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15. Juni

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Das Bett war immer noch hart, und sie befand sich auch noch immer nicht in ihrem Schlafzimmer. Mit leisem Stöhnen versuchte Charlotta, sich aufzusetzen, und stellte fest, dass sie eher auf einer verhältnismäßig breiten hohen Pritsche denn in einem Bett lag. »Uah!« Der Schmerz, der ihr durch den Rücken zog, schoss von der Lendenwirbelsäule über die linke Gesäßhälfte und den Oberschenkel fast bis zum Knie hinab und raubte ihr den Atem. Jetzt saß sie auf der Kante, baumelte zaghaft mit den Beinen und kam weder herunter noch wieder hoch.

Charlotta atmete tief ein. Ein undefinierbarer Geruchsmix drückte dem Raum seinen olfaktorischen Stempel auf. Es roch etwas rauchig, nach getrockneten Kräutern, ätherischen Ölen und Harz, und genau genommen konnte sie nichts davon wirklich identifizieren.

Panik stieg in ihr auf, als sie Schritte im Flur hörte. Die Tür öffnete sich, und der alte Mann aus ihrem Traum kam herein. »Schön, dass du munter bist«, sagte er so fröhlich, als sei die Situation ganz alltäglich. Er hielt ihr die Hand hin, um ihr herunterzuhelfen, doch Charlotta schüttelte den Kopf.

»Flucht ist unmöglich«, stöhnte sie. »Ich glaube, ich habe einen derben Hexenschuss oder so was!« Sie fühlte sich so hilflos und ausgeliefert wie noch nie und war den Tränen nah.

Der alte Mann lächelte milde und half ihr, die Beine wieder auf die Pritsche zu heben. »Leg dich auf den Bauch«, sagte er und musste ihr auch dabei helfen – eine mühselige Aktion. Charlotta standen anschließend doch die Tränen in den Augen, sowohl vor Schmerzen als auch vor Angst und, weil sie sich sich gedemütigt fühlte.

Der alte Mann legte seine Hände auf den unteren Teil ihrer Wirbelsäule.

Sie empfand eine angenehme Wärme. Wohlige, gleichmäßige Wärme. Dann zogen die Hände sanft die Wirbel auseinander. Charlotta stöhnte vor Schmerzen auf.

»Dann fangen wir woanders an«, sagte er, und sie spürte seine warmen Hände in ihrem Nacken. Dann wanderten sie ein Stückchen weiter Wirbel für Wirbel an Hals- und Brustwirbelsäule hinab. Während der gesamten Zeit nahm sie die Wärme wahr, die von seinen Händen ausstrahlte. Schließlich begann er noch einmal oben und tastete mit sanftem Druck erneut nach und nach jeden Wirbel ab.

»Du atmest nicht richtig«, sagte er. »Bei Stress verkrampft sich dein Zwerchfell. Das weiß ich, weil du an genau dieser Stelle«, er schob sanft einen Wirbel, etwa in der Mitte ihres Rückens, ein bisschen hin und her, »blockiert bist. Nun, ich kann verstehen, dass du gerade nicht so recht entspannt bist. Versuch’s aber mal, atme tief durch.«

Gerade als Charlotta etwas entgegnen wollte, drückte er mit dem Handballen kräftiger. Ungefähr in Höhe ihres BH-Verschlusses drückte er noch einmal, und es knackte laut. Mit einem Stöhnen wich die Luft aus Charlottas Lunge.

»Kannst du dich wieder umdrehen?«

Das ging diesmal besser. Jetzt konnte sie den alten Mann ansehen und stellte verblüfft fest, dass sie keine Angst hatte. Weder vor dem Mann, noch der Situation als solcher. Auch nicht davor, dass er etwas falsch machen und sie anschließend querschnittsgelähmt sein könnte. Er strahlte Ruhe und Vertrauen aus.

Sie spürte die Wärme seiner Hände nun auf ihrem Bauch, wobei sie verblüfft feststellte, dass er sie gar nicht wirklich berührte. Seine Hände schwebten wenige Zentimeter über ihrem T-Shirt. Hatte er ihre Wirbelsäule auch nicht berührt? Oder erst in dem Moment, als er die Wirbel wieder in die richtige Position gerückt hatte? Während sie noch darüber sinnierte, blieben seine Hände über ihrem Magen stehen. Sie berührten sie noch immer nicht, verharrten aber starr.

Die Wärme breitete sich aus. Sie wurde intensiver.

Charlotta schloss sie Augen. »Gut so«, hörte sie ihn leise sagen. »Atme zu der Wärme hin. Versuch es.«

»Es tut weh«, flüsterte sie.

»Das ist gut!«

Das fand Charlotta gar nicht, aber sie traute sich nicht, ihm das zu sagen. Es wurde langsam aber sicher unerträglich.

»Ist es ein guter Schmerz?«

»Nein, es tut nur weh. Und das zieht überall hin«, stieß sie gepresst hervor.

»Dann lassen wir es für heute gut sein. Guck mal, ob du mit deinem Rücken so jetzt aufstehen kannst.« Der alte Mann trat einen Schritt zurück.

Vorsichtig setzte Charlotta sich auf. Es schmerzte, aber es war machbar.

Nun erst schaute sie sich um. Sie befand sich in einem großen Raum, dessen lange, den Fenstern gegenüberliegende Wand, fast komplett von einem riesigen Bücherregal eingenommen wurde. Bücher über Bücher. Die Pritsche, auf der sie saß, ähnelte auffällig denen, die Krankengymnasten oder Ärzte benutzten. Sie war nur viel breiter und stand unter einem der Fenster, damit genügend Tageslicht den Bereich erhellen konnte.

Schräg zu einem der Fenster stand ein wuchtiger Schreibtisch aus dunklem Holz. Darauf lagen mehrere hohe Papier- und Zeitschriftenstapel, fein säuberlich aufgeschichtet. Viele kleine Tische und Regale konnte sie erkennen. Eine Sitzecke mit derben Ledermöbeln und einem weiteren niedrigen Tisch, auf dem sie mehrere Tassen entdeckte. Die Tische, die Regale, die Wände … alles war belegt und bedeckt mit Gegenständen, die ihr auf den ersten Blick zumeist fremd erschienen. Selbst von der Decke hingen Sachen herunter. Ein Schrank, der Charlotta etwa bis zur Schulter ging und unzählige kleine Schubladen hatte, erregte ihr Interesse.

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass man ihre neugierigen Blicke auch unhöflich finden könnte. Schuldbewusst sah sie den alten Mann an. Der schien sie nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen zu haben. Doch sein Gesichtsausdruck wirkte nicht missbilligend, sondern weiterhin freundlich und zugewandt.

»Weshalb bin ich hier?«, fragte Charlotta zaghaft.

Das Lächeln des Mannes vertiefte sich noch. »Es ist nicht an mir, dir das zu erklären.«

»Aber …«

»Weißt du, ich denke, es ist gut für deinen Rücken, wenn du dich jetzt ein bisschen bewegst und spazieren gehst. Hier kannst du weit laufen. Bei dem schönen Wetter ist es herrlich draußen. Vielleicht möchtest du dich erst ein wenig frisch machen?« Vorsichtig rutschte Charlotta von der Pritsche, machte ein paar steife Schritte und sah zögernd auf. Der seltsame alte Mann öffnete die Tür und wies auf eine weitere, hinter der Charlotta nach seinen Worten eine Toilette vermutete. Dankbar lief sie darauf zu.

