Читать книгу Als die Erde zerschmettert wurde: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 8/2021 - Jo Zybell - Страница 16

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Die Crew

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Mitte Januar, 2522

Wolken flogen über einen blauen Himmel. Ausgefranst an den Rändern streckten sie sich nach einem fernen, unbekannten Ziel. In der Pause nach der vierten Runde, als die beiden Boxer in den Ringecken von ihren Trainern getränkt, erfrischt und verarztet wurden, blickte Courtney Rubens zum Kuppelzenit hinauf, und es kam ihr vor, als würden dort oben mystische Wesen auf ihrem Flug durch den Kosmos zufällig die Erde streifen und ihr zurufen: „Komm mit uns, komm mit uns, komm mit!“ Doch dann schob sich die Silhouette des nächsten Jumbojets über den Himmel, diesmal eines startenden, und die mystischen Wesen auf dem Weg zur Grenze des Universums wurden wieder zu Wolken. Oder nein, nicht einmal das – zu Projektionen von Wolken.

Der Gongschlag ertönte, die Boxer standen auf, gingen auf einander zu. Statt Perücken trugen sie Tücher. Der Champion hatte sich ein rotes Tuch um den Schädel gebunden, der Major ein blaues mit gelben Sternen. In der Mitte des Rings tastete der Champion die Deckung des Majors mit ein paar Schlägen ab. Danach duckte er sich blitzschnell, mal nach rechts, mal nach links, täuschte einen Haken an und schickte eine Gerade gegen die Magengrube seines Gegners. Doch der Major wich geschickt aus und landete einen Treffer auf die Schläfe des Champions. Der Schwerere torkelte.

Die Zuschauer – etwa drei Dutzend, davon über die Hälfte Kinder und Halbwüchsige – kreischten, stöhnten auf, klatschten oder schlugen die Hände vors Gesicht; je nachdem, auf wen sie gewettet hatten. Die meisten hatten auf Captain Edgar Stallone gesetzt. Er hatte seinen Society-Titel bereits dreimal erfolgreich verteidigt.

Man setzte in erster Linie vorzeitliche Bücher, alte Münzen und antiken Schmuck ein. Begehrt waren auch vergilbte Fotografien, entrostete Motorteile oder Werkzeug aus der goldenen Zeit vor Apokalyptos. Wertvolle Dinge eben, wie man sie oben in den Ruinen fand. Gereinigt, sterilisiert und restauriert galten sie in der Society schon seit Mitte des dreiundzwanzigsten Jahrhunderts als inoffizielles Zahlungsmittel. Nun ja, ein offizielles gab es nicht.

„Gut, David! Spitze!“ Neben Courtney jubelte Lilly Fletcher. Sie hatte nicht auf Stallone gesetzt. Ihr Favorit war der Major. „Hau ihm auf die Rübe! Lass dich nicht aus der Deckung locken!“

Courtney stimmte nicht in ihre Anfeuerungsrufe ein. Nicht, dass sie dem Major David Emerson den Titel nicht gönnte – ganz im Gegenteil, sie empfand mehr für den Major, als ihr lieb war – aber diese Boxerei ging ihr gegen den Strich. Sie hätte nichts dagegen gehabt, wenn der Major seine Kräfte im Degenfechten oder 3-D-Schach üben würde wie sie; oder von ihr aus auch am Billardtisch. Diese Prügeleien mochten ihrer Meinung nach den Stinkstiefeln oben in den Ruinen gut zu Gesicht stehen, nicht aber einem zivilisierten Menschen.

Courtney blickte erneut in den Himmel aus zweiter Hand, wo eine Concorde die Flugformation der Wolkenwesen zersäbelte, und verpasste einen weiteren Treffer des Majors. Stallone ging in die Knie, klammerte, und Spencer musste sie trennen.

Spencer Miller machte mal wieder den Ringrichter. Er hielt den Champion-Titel im Poolbillard, und hatte ihn immerhin drei Jahre lang im Schach gehalten. Um selbst im Boxring zu kämpfen, war der äußerlich zerbrechlich wirkende Ästhet viel zu leicht. Courtney wunderte sich, dass er sich überhaupt für diesen Job hergab.

Der Gong, die Pause, die fünfte Runde. Mehr als auf die Deckung und die Aktionen der beiden Kämpfer dort oben im Ring achtete Courtney auf das Spiel der Muskeln unter deren weißer Haut, und auf die Bewegungen ihrer Beine. Alle Frauen und Mädchen rund um den Ring taten das. Stallone stapfte wuchtig im Ring hin und her, während der Major tanzte. Ja, wie eine Ballerina tänzelte er seinem Gegner vor der Nase herum, dabei wog auch er an die hundertachtzig Pfund. Die Männer trugen außer Kunstlederstiefeln und Boxhandschuhen, nur sehr knappe Lendenschurze – der Major aus rotem Kunstsamt, der Champion aus schwarzem Kunstwildleder – so knapp, dass ihre Hüftknochen zu sehen waren und der Ansatz der Perlenketten ihrer Lenden.

