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Kapitel 4

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Endlich Sommerferien. Es sind weitere zwei Wochen vergangen, ohne dass ich auch nur einen Gedanken an die Klinik und an meine Ma verschwendet hatte. Mein inneres Notizbuch blinkte schon rot bei den Punkten: mein Zimmer aufräumen und Ma öfter besuchen. Aber nun hatte ich bestimmt ganz viel Zeit dafür und vor allem auch die Lust, hin zu gehen.

Oder es liegt die Wahrheit darin, dass ich finde, dass ich Zuhause angekommen bin. Und daher einfach nur meine Ruhe wollte und es endgültig aufgab, meine Ma zurück haben zu wollen. Die Komfortzone ist klein, der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn alles gut lief, dann ist es schwer, Kraft und Mühe in andere Themen zu investieren.

Klar streite ich mich mit Ava, immer mal wieder. Sie ist nun 16 geworden und daher ein Jahr älter als ich. Wie Teenager, oder junge Erwachsene so sind, möchte sie ihren Willen durchsetzen und auch ihre Ruhe vor mir haben. Die kleine Cousine stand Ava in den meisten Dingen nur im Weg. Daher musste ich in das alte Kinderzimmer meiner Mutter ziehen, das sich im Keller befand. Zimmer kann man das auch nicht wirklich nennen. Es war eher ein umgebauter Hobbyraum, der damals, als es meiner Mutter zunehmend schlechter ging, als Zwischenstation diente und sie ein paar Mal bei ihrer Schwester übernachten konnte.

Seit ich in diesem Zimmer bin, fühle ich mich seltsam und mein Schlaf könnte auch besser sein. Aber ich beschwere mich nicht. Nichtsdestotrotz kann ich hier Ava aus dem Weg gehen und mich auf mich konzentrieren. Da ich generell nicht sehr viele Freunde habe, im Gegensatz zu Ava, bin ich auch ganz froh, mal für mich zu sein. Es scheint so, als würde mir, seit meiner Kindheit, alles etwas schwerer gemacht werden, als ihr. Aber wir halten im Großen und Ganzen einen harmonischen Haushalt. Streit gab es immer mal wieder, aber ich gewöhnte mich immer mehr daran, hier zu bleiben, einen Sommerjob anzunehmen und nächstes Jahr nach der Schule einen weiteren Weg einzuschlagen.

Mit 15 Jahren hat man für gewöhnlich andere Dinge zu tun oder auch andere Gedanken, die man verfolgen sollte. Es steht in den Sternen, wie es schulisch für mich weitergeht und wo es mich in Zukunft hin verschlagen wird. Ich war schon immer eher eine mittelmäßige Schülerin und immer sehr introvertiert. Daher auch eher der Außenseiter bei uns in der Schule.

Auch, wenn es seltsam klingt und wir bereits groß und zum Teil erwachsen sind, ist Becky immer noch bei uns als Haushälterin angestellt. Sie freut sich noch immer, wenn ich sie frage, ob sie bei den Besuchen dabei sein möchte. Becky hat sich sichtlich eingelebt und hat das kleine Häuschen direkt neben uns gekauft, um in unserer Nähe zu sein. Sie war immer da, wenn Lynn sie brauchte oder ich nicht alleine in die Klinik wollte. Kinder oder einen Lebensgefährten hatte Becky aber nicht. Ich denke, sie hat ihre Aufgabe, uns zu helfen, so ernst genommen, dass sie ihre eigenen Interessen immer hintenanstellt. Bei uns in der Nähe hatte sie sich schon immer am Wohlsten gefühlt. Das sagt sie selbst. Nicht wegen meiner Tante, sondern eher wegen mir. Sie erwähnte immer wieder, dass ich so verträumt und abwesend durch das Leben gehe. Sie würde sich schlecht fühlen, mich allein zurück zu lassen. Außerdem war sie jahrelang die beste Freundin meiner Mutter und auch sie konnte sie nicht allein in der Klinik zurücklassen. Denn Becky war immer noch, auch nach all den Jahren, regelmäßig bei meiner Ma zu Besuch.

Becky stammt aus dem ca. 2 Stunden entfernten Westwood. Sie war etwas rundlicher, hatte rotbraune, glatte Haare und eine Hornbrille auf. Da sie wirklich schlecht sah, kam sie ohne ihre Brille auch nie weit. Sie hatte einen modernen und adretten Kleidungsstil und war immer schnell beliebt bei allen Menschen. Die Nachbarn liebten sie und ihre selbstgemachte Limonade war ein Traum. Schon immer hatte sie ein Helfersyndrom und engagierte sich auch privat in vielen sozialen Bereichen. Daher passte es nicht so wirklich zusammen, dass Becky eine Bar besaß. Eine wirklich gute Bar, aber eher eine für den harten Kern unter uns und im rockigen und kernigen Stil. Aber sie liebte, was sie tat und war auch dort gleichermaßen beliebt und eine super Chefin. Aus höheren Positionen hatte sie sich dennoch nie viel gemacht und war daher immer auf dem Boden geblieben.

In Beckys Bar kamen auch ab und an Menschen aus der Klinik, um ihren Frust und ihre nicht so schönen Erfahrungen zu vergessen. Ava und ich durften nur tagsüber in die Bar, wenn Becky da war, um neu zu gestalten oder Abrechnungen zu machen. Daher habe ich selbst noch niemanden aus der Klinik kennengelernt, mit dem ich hätte sprechen können. Aber vielleicht würde sich das mit 16 ändern. Denn unter Aufsicht durfte man mit 16 die Bar auch abends betreten.

Becky erzählte daher meist die besten Geschichten und gruseligste Ansätze, was in der Klinik alles geschehen würde. Alles nur vom Hören sagen. Sie hatte sich daher immer mehr zum Ziel gesetzt, meine Ma dort rauszuholen. Denn eins war Becky auch - sehr abergläubisch.

Ava & Me

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