Das Badezimmer sah aus, als sei es schon mehr als einhundert Jahre alt. Einen Wasserkasten, der hoch über der Toilette hing und bei dem man an der herabhängenden Kette ziehen musste, um abzuspülen, das hatte sie nur mal in einem alten Buch gesehen. Spannend! Aber alles wirkte sauber, ordentlich und für ihre Bedürfnisse absolut ausreichend. Als sie sich die Hände wusch, erblickte sie im Spiegel ein blasses Gesicht, umrahmt von wirren Haaren. Sie befeuchtete noch einmal ihre Hände und versuchte, ein bisschen was an ihrer Frisur zu retten. Schließlich ließ sie mit einem Seufzer fatalistisch die Arme sinken und begab sich wieder in den Flur.

Dort stand noch immer der hochbetagte Mann, der lächelnd auf die große Ausgangstür wies. »Entspann dich draußen ein bisschen und lerne die Umgebung kennen«, sagte er und sah sie auffordernd an.

Das war deutlich. Einen Augenblick zögerte sie noch. Aber er schien ihr noch immer nichts erklären zu wollen. Langsam lief sie weiter durch einen Hausflur und erkannte bei einem Blick zurück, dass er lediglich wieder lächelnd auf die doppelflügelige Ausgangstür deutete. Charlotta zögerte erneut. Die ganze Situation wirkte auf sie so unheimlich, und die einzige Sicherheit schien dieser Mann zu sein. Der alte Mann, der ihr aus ihrem Traum bekannt vorkam. Diesen geschützten Raum zu verlassen, machte ihr Angst. Sie sah ihn noch einmal mit einem hilflos-flehenden Blick an, doch er schien sie noch immer nicht zurückrufen zu wollen. Also drückte sie die Klinke herunter und stieß vorsichtig die Tür auf.

Draußen empfing sie heller Sonnenschein. Charlotta stand auf einer breiten hölzernen Treppe, die fünf Stufen hinab zu einem mit ungleichmäßig behauenen Steinplatten belegten Weg führte. Der Weg endete schließlich in einem großen Platz aus festgetretener Erde. Darauf befanden sich, ungleichmäßig verteilt, mehrere abgeflachte Steine und größere schwarze Flecke, als habe man hier Lagerfeuer angezündet.

Viel mehr interessierten Charlotta jedoch die Häuser, die den Platz kreisförmig umschlossen und es sah so aus, als stünden dahinter noch zwei weitere Reihen mit Häusern. Aus der Vogelperspektive mochte es aussehen wie eine Schießscheibe. Allerdings hätte der Scheibenspiegel lediglich drei Ringe statt der üblichen zehn. Hinter dem dritten Häuserring begann der Wald.

Sie sah außerdem ein paar Männer, Frauen und Kinder, die zwar neugierig zu ihr herübersahen, aber in dem was sie taten nicht innehielten, um sie unhöflich anzustarren. Was sie nicht sah, war auch nur einen einzigen Wolf, oder einen Hund.

Unsicher, wohin sie sich wenden sollte, stieg Charlotta die Treppe hinab. Dabei hielt sie sich wegen ihrer Rückenschmerzen am Geländer fest. Eine Bewegung, die sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, ließ sie den Kopf nach rechts drehen.

Vor dem Haus stand neben der Treppe, von der Sonne in helles Licht getaucht, eine breite hölzerne Bank. Der Mann, der darauf gesessen hatte und sich soeben erhob, sah sie unsicher an. »Hi, wie geht’s dir?« Er hatte zumindest so viel Anstand, dass er verlegen wirkte.

Charlotta atmete hörbar aus. »Wieso nur bin ich nicht überrascht, dich hier zu sehen? – Rob, was passiert hier gerade? Mit mir!? Was hast du getan? Mit mir?!« Sie wunderte sich im Augenblick vor allem über sich selbst, dass sie so verhältnismäßig ruhig sprechen konnte und ihn nicht hysterisch mit dem nächstbesten Gegenstand verprügelte.

Rob sah sie unglücklich an. »Hat er dir schon was erklärt?« Mit dem Kopf deutete er zum Haus, um deutlich zu machen, wen er meinte.

»Er sagte, es sei nicht an ihm, mir was zu erklären.«

Ein unmissverständliches Seufzen kam als Antwort. »Das habe ich befürchtet.« Er senkte den Kopf. »Mhm … magst du bitte mit mir mitkommen? Ich möchte dir was … was zeigen und kann damit hoffentlich auch das meiste erklären.« Robs Stimme klang etwas resigniert, sein Blick wirkte bittend, fast schon flehentlich. Charlotta zögerte einen Augenblick, dann stieg sie die letzte Stufe hinab und sah Rob auffordernd an.

Sie liefen langsam am Rand des Platzes entlang und verließen die Ansammlung von Häusern nach etwa Hundert Metern. Mit jedem Schritt spürte Charlotta, wie sich die Verspannung in ihrem Rücken lockerte und weniger schmerzte. Ab und zu warf sie einen vorsichtigen Blick auf den Mann, der neben ihr herlief. Doch der hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, dabei den Blick auf den Boden geheftet und sah nicht auf. Charlotta knirschte vor Anspannung mit den Zähnen, sagte jedoch nichts.

Nachdem sie schweigend ein Stück Wald durchquert hatten, kamen sie an eine helle Lichtung. Begrenzt wurde sie auf der rechten Seite durch mehrere große Felsen und auf der linken durch den Wald. Vor ihr zog sich ein schmaler Fluss entlang – dahinter war auch wieder der Wald zu sehen. Genüsslich nahm sie den schönen Blick und die erholsame Ruhe, die dieser Ort bot, in sich auf. Plötzlich zuckte sie zusammen. Sie kannte die Lichtung! Erschrocken schnappte sie nach Luft. Es handelte sich eindeutig um die Lichtung aus ihrem Traum! Dieser Traum, in dem sie mit dem alten Mann und dem Wolf über den Bäumen geschwebt hatte. Unwillkürlich sah sie nach oben.

Rob, der sie beobachtet hatte, stellte sich vor sie, sodass sich die Sonne in seinem Rücken befand und ihr Gesicht in seinem Schatten lag. Er nahm ihre Hände in seine und sah sie fest an. »Lotta, vielleicht ahnst du schon etwas. Aber ich denke, ich bin dir noch ein paar Erklärungen schuldig. Ich habe in unseren Gesprächen gemerkt, dass du nicht an Dinge glaubst, die du nicht sehen oder gar anfassen kannst. Und das macht es für mich noch schwieriger, als es ohnehin ist.«

»Was meinst du?« Charlotta überlegte gerade, ob sie empört oder beleidigt sein sollte. Nervös entzog sie ihm ihre Hände und fuhr sich unsicher mit den Fingern durch die wirren Haare.