Courtney genoss den Anblick. Sie wusste, dass Lilly genau wegen dieses Genusses hier unten im Pumpwerk war, und das behagte ihr nicht.

Gong, Pause, sechste Runde. Eddy Stallone, der Schwerere und Größere, griff an, als wollte er die Entscheidung in dieser Runde erzwingen. Eine Gerade gegen den Schädel seines Gegners, eine Gerade, hinter der die Wucht seiner zweihundertzehn Pfund lag, traf exakt und schleuderte den Major in die Seile. Die Kids jubelten, und Courtney und Lilly kreischten jetzt im Duo; und die meisten der halbwüchsigen Mädchen auch. Doch ihr Favorit war hart im Nehmen: Unter Stallones zweitem Schlag konnte er sich wegducken, und fast im selben Moment täuschte er eine Gerade gegen Stallones Bauch an, und schoss, als dieser die Fäuste herabzog, eine rechte Gerade gegen sein Kinn ab. Jetzt torkelte der Champion durch den Ring wie ein Berauschter, und die Frauen und halbwüchsige Mädchen schrien ihre Begeisterung heraus.

Der Major setzte nach, instinktiv erkannte er seine Chance – sein linker Haken landete auf dem Mundwinkel des Hünen, sein rechter in dessen Magen, und als der Champion strauchelte und zu Boden ging, gab der Major ihm noch eine linke Gerade in den Nacken mit. Spencer bückte sich zu Stallone hinunter und zählte ihn an.

„Bravo, David, Zucker!“, schrie Lilly Fletcher, und diesmal stimmte Courtney mit ein.

Bei vier rappelte der Champion sich auf, und ging wütend auf den Major los. Doch der Gong stoppte seinen Angriff. Pause. Hinter dem Ring, über dem Wasserrohr, stieg ein gewaltiger Jumbojet in die Lüfte.

Im Octoyat gab es nicht viele Freunde der Boxkämpfe, und der König schätzte sie schon gar nicht. Auch die jährlichen Fechtmeisterschaften wurden von der Society-Regierung nicht gerade gefördert. Man tolerierte die Kampfsportarten eben; als Training für die harten Bedingungen der Außeneinsätze in den Ruinen, vermutete Courtney. Durchweg alle Boxer taten Dienst in der Society-Force und auf den Dragons. Die meisten hatten mehr als tausend Einsatzstunden auf der Erdoberfläche hinter sich. Dort oben konnte es schon mal vorkommen, dass die Stinkstiefel einem zu nahe auf den Leib rückten; dann waren Nahkampfqualitäten gefragt.

Die siebte Runde begann. Der Champion fing sich sofort einen Treffer und stürzte erneut. Doch wieder rappelte er sich auf, diesmal unerwartet schnell. Was für ein zäher Brocken, dieser Stallone! Courtney Rubens war beeindruckt. Die Kids rechts und links von ihr brüllten. Sie liebten den Champion, hatten ja keine Ahnung. Courtney schon – von ihren knapp fünfhundert Außenstunden war sie über zweihundert mit dem Waffentechniker im Team unterwegs gewesen.

Eddy Stallone knurrte wie ein Eber. Er schlug seine Handschuhe über dem Kopf zusammen, seine Augen wurden schmal, Wut und Verblüffung zugleich spiegelte sich in ihnen. Jeder, der seine Kämpfe gesehen hatte, wusste, dass Major David Emerson sich nun auf einen Gewitterorkan gefasst machen musste, auf ein Erdbeben sogar; und der Major wusste es auch – er zog Schultern und Fäuste hoch und legte die Ellbogen vor dem Solarplexus zusammen.

„Eddy!“, brüllten die Kids. „Hau drauf, Eddy! Hau drauf!“ Lilly, Courtney und die Teenies feuerten ihren Favoriten an. Der Major fing den Hagel von Stallones Haken und Geraden mit seiner Deckung ab oder tanzte an ihm vorbei oder unter ihm hindurch. Bevor der Champion richtig in Fahrt kam, ertönte der Gong. Die Kämpfer wankten in ihre Ecken.

Die drei Ringrichter steckten die Köpfe zusammen. Einige Kids kletterten auf das mannshohe Rohr vor der Kuppelwand. Hier mussten sie nicht die Köpfe in die Nacken legen, sondern waren auf gleicher Höhe mit dem Ring und ihrem Idol. Lautlos glitt ein Flugzeug über sie hinweg setzte hinter dem Tower zur Landung an. Auf der anderen Seite ertönte plötzlich ein tiefes Brummen, und Courtney spürte ihr Zwerchfell vibrieren. Die Hauptpumpe war angesprungen.

Ein Ringrichter schlug den Gong zur achten Runde, Spencer gab den Ring frei. Stallone stampfte auf seinen Gegner zu, das linke Auge geschwollen, das rechte zu einem Schlitz verengt, und Kopf und Kinn vorgeschoben, sah er nicht nur angriffslustig, sondern auch ziemlich wütend aus. Der Major empfing ihn tänzelnd.

