Читать книгу Sag niemals, das ist dein letzter Weg - Jetta Schapiro-Rosenzweig - Страница 6
ОглавлениеJetta Schapiro-Rosenzweig
Meine Erinnerungen, die ich schildern möchte, umfassen die Zeit von 1941 bis 1944. Ich möchte, dass meine Generation und auch die Nachfahren diese Überlebens-Erinnerungen kennenlernen. Sie dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war meine Heimatstadt Wilna zerstört. Es war nicht mehr mein Wilna – das jüdische Wilna gab es nicht mehr; auch die Familie von damals gab es nicht mehr. Meine Tochter Tamar und mich hatte das Schicksal übrig gelassen. Zusammen sind wir durch die Hölle gegangen und zusammen haben wir überlebt. Zwar fanden wir meine Schwester Mizia und ihren Sohn Samek bei unserer Tante Jannina – von ihr werde ich viel zu erzählen haben – doch wir erfuhren, dass Jonas, der Mann von Mizia, kurz vor der Befreiung von der Gestapo hingerichtet worden war. Mir wurde zugetragen, dass mein Mann Jascha in einem der deutschen Konzentrationslager ums Leben gekommen ist.
Wenig später gingen wir nach Polen. Dort habe ich Sigmund Rosenzweig kennengelernt. Er verlor während des Krieges seine Frau, seinen Sohn und seine Tochter. In ihm fand Tamar einen liebevollen Vater. Nach kurzer Zeit heirateten wir, und gemeinsam mit meiner Schwester und ihrem Sohn zogen wir nach Israel.
Ich will im folgenden versuchen, einiges von den vielen grauenvollen Geschehnissen jener Zeit zu schildern. Nur ein kleiner Teil davon kann hier zur Sprache kommen, es ist nur ein winziges Stück des Ganzen, trotzdem maßgebend für diese Epoche.