Читать книгу der dämon und die lethargie - Jeanette Y. Hornschuh - Страница 10

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3.

In dieser Nacht schläft Levian sehr unruhig. Alle paar Minuten dreht er sich von einer Seite auf die andere. Decke und Kissen hat er im Schlaf schon aus dem Bett befördert. Jetzt gerade liegt er auf dem Bauch, die linke Bann-Hand lässt er von der Matratze herunterbaumeln. Sicherlich träumt er schlecht… Von meinem Stammplatz aus beobachte ich, wie seine Augen unter den Lidern unruhig hin und her wandern. Mein ,Stammplatz‘ - das ist genauer gesagt jene Stelle in Levians Zimmer, von der ich den besten Blick auf den schlafenden Jäger habe: auf dem Boden vor dem weißen Schrank sitzend, der sich direkt gegenüber der langen Seite seines Bettes befindet. Es ist wahrlich nicht sehr bequem, aber hier finde ich die Ruhe, die ich benötige, um meine Gedanken ordnen zu können. Levians gleichmäßige Atmung, der unbedarfte Gesichtsausdruck, dies alles wirkt sonst so beruhigend… Aber heute liegen seine stets zusammengezogenen Brauen selbst im Schlaf noch verkrampft über seinen Augen.

Als ich das erste Mal Levians Zimmer betreten habe, war ich über die Einrichtung wenig überrascht gewesen. Alles darin wirkt so unpersönlich, fast so, als würde er es kaum bewohnen. Die holzumrahmten Lehmwände sind kahl, nicht ein Bild hängt daran. Im Zimmer befinden sich genau vier Möbelstücke: gegenüber der Tür und somit direkt unterhalb des einzigen Fensters im Raum steht sein massives Bett aus dunkelbraunem Holz, daneben ein unscheinbarer beigelackierter Nachttisch, auf dem er des Nachts stets sein Messer abzulegen pflegt. Links und rechts neben der Tür stehen zwei alte weißlackierte Schränke, in denen, unter anderem, seine Kleidung verstaut ist. Das wars. Nichts weiter. Absolut nichts, kein Teppich auf dem rilligen Dielenboden, kein Regal mit Büchern drin, keine Pflanzen auf dem Fensterbrett, keine Gardinen, nichts… Mein erster Eindruck von seinem Zimmer damals war, dass es seine verschlossene Persönlichkeit perfekt widerspiegelt…

Wieder beginnt Levian sich unruhig herumzuwälzen. Langsam erhebe ich mich von meinem Platz, schlendere zur Tür herüber und verlasse leise das Zimmer. Der Morgen dämmert bald und ich möchte, dass meine nächtliche Anwesenheit im Zimmer meines Jägers auch weiterhin unbemerkt bleibt…

Nachdenklich begebe ich mich in die Küche und hole Nileyns weiße Tasse aus dem Schrank. Ich gebe getrocknete Hagebutten hinein und gieße alles mit heißem Wasser aus der kleinen gusseisernen Kanne auf, die ich am Abend zuvor in die warme Kaminglut gestellt hatte. Mit meiner Teetasse in der Hand und der Zuckerdose auf dem Schoß sitze ich auf dem löchrigen Sessel und beobachte durchs Wohnzimmerfenster hindurch, wie die Sonne beginnt, den Himmel langsam rosa zu färben.

Als sich das zarte Rosa verzogen hat und zum ersten Mal seit Wochen nun ein leuchtend klares Blau den Himmel tränkt, betritt Traian verschlafen den Wohnraum.

„Guten Morgen, Hackschnitzelgesicht!“ begrüße ich ihn gewohnt freundlich.

„Hgdnndlchnnndklppn…“ brabbelt er unverständlich vor sich hin. Mit seinem üblichen grummeligen Morgengesicht humpelt er in Richtung Küche, um sein Frühstück vorzubereiten. Grinsend erhebe ich mich vom Sessel und laufe ebenfalls zur Küche hinüber. Als ich die leere Tasse in die Spüle und die Zuckerdose auf die Ablage darüber stelle, schaut mich der grünäugige Jäger mürrisch an und schnauft: „Ist da überhaupt noch Zucker drin?“

„Ein bisschen, zwei Würfel vielleicht. Du solltest mal wieder neuen besorgen.“

„Die Leute vom Dorf geben uns das Zeug nicht, damit wir damit einen Dämon durchfüttern…“

„Sie sollten dankbar sein, dass ich ihnen nur den Zucker nehme.“ grinse ich breit.