Der Ort der Wettkämpfe spiegelte ihren sozialen Status wieder: Nicht im Wohnbereich, wo das soziale Leben der Society London stattfand, traf man sich für solche Sportveranstaltungen, sondern hier unten im Pumpwerk, am tiefsten Punkt der unterirdischen Stadt. Für Volleyball, Basketball, Billard, Schach und Leichtathletik hatten König und Regierung im Laufe von vier Jahrhunderten Raum in der Wohnsektion geschaffen. Die beiden Kampfsportarten verbannten sie bis zum heutigen Tag ins Pumpwerk, zwischen die Rohre, durch die geklärtes Themsewasser in drei Kilometer Tiefe strömte, um, bis auf fünfundsiebzig Grad erhitzt, wieder heraufgepumpt zu werden. Auf diese Weise deckte die Society fast achtzig Prozent ihres Energiebedarfs; und gewann zugleich ihr Trinkwasser, denn im Wasserwerk, eine Ebene über dem Pumpwerk, wurde das Themsewasser erst destilliert und dann mit Mineralien und synthetischen Vitaminen angereichert.

Die achte Runde. Drei Minuten gegenseitiges Belauern und Abtasten. Der Champion wollte keinen Angriff riskieren, war vielleicht schon müde, und der Major wusste, dass er sich auf die Verteidigung verlegen und seine Chance abwarten konnte. Nach Punkten führte er bereits.

Während dieser neunten Runde ging das Schott auf, und ein Paar stieg die Metallrosttreppe zum Pumpwerk hinab. Anfeuerungsrufe und Stimmengewirr verstummten. Nur die beiden Boxer bemerkten die neuen Zuschauer nicht.

Die Frau war groß und massig. Ein weites knöchellanges, silber- und blaugestreiftes Gewand – eine Art Kimono – kaschierte ihre Fettleibigkeit. Sie trug eine Perücke aus toupiertem und über dem Hinterkopf aufgetürmten Haar, blauschwarz. Ihr strenger Blick entdeckte Lilly vor dem Boxring. Sie nickte kurz, und Lillys rundes Gesicht rang sich ein scheues Lächeln ab. Die Frau – Lady Josephine Fletcher – war ihre Großmutter; und darüber hinaus die Prime der Society London.

Der um einen halben Kopf kleinere Mann an ihrer Seite blickte sich um, als würde er das Pumpwerk zum ersten Mal in seinem Leben betreten. Vielleicht schwelgte General Charles Draken Kobayashi aber auch in schönen Erinnerungen, denn es hatten Zeiten gegeben, in denen er hier unten sieben Jahre lang seinen Champions Titel im Florettfechten verteidigte. Allerdings lag das schon über achtzig Jahre zurück. Damals war Courtney noch nicht geboren, und Kobayashi weder leitender Kommandant der Society-Force noch Militär-Octoyan der Society London. Wie meistens trug er auch an diesem Tag seine legendäre Perücke: Schulterlang, Multilocken, ultramarinblau.

Die Prime und der General setzten sich auf zwei freie Plätze hinter dem Ringrichtertisch. Nach und nach erhoben sich wieder Jubel und Anfeuerungsrufe. Die Kids schafften es als erste, die beiden Regierungsmitglieder zu ignorieren.

Der Gong ertönte, Spencer trennte die Kontrahenten. Während ihre Betreuer sie in ihren Ecken versorgten, flüsterten sie ihnen zu, welch hohen Besuches der Meisterschaftskampf sich seit zwei Minuten erfreuen durfte. Der Major nickte zur Prime und dem General hinunter, Stallones Gestalt straffte sich, seine Miene nahm einen irgendwie dienstlichen Ausdruck an, und ein wenig ungelenk legte er die Rechte zum Gruß an die Schläfe.

Dann der Gong und die zehnte Runde. Wie ein Stier ging der Champion auf seinen Herausforderer los. Sein blitzschneller Angriff überraschte den Major, und er musste eine linke Gerade einstecken. Er schüttelte sich kurz und knallte zwei Geraden gegen die gegnerische Deckung. Doch Stallone wollte jetzt die Entscheidung – im Sekundentakt schoss er Haken und Geraden auf den Major ab. Die Kids brüllten seinen Namen, die Mädchen mit Lilly und Courtney skandierten den Namen des Majors.

Die fast nackten Männerkörper glänzten vor Schweiß, ihre Muskelstränge wölbten und streckten sich. Courtney biss sich auf die Unterlippe, aus den Augenwinkeln sah sie die Prime lächeln. Lady Josephine stand in dem Ruf, die Augen nicht niederzuschlagen, wenn es etwas Schönes zu sehen gab. General Charles Draken Kobayashi saß stocksteif. Mit steinerner Miene und aus Schlitzaugen, die er von seinen asiatischen Vorfahren geerbt hatte, beobachtete er, wie seine Männer aufeinander eindroschen.