»Weil du nicht an Dinge glaubst, die sich nicht wissenschaftlich beweisen lassen, habe ich mich nicht getraut … Das, was ich dir eigentlich sagen wollte, möchte ich dir deshalb jetzt und hier zeigen. Da ich aber überhaupt nicht abschätzen kann, wie du reagierst, bin ich eben so unsicher. Ich hoffe einfach, dass ich dich nicht zu sehr verwirre oder erschrecke oder dich vielleicht wieder böse auf mich mache.«

Ohne zu zögern griff sie nach Robs dargebotener Hand um sich im Gras niederzulassen. Mit dieser Hilfe war das trotz ihrer Rückenschmerzen möglich, ohne die Würde zu verlieren. Sofort nahm Rob neben ihr Platz, dreht sich aber so weit zu ihr um, dass er sie ansehen konnte. Die Knie umschlang er mit den Armen.

»Unsicher? Du?« Sie nahm seine letzten Worte noch einmal auf und schnaubte durch die Nase. »Ich hätte bis heute vermutet, dass ›Selbstsicherheit‹ dein zweiter Vorname ist. Und was mein Verhalten angeht … na ja, du bist … du verhältst dich nun mal ganz anders als die Männer, die ich bislang kennengelernt habe«, rechtfertigte sie sich. »Du tauchst jedes Mal plötzlich aus dem Nichts auf. Wir führen außerdem Gespräche, die eher unüblich sind, wenn ein Mann und eine Frau sich kennenlernen.«

Seine Miene verriet nichts von seinen Gedanken.

»Rob«, sprach sie weiter. »Ich habe viel nachgedacht, aber ich kann mir dein Verhalten mir gegenüber nicht erklären. Du hast bislang auch kaum etwas getan, was ich vielleicht erwartet hätte. Auch ich bin total unsicher, was dich angeht. Den Vorwurf kann ich dir so zurückreichen!«

»Was hast du denn erwartet?« Zum ersten Mal an diesem Tag schmunzelte er.

Hilflos zuckte Charlotta mit den Achseln. »Na … ich weiß nicht … Eigentlich habe ich nicht wirklich was erwartet … glaube ich … aber ich weiß, dass ich jedes Mal gedacht habe, dass ich genau das nicht erwartet habe.«

»Vielleicht hast du das hier schon ein bisschen früher erwartet?«, fragte er mit einem listigen Grinsen. Noch bevor Charlotta ahnen konnte, was er vorhatte, hatte er sie zu sich herangezogen, hielt ihren Kopf fest und presste seine Lippen auf ihre. In derselben Bewegung drückte er ihren Oberkörper ins weiche Gras, sodass er halb über ihr lag.

Das Adrenalin, das innerhalb von Sekundenbruchteilen durch Charlottas Körper schoss, ließ sie nicht spüren, dass sie vor nicht einmal einer Stunde noch hilflos und bewegungsunfähig vor Schmerzen auf der Kante einer Pritsche gesessen hatte.

Sie wand sich und protestierte. Insbesondere Letzteres war jedoch nicht sehr effektiv, weil sein Mund noch immer ihren verschloss. Eine seiner Hände ließ ihren Kopf los, legte sich auf ihre Hüfte und strich weiter nach unten bis zu ihrem Oberschenkel.

Charlotta stöhnte auf und spürte nur eine Sekunde später, dass Robs Zunge gegen ihre stieß. Ihre plötzlich so massiv alarmierten Hormone vermischten sich mit dem Adrenalin, und dieser Cocktail, der da durch ihre Adern raste, machte sie fast besinnungslos. Er küsste gut, er roch gut … Sie war versucht, ihn näher zu sich heranzuziehen, doch ein klitzekleines Fünkchen Vernunft meldete sich in einer recht versteckten Hirnregion. Nein, nein, nein! Tu das nicht! Was passiert hier gerade?

Etwas kraftlos versuchte sie, Rob von sich zu schieben und zu ihrer Erleichterung – aber auch zu ihrem leisen Bedauern – hob er den Kopf. »Habe ich hiermit deine Erwartungen halbwegs erfüllt?« Sein Atem ging schwer.

Seine hellbraunen Augen sahen sie so intensiv an, dass sie für einen Augenblick nichts tun konnte, als den Blick zu erwidern. Auch ihr Atem ging schneller. Wenn er sie nur nicht auf diese eindringliche Art und Weise anschauen würde! Sein Kuss hatte sie mehr mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte. Es handelte sich hierbei doch schließlich nicht um den ersten Kuss, den sie bekam! Aber irgendwie ging ihr das alles gerade ein bisschen zu schnell.

Sie räusperte sich. »War es das, was du mir zeigen wolltest?«, fragte sie, um nicht auf seine Frage antworten zu müssen.

Robs Augen verdunkelten sich. »Nein, das ist etwas ganz anderes.« Er seufzte tief, zog seinen Arm unter ihrem Körper hervor und erhob sich schwerfällig. »Lotta, ich bitte dich jetzt um nichts anderes, als mir zu vertrauen. Ich würde mir wünschen, dass du einfach hier sitzen bleibst und dir ansiehst, was geschieht. Meinst du, du kannst das?«

»Dir vertrauen?« Charlotta sah zu ihm auf und überlegte nur kurz. Dann nickte sie, hoffte aber im gleichen Augenblick, dass sie damit keinen Fehler machte. Sie hatte sich wieder aufgesetzt, die Knie fest mit den Armen umschlungen, und sah unsicher zu Rob auf.

Der zögerte einen Augenblick, dann trat er noch zwei große Schritte zurück. Ohne Charlotta aus den Augen zu lassen, zog er sein T-Shirt aus, dann die Schuhe und schließlich die Jeans.

Sie riss die Augen auf und rutschte unwillkürlich ein bisschen weiter von ihm weg.

Rob lächelte dünn. »Wenn ich dir etwas tun wollte, hätte ich gerade die Gelegenheit dazu gehabt. Noch vor nicht mal einer Minute wärst du zu fast allem bereit gewesen und hättest dich nicht einmal so richtig gewehrt.«

Einen Augenblick überlegte Charlotta, ob sie diese Vermutung empört von sich weisen sollte – aber wenn sie ehrlich war, musste sie ihm recht geben. Ihr Gesicht glühte.

Plötzlich nahm sie wahr, dass ein Zittern durch Robs Körper ging. Etwas veränderte sich, obwohl sie nicht direkt erkennen konnte, was es war. Dann ging es furchtbar schnell. Nur einen Atemzug später stand an seiner Stelle ein riesiger Wolf vor ihr. Sein Fell besaß die braune Farbe von Robs Haaren. Charlotta keuchte auf und rutschte instinktiv noch einmal ein Stückchen rückwärts. Der Wolf legte sich hin wie eine Sphinx. Das Maul halb geöffnet, hechelte er und sah sie unverwandt an.

