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Kapitel 2: Eine Reise in die Fantasie
Оглавление„Schließe deine Augen und stell dir vor, wir sind in einem Pärchenclub.“ Ich hatte die spontane und, wie ich fand, geniale Idee, einfach eine Traumreise ins Reich der Fantasie zu unternehmen. Jeder von uns beiden sollte so genau wie möglich beschreiben, wie er sich unser erstes Abenteuer dieser Art vorstellen würde. In den eigenen Gedanken war alles möglich. Jede realistische oder unrealistische Vorstellung konnten wir dort ohne Berührungsängste, ohne Scham und ohne jede Hemmung ausleben. Warum also sollten wir uns einfach ganz banal über ein solch spannendes Thema wie Sex in einem Pärchenclub unterhalten, wenn wir dies auch blumig und fantasiereich in allen Facetten und Details ausmalen und in eine spannende Umgebung einbetten konnten? Wir mussten uns einfach zurücklehnen und in unser gemeinsames Kopfkino eintauchen. In diesem Moment fand ich es irgendwie seltsam, dass wir bisher noch nie solche Ideen zusammen gesponnen haben. „Das gefällt mir“, sagt Lena mit sanfter Stimme. Ihre Worte waren zwar mehr gehaucht als gesprochen. Aber die erkennbare Begeisterung zeigte, dass sie sich mit Eifer direkt mitten in die Traumwelt unseres Kopfkinos stürzen würde. „Warte“, sagte ich, stand auf und holte aus dem Schrank die schwarze blickdichte Augenmaske, die wir uns irgendwann einmal im Internet bestellt, aber so gut wie noch nie in unser Sexleben integriert hatten. Lena schaute mich ein wenig irritiert an, ließ sich die Maske aber ohne Widerworte über die Augen ziehen. „Wenn du nichts mehr siehst, wird die Vorstellung wesentlich intensiver“, erklärte ich, während sie sich wieder auf den Rücken legte. Sie war immer noch nackt. Was für ein Anblick. Ich legte mich neben sie und schloss die Augen. „Ich sehe alles ganz genau“, flüsterte Lena, „wir befinden uns in einem schönen, stilvollen Club. In einem alten ehrwürdigen Schloss. Ich sehe einen beeindruckenden großen Raum. Mit hohen Decken. Die Wände sind mit rotem Samt ausgekleidet. Und es hängen mehrere große goldene Spiegel daran. Die Decke ist aus schwerem, dunklem Holz. Es stehen zwei Sessel und eine Chaiselongue im Raum. Alles ist in barockem Stil gehalten. Erleuchtet wird der Raum vom Schein einiger weniger Kerzen. Es ist gerade so hell, dass man die Leute im Raum gut sehen kann.“ Unter unseren geschlossenen Augenlidern wanderten die Augäpfel von links nach rechts und inspizierten den vor unserem geistigen Auge erschaffenen Raum bis ins kleinste Detail. „Sind wir alleine?“, fragte ich neugierig. „Nein – es sind im Moment drei weitere Paare mit uns hier drin“, malte Lena die Fantasie weiter. „Es könnten aber noch deutlich mehr Personen in dem Raum Platz finden. Vielleicht sind in den anderen Räumlichkeiten noch mehr Paare. Wir können uns ja nachher ein wenig umsehen. Ich bin mir sicher, wir werden da noch äußerst interessante Sachen entdecken.“ Sie schmunzelte süffisant und machte eine kurze Pause, dabei bemerkte ich, dass sie sich neben mir auf dem Bett leicht bewegte. Nicht viel, aber doch so, dass ich die Bewegung gut spüren konnte. Lena hatte ihre Beine ein kleines Stück weit geöffnet. Dieses Luder hatte bereits wilde Szenen vor Augen, dachte ich, denn ich kannte diese Geste. Sie tat das meist unbewusst. Und es war ein untrügliches Zeichen ihrer Lust. „Was sind das für Leute, die sich hier mit uns im Raum befinden? Kennen wir davon jemand?