Ein Aufschrei ging durch die Kids auf dem Rohr, weil ein rechter Aufwärtshaken des Majors die Deckung ihres Idols aufriss. Sofort schickte er eine linke Gerade hinterher und traf den Champion voll an der Schläfe. Die Wucht des Schlages warf dessen Kopf in den Nacken und schleuderte ihn nach hinten weg gegen die Seile. Ein Leberhaken und ein wuchtiger Treffer gegen sein breites Kinn gaben ihm den Rest: An den Seilen rutschte der Eddy Stallone zu Boden und blieb für ein paar Sekunden reglos auf der Seite liegen. Courtney sah, dass seine aufgeplatzte Unterlippe blutete.

Spencer Miller sprang zu ihm und begann zu zählen. „Eins, zwei, drei ...“ Alle, außer dem General, waren jetzt aufgesprungen. Die Kids pressten die Fäuste ans Kinn oder hatten die Handflächen vors Gesicht geschlagen. Ein kleiner Junge weinte.

„... sechs, sieben ...“ Stallone setzte sich auf und schüttelte sich. Die Kids jubelten, die pubertierenden Mädchen kreischten und winkten zum Major hinauf, die Blicke der Prime hingen ebenfalls an dessen muskulösem Körper, Courtney sah es genau. Stallone stemmte sich auf die Knie, schaffte es aber nicht mehr auf die Beine. „... neun, zehn!“ Jubel brach los.

Die Betreuer sprangen in den Ring, tränkten und versorgten den Geschlagenen, die Frauen und Mädchen applaudierten dem Major. Zum ersten Mal erhaschte auch Courtney ein Lächeln von ihm. Hitze perlte ihr von der Kehle bis in den Schoß. Endlich stand Stallone wieder auf den Beinen. Er wankte, als er mürrisch in die Runde blickte. Spencer fasste sein Handgelenk, zog ihn zu dem neuen Champion, packte auch dessen Handgelenk, und riss es nach oben. Wieder Jubel. Selbst die Prime applaudierte dem Major.

Als Beifall, Jubel und Geschrei sich gelegt hatten, stand endlich auch der General auf. Er räusperte sich, und die letzten Stimmen verstummten. „Gratuliere, Major Emerson“, näselte Kobayashi. „Wir müssen Sie sprechen, es gibt da ein paar Neuigkeiten, die Sie betreffen.“ Er sah sich um und deutete auf die Sitzecke in der Nische zwischen dem Heißrohr und dem Pumpengehäuse. „Am Besten sofort und an Ort und Stelle. Und Sie auch, Captain Miller und Lieutenant Fletcher.“

Courtney spürte, wie ein Ruck durch Lillys kräftige Gestalt ging. „Und Sie, Captain Stallone“, schnarrte der blauhaarige General. „Falls Sie noch in der Lage sind, einem Gespräch zu folgen.“

Er wandte sich ab und stelzte mit kurzen Schritten zur Sitzecke. Nacheinander schlossen die Genannten sich an. Lilly Fletcher und deren Großmutter Lady Josephine rahmten den Champion ein, wie zwei schwergewichtige, aufgeblasene Walküren. Eddy Stallone wankte hinter ihnen her.

Vergeblich hatte Courtney darauf gewartet, ihren Namen zu hören. Es ging um einen Spezialeinsatz, schätzte sie. Schade. Lilly nahm neben dem Major Platz, ihr Vollmondgesicht strahlte. Die Eifersucht durchfuhr Courtney wie ein Schmerz. Wie gerne wäre sie mal wieder mit dem Major gefahren. Wirklich schade.

Sie blickte in den Himmel. Eine Wolke erinnerte sie an einen Baum. Himmel, was würde sie darum geben, einmal in ihrem Leben einen Baum zu berühren! Ein Jet verschwand in einer anderen Wolkenformation, die sie an ein großes Segelschiff erinnerte. In Filmen und Geschichten aus der Zeit vor dem Asteroiden gab es solche Schiffe. Als Kind konnte sie nicht genug von Geschichten und Filmen mit alten Segelschiffen bekommen. Sie hatte sich dann immer gewünscht, tausend Jahre früher geboren worden zu sein, und mit einem Segelschiff über die Ozeane zu fahren. Auch jetzt, wo sie etwas verlassen vor dem Boxring stand und hinauf in das Wolkenpanorama blickte, wünschte sie sich das.

Möglicherweise hatte man Courtney in ihrer Kindheit und Jugend verschwiegen, dass die Schiffe, tausend Jahre zuvor, ihre Besatzungen oft genug in eine Hölle aus Sturm und Wellen trugen; und nicht selten in den Tod. Oder hatte sie es im Lauf der Jahre verdrängt?

