Читать книгу Als die Erde zerschmettert wurde: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 8/2021 - Jo Zybell - Страница 10

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Die Kommandantin

Ende Dezember, 2521

Über ihnen funkelten Sterne. Am Horizont strahlte eine Galaxis in Gelb und Rot und Orange. Eine Violine zauberte Wehmut und Sehnsucht unter den Sternenhimmel. Die nackten Körper ineinander verschränkt lagen sie auf einem mit weißer Kunstseide überzogenem Bett. David schlief. Eve streichelte seine Hand auf ihrer Brust. Ihre Gedanken schwammen noch auf den Wogen des Glücks und der Leichtigkeit, die einen gestillten Körper durchpulsen, der gerade geliebt hat. Sie lauschte der Musik – der Partitur eines gewissen Mr. Bachs – sie verlor sich im Anblick des Spiralnebels: Andromeda.

Manchmal in solchen Augenblicken fragte sie sich, wie weit die Menschheit gekommen wäre, wenn die Entwicklung ihrer Zivilisation ungestört verlaufen wäre, ohne die Katastrophe. Hätte sie die mehr als zwei Millionen Lichtjahre zum Andromedanebel bereits übersprungen? Oder wäre sie erst bis zum Rand der eigenen Milchstraße vorgestoßen? Oder gar nur zu den benachbarten Sonnensystemen? Zu Sirius etwa, oder zu Alpha Centauri?

Wie weit auch immer – Eve Barkley wäre dabei gewesen.

Sie sprach nicht über derartige Träumereien, mit niemandem. Um so lieber gab sie sich ihnen hin, heimlich, wenn sie allein war oder glücklich. Ja, in solchen Momenten hegte sie nicht den geringsten Zweifel: Ohne die Katastrophe vor einem halben Jahrtausend würde sie jetzt ein Raumschiff kommandieren. Ohne „Apokalyptos“ flöge sie jetzt zwischen diesen Sternen herum; ohne den verdammten Asteroiden könnte sie jetzt tun, was die Sehnsucht ihr zu tun gebot, seit sie ein kleines Mädchen war: aufbrechen, weggehen, Neues entdecken, wegfliegen, weit, weit weg.

Behutsam löste sie sich aus Davids Umarmung. Er knurrte behaglich, drehte sich auf den Rücken, streckte die Glieder von sich, und schlief weiter. Sie schob sich von der Matratze, stand auf und blickte auf den Geliebten hinunter. Sie hatte sich vorgenommen, heute mit ihm zu sprechen. Gleich nach seiner Ankunft hatte sie es tun wollen. Doch die ersten beiden Stunden waren sie nicht allein gewesen. Und als dann die Luke ihrer Privatkuppel sich hinter ihnen schloss, landeten sie schneller im Bett, als Eve denken konnte. Es war immer das Gleiche, wenn sie einander besuchten. Nachher aber, wenn er wach war, dann würde sie das Thema ansprechen. Sie versuchte sich vorzustellen, was er antworten würde. Ihr Herz schlug schneller.

Sie beugte sich zu ihm hinunter und hauchte einen Kuss auf seinen Bauch. Das Weiß der Seidendecke war nur um eine Nuance heller als Davids Haut. Violette Adern schlängelten sich unter ihr – an den Leisten, unter den Schlüsselbeinen, am Hals, an den Schläfen, an den Hand- und Fußrücken, an den Innenseiten der Schenkel und Oberarme. Breit die Schultern, schmal die Hüften, kantig das Gesicht, mit vollen, blutroten Lippen, hoher Stirn und hervorspringenden Wangenknochen. Ein Adonis; ein bleicher, haarloser Adonis.

Sicher – auch deswegen begehrte Eve diesen Mann. Abzüglich aller Orden, Ränge und Erfolge war auch sie nur eine Frau. Wofür sie ihn aber liebte – und das sah man dem Schlafenden nicht unbedingt an – war seine schier grenzenlose Zuversicht, die Entschlossenheit, mit der er die Dinge anpackte, die zu tun waren, und die Energie, mit der die Projekte der Societies vorantrieb. Wer unter David Emerson arbeitete, zweifelte nicht daran, dass man eines Tages wieder ohne Schutzanzug die unterirdischen Bunkerstädte verlassen würde; wer zum großen Freundeskreis David Emersons zählte, glaubte sogar an die verrückten Pläne William des Fünften, des Prinzen von Kent und des Königs der Society London.