Charlotta war dankbar, dass der Wolf den Abstand beibehielt. Sie atmete ein paarmal tief durch, damit der Schwindel nachließ. »Oh mein Gott! Das meintest du! Und das meinte Horst mit Wolfsmensch! Himmel! Hätte ich das ahnen müssen? Ich kann es nicht glauben. Das ist doch jetzt aber nicht wahr, oder?«

Der Wolf schnaubte durch die Nase und warf sich auf die Seite, als wenn ihre Dummheit und Naivität ihn umgehauen hätten. Dann erhob er sich wieder und kam langsam auf Charlotta zu.

Pausenlos versuchte sie sich einzureden, dass sie keinen normalen Wolf vor sich hatte, dass es Rob war, der da auf sie zukam. Rob, jemand, der sie mochte und ihr hoffentlich nichts tun würde. Die Beherrschung, nicht noch weiter von ihm wegzurutschen, tat fast körperlich weh. Sie musste die Zähne fest zusammenbeißen, damit sie nicht länger aufeinanderschlugen. Es ist Rob, es ist Rob, und der tut mir nichts, es ist kein echter Wolf, es ist Rob …

Die Augen des Wolfes leuchteten geradezu in einem intensiven Hellbraun, die Iris umgab ein dunkler Ring. Robs Augen! Charlotta konnte den Blick nicht von diesen Augen wenden. Wie hypnotisiert starrte sie den Wolf an, der ganz langsam immer näher kam. Unbewusst hielt sie den Atem an.

Verblüfft war sie über die Kraft, mit der die Nase des Wolfes so kräftig gegen ihre Schulter stupste, dass sie mit einem überraschten Laut auf den Rücken fiel. Der Wolf senkte den Kopf, die Nase beschnupperte ihre Hand, die krampfhaft ein Grasbüschel umklammert hielt, dann den Arm. Sie unterdrückte den Impuls, die Arme zu verschränken, als die feuchtschimmernde schwarze Wolfsnase sich vom Bauch aus ihrer Brust näherte. Ihr Atem ging unregelmäßig und stoßweise. Als die Nase des Wolfes noch höher wanderte, legte Charlotta aus einem Instinkt heraus, den sie sich selbst nicht erklären konnte, den Kopf weit zurück in den Nacken. Der Wolf schnupperte an ihrer Kehle, öffnete die Schnauze, und sie spürte ganz sanft scharfe Zähne an beiden Seiten des Halses. Obwohl sie sich doch die gesamte Zeit schon so sehr um Beherrschung bemühte, konnte sie ein leises Wimmern nicht unterdrücken.

Es dauerte nur wenige Sekunden, dann zog der Wolf sich wieder zurück. Er sah sie noch einen Augenblick an, als wolle er prüfen, wie sie das Ganze verkraftet hatte. Dann drehte er sich um, schnappte nach T-Shirt und Jeans und verschwand in beachtenswertem Tempo Richtung Fluss und dort hinter einem Felsen.

Erschöpft blieb Charlotta auf dem Rücken liegen und starrte in den Himmel, bis ihr von der Helligkeit die Augen tränten. Irgendwie ist das, was hier und heute alles passiert, zu viel für einen einzigen Tag, fand sie.

Als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm, setzte sie sich auf. Rob trat hinter dem Felsen hervor. Er trug bereits seine Jeans und zog im Laufen das T-Shirt wieder an. Für den Bruchteil einer Sekunde ertappte Charlotta sich dabei, dass sie das bedauerte.

Plötzlich zuckte sie zusammen. Genau das Bild hatte sie schon einmal … wie sie auf der Wiese … der Fluss … Rob … der Felsen … Der Traum! Immer wieder der Traum! Ihr war, als hätte sie das alles schon einmal erlebt. Tausendundeine Frage schwirrten durch ihren Kopf. Doch keine davon hätte sie so ausformulieren können, dass dabei ein verständlicher und vollständiger Satz herausgekommen wäre.

Als er sie erreicht hatte, hockte Rob sich neben Charlotta, sah sie aber nicht an. Sie schwiegen. Dann hob er den Kopf. »Verstehst du jetzt?«, fragte er leise, und es klang ein kleines bisschen Verzweiflung mit.

»Ich glaube, ja. Irgendwie kann ich es nicht so recht begreifen – aber … vielleicht gibt’s ja doch Dinge zwischen Himmel und Erde …«

Sie verstummte mitten im Satz, als Rob in schallendes Gelächter ausbrach. »Bei allen Geistern, Lotta! Was muss man dir denn noch so bieten? Ich stehe als Wolf neben dir, habe gerade vor deinen Augen meine Gestalt gewandelt und höre dann von dir ›das ist doch aber jetzt nicht wahr, oder?‹ Du bist wirklich …« Ihm fehlten die Worte.

»Na ja …«, verteidigte sie sich lahm und ein bisschen beleidigt. »So ganz normal ist das nun mal nicht … zumindest nicht in der Welt, in der ich bislang gelebt habe.«

Robs Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, der ihr etwas unheimlich war. »Kannst du mir sagen, weshalb du mir gerade deine Kehle dargeboten hast?«

»Öhm … weiß nicht … wenn ich jetzt drüber nachdenke … bei Hunden gibt’s ja so was wie ’ne Beißhemmung, wenn einer dem anderen die Kehle zeigt. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich darüber gerade nicht bewusst nachgedacht habe.«

»Wenn du was über Beißhemmung weißt … das macht ja nur der Unterlegene, um mit dieser Demutsgebärde …«

»Von wegen Demut und Unterlegenheit! Glaub ja nicht …«

»Ich hätte mich gewundert, wenn du das so hingenommen hättest«, lachte Rob. Er wirkte jetzt, wo sie sein Geheimnis kannte, viel gelöster und entspannter als noch vor einer halben Stunde. Dann nahm sein Gesicht wieder diesen lauernden Ausdruck an. »Hattest du gerade Angst vor mir?«

»Nö«, behauptete Charlotta. »Ich wusste ja, dass du das warst.«

Rob sah aus, als sei das genau die Antwort, die er erwartet hatte. »Wenn ich dann aber gehört habe, wie du gekeucht hast und so ein … ein Seufzen oder vielleicht doch ein ängstliches Wimmern …«

»Ich habe nicht …«

»… und dein Puls ging rasend schnell. Wenn das keine Angst war, was war es dann? Erregung?«

Empört riss Charlotta die Augen auf. »Erregung? Bei einem Wolf? Du spinnst ja! Und – was weißt du von meinem Puls?«

Rob lachte leise und sah sie weiterhin unangenehm eindringlich an. »Meine Lefzen – oder wenn dir der Ausdruck angenehmer ist, meine Lippen – lagen direkt an deiner Halsschlagader. Und glaub mir, Lotta, dein Puls raste.«

» … Na ja, vielleicht hatte ich ja doch ein bisschen Angst«, murmelte Charlotta. Sie senkte den Blick, und in dem, was sie sah, fand sie eine Gelegenheit, aus dieser peinlichen Situation herauszukommen. Seine Schuhe standen noch im Gras. »Wieso hast du dich hier eigentlich gerade ausgezogen?«, wollte sie wissen und bemühte sich, ihn möglichst fragend und interessiert anzusehen. Gleichzeitig hoffte sie, dass ihr Gesicht nicht mehr so vor Verlegenheit glühte.

