Читать книгу Der Verlorene von Hans-Ulrich Treichel: Reclam Lektüreschlüssel XL - Jan Standke - Страница 12
Der Tod des Vaters
ОглавлениеAm nächsten Morgen erfährt der Ich-Erzähler, dass der Vater zwei Herzinfarkte erlitten hat und auf der Intensivstation liegt. Am Abend verschlechtert sich der Zustand des Vaters, in der Nacht Tod des Vaters verstirbt er (S. 131 f.). Herr Rudolph gibt dem Ich-Erzähler, der allein zu Hause bleibt, eine Bibel, in der dieser nach Textstellen über den Tod sucht. Am nächsten Morgen trifft der Sohn die Mutter, die in Tränen aufgelöst und ganz in Schwarz gekleidet ist; ihre Umarmung ruft bei ihm ebenso Verlegenheit hervor wie ihre schwarze Kleidung (S. 133). Es kommen zahlreiche Nachbarn, um ihr Beileid zu bekunden und der Mutter zu helfen. Die schwarze Trauerbinde, die der Ich-Erzähler tragen muss, empfindet er als Makel und schämt sich für sie vor seinen Schulkameraden.
In der In der Kapelle Kapelle sehen sich Mutter und Sohn den toten Vater noch einmal an. Während die Mutter den Toten herzt und küsst, scheint es dem Ich-Erzähler, als würde der Vater unter dem Leichentuch noch atmen. Zur Beerdigung am nächsten Tag fahren sie mit dem »frisch polierten Admiral, der nun ein böse grinsender Totenwagen war« (S. 137).
Nach der Beerdigung führt die Mutter übernimmt die Geschäfte Mutter die Geschäfte weiter und ist dabei so streng wie der Vater. Abseits der Arbeit verfällt sie jedoch in tiefe Traurigkeit. Der Ich-Erzähler empfindet zunehmend Wut auf die Mutter, die ihren Sohn zwar gerührt anblickt, in ihm aber nur ihren Mann oder den verlorenen Arnold zu sehen scheint: »Ich genügte ihr nicht. Ich war nur das, was sie nicht hatte« (S. 140).
In der folgenden Zeit entwickelt sich der Ich-Erzähler zu einem »schwierigen Jungen« (S. 140): Er verhält sich undankbar und setzt der Mutter zu. Herr Herrn Rudolphs Unterstützung Rudolph, der sich um Mutter und Sohn kümmert, bemüht sich um Vermittlung zwischen beiden. Der Mutter hilft er bei Behördengängen und schenkt ihr Operettenplatten (S. 141). Obwohl Herr Rudolph nun häufiger zu Gast ist, beobachtet der Ich-Erzähler keine Intimitäten zwischen ihm und der Mutter (S. 141). Von der Mutter erfährt der Ich-Erzähler, dass Herr Rudolph sie bei der weiteren Suche nach Arnold unterstützen wolle. Von seiner Dienststelle aus setzt sich Herr Rudolph dafür ein, dass die noch ausstehenden Ergebnisse der Heidelberger Kopf- und Körperbauuntersuchung eintreffen und liest der Mutter das komplizierte Gutachten vor.
Die Mutter wirkt jedoch, als wäre sie an dem Schreiben nur wenig interessiert (S. 144 f.). Laut Gutachten Gutachten ist es »mäßig unwahrscheinlich bis sehr unwahrscheinlich« (S. 152), dass das Findelkind mit den Eltern verwandt ist. Die Mutter schöpft trotz des eigentlich unmissverständlichen Ergebnisses Hoffnung, da erst ein »biomathematische[s] Zusatzgutachten« (S. 153) einen letztlich abschließenden Befund erlaubt. Gleich am nächsten Tag fordert Herr Rudolph das Zusatzgutachten an, das wenige Tage später eintrifft.
Der Ich-Erzähler ist darüber irritiert, dass er in dem abschließenden Gutachten gar keine Rolle mehr spielt und betrachtet Arnold deshalb als »Wichtigtuer« (S. 154). Das Biomathematische Berechnungen Ergebnis des Gutachtens bestätigt, wovon der Ich-Erzähler bereits vorher überzeugt war: »Mit einer an Sicherheit grenzenden mindestens 99,73 % oder 370 : 1 betragenden Wahrscheinlichkeit sind die Antragsteller nicht die Eltern des Findelkindes 2307« (S. 156). Die Mutter will sich mit dem Ergebnis nicht abfinden: »Ich lasse mir mein Kind nicht noch einmal wegnehmen« (S. 157). Herr Rudolph weist die Mutter nun erstmals in strengem Ton daraufhin, dass sie die »Realität akzeptieren« (S. 158) müsse und keinen rechtlichen Anspruch auf weitere Untersuchungen habe.
Daraufhin verfällt die Mutter in ein Schockreaktion der Mutter Zittern, das ihren gesamten Körper ergreift. Sie beruhigt sich erst, als Herr Rudolph sie fest umarmt. Einige Tage später teilt Herr Rudolph dem Ich-Erzähler in einem Gespräch mit, die Mutter glaube nach wie vor, dass es sich beim Findelkind um Arnold handelt. Deshalb möchte sie es adoptieren (S. 162).