Читать книгу der dämon und die lethargie - Jeanette Y. Hornschuh - Страница 9

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2.

Als ich auf den unebenen Weg zurückkehre, der zum Haus führt, dämmert es bereits. Hastig rasen die dunklen Wolken über das morsche Dach hinweg. Wie schon so oft war auch diesmal meine Suche nach Nileyns Mörderin erfolglos. Ich laufe den Hügel empor und beiße die Zähne zusammen. Natürlich, ich weiß, dass Imee eine Strategin ist, wie sie ihresgleichen sucht. Noch nie habe ich es mit jemandem zu tun gehabt, der die Persönlichkeit und Beweggründe eines Menschen derart schnell zu durchschauen vermag wie sie. Noch nie habe ich einen meiner Gattung getroffen, der sein Handeln derart weit vorausschauend plant. Ein Knirschen ist von meinen Zähnen zu vernehmen, als ich daran zurückdenke, wie sie ihre bisherigen Angriffe gegen Levian eingefädelt hatte. Wie gut sie vorbereitet war… Der erste Überfall damals bei ihm Zuhause, als er bewusstlos im Bett lag und sich von einer schweren Verletzung erholte. Nicht nur, dass sie genau diesen Zeitpunkt abgewartet hatte, um aktiv zu werden… Nein, auch darauf, dass jemand - in diesem Fall ich - sie an ihrem Plan hindern und ihr nachsetzen würde, war sie vorbereitet gewesen. Über den gefrorenen Sandboden laufend blicke ich auf mein Schienbein hinunter, in dem mich damals ihr Wurfmesser getroffen hatte. Nach diesem Vorfall wusste sie nun, dass ich, eine ihr weit überlegene Unsterbliche, den Jäger, auf den sie fixiert ist, beschützen würde. So wählte Imee für den zweiten Angriff einen Zeitpunkt, an dem Levian sich kurz von mir entfernt hatte. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass auch der blonde Jäger ein wendiger und schneller Kämpfer ist, der es mit einer jungen und unerfahrenen Untoten leicht aufzunehmen vermag. Ja, Levian ist ein geschickter Jäger… Ich muss es wissen, seit er mich mit dem Bann gefesselt hat, hat er es mehr als deutlich demonstriert… Dieser Bann, der dazu geschaffen ist, ‚Dämonen‘ wie mich auszulöschen, der es jedoch aus unerklärlichen Gründen bei mir nicht vermochte.

Als ich Levians Haus erreiche, bleibe ich vor dem rostigen Gartentor stehen. Ich streiche über das kalte Metall und lasse meinen Blick über den Vorgarten schweifen, der jetzt im Winter so kahl und trostlos daliegt. Der schmale, unregelmäßig gepflasterte Weg, der zum Haus führt, zweigt jeweils links und rechts noch einmal ab und führt dort in Trampelpfaden um das Gebäude herum. Zur linken Seite erstrecken sich in diesem immer so verwildert wirkenden Garten, der das Backsteinhaus umgibt, verschiedene Zierbüsche und Stauden… Der Weg führt dort zu Gemüsebeeten, vorbei an knorrigen Kirsch- und Apfelbäumen. Doch… nach rechts… dort wo die Holzbank steht, auf der ich diesen sonnigen, zirpenden, duftenden, leuchtenden Sommer verbrachte… Diese Stelle war einst mein Lieblingsplatz hier. Nirgendwo war die Friedlichkeit dieses Hauses für mich so spürbar wie dort… Doch diese Stelle… ich vermag sie bis zum heutigen Tag nicht einmal mehr anzusehen, geschweige denn, ihr nahe zu kommen. An dieser Stelle, wo Imee uns Nileyn nahm…

Mit einem mir nur allzu vertrauten Quietschen öffne ich die Gartentür. Ich schreite durch den Vorgarten und lege meine rechte Hand an die Klinke der grünen Haustür. Bevor ich sie hinunter drücke, schaue ich noch einmal in den Himmel hinauf. Nein, Imee ist niemand, der sich einfach so aufspüren lässt. Sie bestimmt, wann sie in Erscheinung tritt. Aber was sollte ich sonst tun, als sie zu suchen? Wo mir doch jede Minute, die ich in diesem Haus verbringe, seit Nileyns Tod so schwer fällt…

Als ich das Haus betrete, klopfe ich mir im tieferliegenden Eingangsbereich kurz Schnee und Dreck von meinen nackten Füßen.