Ihr Ablenkungsmanöver war doch zu offensichtlich, denn Rob grinste. Dann lehnte er sich zur Seite und zog etwas aus dem Gras, das Charlotta nicht sofort erkannte. Vergeblich versuchte sie zu erfassen, was für ein Stofffetzen … »Ähm, deine Unterhose hatte, glaube ich, so ein Muster.«

Wieder lachte Rob. »Ich befürchte, wenn ich die auch noch ausgezogen hätte, hätte ich dich noch viel mehr verängstigt.«

»Prahlhans!« Sie winkte verächtlich ab.

»Nein!«, grinste er, »so meine ich das nicht. Nur, was hättest du getan, wenn ich mich angeschickt hätte, mich komplett auszuziehen?« Er schmunzelte über ihren betretenen Gesichtsausdruck. »Was glaubst du, wie so ein Wolf in Jeans, T-Shirt und Schuhe passt? Ich sag’s dir – gar nicht. Und wie du an meiner Unterhose siehst, die nur noch ein Fetzen ist, wollte ich meine anderen Klamotten schonen.«

»Mhm … leuchtet ein«, murmelte die junge Frau, der der Kopf schwirrte.

Rob erhob sich und reichte Charlotta eine Hand, an der sie sich hochzog. »Komm, wir gehen zurück.«

»Wohin zurück? Bringst du mich wieder nach Hause?«

»Ähm, nein … also … Bleib doch bitte noch ein bisschen hier.«

»Aber …«

Rob wusste, dass es nicht so ganz fair war, aber es war ihm aus verschiedenen Gründen furchtbar wichtig, dass Charlotta blieb. Gründe, die er ihr im Augenblick nicht erklären konnte. »Du weißt, dass im Moment auf Wölfe Jagd gemacht wird«, sagte er stattdessen. »Hier bin ich sicher. Ich weiß nicht, was dieser Horst vorhat. Der ist besessen davon, Wolfsmenschen, wie er uns genannt hat, zu töten. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht auch versuchen wird, dich zu benutzen, um mich zu kriegen.«

Charlotta sah ihn entsetzt an. »Glaubst du das wirklich?«

»Ich kann es zumindest nicht ausschließen.«

»Aber … ich …aber … man wird mich suchen. Ich meine, wenn ich nicht zur Arbeit erscheine, wenn ich nicht in meiner Wohnung bin, wenn ich nicht bei meinen Freundinnen anrufe …« Ihre Stimme klang ratlos, fast ein wenig kläglich.

»Ich kann dich nicht zwingen, aber …« Er ließ den Satz offen und richtete seinen Blick in die Ferne. Wenngleich es ihm ungeheuer wichtig war, wollte er ihr nicht das Gefühl vermitteln, er bedränge sie.

»Aber … ich habe doch auch gar keine Klamotten hier. Und … wo soll ich denn schlafen?« Charlottas Argumente klangen jetzt etwas verzweifelt, und Rob wandte sich wieder zu ihr um.

»Doch, du hast was anzuziehen«, sagte er und hatte den Anstand auszusehen, als habe er so etwas wie ein schlechtes Gewissen. »Ich habe keine Ahnung, ob ich nun gerade deine Lieblingsjeans erwischt habe. Aber ich habe mir erlaubt, ein paar Sachen aus deinem Schlafzimmerschrank mitzunehmen.«

»Du hast waaas?«

»Bitte, Lotta! Wenn du gehen willst, kann ich dich nicht festhalten. Das ist mir klar. Nur – fehlende Wäsche sollte zum Beispiel kein Hinderungsgrund sein, vielleicht doch hierzubleiben. Und was das Übernachten angeht … da … mhm … da gibt’s verschiedene Möglichkeiten.« Charlottas hochgezogene Augenbraue veranlasste ihn, noch etwas deutlicher zu werden: »Ja, du kannst selbstverständlich und sehr gerne bei mir übernachten. Und auch das muss nicht bedeuten, dass du bei mir im Bett schlafen musst. Wenn es dir unangenehm ist auch nur in einem Haus mit mir zu schlafen, kannst du bei unserem Schamanen bleiben. Also in dem Haus, in dem du heute Mittag aufgewacht bist. Oder bei meinem Bruder Paul und seiner Frau.«

»Paul? Der Paul?«

Rob seufzte. »Ja, genau der Paul, er ist auch ein Wolf. Eigentlich ist er ein netter Kerl. Er ist zwölf Jahre älter als ich. Schon als ich noch ein Kind war, hat er sich oft als Erzieher und Bestimmer aufgespielt. Er hat uns Geschwister geärgert und uns auch gerne mal blamiert, wo sich ’ne Gelegenheit bot. Auf der anderen Seite konnte man sich aber auch immer auf ihn verlassen, wenn von meinen anderen Geschwistern und mir jemand Hilfe brauchte.«

Schweigen.

»Wo sind denn meine Klamotten?« Zaghaft.

»Die sind bei mir.« Rob schwieg und sah Charlotta erwartungsvoll an.

»Du hast also noch ein Gästezimmer?« Noch zaghafter.

Er nickte. Das war fast mehr, als er erwartet hatte. Seine große Befürchtung, dass sie zu erschrocken oder zu wütend sein würde, um seine Einladung anzunehmen hatte sich nicht bewahrheitet. Mit ziemlicher Sicherheit würde sie darauf bestehen, nach Hause gebracht zu werden. Er wollte aber unbedingt, dass sie bei ihm blieb – und danach sah es gerade aus. Allerdings hatte Rob sich sicherheitshalber um andere Alternativen bemüht.

Rob drehte ihr den Rücken zu und bückte sich nach seinen Schuhen. Charlotta wusste nicht, weshalb ihr bei der Ansicht, die er ihr bot, der Gedanke durch den Kopf schoss, dass er unter der Jeans nun vermutlich keine Unterhose mehr trug. Nachdem Rob sich wieder zu ihr umgewandt hatte, zog er beim Anblick ihres feuerroten Gesichts fragend die Augenbrauen hoch. Doch Charlotta schlug lediglich die Augen nieder, weshalb er mit den Schultern zuckte. Nebeneinander schlenderten sie zurück ins Dorf.

Jetzt sah Charlotta sich die Häuser noch einmal genauer an. Sie waren ausschließlich aus Holz gebaut, eher Blockhäuser. So stellte sie sich ein Dorf in den Gründerjahren der USA oder Kanadas vor. Das mit Abstand größte Haus gehörte dem Schamanen. Keins der anderen Häuser wies eine Treppe oder eine Doppeltür als Eingang auf. Auch die übrige Größe des Gebäudes konnte sich sehen lassen.

»Das ist auch das Gemeinschafts-, Versammlungs- und Gemeindehaus«, erklärte Rob, der in die gleiche Richtung schaute wie sie. »Hier werden zum Beispiel Versammlungen abgehalten oder größere Feste, wenn wir sie nicht draußen feiern können.« Zielsicher steuerte er auf eins der kleineren Häuser zu, das von dem großen Platz aus gesehen in der dritten Reihe stand.