In diesem Augenblick ist ein leises Rumpeln aus Levians Zimmer zu vernehmen. Es hört sich so an, als würde er irgendetwas… umherräumen? Verblüfft blicken wir beide zu Levians Tür. Doch sie bleibt zu. „Mh, nach der unruhigen Nacht scheint dies endlich mal ein aktiver Tag zu werden…“ murmle ich.

„Was?“ fragt Hackschnitzelgesicht neben mir.

„Och, nicht so wichtig…“ meine ich und zögere kurz. Dann greife ich nochmals schnell in die Zuckerdose, nehme mir einen Würfel heraus und haste zur Haustür.

„Hey!“ ruft Traian mir hinterher.

Ich lache „Bis heute Abend!“, stecke mir den Würfel zwischen die Zähne und beiße kräftig zu.

Dann schließe ich schnell die Haustür, bevor er etwas Geeignetes zum Werfen in die Hände bekommt.

Der Himmel wölbt sich über mir. Nachdem die Wolkendecke gestern noch so undurchdringlich wirkte, sind heute großflächige blaue Lücken darin zu sehen. Doch immer noch fegen die Wolken schnell über die Erde hinweg. Als ich bei dem Birkenwäldchen ankomme, haben sich die blauen Flecken am Himmel schon wieder zugezogen. Konzentriert senke ich meinen Kopf und atme den Geruch von Imees Blut ein. Wahrhaftig, nichts ist mit dem Geruch von Blut unserer Gattung vergleichbar… Modrig, fast säuerlich riecht es, stammt es doch von Kreaturen, die eigentlich nicht mehr als lebende Wesen definiert werden können, Kreaturen, die dem endlosen Stillstand verfallen sind… Angewidert rümpfe ich die Nase. Wieder sprinte ich los, wieder führt mich die Fährte Richtung Jorans und Inrans Gebiet. Ob die beiden Jägerinnen sich schon vollständig von den Verletzungen erholt haben, die Levian und ich ihnen damals zugefügt hatten? Oft denke ich daran zurück, wie uns diese kampfeslustigen Bestien empfangen haben, als wir in ihr Gebiet eingedrungen waren. Nicht jeder Jäger reagiert freundlich auf die Anwesenheit eines anderen Jägers in seinem Gebiet. Der Greis, Mael, meinte gar, dass solche Eindringlinge gern als ,feindlich‘ klassifiziert werden. Jäger werden dafür, dass sie den Menschen Schutz vor Meinesgleichen bieten, mit Nahrung, Kleidung usw. entlohnt. Kommt ein anderer Jäger, meist ein Nomade ohne festen Zuständigkeitsbereich, in ihr Gebiet und tötet einen Untoten, so beschenken die Menschen ihn statt der ansässigen Jäger. Entsprechend feindselig wird man als Jäger auch schon mal empfangen, wenn man einfach so in das Gebiet eines anderen Jägers eindringt - egal ob Nomade oder nicht… Wir haben es oft genug erlebt…