“, wollte ich wissen. „Nein, alles Fremde. Aber äußerst attraktive Fremde. Drei Paare. Etwa unser Alter, würde ich schätzen. Schlank. Sie sind sehr vornehm gekleidet. Durchweg in eleganter Abendgarderobe. Die Herren im schicken Smoking. Eine der Frauen ist blond mit langen, locker gewellten Haaren und einem grün schimmernden langen Kleid.“ An dieser Stelle übernahm ich die weitere Beschreibung des Bildes. Die Schilderung der Frauen fiel eher in mein Ressort, war ich der Meinung. Außerdem hatte ich sofort ein klares Bild vor Augen. „Das grüne Kleid glitzert dezent, ist an der Seite großzügig geschlitzt und hat einen tiefen Ausschnitt …“, fiel ich Lena ins Wort. Sie verstand sofort und überließ mir willig diesen Teil unserer Fantasie. „Ihre Oberweite ist nicht zu üppig. Der Ausschnitt zeigt viel, aber nicht alles. Die Brustwarzen sind zwar verdeckt, zeichnen sich aber deutlich unter dem Stoff ab. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie etwas darunter trägt. Ihre Schuhe sind schwarze High Heels und sie hält ein halb gefülltes Glas Champagner in der Hand, während sie, neben ihrem Mann stehend, uns anlächelt. Die anderen beiden Frauen wirken noch etwas verschwommen. Eine ist dunkelhaarig mit relativ kurzen Haaren. Die andere hat lange glatte braune Haare.“ Ich musste kurz innehalten, da ich bemerkte, wie mein Pulsschlag den Takt bereits erhöhte und meine Atmung sich etwas intensivierte. Kein Wunder, dachte ich mir. Diese ausgeschmückte und detaillierte Beschreibung meiner Bilder in meinem Kopf sorgte für erste Verschiebungen in meinem Hormonhaushalt. „Wir beide sitzen auf einem dunkelbraunen Ledersofa“, fuhr ich fort. Eine längere Denkpause hätte leicht die Stimmung zerstören können. Das wollte ich nicht riskieren. „Gerade groß genug, dass drei Personen darauf Platz finden könnten. Wir sitzen nebeneinander. Ich trage ein schwarzes Hemd mit silbernen Manschettenknöpfen. Ich habe kein Jackett an. Passend zu meiner Lederhose trage ich schwarze Stiefel. Keine Cowboystiefel, sondern Boots – du weißt schon, welche ich meine. Du trägst ein langes, geschlitztes schwarzes Kleid mit Spaghetti-Trägern. Dazu halterlose Strümpfe und deine Füße werden von eleganten High Heels geziert. Deine Haare sind nach oben gesteckt. An jeder Seite deines Kopfes schlängelt sich zwischen Schläfe und Ohr jeweils eine eingedrehte Locke nach unten. Das sieht verdammt sexy aus. Dein Dekolleté ist tief und der Ausschnitt zieht sich zwischen deinem Busen hindurch, fast bis zum Bauchnabel hinunter. Auf Brusthöhe wird der Stoff lediglich von einem kleinen silbernen Kettchen lose zusammengehalten, sodass der Blick auf die Brustwarzen verwehrt und die Vorstellungskraft bewahrt bleibt. Dein Rücken ist frei. Der Ausschnitt reicht bis an das obere Ende deiner Poritze. Zwei dünne, über Kreuz gezogene silberne Kettchen, von derselben Art wie vorne, sorgen dafür, dass das elegante Kleid dort bleibt, wo es im Moment hingehört. Nämlich angeschmiegt an deinen traumhaften Körper. Du siehst so verdammt heiß aus.“ Ich kam etwas außer Atem bei dieser doch sehr plastischen und detailreichen Beschreibung. Daher übernahm Lena jetzt wieder. An ihrem begeisterten Tonfall erkannte ich, dass sie es kaum erwarten konnte, mir ihren Teil ihrer Fantasien zu beschreiben und intensiv auszumalen. „Im Hintergrund höre ich gedämpft Klaviermusik. Das muss aus dem Raum nebenan kommen. Einer der drei Herren kommt direkt auf uns zu. Er hat ein fast leeres Glas Champagner in der Hand. „Guten Abend, ihr beiden“, sagt er mit dunkler Stimme, während seine Frau ihm folgt, sich aber noch einen Schritt hinter ihm