*


Anfang Februar, 2522

Das Außenschott öffnete sich, Schneeregen klatschte gegen die Frontkuppel, und Ari Bogoto sagte: „Scheißwetter, ich will wieder nach Hause.“

Niemand lachte. Hatte ihm überhaupt jemand zugehört? Eine fast andächtige Stille herrschte im Kommandostand. Eve glaubte zu fühlen, wie ihr Brustkorb sich weitete, als sie nach vier Monaten zum ersten Mal wieder in Natura erblickte, was sie sonst nur sah, wenn sie einen Blick auf einen Monitor der Außenkamera warf: Die kolossalen Menhire von Stonehenge, der riesige Busch hinter den Wällen, das ausgedehnte Grasland rechts und links davon, den Fluss, und die Wälder, die sich von seinem Ostufer bis an den Horizont ausbreiteten.

Der Dragon pflügte durch das Gras und durch die uralten Wälle. Als Folge des Bunkerbaus hatte sich der Boden hinter ihnen im Laufe der letzten fünfhundert Jahre abgesenkt, so dass man den Eindruck bekam, die Menhire würden auf einer flachen Hügelkuppe stehen. Der gewaltige Busch etwa dreißig Schritte nördlich des Steinkreises bedeckte einen uralten Sprengkörper von atemberaubenden Ausmaßen. Wie er dorthin gelangt war, wusste niemand. Auch für die metallenen Kettenfahrzeuge unter den zahlreichen kleineren Gestrüpp Haufen in der Grasebene rund um Stonehenge hatte noch niemand eine schlüssige Erklärung gefunden. Die Erinnerung daran war vermutlich schon in den chaotischen Anfangsjahren der Society verloren gegangen.

Zwanzig Minuten später schwebte der Dragon über dem Wasser des Avons. Als sie die Mitte des Flusses erreichten, brach Barbara Brook das Schweigen. „Wie schön!“, sagte sie. „Wie wunderschön.“

Alle lächelten; alle bis auf Bogoto. Rührung, Wehmut oder gar Ergriffenheit – Ergriffenheit, die einem womöglich noch die Tränen in die Augen trieb – dem schwarzen Mann in der Luke zum Waffenturmsegment behagten solche Gefühle nicht.

Am anderen Flussufer pflügte der Dragon über die Böschung auf den Wald zu. „Nichts“, sagte Eve. Sie saß an der Ortung. „Keine Wärmequellen, keine Flöße, nichts. Die Luft ist rein.“ Keine Stinker in der Nähe, wollte sie damit sagen.

Die Stinker – oder Stinkstiefel, wie manche die Barbaren in den Ruinenwäldern zwischen London und Salisbury nannten – waren immer für böse Überraschungen gut. In der Regel schleuderten sie aus ökonomischen Gründen zwar keine Speere mehr auf die Dragons und beschossen die Tanks auch nicht mehr mit Pfeilen, aber es kam vor, dass urplötzlich ein Netz aus dem Unterholz schnellte und sich vor einem Tank ausspannte, oder dass man in einen Hagel aus Betontrümmern oder Felsbrocken geriet, den die Barbaren mit Katapulten veranstalteten. Solche Dinge waren nicht wirklich gefährlich – solange nicht ein tonnenschwerer Brocken die Frontkuppel traf – aber ärgerlich. Und darum ging es den Stinkstiefeln, die Societies zu ärgern, ihre Forschungsfahrten und ihre Arbeiten auf der Erdoberfläche zu behindern. Maulwürfe nannten sie die Society-Mitglieder, und sich selbst nannten sie KINGS.

Bald öffnete sich eine Schneise im Wald. Captain Barbara Brook steuerte den Tank hinein. Eves Stammpiloten, einem gewissen Captain Highlander, hatte das Oktoyat das Kommando über das Schottlandprojekt anvertraut. Er würde ihr auf der Expedition fehlen, denn die noch junge Barbara Brook – Eves beste Freundin und eine hervorragende Aufklärerin – war eine relativ unerfahrene Pilotin. Ihren Dienstrang verdankte sie vermutlich mehr ihrem Namen als ihrer Leistung und ihren Stunden im Außendienst. Wie auch immer – Eve hatte darauf bestanden, dass Spencer Miller als Pilot auf ihrem Dragon arbeiten würde, damit Barbara unter Davids Augen dazulernen konnte. Major David Emerson galt als einer der drei besten Piloten in London.

Über den zweiten Grund dieser Personalentscheidung hatte Eve nur mit Lester Galahad gesprochen: Sie brauchte eine objektive Informantin auf dem Londoner Dragon; jemanden, der ihr zum Beispiel unvermeidliche Spannungen im Team zutrug, bevor sie sich zu handfesten Konflikten entwickelten.

Alle hatten übrigens zugesagt; auch das Quartett aus der Schwester-Society. Was David betraf, wertete Eve seine Zusage als gutes Zeichen für ihre gemeinsame Zukunft. Er hatte sich noch immer nicht auf eine Umsiedlung nach Salisbury festgelegt. Eve war überzeugt davon, dass die Erfahrung einer gemeinsamen Expedition seine letzten inneren Zweifel ausräumen würde. Probleme erwartete Eve noch von Spencer Millers Seite: dass er auf ihrem und nicht auf Davids Dragon Dienst tun würde, hatte man ihm erst nach seiner Zusage eröffnet.