Auf halber Strecke zu Jorans und Inrans Gebiet verschwindet der modrige Geruch. Von hier aus bin ich schon so viele Wege gegangen, doch keiner von ihnen hat mich auf eine neue Fährte geführt. Je länger ich suche, desto aussichtsloser ist es. Natürlich war Imee damals so schlau, die ihr zugefügte Wunde zu verbinden, nachdem sie sich weit genug vom Haus entfernt hatte. Kurz nach ihrer Tat wäre es vielleicht noch möglich gewesen, sie zu finden. Den ekelerregenden Geruch ihres Blutes hätte sie unweigerlich hinter sich hergezogen. Auch wenn sie die Wunde verbunden hat, so hätte allein der Geruch in der Luft genügt, um mich zu ihr zu führen. Wie ein roter Faden hätte er alles durchschnitten… Er hätte mir gezeigt, wo ich Nileyns Mörderin finde, um… ja… um mich der verzehrenden Rache voll und ganz hingeben zu können… um dieses entsetzlich stechende Kribbeln in meiner Brust auszumerzen, das mich seit der Gewissheit über Nileyns Tod befangen hat. Aber ich habe zu spät mit der Suche angefangen. Die ersten Tage nach ihrem Tod hatte ich nur versucht, für Levian da zu sein. Als ich das erste Mal zum Birkenwald kam und Imees Fährte aufnahm, war sie zwar noch intensiv, aber sie verlor sich bereits an dieser Stelle hier. Ab hier befindet sich nicht der kleinste Spritzer ihres Blutes mehr auf dem Boden. Ab hier hatten sich damals bereits alle Gerüche zerstreut, die mir einen Anhaltspunkt hätten geben können…

Levian zu trösten… es war so sinnlos gewesen… Hätte ich eher mit der Suche nach Imee angefangen…

Hnnnng…!

Das stechende Kribbeln zieht so stark in mir, dass ich mich für einen kurzen Moment ins Gras knien muss. Ich kralle meine Nägel in den gefrorenen Boden und versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Als sich der Rhythmus, mit dem sich mein Brustkorb hebt und senkt, halbwegs normalisiert hat, schlage ich einen Weg Richtung Osten ein. Dort, in weiter Entfernung, jedoch für mich bei Weitem nicht weit genug, liegt Maels Gebiet.

Ein Trampelpfad führt mich durch den dunklen kahlen Winterwald. Die ersten Tannen begrüßen mich - fast drohend scheinen sie ihre Köpfe über mich zu heben. Seltsam still liegt dieser Wald da. Wo sonst am Tage auch im Winter noch leises Rascheln und Zwitschern zu hören ist, scheint jegliches Leben im Unterholz heute selbst wie eingefroren. Nur das leise Knistern des eisüberzogenen Laubs unter meinen Füßen hallt von den Bäumen her zurück.

Krrrck! - ein sehr viel lauteres Knacken durchschneidet plötzlich die eisige Stille. Es kam von einem Ast, der unter einem Fuß nachgegeben hat - aber es war nicht mein Fuß… Die Geräuschquelle muss sich etwa einhundert Schritte entfernt befinden. Hastig springe ich an einer Kiefer empor, bis ich das dichte Nadelwerk erreiche. Von hier aus spähe ich vorsichtig in die Richtung, aus der das Knacken zu vernehmen war. Eine in grauweißen Stoffen gekleidete Gestalt streift durch den Wald. Sie ist zu weit entfernt und zu gut verhüllt, als dass ich ihr Gesicht genau erkennen könnte. Geschmeidig bewegt sie sich zwischen den dichten Bäumen hinweg. Scheinbar ist sie auf der Suche nach irgendetwas. Die Gestalt läuft ein paar Schritte nach links, dann wieder nach rechts, nach vorn… Während ich das Schauspiel angespannt betrachte, verharre ich starr und versuche so ruhig wie möglich zu atmen. Wirkt das Hin- und Hergestreife zunächst noch ziemlich planlos, so scheint es nach und nach immer mehr einem bestimmten Ziel zu folgen. Und dieses Ziel…

…führt genau in meine Richtung! Meine Atmung wird schneller, mein Körper spannt sich an. In dem Moment, in dem ich realisiere, nach was die Gestalt zu suchen scheint, wirft sie die Kapuze ihres Gewands nach hinten, um eine bessere Sicht auf ihre Umgebung zu haben. Ich spanne meine Beine an, stoße mich von der Kiefer ab und springe zur nächsten Tanne. Spitze Nadeln streifen meine Haut, doch mir bleibt keine Zeit zu verharren. Mein einziger Ausweg ist es, unter dem Schutz der Tannen das Weite zu suchen. So springe ich hastig von Tanne zu Tanne. Der Weg führt mich immer weiter Richtung Maels Gebiet. Hastige Geräusche dringen von unten her, doch nach einiger Zeit verlieren sie sich wieder. Weiter, ich muss weiter… Als sie die Kapuze abgenommen hat, war mir das Gesicht der Gestalt gänzlich unbekannt. Dennoch wusste ich von der ersten Sekunde an um wen es sich handelte: gefährlich grell hatte mir das Blaugrau auf den Wangen des Unbekannten entgegen geleuchtet. Es war ein Jäger und nun war mir auch klar, wonach er gesucht hatte: nach einem ,Dämon‘… nach mir…