hält. Es ist die Frau mit dem grünen, dezent glitzernden Kleid. Der Mann ist groß gewachsen. Etwa eins fünfundachtzig, würde ich schätzen. Hat kurze dunkle Haare und trägt einen Drei-Tage-Bart. Seine Figur erscheint durch den Smoking hindurch muskulös und er macht insgesamt einen charmanten und gebildeten Eindruck. Eben wie ein echter Mann. „Darf ich euch meine Frau Melinda vorstellen. Ich bin Marc und wir dachten, da ihr einen sehr sympathischen Eindruck macht und so ein wenig verloren hier sitzt, dass ihr vielleicht mit uns zusammen etwas trinken möchtet.“ Ich werfe dir einen fragenden Blick zu. Ich bin mir etwas unsicher. Normalerweise ist das ja nicht meine Art, aber da wir hier in einem Pärchenclub sind, stelle ich mir natürlich sofort die Frage, ob die beiden uns mit der Absicht kennenlernen möchten, um mit uns später zusammen die Dinge zu tun, die man zusammen in einem Pärchenclub tun kann.“ Lena schien in unsere gemeinsame Fantasie-Reise schon sehr intensiv eingedrungen zu sein. Und es gefiel ihr mindestens so gut wie mir. Wenn sie redete, wirkte sie jetzt fast wie in Trance. Es schien, als ob uns diese intensive, detaillierte Entwicklung und leidenschaftliche Beschreibung unserer Fantasie völlig gefangen nahm. Ich hörte, wie Lenas Atmung neben mir schneller wurde. Und als ich kurz zu ihr hinüberblinzelte, sah ich, dass sie ihre Beine noch etwas weiter gespreizt hatte. „Der Gedanke, dass wir unseren Abend hier mit diesem äußerst anziehenden Paar verbringen könnten, bringt meinen Puls auf Touren“, fuhr sie mit leicht vibrierender Stimme fort. „Meine Hände fangen an zu schwitzen. Oh, die Fantasie nimmt langsam Fahrt auf.“ Lena unterbricht für einen Moment und streicht mit ihren Handflächen über das Bettlaken. „Ich bemerke“, fährt sie fort, „wie sich meine Brustwarzen verhärten und deutlich gegen mein eng anliegendes schwarzes Kleid drücken. Es ist mir irgendwie peinlich, dass das für jeden hier im Raum unübersehbar sein muss, denn der Stoff meines Kleides ist hauchdünn. Aber in meinem tiefsten Inneren komme ich blitzschnell zu der unerwarteten Erkenntnis, dass es mir eigentlich extrem gut gefällt, wenn meine Erregung für andere zu sehen ist. Dein und mein Blick kreuzen sich kurz und ich kann ein kleines, fast unmerkliches Nicken deines Kopfes erkennen. Dann antwortest du: „Sehr gerne. Wollen wir alle vier an die Bar gehen?“ Du stehst auf und reichst mir die Hand, die ich dankend ergreife. „Das ist meine Frau Lena und ich bin Marcel“, sagst du. „Sehr erfreut“, erwidert Marc. Jetzt kommt auch seine Frau Melinda einen Schritt weiter aus dem Hintergrund auf uns zu. Sie lächelt und sieht dabei bezaubernd aus. Nacheinander reichen wir uns gegenseitig die Hand zur Begrüßung und obwohl bisher nichts passiert ist, scheint in diesem Moment die Luft zu brennen. Es knistert in diesem Raum vor Erotik, dass man es beinahe hören kann. Marcs Blick fällt kurz und unauffällig auf meinen Busen und ich kann an seinem sanften Lächeln erkennen, dass er die Abzeichnung meiner harten Nippel unter dem Kleid wahrgenommen hat. Mein Gesicht wird unweigerlich von einem Hitzeschauer durchzogen und ich werde knallrot. Das ist mir extrem peinlich. Zum Glück ist es hier im Raum nicht allzu hell. Ich schäme mich dafür, weil es mir dadurch fast so vorkommt, als ob ich nackt wäre und gleichzeitig spüre ich, wie die entstehende Hitze bis in meinen Unterleib schießt und sich dort verflüssigt. Die Erkenntnis, dass meine harten Brustwarzen diesem fremden Mann, der direkt vor mir steht, gefallen – ja es ihn sogar anmacht, lässt in mir einen Gefühlscocktail explodieren. Einen winzigen Augenblick lang verspüre ich den Wunsch, mir einfach die Spaghettiträger meines Kleides von den Schultern zu schubsen und den hauchfeinen Stoff von meinem Oberkörper gleiten zu lassen. Aber das würde mein fehlender Mut niemals zulassen …“