„Es ist schon verrückt, dass du stets hierher zurückkehrst, Dämon. Warum tust du das immer wieder?“

Mit einem genervten Seufzen ob dieser netten Begrüßung laufe ich die zwei Stufen hoch, die den Eingangsbereich vom Rest des Raums trennen, und schreite den Dielenweg entlang, der sich mittig durch den großen Hauptraum erstreckt. Auf der linken Seite des Hauptraums liegt das offene Wohnzimmer und dort auf dem selbstgeschusterten Sofa sitzt Traian mit einem Buch auf dem Schoß und blickt mich skeptisch an. Ich lasse mich auf den abgewetzten, graublau gestreiften Sessel neben dem brennenden Kamin plumpsen, puste mir eine weiße Strähne aus dem Gesicht und haue meine Füße auf den Wohnzimmertisch.

„Ich ergötze mich gern daran, dich leiden zu sehen. Ist das nicht Grund genug, hierher zurückzukehren?“ frage ich.

Ein Lachen ausstoßend erwidert der braunhaarige Jäger mit den grünen Malen: „Hahaha, wo leide ich denn bitteschön? Deine Anwesenheit ist zwar lästig, Eve, aber so viel brauchst du dir nicht einbilden… Tse, zu glauben, ich würde deshalb ‚leiden‘…“

Jetzt gerade ist mir ganz und gar nicht danach, mich der ewigen Zwietracht hinzugeben, die Traian zu betonen niemals müde wird.

Nach Nileyns Tod hat er sich kein bisschen verändert. Immer noch tut er genauso fröhlich und gibt sich auch genauso kindisch wie zuvor. Immer, wenn ich ihn anblicke, diese naiven, blaugrünen Augen sehe, steigt die Erinnerung an jenen Tag in mir hoch und ich sehe, wie er blutend auf dem Dielenweg sitzt und schluchzt, weil Nileyn ermordet wurde und auch, so denke ich, weil er ihr nicht helfen konnte. Unerbittlich hatte Traian Imee verfolgt und doch konnte er Nileyns Ermordung nicht verhindern. Nicht einmal ihren… Körper… hatte Imee uns gelassen… Ich hatte erwartet, dass er lange daran zu knabbern haben würde. Aber nach zwei Tagen war er wieder ganz der Alte…

Mit verkniffenem Gesicht starre ich auf seinen Oberschenkel: „Wie geht es dir heute?“

Seine Augen verengen sich. Er macht eine Schnute und antwortet: „Gut. Wie soll es mir schon gehen? Und außerdem hat dich-“

„-dich das nicht zu interessieren…“, beende ich den Satz für ihn, „…jaja, spar dir das. Warum antwortest du dann auf meine Frage?“

„Hng… Halt doch die Klappe.“ gibt Traian kleinlaut zurück. Fast automatisch zieht sich meine linke Augenbraue nach oben. Er ist so berechenbar…

Die Wunde, die Imee Traian auf der Hetzjagd zu Levians Haus zugefügt hatte, war nur langsam verheilt - Kein Wunder in Anbetracht der Größe und des Umstandes, dass es ein dreckiger ausgefranster Ast war, den Imee in seinen Oberschenkel gebohrt hatte. Auch heute noch beeinträchtigt ihn die Verletzung… Ob Traian wohl für den Rest seines Lebens humpelnd durch die Welt ziehen muss? Aber all das scheint ihn nicht zu bekümmern. Immer noch liegt ihm stets dieses dämliche Liedchen auf den Lippen, das vor allem dann ertönt, wenn er sich auf irgendetwas konzentriert. So wie jetzt, während er auf dem Sofa sitzt und weiter summend in seinem Buch blättert. Dabei sind Levian und Nileyn doch nach dem Tod ihrer Eltern zusammen mit Traian bei Mael aufgewachsen, soweit ich weiß… Und er sitzt hier und summt vor sich hin. Zugegeben, meine Erinnerungen an menschliche Tage liegen in weiter, weiter Ferne und wie die Menschen üblicherweise über den Verlust eines anderen hinwegkommen, ist mir somit nicht bekannt - naja, nicht mehr… Aber um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was besorgniserregender ist: jemand, der nach dem Verlust eines Nahestehenden so tut, als wäre alles wie immer oder jemand, der sich seiner Trauer in tiefster Depression hingibt…

„Levian ist in seinem Zimmer, nehme ich an?“ will ich wissen. Doch eigentlich ist diese Frage ja unnötig.