Ich springe so lange von Baum zu Baum, bis ich in weiter Entfernung die ersten bergigen Ausläufer sehe, die sich zwischen Jorans und Inrans, Maels sowie Levians Gebiet erheben. Levians Gebiet… Dass es nun Traians Gebiet sein soll, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen… Konzentriert klammere ich mich an einen starken Ast und lausche in die Umgebung hinein. Nur das übliche Zwitschern und Rascheln, das mich sonst auf solchen Ausflügen begleitet, erklingt leise von unten. Erleichtert springe ich hinunter. Mittlerweile ist es Nachmittag geworden. Die grauen Wolken türmen sich zu hohen Bergen über mir, sodass das Sonnenlicht nur noch schwerlich durchdringt. Die ersten zarten Schneeflocken fallen taumelnd vom Himmel herab. Ein Seufzen ausstoßend begebe ich mich auf einen sandigen Waldweg. Den Rückweg zu Levians Haus werde ich wohl lieber in einem weiten Bogen antreten, um nicht doch noch als Jagdtrophäe zu enden… Dies ist das erste Mal, dass ich in Levians… oder Traians… Gebiet einen fremden Jäger gesehen habe. Der Kleidung nach zu urteilen, halte ich es für möglich, dass dies ein Nomade war… Er war gut an seine Umgebung angepasst, das grauweiße Gewand schmiegte sich trefflich in die Farbpalette des Winterwaldes ein. Ein ansässiger umherreisender Jäger, der nicht vorhat, im Gebiet eines anderen zu jagen, hätte wohl kaum so eine Verkleidung gewählt.

Während ich den Wald durchquere, wird der Schnee etwas dichter.

Den ganzen Rückweg lang grüble ich, ob ich Traian und Levian von meinem Erlebnis erzählen soll. Als das Backsteinhaus in Sichtweite kommt, ist die Sonne längst untergegangen. Fahles Licht erhellt die Fenster und scheint auf den nunmehr in einem dünnen Weiß getauchten Garten. Ich stelle mich vor die Haustür und versuche eine Entscheidung zu treffen. Die Flocken wirbeln unaufhörlich um mich herum, verfangen sich in meinem Haar, meiner Kleidung… Wenn ich Traian von dem Nomaden erzähle, wird er sich sicherlich entsetzlich ärgern, aber viel unternehmen kann er ja ohnehin nicht. Und Levian… Ob er überhaupt eine Regung zeigen wird…? Ich greife nach der kalten Türklinke und drücke sie zögerlich herunter.

„Nhhhh?!“ - ich trete in den Hauptraum ein und gehe sogleich wieder zwei Schritte zurück. Leere - anders kann man es nicht in Worte fassen. Eine pochend hallende Leere erstreckt sich vor mir. Das… das kann nicht wahr sein…! Meine linke Hand krallt sich vor Wut in meine Kleidung. Doch es hört nicht auf, dieses stets heulende Kribbeln in meinem Inneren wächst bedrohlich an. „Warum… warum hat er das getan?“ flüstere ich in den Raum hinein - in diesen abscheulich leeren Raum, in dem nun nichts mehr von ihr bleibt. Alles hat Levian abgenommen - die gerahmten, getrockneten Pflanzen an der Wand, die selbstgemalten Landschaftsbilder… die getrockneten Kräuter und Wurzeln und Laubblätter an den Seilen und… einfach alles, was dieses Haus ausmacht… Wo ist das alles hin? Wo ist das hin, was Nileyn so sorgfältig für ihn zusammengestellt hatte? Doch Levian ist nicht hier, um Antwort zu stehen. Vermutlich befindet er sich wieder in seinem Zimmer und gibt sich seinem Selbstmitleid hin. Lediglich Traian beobachtet mich schweigend vom Sofa aus. Dieser Ausdruck - was zeigt er mir? Etwa Mitleid?!!! Meine Augen verengen sich, als sich unsere Blicke treffen. „DU!!! DU hast… du hast nichts getan… Warum hast du ihn nicht aufgehalten?!“ schreie ich wutentbrannt.

