Читать книгу Jasmin und Robert - Janis Aalderk - Страница 11
Kapitel VIII
ОглавлениеJasmin war längst eine überdurchschnittlich gut aussehende junge Frau. Eine echte Schönheit. Sie wurde trotz ihrer eher zurückhaltenden Art durchaus umschwärmt, hielt sich aber die Jungs resolut vom Leib. Eher konservativ wie sie aufgewachsen war. Bis eben der berühmte Eine kam. Den sie liebte. Der bedeckte sie mit seinen Liebesschwüren und gewann ihr Vertrauen. Er nahm ihre Jungfräulichkeit. Sie vergaß nicht sein Siegergrinsen. Als er sich davon machte, um nicht wieder zu kommen. Wie hätte sie wissen sollen, dass sie längst als eingebildete Tussi galt, der man es mal zeigen müsste. Gegenstand einer Kneipenwette, wer würde sie als erster „knacken“. Freibier für den Sieger. Der Typ hatte gewonnen, sie hatte verloren. Sie heulte sich die Seele aus dem Leib, aber es ging vorbei. Sie war nicht die erste, der das passierte und nicht die letzte. Wie sagt Claudia Cardinale im Film? „Dann nehme ich mir einen Eimer Wasser und alles ist wie vorher.“ Ganz wie zuvor natürlich nicht. Misstrauen bei Männern wurde ihr ständiger Begleiter.
Nach dem Abitur begann sie ein Studium der Soziologie. Gleichzeitig aber bekam sie die Chance, als Model zu arbeiten. Jasmin wurde von einem Fotografen in einer Diskothek angesprochen, für Probeaufnahmen. Es existieren im Internet zwar auch freie Modellkarteien, in die sich jede Frau – und jeder Mann- mit einer Setcard und ein paar eigenen Fotos eintragen konnten. Doch die wenigsten Karrieren beginnen dort. Nicht wenige Karrieren sind eher durch Zufall begründet worden.
Tatsächlich passte sie in diesen Beruf. Ideale Maße und vor allem Körper und Gesicht, die wunderbar zusammen passten und eine Einheit darstellten. Sie erstellte eine eigene Setcard für sich und war bei Agenturen und Fotografen in der Kartei. Es gab leider reihenweise unseriöse Angebote, die sie alle zurück wies. Sie gewöhnte sich an, unseriöse Nachrichten unbeantwortet zu löschen. Aber zum Glück erhielt sie auch seriöse Angebote mit der Folge, dass sie ihr Studium zu vernachlässigen begann. So undankbar war sie dafür nicht. Modeln machte einfach Spaß, dort konnte sie auch ihr Modefaible ausleben. Sie dachte auch nicht weiter darüber nach. Am Anfang liegt immer die große Karriere im Blickfeld.
„Gebucht“ klingt allerdings großartiger als es tatsächlich war. Model ist manchmal ein Hungerleiderberuf, in der Öffentlichkeit viel zu sehr geprägt von Heidi Klum und dem „Next Top Model“, die kein Maßstab sind. In solchen Sendungen sollen eigentlich nur Werbeblöcke verkauft werden. Der Alltag von Models ist dort uninteressant. Viele Models können allein von ihren Gagen kaum leben. Dafür müssen sie aber immer top aussehen und top gepflegt sein, sitzen viel herum und ertragen die Launen mancher Fotografen. Nicht immer gab es Honorar, immer wieder wurde nur auf TFP-Basis –time for prints- gearbeitet. Dann gab es nur eine CD mit Aufnahmen, die man benutzen konnte, um sich besser in Szene zu setzen für weitere Aufträge. Jedenfalls, das Studium wurde Nebensache, das Modeln gefiel ihr. Aber ihrem Ziel, beim Geld ausgeben einmal nicht mehr auf den Pfennig schauen zu müssen, kam sie nicht näher.
Eine Freundin auch aus der Modelszene brachte sie auf den Trip „versuch es doch mal als Callgirl, mach ich auch. Da kann man ganz gut verdienen“. Nun ist das ja schon etwas ganz anderes und für viele Frauen auch ziemlich abwegig. Trotz ihrer ersten Irritation ging sie darauf ein, machte mal mit und rutschte hinein und blieb dabei. Irgendwie, lässt sich nicht besser ausdrücken. Solche Damen nannten sich auch nicht Callgirls, sondern Escorts. Das klingt ja viel beruhigender, obwohl natürlich die sexuellen Leistungen im Vordergrund stehen.
Sie ließ sich buchen über eine Agentur. Mit Alexandra, der Managerin, freundete sie sich an. Ist das Prostitution? Nein, um Himmels willen, natürlich nicht. Escorts üben ja einen richtigen Beruf aus und wollen doch nur neue Leute kennen lernen und ihren Horizont erweitern. Der eigene Spaß steht dabei im Vordergrund, das ist die Hauptmotivation. Aber Prostitution, nein, bestimmt nicht. Und wenn es dann trotzdem Geld gibt, sehr viel Geld, ist doch super. Immerhin verdiente sie für einen 24-Stunden-Termin 1.500 Euro, von dem allerdings noch der Anteil für die Agentur abging.
So etwas muss man sich nicht täglich vorstellen. Das ging ohnehin nur, wenn es terminlich passte. Aber ein paar Termine und man schwamm im Geld. Es handelte sich durchweg um kultivierte wohlhabende Männer, wer sollte das sonst auch bezahlen. Sie aß wunderbar, kam viel in Konzerte und was alles noch. Aber sie schuf dafür auch, perfekt gestylt, eine erotische Atmosphäre der besonderen Art und natürlich mit allem, was dazu gehört. Das heißt Meisterin der Kunst von Erotik und Verführung. Auch so etwas kann man lernen. Und bei solchen Preisen erwartete jeder auch wirklich Perfektion. Konnte man auch erwarten. War sie mal nicht so gut drauf, gab es sofort Probleme.
So kam sie zu Geld, wenn auch auf nie geplantem Weg. Wenig Studium, ein bisschen modeln, ein wenig Callgirl. Ihr Leben plätscherte eher ziellos dahin.