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Hinter chinesischen Mauern

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Snowden hätte Holland, Skandinavien oder ein liberales Land anderswo wählen können, wo er Verständnis für seine Protestaktion erwarten konnte. Er hätte ein Land wählen können, dessen Politik für ein freies Internet steht. Er hätte jedes freies Land der Welt anfliegen können.

Er wählte China.

Seine erste Station war Hongkong, eine Stadt, die bekannt ist für die Verfolgung der freien Presse und die brutale Unterdrückung von Demonstranten. Für die Überwachung des Internets hat China eines der aufwendigsten technischen Systeme der Welt. Seine Zensur ist weltbekannt. Blogger mit unliebsamen politischen Texten werden verhaftet, vorgeführt und im Schnellverfahren verurteilt.

SMS-Texte, Chats, auch Fotos werden von einem staatlichen „Büro für Internetinformationen“ in Peking genau überwacht. Strafbar sind politische Texte und Meinungen, die ohne Genehmigung verbreitet werden. Bei Verstoß ist in China mit drakonischen Strafen zu rechnen – von Geldstrafen und Gefängnis bis hin zur Internierung in einem sogenannten „Reha-Camp für Internet-Süchtige“. So heißen die Zwangslager für unliebsame Anwender in China, die in Chatrooms und Foren über demokratischen Protest diskutieren.

Die feindselige Haltung der chinesischen Regierung gegenüber dem Internet dürfte Edward Snowden nicht verborgen geblieben sein. Chinesische Geheimdienste standen im Mittelpunkt seiner beruflichen Arbeit bei der NSA. Sein Job war es, westliche Banken, das Militär und japanische Regierungsstellen vor deren Hacker-Attacken zu schützen.

Das Pekinger Ministerium für Staatssicherheit GUOJIA ANQUAN BU und der militärische Nachrichtendienst ZHONG CHAN ER BU standen jahrelang im Brennpunkt der nachrichtendienstlichen Arbeit der NSA.

Snowden kannte sie gut. Es ist zudem auch davon auszugehen, dass sie ihn ebenfalls gut kannten.

Und dass sie sehr neugierig waren auf die geheimen NSA-Daten, die auf den Terabyte-Disks in seinem Reisekoffer gespeichert waren.6 Vier Stück trug er bei sich. Zum Vergleich: alle bislang veröffentlichen Daten von Edward Snowden entsprechen nur wenigen Gigabyte.

Welche sensiblen Daten der Amerikaner tatsächlich an den chinesischen Geheimdienst verraten hat, ist nicht bekannt. Wir wissen, dass Edward Snowden über chinesische Cyber-Aktivitäten so viel wusste wie kaum ein anderer. Seltsamerweise hat er darüber nie berichtet.

Es hätte seine Pekinger Gastgeber womöglich verärgert.

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