„Wo sollte er sonst sein?“ meint Traian weiter blätternd.

Ja, wo sollte er sonst sein… Nach dem Tod seiner Schwester ist Levian zusammengebrochen. Tagelang lag er in seinem Zimmer, wollte nur wenig essen und niemanden sehen… Ich dachte es würde nicht nur mir, sondern auch ihm helfen, über den Verlust zu reden. Doch er reagierte nicht darauf, wenn man ihn ansprach. Einer leblosen Puppe gleich lag er auf seinem verwühlten Bett und blickte ins Leere… Nicht eine Träne habe ich ihn vergießen sehen, auch nicht als wir von Nileyns Ermordung erfahren haben. Immer nur starrte er vor sich hin. Erst vor wenigen Tagen hat er damit angefangen, sich für mehr als nur ein paar Minuten aus dem Bett zu erheben. Zwar verbringt er immer noch die meiste Zeit in seinem Zimmer, aber nun kommt er auch manchmal heraus und läuft ein kleines Stück vor dem Haus herum. Haha, vielleicht gibt dies ja Anlass zur Hoffnung, dass er die Suche nach einer Lösung des Bann-Problems aufgegeben hat. Ich würde es jedenfalls vorziehen, nicht ausgelöscht zu werden, nur damit er die Fähigkeit zurückerlangt, seine Jägergabe wieder gegen andere Meinesgleichen ausüben zu können. Auch wenn ich schon viele Jahrhunderte als wandelnder Rachegeist auf dieser Erde weile, hänge ich doch irgendwie an meiner Existenz…

Jemand räuspert sich. Ich blicke auf. Skeptisch starrt Traian mich an, offensichtlich verwundert darüber, dass ich mit einem bitter-debilen Grinsen auf dem Gesicht vor mich hin schweige. Bevor er anheben kann, irgendetwas ermüdend Stichelndes zu krähen, deute ich auf das Buch auf seinem Schoß und sage: „Weißt du, dies ist ein Buch - so richtig mit Text. Ergo soll man darin l-e-s-e-n. Ich gehe stark davon aus, dass du des Lesens nicht mächtig bist, sonst hättest du dir wohl kaum ein Buch über PFLANZENKUNDE auf den Schoß gelegt, in der Hoffnung, durch wildes Blättern den Eindruck zu erwecken, dass du dich neben deiner eigenen Person auch nur für irgendetwas anderes auf der Welt interessieren könntest.“

Eine Falte bildet sich zwischen Traians Brauen. Sichtlich verärgert antwortet er: „Und das von dem so ziemlich arrogantesten, überheblichsten und selbstverliebtesten Wesen, das ich kenne! Wann hast DU bitte das letzte Mal ein Buch gelesen, Dämon?!“

„Nicht nötig, ich weiß bereits alles.“, lächle ich süffisant, „Beispielsweise, dass es das Wort ‚selbstverliebtesten‘ gar nicht gibt.“

Plötzlich fliegt mir ein braunes rundes Kissen entgegen. Ich wehre es gerade noch rechtzeitig ab…

„Hahahahaha, schon gut, liebster Traian! Ich ergebe mich, bevor mich noch die ‚Große Sammlung der Wild- und Heilkräuter‘ trifft.“

„Das hätte mir mal einfallen sollen…“ murmelt er nun missmutig vor sich hin. Zwar bleibt die Zornesfalte auf seinem Gesicht bestehen, aber er senkt halbwegs besänftigt den Blick auf das Buch und übt sich weiter im Verständnis der Kräuterkunde… naja… oder er schaut sich nur weiter die schönen Bildchen an… Manchmal, in solchen Momenten, kommt mir der Gedanke, dass Traians Anwesenheit eigentlich gar nicht so… - Arg… nein! Diese Aussage mag ich beim besten Willen nicht treffen…!

