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Nachhilfe in Sachen WGs

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Am nächsten Morgen wurde ich wach, weil Toni auf meinem Bett saß und mich schüttelte.

„Was ist denn los?“

„Frank und Matthew sind in der Küche!“

„Na und?“ fragte ich verständnislos.

„Ich trau’ mich da nicht alleine rein!“

„Wieso denn das nicht, Toni?“

Erstaunt setzte ich mich auf.

„Ist dir das nach gestern Abend etwa nicht peinlich?“

„Was?“

„Na, dass du auf Franks Schoß saßt und er dich die Treppen hoch getragen hat!“

„Hast du wegen Matthew Hemmungen?“

Toni nickte.

„Magst du ihn?“

„Ich finde beide ganz nett, aber mehr auch nicht!“

Dann war es wohl an der Zeit, Antonia ein wenig Nachhilfe in Sachen WG und gemeinsamen Trinken zu geben. Ich stand auf und zog einen großen Karton unter meinem Bett hervor. Daraus nahm ich zwei Wasserpistolen und reichte eine davon Toni.

„Was hast du damit vor?“

„Das wirst du schon sehen!“

Wir gingen gemeinsam ins Bad und füllten unsere Waffen, dann versteckten wir sie hinter unseren Rücken. Ich betrat als Erstes die Küche.

„Morgen! Schon ausgeschlafen?“ grüßte Frank freundlich.

„Wir haben noch ein Hühnchen mit euch zurupfen!“ eröffnete ich gleich.

Frank und Matthew sahen uns an.

„Wer von euch beiden hat es gewagt, uns als Schwerlast zu betiteln?“ fragte ich und versuchte dabei böse zu klingen.

Frank zeigte augenblicklich auf Matthew.

„Du wolltest damit doch nur deine Schwäche verstecken!“ warf ich ihm vor und schoss dann auf ihn.

Antonia lachte und half mir.

„Das hast du nun davon!“ rief sie.

Matthew warf Frank einen Blick zu und stand dann langsam auf.

„Nicht mal in Ruhe frühstücken kann man hier!“ beschwerte er sich.

„Du nennst mich also schwach, Julia?“ fragte er und nahm mir einfach meine Waffe ab.

„Absolut!“ bestätigte ich und versteckte mich hinter Toni.

Frank beobachtete uns von seinem Stuhl aus und fing an zu lachen.

„Du findest das komisch?“ fragte Toni und zielte nun auf ihn.

„Nicht“, rief ich noch, aber da hatte sie schon abgedrückt.

Nun hatten wir beide Männer gegen uns. Als Frank aufstand, lief Antonia weg und rannte mich dabei um.

„Ich werd’ dir zeigen, wer hier schwach ist!“ drohte Matthew und hob mich vom Boden auf seine Arme. Ich zappelte rum so gut ich konnte, aber leider half Frank Matthew. Gemeinsam schleppten sie mich ins Bad und stellten mich dort unter die kalte Dusche.

„Wo ist Antonia?“ fragte Matthew und die beiden machten sich auf den Weg.

Nachdem ich mich abgetrocknet und umgezogen hatte, wagte ich mich wieder in die Küche.

Frank und Matthew saßen wieder am Tisch. Beide grinsten mich an, als ich reinkam.

„Morgen Liebes! Morgen, ihr Süßen!“ grüßte Robin, der nun auch die Küche betrat, freundlich.

Er setzte sich zu Frank und verkündete:

„Ich werd’ gleich mal in die Wanne hüpfen, wenn keiner was dagegen hat.“

„Julia hat schon geduscht!“ erzählten Frank und Matthew gleichzeitig.

Ich ging gerade hinter Matthew vorbei, um mich auf den freien Platz neben ihm zu setzen. Nach ihrem Spruch legte ich Matthew meine Hand auf seine nackte Schulter und sagte verführerisch:

„Das nächste Mal nehm’ ich dich mit!“

„Liebes, hast du dich für Matthew entschieden?“

„Nein, danach ist Frank dran!“

Frank und Matthew hatten nur zu gut verstanden, dass ich ihnen keine gemeinsame Dusche, sondern Rache angedroht hatte.

