mutter mit dem Hinweis auf die Versicherung gefasst, sackt der Vater zusammen. Der hinzugerufene Notarzt diagnostiziert eine Kreislaufschwäche und verordnet Bettruhe (S. 127 f.). Wenig später erscheint der Vater in der Küche und gesteht der Mutter, dass er aus Sparsamkeit die Prämie der Versicherung nicht gezahlt hat und der Versicherungsschutz noch gar nicht in Kraft getreten ist. Der Vater bricht erneut zusammen und wird vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht, wohin ihn die Mutter begleitet. Herr Rudolph bleibt beim Ich-Erzähler, der sich in der Gegenwart des Revierpolizisten wohlfühlt (S. 129).