Читать книгу Die Arbeit hat das Gebäude verlassen - Jitske Kramer - Страница 19

2.1Alles beginnt mit der Startphase

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2020 – Große Teile der Welt waren bereits unterwegs, Mitte März brachen auch wir auf zu einer Reise, ohne unser Zuhause zu verlassen. Eilig stopften wir Toilettenpapier, diverse Sorten Chips, Schokokekse und Nudeln in unsere Koffer. Unser Ziel erwies sich als ein Ort, den wir gut kennen, der aber innerhalb weniger Tage eine völlig neue Bedeutung erlangen sollte: das Zuhause. Wir hatten keine Ahnung, was auf uns zukommen würde. Die einen setzten sich lachend darüber hinweg, andere nahmen es bitterernst. Manche sahen nur Probleme, andere vor allem Chancen. Es wurde gehamstert, weil alle hamsterten. Wir wussten noch nicht, wie ernst die Lage war, und etliche gingen auf Nummer sicher.

Für die einen veränderte sich die tägliche Routine schlagartig, weil Arbeit wegfiel oder aber enorm zunahm. Für andere änderte sich im Grunde wenig, weil sie weitestgehend so weiterarbeiten konnten wie bisher. Plötzlich kam es zu einer Spaltung in der Gesellschaft: Auf der einen Seite Menschen an vorderster Front, die ungeheuer hart arbeiteten, und auf der anderen solche, für die alles stillstand. Zudem wurden die Unterschiede zwischen Menschen mit festem Gehalt und Selbstständigen und flexibel einsetzbaren Mitarbeitenden, deren Einkommen plötzlich wegfielen, spürbar.

Die Phasen des Kulturschocks sind für jeden gleich. Das Tempo und die Intensität, mit denen der Einzelne diese Phasen durchläuft, hängen jedoch davon ab, inwieweit seine täglichen Aktivitäten, seine Beziehungen und die Situation zu Hause vom Corona-Virus beeinflusst werden.

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Menschen, die plötzlich gezwungen waren, zu Hause zu arbeiten

… Wir wohnen zu zweit in einem kleinen Appartement und es war unmöglich, dass wir beide zusammen am Küchentisch in Videokonferenzen sitzen. Deshalb haben wir mit einem Brett über unsere Nachttische im Schlafzimmer einen kleinen Schreibtisch gebaut.

… Für mich persönlich war es toll. Ich sparte dadurch täglich rund drei Stunden Fahrzeit. Wunderbar, mehr Ruhe und weniger Stress.

… Einloggen klappte erst nach viel Hin und Her. Und dann probierte ich mit Tränen in den Augen herum, um den richtigen Link und die richtigen Einstellungen zu finden und ins Online-Meeting reinzukommen. Totaler Frust und eine leichte »Ich schon wieder«-Panik. Und dann war ich plötzlich auf dem Bildschirm, stand ich auf einmal weinend vor meinen Kolleginnen und Kollegen. – Erfahrung aus dem Feld

Menschen, die aus dem Haus mussten, als fast alle daheim bleiben mussten

… Zu Beginn der Krise fand ich es auf der Arbeit ziemlich unheimlich. Plötzlich kamen Menschen mit Handschuhen und Maske an meinen Schalter. Ich fühlte die Spannung bei mir und bei ihnen.

… Wir verschafften uns einen Überblick, welche Dinge wirklich von entscheidender Bedeutung sind, was manchmal gar nicht einfach war. Was ist wichtiger: Den Müll abzuholen oder dass die Kanalisation ordentlich funktioniert?

… Viele Klientinnen und Klienten verstanden die Maßnahmen nicht, waren verwirrt und bekümmert. Auch der Kontakt zu den Verwandten war schwierig, vor allem, wenn sie mich beschimpften, weil sie nicht einverstanden waren.

… Ich habe große Angst, mich selbst anzustecken. Und davor, »etwas« mit nach Hause zu nehmen und so andere anzustecken. Das will man nicht auf dem Gewissen haben.

… Es waren Wochen voller Panik und eine Art Hyperfokus. Zudem hatte ich noch zwei Kinder zu Hause. – Erfahrung aus dem Feld

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Die Arbeit hat das Gebäude verlassen

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