Sonntag Nachmittag musste ich wieder zur Arbeit und auch am Montag und Dienstag hielt ich mich dort nach der Uni auf.

Es war abermals ein Mittwoch, als ich auf Toni traf.

„Gehen wir am Wochenende wieder mit den Männern aus?“ fragte sie mich.

„Was ist mit dem jungen Mann, dessen Nummer du hast?“

„Ich würde lieber wieder mit dir ausgehen, das ist lustiger!“

„Ich hab’ erst mal genug von diesen Partys!“

„Meinst du wegen dem Typen, der dich angemacht hat?“

Ich nickte. Dem Kerl wollte ich nicht jedes Wochenende über die Füße laufen.

„Und wenn wir wieder in diese Kneipe gehen?“

„Ich glaub’ nicht, dass Matthew und Frank schon wieder wegen mir auf ihre geliebte Party verzichten wollen!“

Das sah Toni ein.

Heute kam ich früher von meiner Nachhilfe zurück und hörte, wie sich Frank und Matthew im Wohnzimmer unterhielten.

„Ich hab’ keine Ahnung, was ich mit dieser Gruppe noch machen soll!“

„Hast du die Teilnehmerinnen mal gefragt, ob sie was stört, Matthew?“

„Sicher! Mehr als einmal, aber ich ernte immer nur unfreundliche Blicke.“

Matthew hatte also auf der Arbeit Probleme. Vielleicht war das eine gute Möglichkeit für meine Rache!

„Wann hast du die nächste Stunde mit denen?“

„Morgen um achtzehn Uhr schon!“ stöhnte Matthew.

Wie schön, dass ich morgen frei hatte, ich sollte mich mal in diesem Fitness Studio umgucken!

Gegen halb sechs betrat ich mit meiner Sporttasche den Arbeitsplatz von Matthew und Frank. Dort wandte ich mich gleich an die junge Dame am Empfang.

„Ich würde gerne an einem Kurs teilnehmen!“

„An welchem denn?“ fragte sie mich freundlich.

Natürlich hatte ich keine Ahnung, also versuchte ich es anders. Ich beugte mich vor und verriet ihr leise:

„Ich weiß nur, dass er um achtzehn Uhr anfängt und dass dieser absolut süße Kerl ihn leitet!“

Lächelnd sah sie mich an.

„Wie sieht er denn aus?“

„Groß, muskulös, durchtrainiert, blond, blauäugig…“, begann ich zu schwärmen.

„Du meinst bestimmt unseren Matthew!“

„Ja, genau, so heißt er!“

Sie zeigte mir die Umkleideräume und erklärte mir, wo ich den Fitnessraum finden würde. Also zog ich mich um und suchte mir dann einen Platz in der hintersten Ecke des Fitnessraumes. Meine Haare hatte ich hochgesteckt, außerdem trug ich einen weiten Jogginganzug und hoffte, dass Matthew mich nicht sofort erkennen würde.

Allerdings bestand da keine Gefahr, denn der Raum wurde schnell voll und so klein wie ich war, würde Matthew mich nicht sehen können, schließlich konnte auch ich kaum einen Blick auf ihn werfen.

Schon kurz nachdem Matthew mit dem Training begonnen hatte, bemerkte ich, dass er viel zu schnell war. Die Frauen neben mir stöhnten bereits. Matthew bemerkte die schlechte Stimmung, allerdings wusste er nicht, was er dagegen tun sollte.

Noch nie zuvor hatte ich bei Matthew Unsicherheit erlebt, spontan beschloss ich, ihm zu helfen.

„Langsamer!“ rief ich mit verstellter Stimme nach vorne.

Matthew hörte kurz auf und sah nach hinten.