Auch nachdem Traian sich halbwegs von seiner Verletzung erholt hatte - soweit man das sagen kann - blieb er hier in Levians Haus. Natürlich könnte er sich auch einfach eine Kutsche bestellen und sich zurück zu Maels Stadt fahren lassen. Schließlich befand sich Traian vor Imees Angriff noch in der Ausbildung und war erst seit kurzer Zeit ohne seinen alten Lehrmeister auf der Jagd. Aber Traian bleibt - und das hat einen Grund: auch nachdem Levian mich genötigt hatte, ihn auf der langen Reise zu verschiedenen Jägern zu begleiten, um nach einer Lösung für unsere Verkettung zu suchen, hatte er keinen Erfolg. Der Bann ist nach wie vor auf mich fixiert und niemand weiß wieso. Somit scheint es, als sei der für dieses Gebiet zuständige Jäger wohl langfristig nicht in der Lage, die hier lebenden Menschen vor Meinesgleichen zu beschützen. Da dachte sich der autoritäre Greis dann wohl, dass ein anderer Jäger einspringen sollte und was ist naheliegender, als den humpelnden, selbstüberheblichen und bislang wenig erfahrenen Lehrling als Vertretung zu ernennen… Nachdenklich kratze ich auf der Armlehne des gestreiften Sessels herum. Wie alles hier im Haus, so hat auch dieses Stück hier schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Dass der Stoff auf der Armlehne schon ziemlich löchrig ist, ist aber vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass ich häufig auf diesem Sessel sitze… Als ich einen langen Faden vom Stoff um den Finger zwirbele, denke ich darüber nach, wie Traian reagierte, als er die Nachricht über seine Ernennung erhalten hat. Klar freut er sich, dass er sich nun endlich als Jäger beweisen kann. Der Stolz über seine Ernennung scheint ihm unpassenderweise regelrecht aus den Ohren herauszuglitzern… Aber dass die Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen ist, lässt nur zwei mögliche Schlussfolgerungen zu: entweder herrscht gerade ein akuter Jägermangel in der Gegend, sodass die Ernennung Traians die einzig mögliche Option darstellte oder Mael will ihn loswerden. Mh… Und nein, dass der Greis tatsächlich an Traians Fähigkeiten als Jäger glaubt, halte ich nicht für wahrscheinlich! Mael ist zwar ein überheblicher, autoritärer, narzisstischer, grausamer, gefühlskalter, berechnender, manipulativer Despot - aber er ist kein Dummkopf. Aber es bringt mich nicht weiter, darüber zu grübeln. Mit einem Ruck rupfe ich den Faden von der Armlehne ab. Dann stelle ich mich vor den großen offenen Kamin und schnipse den Faden in die kleine Flamme. Da das Holz im Kamin bald vollständig verglüht ist, lege ich noch zwei neue Scheite nach und beobachte, wie das Feuer langsam anwächst. Nach einer Weile drehe ich mich um und laufe in Richtung Küche.

„Ich mache mir einen Tee, willst du auch einen?“ frage ich Traian.

„Nein, danke…“ blafft er. Ich verdrehe die Augen und beschließe, ihn einfach für den Rest des Abends zu ignorieren. Die Küche des Hauses liegt im großen Hauptraum, direkt gegenüber dem Wohnbereich. Ich laufe links am selbstgezimmerten wuchtigen Esstisch vorbei und stelle mich neben den eckigen Waschplatz. Mein Blick wandert nach oben. Der gesamte Ess-Wohnbereich ist von dicken Balken durchzogen, welche die holzbeschlagene Decke stützen. Zwischen diesen Balken sind unzählige Schnüre gespannt, an denen Kräuter, Rüben, Wurzeln und vielerlei andere Pflanzen zum Trocknen aufgehängt sind. Die Gerüche dieser getrockneten Pflanzen sind vielfältig und intensiv, würzig oder süßlich - in jedem Fall aber angenehm. Ohne sie wäre dieses Haus wohl nicht das, was es ist. Ich seufze als ich nach oben greife, um mir ein paar Blätter von der getrockneten Pfefferminze abzuzupfen. Wie viel Mühe und Zeit es Nileyn gekostet haben muss, dies alles hier zu präparieren. Diese Sammlung hat sie für die Winterzeit angelegt - es ist ihr ganz persönliches Vermächtnis… Für den nächsten Winter wird sich wohl niemand mehr die Arbeit machen, einen neuen Vorrat anzulegen. Ich muss ein erneutes Seufzen unterdrücken, als ich mir vorstelle, wie kahl diese Balken - ja dieses ganze Haus wohl nächstes Jahr wirken wird, wenn Nileyns getrocknete Pflanzen nicht mehr hier hängen.