William V. beabsichtigte eine Kunstglaskuppel über dem Zentrum der Ruinen Londons zu errichten und die City darunter gemäß den in den Datenbanken überlieferten Originalbauplänen zu restaurieren.

Mochte Eve Barkley sich von Zeit zu Zeit auch gern ihren Träumen hingeben, und war sie auch seit gut einem Jahr bis über beide Ohren verliebt, so blieb sie dennoch eine ziemlich nüchterne Person: Willensstark, extrem belastbar, kühlen Verstandes; so konnte man es in ihrem Personaldossier nachlesen. Eve stand den königlichen Plänen skeptisch gegenüber. Sie glaubte nicht, dass ihre Generation noch ein Leben an der Erdoberfläche ohne Schutzanzüge erleben würde. Die übernächste vielleicht, ihre noch ungeborenen Kinder; ja, vielleicht. Dafür jedenfalls arbeitete sie.

Seufzend wandte sie sich vom Bett ab, ihr nackter Fuß berührte etwas Weiches. Eine grauhaarige Perücke aus unzähligen Zöpfchen. Davids Perücke. In London stand man auf solchen Schnickschnack. In Salisbury trugen nur ein paar exaltierte Frauen Kunsthaar; und der eine oder andere Mann, der sich für einen Künstler hielt. Sie bückte sich nach der Zopfperücke und legte sie auf den Bettrand.

„Die Dusche, Celinda.“ Eve ging auf die Sterne zu, eine hochgewachsene, schlanke Frau mit schneeweißer Haut und schmalem, vollkommen haarlosem Kopf.

Auf der Fläche eines Quadrats von etwa zwei Metern Seitenlänge verblassten die Sterne in der Kuppelwand. Auf einmal stand da eine Lady mittleren Alters in schwarzem Rock, schwarzer Bluse und weißem Schürzchen. In ihrem grauen Haar trug sie ein weißes Spitzenhäubchen. „Sehr wohl, Ma’am.“ Sie warf einen Blick auf den nackten Mann in Eves Bett. „Sie sollten ihn zudecken, Ma’am. Die Temperatur in ihrer Wohnkuppel beträgt unter zwanzig Grad. Nicht, dass er sich eine Erkältung holt.“

„David ist genauso unempfindlich gegen Kälte wie ich, Celinda. Nett von Dir, dass du daran denkst, aber mach dir keine Sorgen.“

„Wie Sie meinen, Ma’am.“ Das Bild verblasste, in der Kuppelwand tat sich eine Luke auf, aus ihr fiel violettes Licht in den Kuppelraum. Eve betrat die helle Grotte und in ihr eine muschelförmige Nische. Im selben Augenblick regnete es warm auf sie herab.

Später, vor der geöffneten Kleidermulde, ging sie nachdenklich auf und ab, holte diesen Anzug heraus, legte jenes Kleid an ihren Körper, schlüpfte in den einen oder anderen Umhang, prüfte sich vor einem großen, runden Spiegel neben der Kleidermulde, und entschied sich schließlich für ein pinkfarbenes Faltenkleid und eine silberfarbene Stola; ein Geschenk Davids.

Persönlich bevorzugte sie eher den schlichten militärisch angehauchten Stil, wie er in Salisbury seit Menschengedenken üblich war: einen Freizeitoverall, einen einteiligen Hosenanzug oder eine Freizeituniform. Doch die Londoner liebten antike oder barocke Mode; und Eve wollte David gefallen.

Sie sah zum Bett, während sie die Stola kunstvoll über ihre Schultern warf. Er schlief noch immer. Zeit zum Aufstehen, fand Eve. „Einen Morgen an der Küste bitte, Celinda. Und Musik für David.“

„Sehr wohl, Ma’am.“ Am Sternenhimmel erschien wieder das Monitorquadrat und in ihm die Zofe. Sie hob die Brauen und musterte Eves Garderobe. „Wie interessant, Ma’am! Hat denn der Prime heute Geburtstag?“ Der Geburtstag James Edinburghers war einer der wenigen Anlässe im Jahr, zu denen man sich auch in Salisbury in Festgarderobe hüllte.