„Bin ich zu schnell?“

Endlich bestätigten ihm das mehrere Frauen, also verlangsamte er sein Tempo.

Trotzdem lief mir irgendwann der Schweiß, ich sah zu den anderen Teilnehmerinnen. Ihnen ging es nicht anders, also konnte es nicht an mir liegen.

„Pause!“ schrie ich jetzt.

Im selben Moment hörten alle außer Matthew mit den Übungen auf. Verwundert sah er in die Runde.

Ich setzte mich erschöpft auf meine Matte und rang nach Luft. Die Frauen neben mir machten es mir nach.

„Er sollte mal ein paar einfache Übungen im Liegen oder Sitzen machen!“ raunte mir eine von ihnen zu.

Als ich Matthew so hilflos da vorne stehen sah, tat er mir leid.

„Hast du nicht was Einfaches auf Lager?“ rief ich ihm zu.

Wieder sah er in meine Richtung, da ich mich aber rücklings hingelegt hatte, konnte er mich wieder nicht erkennen.

„Wollt ihr was im Sitzen machen?“ fragte Matthew die Gruppe und war froh, dass er endlich eine Antwort bekam. Es gab für ihn nichts Schlimmeres, als wenn ihn alle anschwiegen. Auch wenn ihm diese eine Stimme, die sich immer wieder bemerkbar machte sehr bekannt vorkam, dachte er im Moment nicht weiter darüber nach, sondern nahm die Hinweise dankbar an.

Zwanzig Minuten später waren wir endlich fertig, vor allem war ich total fertig. Ich legte mich lang auf meine Matte und machte keine Anstalten aufzustehen.

„Ich bin dir was schuldig!“

Matthew stand direkt über mir.

„Wie wär’s, wenn du mir für den Anfang erst mal hoch hilfst?“

Schon stand ich wieder auf den Beinen. Ich erklärte Matthew, was in seinem Kurs schlecht lief und empfahl ihm, öfter mal durch die Reihen zu gehen und die Frauen zu beobachten.

„Am besten, du bleibst in meinem Kurs!“

„Bloß nicht!“ reagierte ich entsetzt.

Danach machte ich mich auf dem Heimweg. Nach einer heißen Dusche legte ich mich auf die Couch.

„Alles klar bei dir?“ fragte David mich.

Er sprach mich sonst nicht oft an und lebte hier eher zurück gezogen. Um so mehr wunderte mich seine Frage.

„Ja, wieso?“

„Du siehst total geschafft aus!“

„Sport ist Mord!“

David lachte und zeigte auf seinen dicken Bauch:

„Das seh’ ich genauso!“

David setze sich auf einen der Sessel. Ich reichte ihm sofort die Fernbedienung vom Fernseher. Allerdings wollte er sie gar nicht haben.

„Gehst du dieses Wochenende wieder aus?“ fragte er nach einer kurzen Stille.

„Auf diese Studentenpartys geh’ ich nicht mehr!“

„Davon hat Antonia mir schon erzählt. Aber nur weil dir das einmal passiert ist, musst du doch nicht auf Partys verzichten!“

„Zweimal!“ verbesserte ich ihn.

Erstaunt sah er mich an, also erzählte ich ihm von dem ersten Vorfall.

„Warum verrätst du das Antonia nicht? Dann würde sie dich bestimmt besser verstehen.“

Hatte Toni mit ihm über mich geredet?

„Was hat sie dir gesagt?“

„Nur dass sie unheimlich gerne ausgehen würde, aber ohne Freundin verständlicherweise nicht mag.“

„Robin ist doch auch noch da!“

„Nicht jeder geht mit seiner Welt so offen um wie du!“

„Und warum geht sie nicht mit Frank und Matthew? Die würden sie doch bestimmt auch ohne mich mitnehmen!“

„Hättest du das gemacht, als du gerade mit deiner Studienzeit angefangen hast?“

Ja, hätte ich! Trotzdem konnte ich Toni irgendwie verstehen, aber ich hatte einfach keine Lust mehr auf diese Partys.