Ich fülle eine kleine gusseiserne Kanne mit frischem kaltem Wasser und öffne eine Schranktür des mintgrünen Büffetschranks, der neben dem Waschtisch steht. Die unscheinbare weiße Tasse mit dem feinen Sprung scheint mir fast entgegenzulächeln. Diese Tasse hat Nileyn früher immer gern benutzt. An Tagen wie diesen, an denen ihr Verlust mir so furchtbar schmerzlich scheint, hilft es mir, mich an die Kleinigkeiten zu erinnern, die sie uns hinterlassen hat. Diese Tasse, die getrockneten Kräuter und Wurzeln, den kleinen messingfarbenen Kerzenhalter auf dem Wohnstubentisch, in dem sie abends immer eine Kerze anzündete, den …Garten… Ja, diesen wundervollen wilden Garten… Aber auch so vieles mehr… Es sind so schöne Erinnerungen… Diese Kleinigkeiten… mit ihnen scheint es, als wäre der Abschied von Nileyn nur von kurzer Dauer. Ich weiß ja, das ist ein seltsamer Gedanke für jemanden, der nahezu unsterblich ist…

Bedächtig brösle ich die getrockneten Blätter in ein kleines Sieb und lege es auf die Tasse. Unerwartet erklingt ein lautes Knarzen aus dem hinteren Hausbereich. Ich halte inne und starre zum Durchgang, der vom Hauptraum heraus zu den drei Schlafzimmern und dem Waschraum des Hauses führt. Ein blonder Schopf betritt den Raum. Vermutlich war der Hunger nun so groß, dass er es im Bett nicht mehr ausgehalten hat.

„Oh, guten Abend, Levian!“ trötet es vom Sofa her. Langsam schlendert Levian an den Balken vorbei und betritt die Küche. Eine Antwort bleibt aus, so wie sonst auch… Es scheint, als würde er uns gar nicht richtig sehen, geschweige denn hören…

An einem Regal neben dem Büffetschrank bleibt er stehen und greift in eine Vorratskiste, in der Brot aufbewahrt wird.

„Na, kleines Menschlein, ob eine trockene Scheibe Brot wohl genügt, um deinen bedürftigen Organismus aufrechtzuerhalten?“ grinse ich meinen blonden Jäger von der Seite an. Doch natürlich ignoriert er mich vollkommen.

Als er sich umdreht, um den Rückweg zum Bett anzutreten, murre ich: „Ein kleiner Kräutertee würde sicherlich auch dir guttun…“

Plötzlich bleibt Levian stehen. Langsam dreht er sich in meine Richtung. Seine tiefblauen Augen fixieren mich. Überrascht stehe ich vor ihm und weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. Als hätte er zum ersten Mal die Augen geöffnet, stiert er mich mit einem derart kalten Ausdruck an, wie ich ihn seit unserem Kennenlernen nicht mehr gesehen habe. Sein Blick wandert auf die feine weiße Tasse, die ich in der Hand halte.

„Was… hast du was?“ stammle ich.

Doch statt zu antworten, senkt er nachdenklich den Blick und wandert bestimmten Schrittes zurück in sein Zimmer. Die Tür fällt geräuschvoll ins Schloss. Dann ist es still.

„Tja, wenigstens hat er mal mit seiner Außenwelt Kontakt aufgenommen…“ meint Traian und widmet sich wieder seinem Buch.

Meine Stirn liegt in Falten. Ich greife nach der Zuckerdose und gebe ein leises „Mh…“ von mir…

der dämon und die lethargie

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