Interessiert wandte Charlotta sich noch einmal um. Direkt an dem festgetretenen Platz standen die ältesten und zumeist auch größeren Gebäude. Sie bewunderte die häufig kunstvoll geschnitzten Eckbalken und Haustüren. Die Häuser im zweiten Ring schienen etwas kleiner und jünger und im dritten Ring standen die neuesten Häuser. Wie auch in den ersten beiden Reihen, wiesen die Türen zur Dorfmitte hin. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie jedoch nur auf die Rückseiten der Gebäude vor ihnen schauen, die den Dorfplatz vor ihren Augen verbargen.

Charlotta hätte es niemals zugegeben, aber sie war ungeheuer gespannt zu sehen, wie Rob lebte. Als er die unverschlossene Tür öffnete und ihr den Vortritt ließ, bemerkte sie, dass er ähnlich nervös zu sein schien, wie sie.

Sie trat direkt in einen großen Raum, der Möblierung nach zugleich Küche und auch Wohn- und Esszimmer. Es gingen noch vier weitere Türen davon ab, von denen vermutlich eins ein Badezimmer sein würde, eins das Schlafzimmer von Rob und eins dann vermutlich das bereits erwähnte Gästezimmer. Vielleicht besaß er auch zwei Gästezimmer. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse und lächelte Rob dann an. »Gemütlich hast du’s!«

Robs stolzes Lächeln verwandelte sich in eine misstrauische Miene, als er einen Zettel auf seinem Tisch entdeckte. Mit für Charlottas Augen überraschend schnellen Schritten war er dort und las ihn, ohne ihn anzufassen. Dann entspannten sich seine Schultern wieder. »Du möchtest bitte gleich noch mal zum Pisap Inua, unserem Schamanen, kommen.«

Plötzlich knurrte Charlottas Magen so laut, dass Rob sich belustigt zu ihr umwandte. »Wie spät haben wir’s eigentlich?«, wollte sie verlegen wissen.

»Es ist bereits Nachmittag. Du hast dann vermutlich seit mindestens vierundzwanzig Stunden nichts mehr gegessen. Was ist? Soll ich eben lossprinten und ein Reh für dich jagen?« Sein Grinsen veranlasste Charlotta, ihre entsetzte Bemerkung herunterzuschlucken. »Nein, kleiner Scherz«, beruhigte er sie trotzdem noch und konnte erkennen, wie das Misstrauen nur langsam aus ihrem Gesicht wich. »Wir können jetzt gemeinsam zum Schamanen rübergehen, er hat was zu essen für uns beide. Danach würde ich dich bei ihm lassen.«

Rob wandte sich wieder zur Tür und sah Charlotta fragend an, die noch mitten im Raum stand. Verlegen erwiderte sie seinen Blick. »Ich würde gerne mal … wo hast du …?«

»Ach so, das Bad ist genau gegenüber von der Haustür. Ich warte draußen auf dich.«

Wenngleich die Häuser von außen eher einfach wirkten, entdeckte sie ein überraschend modern eingerichtetes Badezimmer. Auf jeden Fall kein Plumpsklo, dachte Charlotta erleichtert und schämte sich sofort ihres Gedankens. Dann fiel ihr ein, dass sie dieses Gefühl bei dem alten Mann nicht gehabt hatte. Allerdings wusste sie da auch noch nicht, in was für einem seltsamen Dorf sie gelandet war. Robs Bad sah erheblich moderner aus als das des alten Mannes.

Während sie sich die Hände wusch, kam ihr der Gedanke, dass das Ganze ja auch von irgendetwas bezahlt werden musste. Was – außer Wolf zu sein – machte Rob? Beruflich. Und ein weiterer Gedanke kam ihr … worum handelte es sich bei einem Pisa … Pisap Inua? Und … ein Schamane? Sie spürte, dass sich ihre Verwirrung trotz aller Erklärungsversuche Robs immer mehr steigerte.

Draußen fand sie Rob mit einem blonden Mann im Gespräch. Der andere Mann sah sie zuerst und kam mit ausgestrecktem Arm auf sie zu. »Herzlich willkommen. Tut mir leid, dass ich dich neulich so erschreckt habe.« Er schüttelte ihre Hand und hielt sie noch einen Augenblick länger fest, während er sie ansah.

Charlottas verständnislosen Blick beantwortete er grinsend mit »Ich bin Paul.«

»Oh! Ach so! Ja, das war gemein.« Sie nickte Paul kurz zu, entzog ihm ihre Hand, und während sie sich noch umwandte, sah sie, dass sie ihn mit ihrer Antwort überrascht hatte. Rob grinste und wandte sich zum großen Haus am Dorfplatz.

Aus den Augenwinkeln sah Rob zu der jungen Frau, die nachdenklich und in Gedanken versunken neben ihm herlief. Ja, es stürzte gerade eine ganze Menge auf sie ein. Es erleichterte ihn ungemein, zu merken, dass sie nicht zusammenbrach, sondern zwar vorsichtig und ein wenig ängstlich, aber doch neugierig mit ihm und allem Neuen umging, was er ihr bot.

Den Raum, in dem sie sich an einen bereits gedeckten Tisch setzten, empfand Charlotta als kleiner und gemütlicher als den, in dem sie vor wenigen Stunden aufgewacht war. Das Essen war einfach, aber sehr schmackhaft – vor allem Dinge, die man saisonal bedingt gerade in Gemüsegärten fand. Es gab tatsächlich Reh. Charlotta traute sich jedoch nicht zu fragen, ob ein Wolf es gerissen hatte. Sie wollte es genaugenommen auch gar nicht wissen.

Nach dem Essen verabschiedete der Schamane Rob direkt und deutlich. Der Jüngere verbeugte sich kurz respektvoll und verschwand.

Irritiert sah Charlotta hinter ihm her. »Muss ich … soll ich … ist es üblich, dass man sich vor Ihnen verbeugt?« Wenngleich Rob ihn duzte, alleine der Respekt, den er dem Schamanen mit dieser kurzen Geste entgegenbrachte, veranlasste Charlotta, ihn zu siezen.

Der alte Mann lächelte. »Sie nennen mich Pisap Inua. Das bedeutet in unserer uralten Sprache, dass ich mit besonderen Kräften ausgestattet bin. Es ist sowohl eine Beschreibung als auch ein Name. Es wäre mir eine Ehre, wenn du mich duzen und auch so ansprechen würdest.«

Mit einem respektvollen Nicken bedankte Charlotta sich. Sie spürte, dass sie sich über sein Angebot freute und auch darüber, dass sich ihre Frage, was ein Pisap Inua sei, nun schon mal geklärt hatte.

»Ich würde mich gerne noch etwas mit dir unterhalten.« Fragend sah sie ihn an, und der alte Mann seufzte. »Du bist ein harter Brocken, Charlotta.«

»Oh, das hat Rob auch schon mal gesagt«, platzte sie heraus und hatte das Gefühl, sich dafür entschuldigen zu müssen.