„Nein, Celinda, es wird auch kein neues Regierungsmitglied in sein Amt eingeführt, der König von London heiratet kein zweites Mal, und gestorben ist auch niemand.“ Vor den skeptischen Augen der E-Zofe drehte sie sich einmal um sich selbst. „Ich hatte einfach Lust dazu. Es gefällt dir also?“

„Doch, ja ...“ Celindas Blicke flogen zwischen dem schlafenden Adonis und der Frau in Faltenkleid und Toga hin und her. „Der Morgen an der Küste also. Und Major Emersons Lieblingsmusik. Wie Sie wünschen, Ma’am. “ Der Monitor erlosch, Sterne funkelten an seiner Stelle.

Eve ging zu einer Konsole, die auf der anderen Seite des etwa fünfundzwanzig Meter durchmessenden Kuppelraumes aus der Wand ragte. Hinter ihr schloss sich die Kleidermulde, über ihr verblassten die Sterne, und Andromeda verwandelte sich in einen rötlichen Fleck knapp über dem Boden und unter einem schwarzblauen Himmel. Statt der Violine ertönten Piano, Saxophon und Kontrabass.

Auf der blauen Kunstglaskonsole wölbte sich hinter einer schmalen Tastatur eine Halbkugel von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser. Sie war durchsichtig, und in ihr schwebte eine Spirale in einer leicht gelblichen, aber dennoch klaren Flüssigkeit: Eves persönliches Rechen-Terminal. Über diese Schnittstelle des zentralen DNS-Rechners – die übrigens jedem Offizier und Octoyan zustand – hatte sie jederzeit Zugriff auf das Zentralhirn.

An der rechten Kuppelwand, an der Stelle, wo Sekunden zuvor noch Andromeda glitzerte, hatte sich inzwischen die Sonne zwei Handbreit weit aus dem Meereshorizont geschoben. Darüber loderte in prächtigem Farbenspiel das Morgenrot, und nur ein paar Schritte von Eves Computerkonsole entfernt warf sich die Brandung auf einen Sandstrand. In ihr Rauschen mischte sich das Geschrei von Möwen. An der linken Wand, hinter dem Bett mit dem schlafenden David, erhoben sich Dünen. Ein Schimmel stand auf einem der Hügel, mit gespitzten Ohren schien er den Schlafenden zu beäugen. Allmählich wurde es hell über seinem Bett. Dünengras bog sich in einer Morgenbrise.

Eve beobachtete, wie David sich räkelte und streckte. Was für ein herrlicher Mann! Ein warmer Schauer durchfuhr sie von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen – Glück.

Sie lächelte, tastete nach dem Energieschalter am Rundfuß der Konsole und drückte ihn. Die Spirale glühte auf, die Flüssigkeit, in der sie schwamm, begann zu leuchten. „Die Johanna-Dateien, bitte.“ Hinter der Konsole erschien in Augenhöhe eine etwa achtzig Zentimeter hohe Vertikale. Diese verbreiterte sich rasch – erst zu einem Balken, dann zu einem Quadrat, schließlich zu einem Rechteck.

Ein paar Sekunden lang sah man weiter nichts als endloses Meer und einen dicht über den Wellen segelnden Albatros auf dem Monitor – Eves persönlicher Bildschirmhintergrund. Dann erschien das Deckblatt der uralten Datei – das Foto einer blonden Frau. Ihr Mund war breit, ihre Lippen schmal, die blauen Augen blickten ernst. Ein skeptischer Zug lag auf dem schönen Gesicht.

Seit Eve im schier unendlichen Datenuniversum der Zentralhelix auf dieses Dokument gestoßen war, erkannte sie Mund und Augen und vor allem den skeptischen Zug in ihrem eigenen Gesicht wieder, wenn sie in den Spiegel sah.

Tagebuch 2009 bis 2054, war über dem Foto zu lesen, und darunter: Johanna Barkley, 1968 – 2055. Hinter sich hörte Eve Schritte.