Die Waldschneise verlief ziemlich gerade Richtung Osten. Es war die alte Trasse der A 303 nach London. Wenn auch nicht öfter als durchschnittlich einmal im Monat, wurde sie doch regelmäßig befahren, so dass im Laufe der Jahrhunderte eine baumfreie Route zwischen den Societies entstanden war.

Sie sprachen nicht viel während der dreiundneunzig Meilen bis zu den ersten Ruinen Londons. Bogoto hatte sich in seinen Geschützstand zurückgezogen, der Navigator McCalahan hing entspannt in seinem Sessel und beobachtete den Panoramamonitor in der Frontkuppel, und die Frauen ließen ihre Blicke zwischen den Instrumenten und dem monotonen Spalier der kahlen Bäume rechts und links der Frontkuppel hin und her schweifen. Im Hintergrund summte der Reaktor. Hin und wieder, wenn der Dragon durch einen Matschtümpel fuhr, spritzten Wasser und Schlamm auf die Frontkuppel. Manchmal schlug ein Ast oder ein von den Ketten aufgewühlter Stein gegen den Unterboden. Der Schneeregen ging nach und nach in dichtes Schneetreiben über.

Ein paar Meilen vor der Ruinenstadt verengte sich die Waldschneise, Gebüsch und kleine Bäume wuchsen hier auf der Trasse. „Ketten einfahren, Magnetfeld aufbauen, raus mit den Gleitschwingen“, wies Eve das Bordhirn an.

Den letzten Wegabschnitt zum Bunkereingang legte man seit ein paar Jahrzehnten in der Luft zurück, wenn kein Befehl ausdrücklich etwas anderes verlangte. Die Stinker hatten sich leider angewöhnt, diese Route mit allerhand Fallen zu präparieren.

Der schlimmste Überfall dieser Art hatte sich im Jahre 2467 ereignet. Damals gelang es den Barbaren einen Dragon unter Edinburghers Kommando in ein Netz zu treiben, das sie in alten, starken Bäumen vertäut hatten. Die barbarischen Krieger hatten schon den Panzer bestiegen und fingen gerade an, seine Frontkuppel mit Beilen zu bearbeiten. Buchstäblich in letzter Minute gelang es der Besatzung, das Netz in Flammen zu schießen, um es dann mit der Schubkraft von einigen tausend Kilowatt zu zerreißen. Schon eine Weile her, wie gesagt, doch seitdem galten neue und strenge Vorschriften für die Route zwischen London und Salisbury.

Der Dragon löste sich vom schlammigen Waldboden und stieg etwa sechzig Fuß hoch. Der Schnee fiel so dicht, dass man die Baumwipfel unter der Maschine nicht sehen konnte. Barbara steuerte den Tank auf Grundlage der Daten, die Eve und McCalahan ihr auf die Monitore schickte.

„Ich sehe sie!“, krähte Bogoto Minuten später aus dem Bordfunk. „Ich bin Erster! Ich sehe die gute, alte Themse!“

Ein Spielchen, ein spezielles Ritual des Barkley-Teams – der Waffentechniker hatte es irgendwann einmal eingeführt. Das Schneetreiben lichtete sich für einige Augenblicke, und tatsächlich wogten jetzt siebzig Fuß unter ihnen die dunklen Wasser der Themse.

„Blödsinn, Schwarzer!“, stichelte McCalahan. „Ich hab den Fluss schon seit zwei Minuten auf dem Bildschirm! Natürlich bin ich mal wieder Erster!“

„Die Instrumente gelten nicht, Mac, das weißt du genau! Ich bin Erster!“ Eve und der Navigator grinsten, und Barbara runzelte die Stirn. Sie flog nicht oft mit Eve und ihrem Team.

Der Dragon verlor an Flughöhe, während er das andere Flussufer ansteuerte. Im Frontbogen der Sichtkuppel schälten sich die schwarzen Ruinen des Parlamentsgebäudes aus dem Schneeflocken-Vorhang. „Kettenschuhe raus, Landung einleiten“, befahl Eve. Das Bordhirn reagierte sofort, und kurz darauf setzte der Panzer am anderen Ufer auf. Noch wenige Dutzend Meter bis zum Außenschott der Londoner Society.

Ruinenfassaden wuchsen auf der rechten Frontkuppelseite aus dem Schneetreiben. Die Teflonketten sirrten leise unter den Stiefelsohlen der Besatzung, manchmal knirschte Gestein. Dann glitten die schwarzen Fassaden plötzlich dichter an ihnen vorbei, das Bordhirn dimmte die Innenbeleuchtung hoch, um den Helligkeitsunterschied auszugleichen. Minuten später nur schälte sich ein silbrig-bläulicher Schimmer aus dem Schneeflockenvorhang, halbkreisförmig und etwa fünf Meter hoch und sechs Meter breit: Das Außenschott der Society London.