„Warum gehst du dann nicht mit ihr weg?“ fragte ich David direkt.

„Ich bin zehn Jahre älter als das Mädchen…“

„Und wenn wir alle gemeinsam ausgehen?“

„Damit wieder dasselbe wie früher mit Robin passiert?“

„Was meinst du, David?“

„Anfangs haben Matthew und Frank ihn mit auf ihre Partys genommen, aber die Leute dort waren mehr als unfreundlich zu Robin und eines Tages wollten sie ihn zusammen schlagen.“

„Warum denn das?“ fragte ich schockiert.

„Einfach weil er anders ist.“

„Aber das ist doch kein Grund!“

„Für manche Menschen schon!“

„Und deswegen wollen Matthew und Frank Robin nicht mehr dabei haben?“

„Blödsinn! Sie haben ihn damals sogar da rausgeholt. Aber es ist einfach besser so!“

„Und wenn wir alle zusammen ins Kino gehen?“ dachte ich laut.

„Das wäre vielleicht eine Möglichkeit“, stimmte David mir zu und ging dann in sein Zimmer.

Kurz darauf tauchten Frank und Matthew auf.

„Du blockierst ja schon wieder die Couch!“ beschwerte Frank sich gleich.

„Nicht heute Abend!“ bat ich ihn müde.

Frank wollte mich schon wieder von der Couch werfen, doch Matthew hielt ihn zurück.

„Wo tut’s am meisten weh?“ fragte Matthew mich zu meiner Überraschung.

„Meine Waden!“

Matthew hob meine Beine an und setzte sich zu mir, dann legte er meine Beine auf seinem Schoß ab und begann meine Waden zu massieren.

Auch Frank bestand auf seinem Platz auf dem Sofa. Ich wehrte mich nicht, als er mich hochhob und sich ans Kopfende setzte. Matthews Massage war so angenehm! Ich drehte mich auf den Bauch und genoss es einfach.

„Ich will auch!“ rief Robin, der zu uns kam.

„Was? Eine Massage oder auf Franks Schoß liegen?“ fragte ich ihn.

„Beides, Liebes!“

Am nächsten Morgen erwachte ich in meinem Bett. Ich musste tatsächlich bei Matthews Massage eingeschlafen sein! Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so gut massieren konnte!

Wieder in Unterhosen traf ich die beiden in der Küche. David war bei ihnen und sie unterhielten sich angeregt. Als ich die Küche betrat, verstummten sie sofort.

„Können wir da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben?“ bat ich Matthew.

„Du meinst wohl da, wo du eingeschlafen bist!“ zog er mich auf.

„Wann bist du eingeschlafen?“ fragte Toni, die nun voll bekleidet neben mir stand.

Ich schwärmte ihr von Matthews Massage vor.

„Ich will auch!“ meinte Toni mutig.

Matthew lächelte sie an.

„Wenn ich euch beide massieren soll, will ich dafür aber was haben!“

„Alles!“ versprach ich spontan.

Mittags traf ich Kai in der Mensa.

„Hallo Julia! Setz’ dich zu mir!“ forderte er mich auf.

„Hallo Kai! Wie läuft’s bei dir?“

„Bis auf mein spanisch läuft alles gut“, kam er sofort auf den Punkt.

„Hmm! Ich kenne da jemanden, der könnte dir vielleicht helfen!“

„Ist aber bestimmt teuer?“

„Die Person, die ich kenne, nimmt kein Geld!“

Verwundert sah Kai mich an.

„Was verlangst du stattdessen?“

„Eine Stunde englisch gegen eine Stunde spanisch!“

„Das ist fair. Wann hast du Zeit?“

„Ich könnte morgen ein oder zwei Stunden früher kommen.“

„Das hört sich gut an!“

Mit etwas Glück, könnte ich das mit den Überstunden im `blue elegant` bald wieder lassen. Lieber lernte ich mit Kai, als dort zu kellnern!

Julias Geheimnis

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