Sie hörte den Pisap Inua leise lachen. »Aber vermutlich nicht aus dem gleichen Grund wie ich.« Wieder lachte er leise. Dann sah er die junge Frau ernst an, deren Hände gefaltet auf dem Tisch lagen, an dem sie gerade noch gegessen hatten. »Komm mit, wir gehen rüber.«

In dem großen Raum, in dem sie am Vormittag aufgewacht war, lotste er sie zu den schweren Ledersesseln und bedeutete ihr, sich zu setzen. Bevor er sich ebenfalls setzte, nahm er aus verschiedenen der unzähligen kleinen Laden in dem Schrank etwas heraus und warf es in eine Teekanne. Das Ganze füllte er mit heißem Wasser aus einem silberglänzenden und hochpolierten Samowar auf, der in einer Ecke stand. Schließlich nahm er noch eine steinerne und von innen aschegeschwärzte Schale, holte aus ein paar anderen Laden etwas heraus, das er da hinein warf. Plötzlich hielt er einen glühenden Holzspan in der Hand, den er in die Schale senkte. Es dauerte nur einen Augenblick und feiner Rauch stieg daraus auf. Dann stellte er sie auf den Tisch, setzte sich in den Sessel Charlotta gegenüber und sah sie schweigend an. Seltsamerweise empfand sie das Schweigen nicht als unangenehm.

Nach wenigen Minuten goss der Pisap Inua sich einen kleinen Schluck aus der Kanne in seine Tasse, probierte und befand offensichtlich, dass es ausreichte. Er nahm die Tasse seines Gastes und goss ihr etwas ein.

Plötzlich kam Charlotta ein Gedanke, und sie nahm die Tasse misstrauisch entgegen. »Da ist jetzt aber nicht wieder was drin, oder? Hast du Rob was gegeben, mit dem er mich betäuben konnte?«

»Ja, das war ich.« Zu Charlottas Überraschung schien ihm das nicht unangenehm zu sein, und ihr Blick wurde vorwurfsvoll. »Wir sahen keine andere Möglichkeit, dich dazu zu bewegen hierher zu kommen. Vor allem weil die Zeit durch die geplante Jagd auf die Wölfe drängte. Und – ja es ist etwas in dem Tee. Aber das sind einfach nur mehrere natürliche Wirkstoffe, die dich ruhiger werden lassen. Genauso auch die Kräuter, die ich verbrenne. Ich habe auch noch andere, aber diese hier sind harmlos und nehmen dir einfach nur etwas von deiner Aufregung.«

»Mhm …« Halbwegs beruhigt probierte Charlotta einen vorsichtigen Schluck aus ihrer Tasse, der Tee war jedoch noch zu heiß.

»Weißt du, dass deine fehlende Ruhe das große Problem ist?«, begann ihr Gegenüber das Gespräch. Sein Gesicht schien plötzlich noch mehr Falten zu haben.

»Problem? Für wen? Und – was für eine Ruhe?«

Der alte Mann lachte. »Eben, genau das ist die Frage: Was für eine Ruhe?! Rob wird dir gesagt haben, dass er über mich ein Bild von der Frau bekommen hat, die für ihn bestimmt ist«, wechselte er scheinbar das Thema.

»Ja, er hat so was gesagt wie, dass er ein Bild bekommen hätte, das aber kein Foto sei … oder so ähnlich.« Verwirrt sah Charlotta ihr Gegenüber an. »Ganz ehrlich – ich weiß überhaupt nicht, was ich von der ganzen Sache halten soll. Was hat das alles mit mir zu tun? Wieso … das ist so überfallmäßig, weißt du? Dass mich ein Mann anspricht, weil er mich kennenlernen will, ist ja erst mal nicht so komisch. Komisch ist aber, dass er mich hierher bringt und mir zeigt, dass er ein Wolf ist. Ich meine … wie passe ausgerechnet ich da rein? Was hat das mit dem Bild auf sich, das Rob über dich gesehen haben will?«

Der alte weise Mann sah die Verwirrung, aber auch Furcht in den Augen der jungen Frau. Er lächelte gütig. »Weißt du, Mädchen, das ist so: Ich bin schon sehr alt. Vor mir gab es schon viele Männer, die man auch Pisap Inua nannte. Wir haben in unserer Gemeinschaft wichtige Aufgaben, und es bedarf einer Ausbildungszeit, die wohl über etwa zwanzig Jahre geht.«

Überrascht riss Charlotta die Augen auf.

»Ja, wir haben schließlich auch eine enorme Verantwortung. Unter anderem obliegt mir die Prüfung und Entscheidung, ob Personen, die von außen in unsere Gemeinschaft kommen, hierher passen. Ich muss prüfen, ob sie die Richtigen für ihre Partner, aber auch die Richtigen für uns alle hier sind. Wenn ich mich irre, ist möglicherweise die gesamte Dorfgemeinschaft in Gefahr.«

Er ließ Charlotta ein paar Sekunden, das Gehörte sacken zu lassen. »Als ich dich mithilfe der alten Geister gefunden habe, war ich sehr verunsichert. Du hast anscheinend und überraschenderweise eine starke Gabe. Die habe ich sehr deutlich gespürt. Es ist mir bislang aber leider noch nicht gelungen, sie genau zu bestimmen. Da war immer eine Spannung zwischen dir mit deiner Gabe auf der einen und meinem Geist auf der anderen Seite. Es hat lange gedauert, bis ich begriffen habe, dass das deine Spannung ist. Du bist geistig und körperlich so angespannt, dass ich dich nicht richtig sehen konnte. Als ich mir dann einigermaßen sicher war, war der richtige Zeitpunkt verpasst, und du hattest einen anderen Mann kennengelernt. Rob verzweifelte inzwischen fast, weil er natürlich eine Partnerin haben wollte und dann feststellen musste, dass die, die wir für ihn gesehen haben, nicht frei war. Er hat dann lange selber nach einer Partnerin gesucht – aber natürlich erfolglos.«

»Natürlich«, echote Charlotta matt. In ihr stiegen Zweifel auf, ob sie wirklich alles richtig verstanden hatte.

»Ja, du warst doch für ihn bestimmt«, sagte er, als erkläre das alles. »Aber weil du es mir so schwer gemacht hast, hat Rob den richtigen Zeitpunkt verpasst. Durch meine Schuld.«

Was für Geister suchen um Himmels willen Frauen für Männer aus? Und wieso scheint das für die so klar und unumstößlich zu sein? Werde ich hier eigentlich gar nicht gefragt? »Und was würdet ihr tun, wenn ich nun der Meinung wäre, dass ich Rob auf den Tod nicht leiden kann und ihm sage, er soll dort hingehen, wo der Pfeffer wächst?« Es klang fast ein wenig trotzig, denn das ging ihr doch wieder zu sehr in Richtung Bestimmung und Schicksal.

Wieder lachte der Pisap Inua. »Du warst ja auch fast so weit. Aber ich habe dir in deinem Traum gezeigt, wie wichtig dieser Mann für dich ist und wie wichtig es ist, dass du ihm vertraust.«

»Manipulation also!«, rief Charlotta empört aus.

»Wenn du nicht die Richtige wärst, hättest du noch so viele Träume haben können«, sagte der alte Mann überraschend ernst, »dann hätte das an deiner Entscheidung gegen ihn nichts geändert.«

»Mhm …« Charlotta sah nicht sehr überzeugt aus.

