Читать книгу Die unglaubliche Wunderreise des Freddie Yates - Jenny Pearson - Страница 7

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Auch wenn Wunder angeblich in jeder Gestalt

daherkommen können, glaube ich trotzdem nicht,

dass sie klein und flauschig sind wie Lady Gaga


Es ist schon komisch, was die Leute so alles für ein Wunder halten. Nachdem Dad seinen Unfall hatte, meinte meine Grams: »Joe, es ist ein kleines Wunder, dass du nicht gestorben bist.« Dabei war es überhaupt kein kleines Wunder, das dafür gesorgt hat, sondern Eileen aus dem Friseurladen, und an der ist gar nichts klein oder wundermäßig. Wäre sie nicht genau in diesem Moment mit ihrem Hund Lady Gaga spazieren gegangen, hätte sie nicht gesehen, wie Dads Postauto den Hügel runterrollte, und dann hätte sie auch nicht geschrien, er soll sich in Sicherheit bringen. Also, wie gesagt: kein Wunder, bloß gutes Timing. Oder zumindest okayes Timing. Ein Bein hat er sich nämlich trotzdem gebrochen.

Und Mrs Walker, unsere Lehrerin, hat mal gesagt, es wäre ein Wunder, wenn sie es bis zum Ende des Schuljahres schaffen würde, ohne einen von uns zu erwürgen. Als die sechste Klasse rum war, waren wir alle noch am Leben … na ja, glaube ich jedenfalls. Dylan Katano ist mitten im ersten Halbjahr verschwunden, aber es hieß, er wäre wieder nach Japan gezogen. Egal. Worauf ich eigentlich hinauswill, ist, dass Mrs Walker unrecht hatte. Dass sie keinen aus der 6W erwürgt hat, ist kein Wunder – auch wenn wir manchmal schwer zu bändigen sind.

Früher, in der guten alten Zeit, waren Wunder noch eine ganz andere Nummer. Obwohl natürlich keiner weiß, ob sie echt so passiert sind. Charlie, Ben und ich haben mal versucht, uns zu dritt eine Tüte Fish ’n’ Chips von Marley’s zu teilen. Am Ende hätte uns das fast die Freundschaft gekostet, dabei ist Marley’s für seine üppigen Portionen bekannt. Wie dieser Jesus es geschafft haben soll, drei Fische und ein paar Scheiben Brot mit fünftausend Leuten zu teilen, ist mir echt ein Rätsel. Ich schätze mal, die Leute wollten es einfach glauben.

Dad sagt, die Menschen mögen nun mal gute Geschichten. Und wenn es sie glücklich macht, warum sollten sie sich diese Geschichten dann von der Wahrheit verderben lassen? Ich nehme an, das war es auch, was letzten Sommer in Wales passiert ist. Die Leute haben gesehen, was sie sehen wollten. Und was sie sehen wollten, waren Wunder.

Wenn ihr mich Anfang Juli gefragt hättet, hätte ich gesagt, dass die Wahrheit superwichtig ist. Fakten und so. Allerdings war ich damals auch noch ein echter Faktenfreak. Manche Leute sammeln Pokémon-Karten, andere sammeln Sticker. Und ich habe eben Fakten gesammelt. Das Schöne ist nämlich, wenn ihr einen Fakt erst mal entdeckt habt, gehört er euch für immer. Er kann nicht plötzlich abhauen und wegnehmen kann ihn euch auch keiner. Aber dann ist in diesem Sommer etwas wirklich Abgefahrenes passiert und hat mich dazu gebracht, das mit den Wundern und überhaupt alles zu hinterfragen.

Die unglaubliche Wunderreise des Freddie Yates

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