„Der Raum, in dem wir uns befinden“, ergriff ich nun wieder das Wort, „hat zwei Ausgänge. An der uns gegenüberliegenden Seite befindet sich eine geschlossene Tür. Zu unserer Rechten gelegen ist ein Durchgang ohne Tür, der mit einem schweren, dunklen Samtvorhang verhangen ist. Im Raum dahinter scheinen sich noch mehr Personen zu befinden, denn es sind vereinzelt Stimmen zu vernehmen. Das Klirren von Gläsern deutet darauf hin, dass sich dort die Bar befindet. Marc und Melinda geben uns ein Zeichen, ihnen zu folgen, und gehen in Richtung des verhangenen Durchgangs. Marc greift nach dem Vorhang und hält ihn für uns zur Seite. Nacheinander gelangen wir in den dahinter gelegenen Raum. Auch hier brennen eine Menge Kerzen und es stehen schöne, große, silbern glänzende Kandelaber im Raum. In der rechten Ecke befindet sich die Bar. Der Tresen aus schwerem Holz hat eine glänzende, lackierte Oberfläche. Ein mit einem weißen Hemd und schwarzer Anzughose elegant gekleideter Barkeeper steht dahinter und ist gerade damit beschäftigt, ein paar Drinks zu mixen. Die Wand hinter ihm ist ein Spiegelregal, das mit unzähligen Flaschen gefüllt ist und von mehreren Strahlern von der Decke aus beleuchtet wird. Auf der anderen Seite des Raumes befinden sich drei kleine Ledersofas mit jeweils einem flachen Tisch und mehreren Stühlen davor. Ganz links hinten in der Ecke gibt es einen Ausgang, dessen Tür geschlossen ist. Direkt neben der Bar stehen zwei Stehtische. Es befinden sich außer uns vier Personen im Raum. Zwei Frauen sitzen auf einem der drei Sofas und unterhalten sich angeregt. Zwei Männer, die offensichtlich zu ihnen gehören, stehen in der Nähe und sind ebenfalls in ein Gespräch vertieft. Als wir den Raum betreten, schauen beide Frauen kurz auf, nehmen aber nicht weiter Notiz von uns und fahren mit ihrer Unterhaltung gleich wieder fort. Nachdem wir die Umgebung mit unseren Blicken erforscht haben, bewegen wir uns langsam in Richtung Bar. „Guten Abend“, werden wir von dem sehr jung wirkenden Barkeeper freundlich empfangen. „Was möchten die Herrschaften trinken?“ Melinda nimmt den letzten Schluck aus ihrem Champagnerglas, stellt dieses auf den Tresen und lächelt einfach nur. Anscheinend überlässt sie die Wahl ihres Getränks ihrem Mann. Marc stellt sein inzwischen ebenfalls leeres Glas daneben und wirft uns einen fragenden Blick zu. Wie aus der Pistole geschossen, antworten wir beide gleichzeitig „Champagner für mich, bitte“, so als ob wir uns abgesprochen hätten oder wir eigentlich nie etwas anderes trinken würden. Der Mann hinter dem Tresen muss grinsen und wir vier brechen, aufgrund der Synchronität unseres Wunsches, in schallendes Gelächter aus. Marc ergänzt dann die Bestellung in Richtung des Barkeepers: „Dann nehmen wir bitte eine Flasche mit vier Gläsern.“