Ein akustisches Signal ertönte aus dem Bordlautsprecher. „Der Schleusenbutler peilt uns an.“ Eve ging auf die gleiche Frequenz und antwortete mit einem ID-Code.

„Scout II aus Salisbury, verstanden“, schnarrte eine Stimme aus den Bordlautsprechern. „Persönliche Identifizierung, bitte!“

„Commander Barkley.“ Eve machte den Anfang.

„Major Stanley McCalahan“, sagte der rundliche Mann im Navigationssessel hinter ihr. Obwohl wie Eve ein Albino, war seine Haut von einem candyfarbenen Braunton. Die Folge von mindestens zwei Stunden Sonnenbank täglich. An die siebenhundert gemeinsamen Einsatzstunden auf Scout II verbanden die Kommandantin und den Navigator.

„Captain Barbara Brook.“ Die hochgewachsene Frau mit der Hakennase und den auffallend dunklen Augen sprach betont langsam und deutlich, dabei hätte der Schleusenbutler ihr Stimmenprofil selbst dann identifiziert, wenn sie ihren Namen lachend gestammelt hätte.

„Lieutenant Ari Bogoto“, tönte die Stimme des großen, schwarzen Mannes aus dem Bordlautsprecher. „Und ich hätte gern einen Kuppelraum mit Pool. Nehmen Sie eigentlich auch schon Menüwünsche entgegen?“

Der Butler reagierte nicht gleich. Schließlich schnarrte er zögernd und etwas gedehnt. „Sir?“

„Schon in Ordnung“, schaltete Eve sich ein. „Löschen Sie die letzten beiden Sätze Lieutenant Bogotos aus dem Schleusenprotokoll.“

„Wie Sie wünschen, Commander Barkley, Ma’am.“ Das Titanglastor hob sich. „Willkommen in der Society London.“ Barbara Brook steuerte den Dragon in die silbrig schimmernde Außenschleuse hinein.

Eve ging auf die Bordfrequenz. „Nichts gegen einen kleinen Scherz an geeigneter Stelle, Schwarzer, aber wenn wir gleich den Häuptlingen von London gegenüberstehen, halt dich zurück und überlass uns den Small Talk. Ich will, dass meine Crew einen tadellosen Eindruck macht.“ Keine Antwort. „Commander an Gefechtsstand!“, sagte Eve in ungleich schärferem Tonfall. „Habe ich mich unklar ausgedrückt, Lieutenant Bogoto? Oder warum bestätigen Sie nicht!“

„Verstanden, Commander Barkley“, kam es kleinlaut aus dem Bordfunk. McCalahan grinste. Die Brook zog schon wieder die Brauen hoch.

Das Innenschott der ersten Schleuse öffnete sich, und der Dragon rollte aus dem sogenannten „Alten Portal“. In den goldenen Zeiten vor „Apokalyptos“, so erzählte man sich, als es noch das Vereinigte Königreich und dessen Parlament gab, lag hier, am Alten Portal, der Haupteingang der Houses of Parliament.

„Luftkissen aufbauen“, befahl Eve. Im Schwebeflug glitt der Tank nun durch den Panzerglastunnel, der knapp zweihundert Meter weit bis ins Zentrum der Ruine führte und dort in die Innenschleuse und den eigentlichen Zugang der Bunkerstadt mündete.

Das dicke Panzerglas des erst hundertachtzig Jahre alten Tunnels reflektierte nur einen Bruchteil des Scheinwerferlichtes. Seltsam verzerrte Konturen glitten rechts und links der Frontkuppel vorbei: schwarze Mauern, zerbrochene Säulen, von kahlen Weinstrünken gerahmte Fensterhöhlen, moosbedeckte Rundbögen und zerklüftete Fassaden. Gut zwanzig Mal war Eve schon durch die wichtigste Ruine des zerstörten Londons bis zur Bunkerstadt ihrer Erben gefahren, und noch immer empfand sie diese Strecke als unheimlich.

Bald knallte der Scheinwerferkegel auf die silbrig schimmernde Fläche des Innenschleusenschotts. Zeitgleich erschien die Gestalt eines Ritters in silberner Rüstung in der Frontkuppel des Panoramadisplays. „Willkommen an der Zugbrücke in die glorreiche Society London, Scout II!“ Seine Hände steckten in Kettenhandschuhen und ruhten auf dem Knauf eines zwischen seinen Kettenschuhen in virtuellen Boden gerammten Schwertes, sein Visier war heruntergeklappt. „Sie erlauben, dass wir erneut um Ihre Identifizierung bitte!“

Nacheinander nannten die Besatzungsmitglieder Rang und Namen ein zweites Mal. Diesmal enthielt Bogoto sich einer launigen Bemerkung, und Barbara Brook starrte den Ritter auf der Frontkuppel an, als würde sie ihren Augen nicht trauen. Es war das erste Mal, dass sie vor der Innenschleuse Londons stand. Sie hatte zwar vom neobarocken Stil der Londoner gehört, wusste auch, dass er selbst vor dem Design der E-Butler nicht Halt machte, war selbst jedoch nur die eher klassisch gestylten E-Butler-Programme von Salisbury gewohnt.