Doch Traian reagiert unerwartet ruhig: „Es steht mir nicht zu, ihn daran zu hindern. Es ist besser, wenn er sich… seiner Trauer stellt…“

„Sich stellen? SICH STELLEN?! Verstehst du DAS darunter?!“ brülle ich und weise mit einer Handbewegung durch den nun so entsetzlich leer wirkenden Raum. Doch da kommt mir ein Gedanke: „Nein… wo ist…?“ In schnellen Schritten haste ich zum Küchenbereich.

„Dies ist die Art, wie wir uns stellen.“ hebt Traian etwas leiser an, doch ich höre ihm nicht mehr zu. Fast hysterisch reiße ich die Türen des schmalen mintgrünen Büffetschranks auf und taste im obersten Fach herum. Als ich zu greifen bekomme, was ich nicht mehr gehofft habe, je wiederzusehen, rollen mir die Tränen übers Gesicht. Ich ziehe Nileyns unscheinbare weiße Tasse mit dem feinen Sprung hervor.

Traian verzieht hörbar das Gesicht: „Nh… du musst verstehen, warum…“

„NICHTS muss ich!!!“ keife ich, stelle die Tasse vorsichtshalber in ein dunkles schmales Fach unter dem klobigen Waschbecken und schreite polternd durch den Raum. Auf dem Dielenweg biege ich ab, laufe auf Levians Zimmer zu und reiße schwungvoll die Tür auf. Da liegt er, auf seinem Bett. Das Gesicht zur Tür gedreht, den Blick jedoch abgewandt.

„Warum hast du das getan?!!!“ schreie ich.

Keine Reaktion.

Das stechende Kribbeln wird immer stärker. Es drängt mich so sehr… Ich gehe zu seinem Bett herüber und rüttle an seiner Schulter: „WARUM HAST DU DAS GETAN?! Antworte mir!!!“

Nun dreht er mir das Gesicht entgegen. In seinem Blick, seinen tiefblauen Augen, liegt diese Kälte… doch er erwidert nichts. Immer stärker tobt es in mir, ich merke, wie mir wieder Tränen übers Gesicht rollen. Langsam beginnt der Schnee in meinen Haaren zu schmelzen.

„Willst du das denn?!“, brülle ich ihm entgegen, „Willst du Nileyn ebenfalls vergessen, Levian?! Ihr Gesicht - genau wie das deiner Eltern?!“

Seine Augen weiten sich. Ich weiß, wie sehr ich ihn damit treffe, aber ich kann nicht anders. „Verschwinde aus meinem Zimmer!“ zischt Levian, doch stattdessen verfalle ich in ein wütendes Schluchzen: „Verstehst du nicht, wie furchtbar es ist?! Dass die Tradition oder was auch immer euch Jägern vorschreibt, dass ihr jegliches Andenken vernichten sollt… Dass ihr nicht zurück blicken sollt… Nileyn… Soll auch sie gelöscht werden?!“

Doch sein Gesichtsausdruck wird nur noch härter. Ich erreiche ihn nicht… auch jetzt nicht, wo ich verheult vor ihm stehe… Verzweifelt wische ich mir übers Gesicht: „Verstehst du nicht, dass es etwas ganz Entsetzliches ist, jemanden zu vergessen, den man geliebt hat?!“ Kalt rinnt das Tauwasser an meinen Haaren herab, tropft auf sein Bett und den Holzboden und bildet dort kleine Pfützen.

Seine Augen blicken nach unten.

Dann sagt er: „Du hast sie doch kaum gekannt.“

der dämon und die lethargie

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