In einem äußerst stilvollen, silbernen und mit Eis gefüllten Champagnerkühler bekommen wir die Flasche zusammen mit vier edlen Kristallgläsern auf einem Tablett serviert, welches wir an eine der Sitzecken bringen lassen. Melinda und du, ihr setzt euch auf das Sofa und wir Männer nehmen uns jeweils einen Stuhl und setzen uns dazu. Der kleine Tisch, auf dem jetzt das Tablett mit dem Champagner steht, befindet sich in unserer Mitte. „Seid ihr zum ersten Mal hier?“, fragt uns Melinda, während Marc die Gläser füllt. Sie hat eine sanfte und irgendwie unverbraucht klingende Stimme. „Ja, das ist unser erstes Mal – und ihr?“, frage ich zurück. „Wir kommen seit etwa zwei Jahren ab und zu hierher. Wir mögen das Ambiente und die Stimmung. Besonders in den oberen Räumen.“ Beim letzten Teil ihres Satzes schmunzelt sie und ihre Augen leuchten verräterisch. Sie greift nach einem der gefüllten Gläser, muss sich dafür aber leicht nach vorne beugen. Dabei fällt mein Blick unweigerlich in ihren tiefen Ausschnitt, der durch die beugende Bewegung noch deutlich tiefer wird. Beinahe kann ich ihre Brustwarzen sehen. Automatisch recke ich, für meine Begriffe absolut unmerklich, den Hals, um einen besseren Blick erhaschen zu können. Schließlich bin ich sowohl neugierig als auch voyeuristisch veranlagt. Aber die Brustwarzen bleiben in diesem Moment bedauerlicherweise nicht sichtbar. Ich glaube, ich hatte diese Bewegung völlig unbewusst gemacht. Aber wir Männer gucken eben gerne hin, wenn es schöne Dinge zu sehen gibt. Und wenn nicht in einem solchen Club, wann dann? Melinda ist sich ihrer „Beinahe- Offenbarung“ sichtlich bewusst, denn sie sieht mich direkt an und lächelt sanft, aber dennoch triumphierend, während sie in dieser Pose einen Augenblick länger verharrt, als das für das Greifen des Champagnerglases notwendig gewesen wäre. Ertappt lächle ich etwas gezwungen, aber die Wirkung, die Melinda mit dieser „unbeabsichtigten“ Geste erzielen wollte, hat sie ohne Umwege erreicht. Es fühlt sich an, als ob für einen kurzen Moment, von meinem Kopf und meinen Füßen gleichzeitig ausgehend, Tausende kleiner Stoßwellen entlang der Nervenbahnen bis durch meine Eier direkt in meinen Schwanz fuhren, um dort zu explodieren. Wumm! Das war ein fantastisches Gefühl. Melinda prostet mir zu, lehnt sich wieder zurück und nippt an ihrem Glas. Erst jetzt, als auch ich nach meinem Glas greife, bemerke ich, dass Marc und du die Szene beobachtet habt und mich jetzt wie versteinert anstarrt. Marc wirkt dabei eher amüsiert, du eher etwas entgeistert. Es dauert einen Moment, dann brechen wir vier wieder in lautes Gelächter aus.
In der darauffolgenden halben Stunde unterhalten wir uns über allerlei Belanglosigkeiten. Es entwickelt sich ein lockeres, angenehmes Gespräch, ohne peinliche Pausen, über dies und das. Das Wetter ist dabei genauso Thema wie der letzte Urlaub oder Restaurants und Bars in der Umgebung, wo man lecker Essen und Trinken kann. Die anderen Leute im Raum nehmen wir gar nicht mehr wahr, so angeregt ist unsere Unterhaltung. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass wir uns alle irgendwie sympathisch sind. Mein Blick wandert dabei immer wieder von deinem zu Melindas Dekolleté und wieder zurück. Ich kann meine Augen kaum davon abwenden. Die Vorstellung, dass ihr beide unter den dünnen Kleidern nichts anhabt, heizt meinem Hormonhaushalt so richtig ein. Und der Wunsch, dass sich der dünne Stoff einfach in Luft auflösen sollte, gewinnt zunehmend an Gewicht.“ „So, mein Süßer“, unterbrachst du mich, als ich gerade unserer Fantasie einen weiteren Schub geben wollte. „Jetzt werden wir mal etwas konkreter.