»Es ist nicht immer so, dass ich jemanden sehe, der auch eine Gabe hat. Das muss auch nicht sein. Dadurch wird die Suche für mich zwar nicht immer einfacher, aber es ist auch eine Bereicherung für unsere Gemeinschaft. Deshalb bin ich froh, dass die alten Geister mir dich für Rob gezeigt haben.«

»Du hast gerade schon einmal von einer Gabe gesprochen. Was meinst du? Und dann was von Spannung …«

Unter dem prüfenden Blick des Alten wurde sie verlegen. Unsicher griff sie nach ihrer Teetasse. Der Tee schien nun kühl genug, und sie nahm einen kleinen Schluck. Es schmeckte etwas süßlich, etwas bitter … nichts was sie regelmäßig trinken wollte, aber so schlimm wie bei dem Gedanken an Kräutertee befürchtet, war’s nun auch nicht.

»In deinem Leben hat es anscheinend viele schwierige Situationen gegeben. Situationen, die anstrengend für dich waren. Ungesund. Die dich gestresst oder nahezu erdrückt haben. Trauer … Wut … Du trägst auch aktuell noch irgendeine schwere Last und viel Zorn in dir, die du aber noch nicht gefunden hast, um dich ihr zu stellen. Es mag außerdem noch mehr geben; aber um das alles herauszubekommen, brauche ich noch viel mehr Zeit. Es scheint nur so, dass diese Situationen dafür gesorgt haben, dass dein Körper unter einer ungeheuren Anspannung steht. Deine Schultern hast du permanent ein bisschen hochgezogen. Du läufst in einer scheinbar ausgleichenden Schonhaltung, die für deinen gesamten Körper nicht gut ist. Und in dir drin sind die Spannungen und Verhärtungen noch viel intensiver. – Was, Charlotta, hast du erlebt, gegen das du dich innerlich so entsetzlich verhärten musstest?«

Bestürzt sah Charlotta den Pisap Inua an. Sie merkte, dass ihr die Luft wegblieb. Hastig sprang sie auf und lief zum Fenster, um es zu öffnen. Alle Versuche, tief einzuatmen, schlugen fehl, weshalb sie immer mehr in Panik geriet.

Die junge Frau hatte ihn nicht kommen hören, doch plötzlich spürte sie die Hände des alten Mannes auf ihren Schultern. Er ließ die Hände einfach nur bewegungslos dort liegen, und doch hatte Charlotta das Gefühl, dass sie etwas ruhiger wurde und die Atemluft wieder bis in ihre Lungen gelangte.

»Bitte … das ist gerade alles ein bisschen viel für mich …«, stammelte sie und drehte sich zu ihm um. »Ich würde gerne … gehen … Ich …«

Das Gesicht des Pisap Inua verzog sich zu einem Lächeln – er sah immer noch einen Rest der Panik in ihren Augen. »Ja, tu das. Verzeih einem alten Mann seine Ungeduld. Du bist eine echte Herausforderung für mich. Ich hoffe nur, dass ich dich nicht zu sehr verängstigt habe. Bitte gib dir die Chance und komm wieder, wenn du glaubst, es ertragen zu können. Mein Haus steht immer offen für dich. – Und das gilt für alle Bereiche.« Sein Lächeln vertiefte sich. »Rob ist nicht immer einfach. Er hat lange ohne eine wirklich feste Bindung allein gelebt. Wenn ihr mehr Zeit und Abstand braucht, um euch kennenzulernen, kannst du gern zwischendurch zu mir kommen.«

Schon an der Haustür fiel Charlotta ein, dass sie sich nicht zum Abschied vor dem alten Mann verbeugt hatte. Sie spielte deshalb ernsthaft mit dem Gedanken, noch einmal zurückzukehren. Doch dann zuckte sie kurz mit den Achseln und öffnete die Tür nach draußen.

Unten an der Treppe angelangt, versuchte sie sich zu erinnern, wo Robs Haus lag. Im dritten Ring, so viel wusste sie noch, aber der war nicht klein.

»Verlaufen?«

Erschrocken fuhr Charlotta herum. Hinter ihr stand eine hübsche Frau in ihrem Alter und lächelte sie freundlich an. Ihre kurzgeschnittenen hellblonden Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, was ihr etwas Freches gab.

»Ja, wenn ich ehrlich bin, habe ich die Orientierung verloren. Ich suche …«

»Lass mich raten: Du suchst Rob!« Sie lachte, und die strahlend blauen Augen blitzten. »Es ist ja nicht so, als hätten wir dich nicht alle schon lange erwartet. Deine Ankunft gestern ging wie ein Lauffeuer durchs Dorf.« Sie schien einen Augenblick zu überlegen und hatte sich dann offensichtlich zu einem Entschluss durchgerungen. »Ich möchte dir keine Angst einjagen, aber nicht alle hier im Dorf haben dich mit der gleichen Sehnsucht und Vorfreude erwartet wie andere. Na ja, sagen wir’s mal so«, fühlte sie sich aufgrund Charlottas entsetzten Blicks genötigt, deutlicher zu werden, »Rob ist ein attraktiver Mann. Es haben sich sicherlich auch andere Frauen gewünscht, die Auserwählte zu sein.« Sie lachte wieder. »Ich bin glücklich und in festen Händen, vor mir brauchst du keine Angst zu haben. Wir werden uns sicherlich bald wiedersehen und uns ein bisschen unterhalten können. Rob kenne ich schon ewig, mag ihn sehr und finde es schön, dass du die Richtige für ihn bist. Komm mit mir mit.«

Etwas unsicher folgte Charlotta ihr stumm und erkannte dann auch bald, dass die junge Frau sie zum richtigen Haus führte. Als hätte er sie gehört, öffnete Rob die Tür. »Danke, Nele, das ist nett von dir!«

»Klar doch, macht’s gut, ihr beiden.«

Unter dem Blick Neles wurde Charlotta rot, und sie wandte sich ab. Doch in Robs Gesicht zu sehen, machte sie nicht weniger verlegen. Es war ein Fehler! Ich hätte das Angebot des Schamanen annehmen sollen, bei ihm zu wohnen. Oder besser noch, ich hätte nach Hause fahren müssen. Mir macht das Ganze Angst.

Rob schien von ihrer Unsicherheit nichts zu bemerken. Er legte sanft den Arm um ihre Schultern und zog sie mit sich ins Haus. »Komm, ich zeige dir, wo du schlafen kannst. Ich weiß, dass es eigentlich noch etwas früh ist. Aber ich befürchte, wir haben dich heute ein bisschen überfordert. Du wirst müde sein. Mhm?«

Hilflos nickte Charlotta und folgte ihm in ein geräumiges Schlafzimmer. Zu ihrer großen Erleichterung entdeckte sie ein breites, aber nur für eine Person bezogenes Bett, und außer einem Koffer, den sie als den ihren erkannte, sah sie keine persönlichen Gegenstände. Das war nicht Robs Schlafzimmer. Sie wollte sich bei ihm bedanken, doch im gleichen Augenblick drückte er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn.

»Schlaf gut«, sagte er leise.

WOLF CALL

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