„Danke für den Jazz, meine Sonne“ Von hinten schlang David seine Arme um ihre Schultern. „Wer ist diese Frau? Sie sieht dir ähnlich. Probiere einmal eine blonde Kurzhaarperücke an, dann wirst du es auch finden ...“

Eve drehte sich um und küsste ihn. „Ich finde es auch ohne Perücke. Und es ist kein Wunder.“ Sie drehte sich nach dem Foto auf dem Monitor um. „Ich bin mit ihr verwandt. Willst du duschen?“

„Ich werde doch deinen Duft nicht von meiner Haut spülen!“ Er machte sich von Eve los und betrachtete das Bild im Morgenhimmel. „Johanna Barkley“, las er. „Neunzehnhundertachtundsechzig bis ... du betreibst Ahnenforschung?“

Eve war unterwegs zur gegenüberliegenden Kuppelwand, wo die Kleidermulde sich geöffnet hatte. „So könnte man es nennen.“

Sie griff zwischen die Kleider und holte einen Bügel mit einem roten Kimono heraus. „Eigentlich wollte ich nur meine Kenntnisse der Vorgeschichte unserer Societies auffrischen, da stieß ich auf eine Quelle, die wir einer meiner Urgroßmütter verdanken.“ Zurück bei David half sie ihm in den Kimono und verknotete den Gürtel an seiner Hüfte. „Johanna Barkley hat vor Apokalyptos praktisch den ganzen Globus bereist. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, warum. Vor allem aber hat sie Aufzeichnungen aus den ersten Jahrzehnten nach der Katastrophe hinterlassen.“

„Aus der Epoche der Dunkelheit?“ David Emerson pfiff durch die Zähne. „Es gibt wenige persönliche Aufzeichnungen aus dieser Zeit.“ Er ließ sich auf einem der blauen Kunstledersessel der Sitzgruppe in der Mitte des Raumes nieder. „Komm, Sonne. Lies mir ein paar Seiten daraus vor.“

„Gern, David. Aber vorher muss ich mit dir reden.“ Ihm gegenüber setzte sie sich an den großen, runden Kunstglastisch. „Ich habe mit Flowers und dem Prime über uns gesprochen.“ Emma Flowers war Octoyana für Soziales und damit auch für alle Angelegenheiten, die Frauen, Kinder und Fortpflanzung betrafen.

„So?“ David griff nach dem dunkelblauen Kunstglaskrug auf dem Tisch und schenkte Wasser in eines der Gläser ein, die neben der Blumenvase auf einem Silbertablett standen. „Und was sagen sie?“

„Wenn wir beide uns einig sind, werden sie dich hier in Salisbury willkommen heißen. Wir erhalten einen Privatbereich mit zwei Wohnkuppeln und können Kinder zeugen und aufziehen.“ Sie beobachtete Davids Mienenspiel, während er trank. Es war undurchschaubar. Er setzte das Glas ab. Über die Rose hinweg sah er sie an. Äußerlich blieb sie vollkommen gelassen, geradezu kühl. Nur wer Eve Barkley sehr gut kannte, ahnte, dass hinter dieser stoischen Fassade ein Vulkan brodeln konnte. „Wir sind uns doch einig, oder?“, fragte sie, und selbstverständlich zitterte ihre Stimme nicht.

„O ja, meine Sonne.“ David langte über den Tisch, griff nach ihrer Hand und küsste sie. „Ich liebe dich.“ Er lächelte. „Kinder zeugen? Jetzt weiß ich, warum du Ahnenforschung betreibst – du hast Angst, mit dir könnte das Geschlecht der Barkleys aussterben.“

„Du kommst also zu mir nach Salisbury?“ So unkompliziert hatte sie sich das Gespräch nicht vorgestellt. Ihr angeborenes Misstrauen regte sich.