“ Damit übernahmst du wieder das Geschehen und mir dabei quasi die Worte aus dem Mund. Deine Ungeduld war nicht zu überhören. Offensichtlich dauerte es dir in meiner Erzählung etwas zu lange, bis es ernst wurde. Und da ich an dieser Stelle sehr neugierig auf deine Gedanken war, überließ ich dir gerne den nächsten Teil. „Die Flasche Champagner ist inzwischen leer und unsere Gläser nur noch halb voll“, fährst du fort. „Der Alkohol zeigt seine erste Wirkung. Wir sind weit weg davon, betrunken zu sein, aber dennoch breitet sich eine gewisse Wärme in uns aus und die Zunge löst sich. Marc wird auf einmal etwas ernster und fragt uns: „Wenn ihr hier heute zum ersten Mal seid – dann habt ihr aber bisher noch nicht viel von dieser faszinierenden Location gesehen. Wie wäre es, wenn wir uns einmal die obere Etage anschauen würden? Es gibt dort ein paar Räume, die es sich zu sehen lohnt.“ Aus seinem verschmitzten, wohl wissenden Lächeln lese ich, dass wir dort oben Dinge sehen werden, die wir bisher noch nicht kennen, aber von Minute zu Minute heißer darauf werden, sie kennenzulernen. Ein nervöser Schauer durchläuft meinen Körper. Marc hatte seinen Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da stand er bereits auf und ging zu der geschlossenen Tür in der Ecke. Jetzt erst fällt mir auf, dass in den letzten Minuten immer wieder Paare hinein- oder hinausgegangen sind. Es lässt sich also vermuten, dass weit mehr Gäste hier in diesem Schloss sind, als wir dachten. Das gefällt mir. Je mehr Leute, desto mehr gibt es zu sehen, hoffe ich. Was mich dabei aber ein wenig wundert, ist, dass bisher alle mehr oder weniger angezogen waren. Niemand, der uns bisher begegnete, war nackt oder wenigsten halb nackt. Es waren keine entblößten Brüste oder zumindest Hintern zu sehen. Ein wenig kommt mir dieser Gedanke wie eine kleine Enttäuschung vor. Ich dachte immer, dass ein Pärchenclub ein wahrer Sündenpfuhl sei. „Muss man hier in der unteren Etage zwingend angezogen und anständig sein? Geben das die Hausregeln so vor, oder ist es einfach noch zu früh am Abend?“, möchte ich von unseren neuen Bekannten wissen. Überrascht sieht mich Melinda an, zwinkert mir zu und antwortet mit einem Unterton, der von Erfahrung zeugt: „Ein wenig von beidem, würde ich sagen. Hier unten wird es meistens später auch ein bisschen, sagen wir mal – wilder. Ein Verbot gibt es aber nicht. Die Hausregeln besagen, dass du überall tun und lassen kannst, was immer du möchtest, so lange du niemanden dabei belästigst.“ „Möchtest du dich ausziehen, Lena? Bitte sehr, ich werde nicht wegschauen.“ Marc lacht mich herausfordernd an. Eigentlich war das als Spaß gemeint, denke ich, aber sicher bin ich mir nicht. Der Gedanke allein verursacht ein Kribbeln in mir. Ich lächle und schubse mir provozierend einen meiner Spaghettiträger von der Schulter. Das geht ganz leicht. Der Träger rutscht über meinen Arm. Deine und Marcs Augen werden schlagartig riesengroß. Ich fange ihn aber rechtzeitig auf und ziehe ihn mit einer Ätschebätsch-Geste schnell wieder nach oben an seinen Platz zurück, bevor er den Stoff nach unten ziehen und jeder meinen entblößten Busen sehen kann. Jetzt erkenne ich deutlich die Enttäuschung in Marcs Augen. Ich bin etwas erleichtert über mich selbst. Für mich war das schon ganz schön mutig, stelle ich fest. Muss wohl am Alkohol liegen.
Wir leeren mit einem großen Schluck unsere Gläser und gehen neugierig in Richtung Tür. Auf dem Weg dorthin gibst du mir einen leichten Klaps auf den Hintern. Das machst du normalerweise dann, wenn du mich zu etwas ermutigen möchtest. Leicht irritiert drehe ich den Kopf zu dir und schaue dich fragend an, aber du lächelst nur und schiebst mich durch die Tür. Wolltest du mir mitteilen, dass das in deinen Augen gerade mutig von mir war, oder ich den Träger nicht hätte auffangen sollen?