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Kapitel V

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Robert bewohnte ein Zimmer im Studentenwohnheim in Düsseldorf. Er studierte Wirtschaftswissenschaften. Warum hatte er sich dafür entschieden? Wir wissen schon, keine Ahnung. Etwas voreilig wohl, spontane Entschlüsse gehörten zu seinem Wesen. Das konnte auch schön sein, mit spontanen Entschlüssen hatte er schon Begeisterung ausgelöst. Aber es ging eben auch mal daneben. Dazu war er finanziell knapp gestellt, von seinen Eltern konnte er kaum Unterstützung bekommen. Bafög und jobben. Er fuhr Lieferungen aus für eine bekannte Düsseldorfer Buchhandlung. Mit beidem zusammen kam er zurecht. Aber Makroökonomie, Mikroökonomie und Break Even Point, so ganz war das nicht seine Welt. Nicht, dass er es nicht begriff. Aber er konnte sich nicht so dafür begeistern wie andere Studenten, die mit Hingabe mit den Professoren diskutierten. Sollte das lernen, wer will. Er schmiss das Studium. Spontan natürlich. Und ging dann den bequemen Weg, absolvierte eine Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst und kam so als Beamter in den Dienst der Stadt Düsseldorf. Keine Wirtschaftswissenschaft, aber Beamter. Eher zum Kopf schütteln, von großer Logik sprach diese Entscheidung mal wieder nicht. Aber er verdiente gut. Und Abitur brauchte er dafür auch. So konnte sein Leben nun in beruflich nicht aufregenden, aber zumindest gesicherten Bahnen verlaufen. Das Buch muss hier auch nicht beendet werden mit dem entsetzten Ausruf „Ein Beamter“. Es kommt noch etwas in seinem Leben.


Auf die Idee, zur Küste zurückzukehren, kam er trotz aller Liebe für die Heimat nicht. Er fuhr mehrfach im Jahr hin, aber das reichte ihm. Zu sehr genoss er das Leben in Düsseldorf und im Rheinland. Eine nicht gekannte Kneipenkultur und überwältigende Angebote in Kultur und Musik. Er ging in die Oper, ins Theater, ins Kabarett und zu Rock- und Blueskonzerten. Glaubt ihr nicht? Doch, sein Musikspektrum war riesig. Alle großen Bands traten im Rheinland auf. Nach Wilhelmshaven hätten sich Santana oder Bruce Springsteen nie verirrt. Nach Bremen schon, 80km. So weit wäre er da nicht so leicht gefahren. Im Rheinland legte er diese Entfernungen ohne mit der Wimper zu zucken zurück. Entfernungen sind eben relativ. Allein über die Konzerte lernte er halb Nordrhein-Westfalen kennen. Von Düsseldorf über Köln und Oberhausen bis Dortmund. Hätte natürlich Friesland, das ja bekanntlich von Holland bis Schleswig-Holstein reicht, sich für autonom erklärt, Weser- und Elbemündung gesperrt und alle Friesen zur Verteidigung dieser Autonomie zurück gerufen, er wäre geeilt. Aber das bringen die Fischköppe nie zustande.


Er hatte ein paar Techtelmechtel mit Mädels, One night stands, aber nie etwas richtig Festes. Vermisste er auch nicht wirklich, Freunde hatte er genug.


Und dann, er war 24 Jahre alt, kam sie doch, die große Liebe. Carmen, 21 Jahre alt und wunderschön. Er lernte sie in der Diskothek kennen. Sie arbeitete bei einem Rechtsanwalt und kellnerte gelegentlich in eben dieser Disko. Aus Versehen hatte er sie gerempelt, während sie mit vollem Tablett jonglierte. Er war eigentlich nicht unhöflich, aber hier hatte er sich wohl arrogant abgewandt. Sie fauchte ihn an „bloß nicht entschuldigen, macht bestimmt Mühe“. Die Kleine war richtig. Er hatte allen Charme hervor gekramt, er konnte einfach umwerfend charmant sein, wenn er wollte, und sie richtig angestrahlt. „Sorry, Du hast Recht. Ich entschuldige mich, aber du bist Dir jetzt bestimmt zu fein, mit mir zu tanzen“. Worauf sie das Tablett mit den Gläsern auf die Bar gestellt und ihn auf die Tanzfläche geschoben hatte. Kellnern fiel für die restliche Nacht aus, sie klebten aneinander. Man kam sich näher.


Ab da waren sie zusammen. Eigentlich fast jeden Abend in der Düsseldorfer Altstadt unterwegs. Heute geht er da kaum noch hin, zu viele Touristen. Frisch verliebt, ein junges Mädchen, fast eine neue Erfahrung für ihn. Für sie nicht, sie war da bodenständiger. Was bei seinem Hang zum Chaos nur nützlich sein konnte. Sie war solo wie er und hatte in Düsseldorf eine kleine Wohnung. Direkt am Rhein in Kappeshamm. Idyllisch, der Ortsteil heißt eigentlich Hamm, aber da dort reichlich Blumen- und Gemüsebauern angesiedelt sind, eben Kappeshamm. Für Andersgläubige, Kappes ist der Kohlkopf. Keine drei Monate später zog er bei ihr ein. Und keine vier Jahre später kauften sie ein Haus in Brüggen. Mit Mühe, aber sie wollten es so. Warum in Brüggen? Da konnten sie es bezahlen. Sie wären gerne in Düsseldorf geblieben, aber Eigentum hier oder in der näheren Umgebung war nicht drin.



Jasmin und Robert

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