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1. JULI 1900
ОглавлениеFranz Ferdinand und Sophie wurden am ersten Juli neunzehnhundert in der Kapelle des Schlosses Reichstadt in Böhmen getraut.
An der Trauung im Schloss, das der Kaiser vor Zeiten Franz Ferdinands Stiefmutter Maria Theresa geschenkt hatte, nahmen nur sie, die auch die Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande getroffen hatte, und ihre beiden Töchter teil. Nicht einmal die Brüder des Bräutigams waren bereit, mit ihm zu feiern, was ihn besonders schmerzte.
Franz Ferdinand trug bei der Zeremonie die volle Paradeuniform eines Kavalleriegenerals. Die Brust schmückten der Orden des Goldenen Vlieses und das Großkreuz des Sankt Stephans-Ordens, wodurch Österreich und Ungarn – zumindest sinnbildlich – vertreten waren. Beziehungsweise von ihm repräsentiert wurden.
Sophie erschien im weißen Kleid einer Jungfrau mit Schleppe. Ein Brillanthalsband und Ohrringe waren der einzige Schmuck der bescheidenen Gräfin. Der Brautstrauß war aus Myrten und Maiglöckchen gebunden.
Die Trauung selbst, bei der auf Wunsch des Bräutigams keine Ansprache gehalten wurde, nahm der Dorfpfarrer vor, dem zwei Kapuziner assistierten. Nach der Heiligen Messe lud Maria Theresa zum Frühstück. Mehr war nicht vorgesehen.
Gleichsam als Hochzeitsgeschenk, und zwar als bereits angekündigtes, erreichte die Familie ein Telegramm des Kaisers. „Seine Kaiserliche und Königliche Apostolische Majestät hat sich bewogen gefunden, die morganatische Gemahlin Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog von Österreich-Este, Sophie, geborene Gräfin von Chotek, taxfrei in den erblichen Fürstenstand mit dem Namen ‚Hohenberg‘ und dem Prädikat ‚Fürstliche Gnaden‘ zu erheben.“
Die Kälte der Botschaft konnte das Brautpaar nicht verstimmen. Das Glück wurde nicht getrübt und so sprach Franz Ferdinand vom „schönsten Tag unseres Lebens“.
Der Kaiser lud das Paar erst zwei Monate nach der Trauung, im September, in die Hofburg. Bei erster Gelegenheit berichtete er seiner Freundin Katharina Schratt über die Privataudienz. „Sie war natürlich und bescheiden, sieht aber nicht mehr ganz jung aus.“ Trotzdem verlieh er ihr neun Jahre später den Titel einer Herzogin, mit dem die Anrede „Hoheit“ verbunden war.
Der sehr glücklichen Ehe entsprossen bis zum Herbst neunzehnhundertvier drei Kinder, die Tochter Sophie sowie die Söhne Max und Ernst. Die Beziehung innerhalb der Familie, die in Konopischt zuhause war, wo es weder Hofzeremoniell noch Pomp gab, war eine innige.
Nach seiner Heirat war Franz Ferdinand nie mehr ernsthaft oder schwer krank. Er war in der Ehe mit Sophie ein glücklicher Mann geworden.