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2.4.2.4. Änderungen in den Klassen der Substantive und Adjektive

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Im Germanischen kam es zu einer Ausbreitung der Deklinationsklassen. Zu unterscheiden sind in der Folge vokalische oder starke Stämme, konsonantische oder schwache Stämme sowie eine weitere Sondergruppe von Stämmen.

Neben den vokalischen a-(idg. o-)Stämmen wie anl. dag (ahd. tag ‚Tag‘) und ja-(idg. jo-) Stämmen, vergleiche anl. hiret (ahd. hirti, ‚Hirte‘), bildeten sich wa-Stämme, vergleiche anl. snēo (ahd. snēo, ‚Schnee‘). Ebenso entstanden neben ō-(idg. ā-)Stämmen, vergleiche anl. ertha (ahd. ërda, ‚Erde‘) und jō-(idg. jā-)Stämme, vergleiche anl. sunda (ahd. sunte, ‚Sünde‘), zusätzlich wō-Stämme, vergleiche mnl. winbra(u)wen (ahd. wintbrāwa,‚Augenbraue‘). Weiter zählen zu diesen starken Stämmen die i-(idg. i-)Stämme, vergleiche anl. liud, Plur. liudī (ahd. liuti, ‚Leute‘) und die u-Stämme, vergleiche anl. fritho (ahd. fridu, ‚Friede‘).

Eine bedeutende Ausbreitung der konsonantischen Stämme ergab sich im Germanischen bei den n-(idg. n-)Stämmen, die zu einer neuen Klasse mit einheitlicher Deklination, bestehend aus Vokal und -n führte. Beispiele dieser schwachen Deklination sind an-Stämme, vergleiche anl. chana, ahd. han(o) (‚Hahn‘), jan-Stämme, vergleiche anl. gesello, ahd. gisello (‚Geselle‘), ōn-Stämme, vergleiche anl. zunga, ahd. zunga (‚Zunge‘), jōn-Stämme, vergleiche den anl. Namen Walterus Muggo, ahd. mucka (‚Mücke‘) und īn-Stämme, vergleiche anl. diupi, ahd. tiufī (‚Tiefe‘). Die germanischen n-Stämme sind, wie Sonderegger ausführt, für Personenbezeichnungen, so anl. boda, ahd. boto (‚Bote‘) und Abstrakta aus Adjektiven, so anl. diupi, ahd. tiufī (‚Tiefe‘) zu Dat. Sing. Mask. tiefen, ahd. tiof (‚tief‘) sowie aus Verben, so anl. douphe, ahd. toufī (‚Taufe‘) zu anl. doufen, ahd. toufen (‚taufen‘) produktiv geworden. Zu den schwachen Stämmen gehören weiter nd-(idg. nt-)Stämme, wie anl. fiunt, ahd. fiant (‚Feind‘), r-Stämme, wie anl. bruother, ahd. bruoder (‚Bruder‘), s-Stämme, die später in die a-Stämme übergingen, wie anl. calb, ahd. kalb (‚Kalb‘). Zur Sondergruppe zählen Wurzelstämme, wie anl. buoke, ahd. buoh (‚Buch‘).

Vermehrt erfolgte im Germanischen die Kennzeichnung des Geschlechtes durch die Flexionsendung, somit konnte die äussere Form des Substantivs das Geschlecht markieren. In der ältesten Stufe des Deutschen ist laut Sonderegger die Kennzeichnung von Maskulinum, Feminimum und Neutrum in den Flexionsendungen vielfach noch sichtbar, allerdings nicht im Nom. Sing. So weist die grosse Mehrheit der Pluralmorpheme im Nom. Plur. noch ausschliessliche Geschlechtsmerkmale auf, so die maskulinen Morpheme -a, -wa, -eon/-iun zum Beispiel in taga (‚Tage‘) mit der anl. Entsprechung daga, ebenso hlē-wa (‚Grabhügel‘) mit anl. Entsprechung huuela. Allerdings wurde die Geschlechtsmarkierung durch die Auswirkung verschiedener Auslautgesetze und durch Verschleiss der Endungen teilweise verwischt. Im Niederländischen verschwanden die Unterschiede zwischen Genera immer mehr, die Geschlechtsmarkierung konnte sich gar auf neue Formmerkmale stützen. Dies gilt namentlich für die vielen mnl. Substantive der früheren Klassen der n-, ō-, ja-, i- und u-Stämme mit ə im Auslaut. Sie waren vielfach feminin, in der Folge wirkte im Mittelniederländischen allmählich als Kennzeichnung für feminin, auch bei ursprünglich männlichen Substantiven.

Substantiv und Adjektiv unterschieden sich ursprünglich im Indogermanischen morphologisch nicht voneinander, als Begleiter des Substantivs konnte das Adjektiv in allen Klassen alle drei Geschlechter bilden. Das Germanische kannte bei den Adjektiven und den Demonstrativen eine starke, das heisst vokalisch-nominale und vokalisch-pronominale Deklinationsweise, die auf die Flexionsformen der oben aufgezählten Vokalstämme der Substantive zurückzuführen ist. Daneben entwickelte sich eine schwache, n-haltige Flexion, die mit der Deklinationsweise der substantivischen n-Stämme übereinstimmt. So verfügte jedes Adjektiv über eine doppelte Flexionsmöglichkeit.

Auch im Altniederländischen lassen sich diese starke und schwache Deklination des Adjektivs noch unterscheiden. Die starke Flexion erscheint prädikativ, so groz in anl. The tûrn was groz ande erlig (‚Der Turm war gross und respektabel‘ MRB 625), sowie bei syntaktischer beziehungsweise semantischer Unbestimmheit, zum Beispiel anl. groz in tho se godo groz folk erworuen (‚als sie viel Volk für Gott gewonnen hatten‘ MRB 519). Die schwache Beugung kommt nach einem bestimmten Artikel oder nach einem Pronomen mit voller Bedeutung vor. Sie ist in den Wachtendonckse Psalmen durch das Fehlen von Artikeln selten, ein jüngeres Beispiel ist das attributive anl. arme in Thure sinen bosen níth betroch er thaz arme wif (‚Durch seinen boshaften Hass betrog er die arme Frau‘ MRB 17).

Sodann vollzog sich im Germanischen eine Umgestaltung der starken pronominalen Deklination. Als Mischform zwischen Substantiv- und Pronominaldeklination ist sie, wie Sonderegger ausführt, im Hochdeutschen noch in den Endungen des starken Adjektivs zu finden. So entspricht das prädikativ verwendete stark dem Mask. Sing. Nom. des Substantivs Tag, ebenso im Altniederländischen, so starc (‚stark‘) in miner minnon, thiu ingegen thich so starc is (‚meine Liebe, die dir gegenüber so stark ist‘ LWR 137). Andererseits entspricht eine Pronominaldeklination wie in ahd. Akk. Plur. guote der Pronomenbildung ahd. dëso, -e, ebenso im Altniederländischen die Akk.-Plur.-Form starko in so lango her so starko thing thurgh mich leyth (‚so lange erlitt er meinetwegen solche elende Dinge‘ LWR 79, 9). Allmählich unterschied sich die Flexion des Adjektivs sowohl im Deutschen als auch im Niederländischen immer mehr von der Deklination des Substantivs.

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