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Kapitel VII

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Robert war 28, als seine Eltern starben, überraschend. Beide kurz hintereinander. Er hatte sich mit deren Tod nie auseinander gesetzt, sie waren doch erst in den Sechzigern. Es tat weh, er hatte sie sehr geliebt. Immerhin, dass Eltern starben, war der Lauf der Zeit, so schmerzvoll es auch ist. Gerne hätte er mehr von ihnen gehabt, aber das war nicht zu ändern. In einen halben Jahr reisten Carmen und er zweimal zu den Beisetzungen an die Nordsee. Die Fahrten in die Heimat waren für ihn danach nicht mehr dieselben. Bisher hatten sie bei den Eltern gewohnt.


Kein Jahr später saß Carmen am Tisch und wartete auf ihn. Er sah ihr sofort an, dass irgendetwas los war. Eine Krankheit hatte sich eingenistet und war unbemerkt weit fortgeschritten. Kein Leichtsinn, nein, der Ausbruch kam fast über Nacht. Die Ärzte hatten klipp und klar erklärt, es bestünde keine Hoffnung. Operationen waren sinnlos. Es blieb ganz wenig Zeit zum Nachdenken. Rapide wurde ihr Körper schwächer. Nach nur neun Wochen ging sie in ein Hospiz, um hier wenigstens weitgehend schmerzfrei und in Würde sterben zu können. Er war täglich bei ihr, drei Wochen später kam das Ende. Brutal kurz.


Es soll dabei belassen werden. Natürlich könnten jetzt viele Seiten gefüllt werden. Um welche Krankheit handelte es sich? Wie war der Krankheitsverlauf? Es soll darauf verzichtet werden. Nicht aus Lieblosigkeit. Robert grübelte später oft genug darüber nach, ob man nicht vorher etwas hätte bemerken können. Ob ER nicht etwas hätte bemerken können. Selbstvorwürfe, wie sie oft Begleiter von Trauer sind.


Er wollte es damals nicht zu ihr sagen, aber er tat es dann doch. „Ich werde nie wieder eine Frau lieben so wie Dich“. Das sind sinnlose Sprüche, die ihm eigentlich nicht lagen. Doch er konnte nicht anders. Carmen hatte fast gelächelt, als sie seine Hand nahm. „Du wirst, Du wirst, und das ist auch gut so“. Was man eben so sagt in diesen Situationen. Viele kennen ja Gefühle, wenn man glaubt, die Erde öffnet sich und das Tageslicht erlischt. Er stand selbst tot am Grab und sah den Sarg verschwinden. Er bemerkte kaum die Bekundungen von Beileid und Mitleid, das Schulter klopfen, die Umarmungen. „Wach auf, lange genug geschlafen und dann noch schlechte Träume. Gleich scheint die Sonne.“ Doch er schlief nicht.


Was hatte er doch für ein leichtes Leben gehabt. Irgendwie ein guter Junge war er gewesen. Keine besonderen Anstrengungen waren nötig, immer war er leicht und einfach durch gerutscht. Es gab nichts, woran er hätte hart werden können. Drei Todesfälle von geliebten Menschen innerhalb eines Jahres. Hiob war auferstanden, doch er fühlte keinen tröstenden Gott. Das war auch kein Gotteswerk, das war einfach pures Leben. Er beneidete Personen, die sich mit Gott und der Kirche trösten konnten. Er fühlte nur noch Leere.


Robert war am Ende.

Jasmin und Robert

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