„Ich akzeptiere, Ladies und Gentlemen.“ Der Ritter deutete eine Verbeugung an. „Treten Sie näher.“

„Danke, Ivanhoe.“ Eve konnte die Erscheinung des Innenschleusen-Butlers nicht mehr erschüttern.

Aus Boden und Wänden des Titanglastunnels wuchsen unzählige Düsen, Wasserstrahlen schossen aus ihnen und reinigten Karosserie, Kettenschuhe und Unterboden des Panzers. Danach öffnete sich das Schott, und sie fuhren in den septischen Teil der Innenschleuse, einen Kuppelraum von achtzig Metern Durchmesser. Durch eine große und drei kleinere Schleusen gelangte man von hier aus in eine weite Kuppelhalle von dreihundert Metern Durchmesser. Verschwommen sah man sie als chromartig schimmernde Halbkugel durch das Titanglas hindurch. Diese Kuppelhalle lag schon über der Erdoberfläche und war der erste aseptische Raum der Society London.

Das Schott schloss sich hinter ihnen, grell flirrendes UV-Licht flammte auf, Barbara Brook steuerte den Dragon an die Kuppelwand in eine von vier Parkbuchten hinein. „Schutzanzüge anlegen“, befahl Eve. „Wir steigen aus.“

Ein paar Minuten später kletterten sie aus der Außenluke der Bug-Schleuse. Von violettem Licht beschienen stapften sie auf eine der drei Personenschleusen zu. Das UV-Licht tötete die gröbsten Keime ab, die sich in der Ruinenwildnis an der Außenhülle oder in den Kettenschuhen eingenistet haben mochten. In der ersten Schleusenkammer erwartete sie der übliche Desinfektionsvorgang – eine Dusche aus Desinfektionsmitteln und heißen Gasen – in der zweiten verharrten sie für drei Minuten in der Lasersterilisation, und in der dritten entledigten sie sich endlich ihrer Schutzanzüge und hängten sie in die dafür vorgesehenen Schleusenschränke. Das vorletzte Schleusenschott schloss sich hinter ihnen, das letzte glitt in die Decke und gab den Blick in die weite Kuppelhalle frei, die in London auch „aseptisches Foyer“ genannt wurde. Sechs Männer und Frauen warteten dort auf sie, Eve sah nur David Emerson – ihr Herz machte einen Sprung.

„Ladies und Gentlemen!“ Ein untersetzter, schlitzäugiger Mann eilte ihnen mit ausgestrecktem Arm entgegen. General Charles Draken Kobayashi. Er trug eine Langhaarperücke aus blauen Locken und einen silbergrauen Overall mit dreifach bestirnten Schulterstücken. „Im Namen Seiner Majestät, des Königs, und im Namen seines Oktoyats heiße ich Sie willkommen in London!“

Monate später würde Eve an diesen Augenblick zurückdenken. Daran vor allem, dass sie den General im Grunde ihres Herzens nie ernst genommen, geschweige denn respektiert hatte. Und sie würde sich danach sehnen, seine hohe, gepresste Stimme zu hören und seinen Befehl entgegennehmen zu können.

Flüchtig schüttelte Kobayashi der Crew aus Salisbury die Hände, und ähnlich knapp stellte er das Empfangskomitee vor: Sir Ali Farka Touré, den schwarzhäutigen und rundlichen Octoyan der Londoner Ingenieurskaste, und nach ihm die Frau und die drei Männer, die in wenigen Wochen unter Eves Kommando nach Osten aufbrechen würden – Major David Emerson, Captain Edgar Stallone, Captain Spencer Miller und Lieutenant Lilly Fletcher.

Nach der Begrüßung gingen die Männer und Frauen hinter den beiden Octoyans her zu den Liften. Während der General das Programm des angebrochenen Tages verkündete – Essen mit dem König, Besichtigung der neuen Dragons, und so weiter – gaben Eve und David sich alle Mühe ans Ende der Gruppe zurückzufallen.

„Ich habe mich so nach dir gesehnt“, flüsterte Eve. Ihr Geliebter griff nach ihrer Hand, seine Lippen deuteten einen Kuss an. Ob er sich endlich entschieden hatte? Eve konnte es kaum erwarten, mit ihm allein zu sein.

Die Lifttüren schoben sich auseinander, sie stiegen ein, und abwärts ging es. Zwanzig Sekunden etwa brauchte der Aufzug für die sechzig Meter in die erste Ebene der Society. Die ganze Zeit krähte die Stimme des Generals irgendwelche Wichtigkeiten, die Eve sich vermutlich hätte merken sollen. Doch ihre Sinne waren ganz bei David – sie stand dicht bei ihm, spürte die Wärme seines Körpers, sog den Duft seines Schweißes auf und streichelte sein Gesicht mit den Augen.

Als die Erde zerschmettert wurde: Science Fiction Fantasy Großband 3 Romane 8/2021

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