David stand auf und begann zwischen Rechnerkonsole und Sitzgruppe auf und ab zu laufen. „So einfach ist das nicht, Eve.“

„Warum nicht? Hast du mit der McAllister gesprochen?“ Rose McAllister gehörte zum Londoner Octoyat. Frauen, Kinder und Fortpflanzung in der Bunkerstadt an der Themse gehörten in ihren Verantwortungsbereich. „Ist sie dagegen?“

„Die McAllister? Was sollte sie in unserer Sache zu melden haben – du bist eine Eins und ich eine Zwei. Wir können frei wählen.“

David spielte auf die genetischen Gutachten an, die für jedes Society-Mitglied kurz nach dessen Geburt erstellt wurden. Diese Expertisen teilte man seit Ende des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts in fünf QualitätsEmmagorien ein. Wer der Emmagorie eins oder zwei angehörte, durfte sich ohne komplizierte Antragsverfahren paaren und fortpflanzen.

„Der General aber wird toben, wenn der König mir die Umsiedlung bewilligt. Ich bin einer seiner erfahrensten Dragon-Piloten. Und dann ...“ Er zuckte mit den Schultern, wandte sich ab und betrachtete das Foto von Eves Urahnin in der Kuppelwand. „Und dann habe ich viele Freunde in London. Sehr gute Freunde.“

Eve betrachtete die Rose in der schlanken Vase. Er hätte einfach sagen können: „Ja, ich komme.“ Aber das Leben funktionierte nicht so; nein, so einfach funktionierte es nicht. Hinter ihrem Brustbein brannte Enttäuschung. Die Rose, eine der neusten Züchtungen aus dem Society-Gewächshaus in London und ein Geschenk Davids, war dunkelblau, fast schwarz; ihr langer Stiel, ihre Blüte waren so schön, dass man sie für künstlich hätte halten können, wenn man es nicht besser wusste. Die Sonne stand inzwischen so hoch über dem Meereshorizont, dass ihr rötliches Licht den Kuppelraum tränkte. Die Rose kam Eve plötzlich einsam vor.

Auch David betrachtete die Blüte. „Komm doch du zu mir nach London.“

Er hätte einfach sagen können: „Ja, ich komme.“ Aber sie liebten ihn in London. Seine Mutter, seine Großeltern und Urgroßeltern, seine Schwestern und seine Freunde. Und Spencer vor allem. Sie waren zusammen aufgewachsen, sie waren gemeinsam ausgebildet worden, ihre Väter waren am gleichen Tag ums Leben gekommen, sie hatten zusammen unter Commander Ashbone den Süden der irischen Inseln erforscht und die Festlandküste des ehemaligen Frankreichs.

London aufgeben hieße für David, einen Teil seines Lebens aufgeben.

„Hörst du, was ich sage?“ Er kam zu ihr, kniete vor ihrem Sessel nieder, nahm ihre Hand. „Komm zu mir nach London.“

„Das geht nicht, und du weißt, dass es nicht geht.“ Zorn mischte sich in ihre Enttäuschung. Hundert Mal hatten sie schon darüber diskutiert. „Ich bin Commander der Pionier-Einheit von Salisbury, David. Ich habe mich vor meiner letzten Beförderung schriftlich dazu verpflichtet, die Dragon-Flotte der Society zu leiten und weiter aufzubauen, und die geplanten Expeditionen ins schottische Hochland vorzubereiten und durchzuführen. Ich müsste wortbrüchig werden, um nach London zu kommen. Das ...“ Sie legte den Kopf in den Nacken, hob wie flehend beide Arme. „Das kann ich einfach nicht! Warum willst du das nicht einsehen?“

Er stand auf, setzte sich neben sie in den Sessel, und zog sie an sich. So saßen sie eine Zeitlang, jeder hing seinen Gedanken nach. „Bitte, David. Wir sind noch jung, wir sind Anfang fünfzig – das ganze Leben liegt noch vor uns. Und seiner großen Liebe begegnet man nicht allzu oft. Ich weiß, was du verlässt, wenn du deine Society verlässt. Ich bitte dich trotzdem: Tu es für mich. Tu es für unsere Liebe. Ich werde es dir tausendfach zurückerstatten.“

„Lass mir ein bisschen Zeit, meine Sonne.“ Er lächelte, und sie schöpfte Hoffnung. „Ich brauche Zeit zum Nachdenken, okay?“

Als die Erde zerschmettert wurde: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 8/2021

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