Читать книгу Rücken - Joachim Grifka - Страница 10
3Frühzeitig Fehlbelastungen begegnen
ОглавлениеDie Wirbelsäule passt sich der Belastung an. Besonders während des Wachstums müssen Fehlbelastungen vermieden werden.
Die Wirbelsäule ist die zentrale Achse, die mittig verläuft und den Körper in zwei Hälften teilt. Betrachtet man verschiedene Säugetiere, so ist die Ähnlichkeit der Wirbelsäule bezüglich ihrer Gliederung und Funktion groß. Eine Ausnahme bildet die menschliche Wirbelsäule deswegen, weil wir statt des Vierfüßlerganges auf nur zwei Beinen gehen. Obwohl unsere Wirbelsäule für den Vierfüßlergang angelegt ist, muss sie dadurch, dass wir aufrecht gehen, andere Funktionen erfüllen und ganz andere Belastungen ertragen. Während die Wirbelsäule bei anderen Säugetieren über die Abstützung an vier Beinen gleichsam hängt, verursacht der aufrechte Gang axialen Druck.
Beim Kleinkind können wir diese Anpassung der Wirbelsäule an diese nun andere Funktion beobachten, wenn es im Alter von etwa einem Jahr vom Krabbeln zum aufrechten Stehen und Gehen kommt. Die Aufrichtung des Beckens bereitet dabei die größte Mühe. Für das Krabbeln sind die Hüftbeuger analog zum Vierfüßlergang auf eine rechtwinklige Stellung zwischen dem Becken und den Oberschenkelknochen verkürzt. Mit dem Aufrichten in den Stand auf zwei Beinen muss das Becken aufgerichtet werden, also aus seiner Vorneigung in eine gerade Position kommen. Um dies zu ermöglichen, müssen die verkürzten Hüftbeuger gedehnt werden. Größte Mühe macht das für den kräftigen Muskel, der am kleinen Rollhügel des Oberschenkelknochens ansetzt und an der Beckeninnenseite und der unteren Lendenwirbelsäule seinen Ursprung hat, den Musculus iliopsoas. Dieser Muskel ist der Grund dafür, dass die Lendenwirbelsäule bei Kleinkindern in der Aufrichtung eine massiv übermäßige Lordose (Hyperlordose) zeigt. Diese vermehrte Hohlwölbung der Lendenwirbelsäule ist auch der Grund dafür, dass der Bauch massiv vorgewölbt erscheint.
Abbildung 12: Aufrichtung des Kleinkindes mit 12–15 Monaten. Der Bauch ist auffällig vorgewölbt, weil das Becken durch die Muskelverkürzung zum Oberschenkel vorgeneigt ist und die Lendenwirbelsäule ein verstärktes Hohlkreuz hat.
Abbildung 13: Vier Typen der Wirbelsäulenwölbungen. Erklärungen zu a–d) im Text.