Читать книгу Partnertausch - Jan Starck - Страница 5
Kapitel 1: Das Fenster
ОглавлениеWir hatten eigentlich noch nie richtig darüber gesprochen. Vielleicht mal kurz, aber nicht wirklich konkret. Und schon gar nicht mit der Absicht, es in die Realität umsetzen zu wollen. Vielleicht hatte es sich einfach noch nie ergeben, oder es wollte, warum auch immer, noch nicht ausgesprochen werden. Vielleicht gab es einfach noch nicht die passende Gelegenheit für dieses Thema. Aber dann – plötzlich war es da. Irgendwie ist es aus der Situation heraus entstanden. Wie eine Art Vorspiel vor dem Sex. Ein Scharfmacher. Wir waren gerade dabei, uns gegenseitig auszuziehen. Lena saß an der Bettkante in unserem Schlafzimmer und ich stand direkt vor ihr. Der Raum war abgedunkelt und die Musik war leise im Hintergrund zu hören. Es lief tiefbassige Gothic-Rockmusik. Fordernd, aber nicht zu laut. Beim Sex lief bei uns sehr oft diese Art von Musik. Nicht, dass wir dabei auch nur im Geringsten auf die einzelnen Songs achteten. Wenn wir mit uns beschäftigt waren, verschwamm um uns herum alles. Da hätten wir noch nicht einmal bemerkt, wenn uns dabei die Bude ausgeräumt worden wäre. Aber Musik gehörte zum Sex irgendwie dazu und intensivierte unsere Leidenschaft. In unserem Schlafzimmer roch es in diesem Augenblick nach Sex. Die schweren dunkelbraunen Vorhänge waren zugezogen und auf der Kommode, auf der auch der Fernseher stand, brannten zwei dicke anthrazitfarbene mittelgroße Kerzen, die mit diversen Barock-Mustern verziert waren. Ja, manchmal, so wie heute, mochten wir das Schwere, leicht Düstere. Im Schein der flackernden Flammen tanzten Schatten über die Wände und tauchten den Raum in eine Art Kathedrale der Lust. Wir waren soweit. Wir wollten Sex. Lena hatte ihr schwarzes Unterbrust-Korsett angezogen. Dazu schwarze halterlose Strümpfe, High Heels und einen äußerst knappen String, der mehr zeigte, als er verdeckte. Alles in Schwarz. Das passte zu ihr. Das passte zu diesem Abend. Über dem Korsett trug sie eine durchsichtige schwarze Bluse. Quasi ein Hauch von Nichts. Ganz feiner, transparenter Stoff, der das Darunterliegende nicht verbarg, sondern mit einer Spur Verruchtheit noch besonders betonte. Die Bluse war vorne geknöpft und gerade als ich begann, die ersten beiden oberen Knöpfe zu öffnen, unterbrach mich Lena ziemlich unromantisch und meinte, dass noch eines der Fenster gekippt sei. Normalerweise achten wir vorher darauf, dass auch alle Fenster und Türen geschlossen waren, damit nicht die Nachbarn an unserer Lust unfreiwillig teilhaben mussten. Da möchte schließlich nicht jeder zuhören. Ich ließ die Knöpfe überrascht los und schaute sie fragend an. Und genau in diesem Moment hatte ich dann auch nicht darüber nachgedacht, sondern einfach drauflos geplappert. „Möchtest du denn nicht, dass unsere Nachbarn deinen Orgasmus hören? Sie hätten vermutlich ihren Spaß daran …“ Es war eigentlich keine wirklich ernst gemeinte Frage von mir. Eher ein wenig die Retourkutsche dafür, dass sie uns gerade so abrupt unterbrochen hatte. Ich muss dazu sagen, dass Lena beim Orgasmus meist durchaus laut war. Das fand ich schon immer absolut erregend. Nein, das ist vielleicht nicht das richtige Wort dafür. Hammergeil! Ist passender. Ich fand das schon immer hammergeil! Wenn ihr Höhepunkt erreicht war, dann lief ihr Gesicht rot an. Die Adern am Hals traten deutlich sichtbar hervor und ihr bildhübscher, graziler Körper spannte alle gerade verfügbaren Muskeln auf das Äußerste an. In ihrer triefnassen Muschi explodierte die Lust und bahnte sich durch die Kehle lautstark den Weg nach draußen. Wow! Das hörte sich schon extrem geil an. Und bei geöffnetem Fenster war das vermutlich durch die ganze Straße zu hören. Aber heute hatten wir irgendwie vergessen, das Fenster vorher zu schließen. Der Orgasmus war zwar noch in weiter Ferne, doch trotzdem unterbrach ihr Gedanke unser beginnendes Vorspiel. Ich hatte nun vermutet, dass ich auf meine Frage hin gleich einen sehr nüchternen und abwehrenden Kommentar zu hören bekommen würde, der die Stimmung erst einmal wieder in die Versenkung schickte, doch es kam zu meiner größten Überraschung ganz anders. „Wenn schon, dann möchte ich, dass wir beim Sex nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden. Aber ganz bestimmt nicht von den Nachbarn, sondern von Leuten, die das auch wirklich möchten …“ Das saß! Damit hatte ich nun absolut nicht gerechnet. Wir beide beim Vögeln von anderen beobachtet? Das war eine sehr wirkungsvolle Fantasie. Nicht dass ich mir das nicht schon oft ausgemalt hatte. Natürlich. Mein Kopfkino hatte so viele wilde Filme auf Lager, dass man damit die Nationalbibliothek hätte füllen können. Vorstellungen in allen Formen, Farben und Variationen. Aber in der Vergangenheit hatten wir sehr wenig über Fantasien gesprochen, die über die traute Zweisamkeit hinausgingen. Wir hatten einen ganzen Schrank voller Spielzeug für Erwachsene und bisher damit alles Mögliche ausprobiert. Wir waren also wirklich keine Kinder von Traurigkeit. Aber dies war ein neuer Gedanke, der da einfach so unerwartet von Lena in den Raum geworfen wurde. Und er hatte seine Wirkung. Die Synapsen in meinem Gehirn schalteten blitzschnell und spulten den passenden Film vor mein geistiges Auge, während ich vor Lena stand und mir meine schwarze Lederhose augenblicklich zu eng wurde. Die Erektion war blitzschnell da. Mein Schwanz fing an zu pochen und der Drang, meiner aufreizenden Frau ihr Höschen vom Leib zu reißen und sie direkt in ihre tropfende Muschi zu ficken, wurde mit einem Mal übermächtig. „Würde dir das gefallen?“, fragte ich sie mit gespielt unschuldiger Miene. Ich wollte eine Bestätigung dessen haben, was ich da gerade gehört hatte. Offensichtlich war das der Fall, denn ihr Gesichtsausdruck zeigte eine Gier und Lust, wie ich sie selten vorher an ihr gesehen hatte. Da war eigentlich jede Antwort überflüssig. Das war ernst gemeint. Ihr Kopfkino zeigte vermutlich den gleichen Film, den ich auch gerade sah. Angeheizt von diesem einen Satz war, nachdem ich das gekippte Fenster geschlossen hatte, gar kein Vorspiel mehr möglich. Wie entfesselt fielen wir übereinander her und verbrachten die nächste Stunde mit wildem Gevögel. Es war intensiv. Sehr intensiv sogar. Und auch nach dem letzten Orgasmus, als wir völlig erledigt und ausgepowert in die Kissen sanken, blieb dieser Bodensatz an Lust in unseren Köpfen bestehen. Es war dieser Gedanke an Sex vor anderen Leuten. Dabei beobachtet zu werden und selbst andere beim Liebesspiel beobachten. „Welche Fantasien hast du dazu?“, fragte ich Lena. Ich wollte noch mehr darüber herausfinden, welche Bilder ihr durch den Kopf gingen. Sie überlegte kurz. „Fantasien? – Mal sehen. Mir geistert schon seit einiger Zeit die Idee durch den Kopf, wie es wohl wäre, wenn wir uns vor anderen Leuten ausziehen würden. Und mehr. Wenn uns jemand zusehen würde, wie ich dir einen blase zum Beispiel.“ Sie zögerte erneut einen Moment. Dann fuhr sie fort: „Dabei ist es aber äußerst wichtig, dass es Leute sind, die das auch sehen möchten. Also nicht irgendwo auf der Straße oder im Garten, oder wenn gerade zufällig ein paar Leute vorbeikommen.“ „Meinst du Paare oder einfach einen Haufen notgeiler Kerle?“, wollte ich wissen, denn die Idee, dass ein Haufen gieriger Typen um uns herumstehen würden und sich beim Anblick von Lenas Titten sabbernd ihren Schwanz wichsen würden, löste bei mir eher das Gegenteil von Lust aus. „Nein, ich meine damit nur Paare.“ Sie fiel mir damit fast ins Wort. Dabei lächelte sie mich bezaubernd an. Naja, sie kannte mich ja gut. Sie wusste, dass mich solch ein Gedanke ziemlich abtörnen würde. Vor ein paar Tagen hatten wir im Fernsehen eine Reportage über Swingerclubs gesehen, in dem es um Herrenüberschuss-Partys ging. Das hatte uns beide nicht wirklich angemacht. Das war eher zum Abgewöhnen. Aber jetzt, dieser Blick – dieser Glanz in ihren Augen – der verriet eindeutig Neugier und Lust. Nicht zu übersehen. Und in diesem Moment war es für uns beide klar, dass wir uns mit dieser Vorstellung unbedingt intensiver beschäftigen wollten. Wer weiß, vielleicht ließ sich daraus ja tatsächlich mehr machen. Vielleicht konnten wir daraus etwas wachsen lassen. „Ok“, sagte ich, „geben wir dieser Fantasie einen Rahmen.