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Wenige Tagesreisen von Kadhlynaegh entfernt

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lag ein alter, wenn auch längst nicht ausgebeuteter Basaltsteinbruch.

Abseits der breiten, aus dem Gebirge herausführenden Straße standen an einem sonnigen Vormittag fast drei Monate nach der Wintersonnwende zwei Männer; ihre grobe Kleidung deutete darauf hin, daß sie wohl in irgendeiner Weise im Steinbruch beschäftigt waren, wenn auch nicht als Sklaven oder Kriegsgefangene, was zumindest am extrem kurz geschorenen Haar zu sehen gewesen wäre. Mitten auf der Straße warteten geduldig zwei Maultiere, die Köpfe Richtung Ebene ausgerichtet.

Der späte, aber schneereiche Kälteeinbruch hatte lange angehalten. Erst vor wenigen Tagen war der Frost über Nacht dem Tauwetter gewichen. Der Frühling drängte jetzt mit aller Macht den Winter zurück. Vogelstimmen und das Tropfen von den Bäumen herabschmelzenden Schnees erfüllten die Luft, und wo das glitzernde Weiß den Boden freigab, begann es zu grünen und stellenweise sogar zu blühen.

Die Männer hielten den Blick auf den Boden unmittelbar vor ihnen gerichtet, wo sich ein stark in die Verwesung übergegangener Leichnam abzeichnete. Der kleinere und wie es schien etwas ältere von beiden hielt ein kupfernes Amulett, das an einer Bastschnur von seiner rechten Hand baumelte. Er hatte es, als sie zusammen aus dem Steinbruch kamen, am rechten Wegrand gefunden und augenblicklich zuzuordnen gewußt. Nicht weit von der Fundstelle entdeckten sie daraufhin die Leiche.

„Du bist also vollkommen sicher?“ fragte der Jüngere, der links von ihm stand.

„Felsenfest, bei Dhwyrd! Wer sonst soll es sein, wenn nicht Bhaldrym? Viel hat ihm sein Talisman nicht genutzt, dem armen Bastard. Aber es ist seiner, dabei bleibt es.“

Sein Begleiter warf einen mißtrauischen Blick darauf.

„Vielleicht sollten wir uns nicht allzu viel damit abgeben, wenn er mit Unglück behaftet ist.“

„Und was glaubst du, warum ich ihn nur an der Schnur halte? Wickle ihn ein, bevor du ihn dem Oberaufseher bringst. Vermeide es, ihn zu berühren.“

„Ich?“ knurrte der Jüngere ungehalten. „Warum gerade ich?“

„Weil ich es dir sage! Und wenn du mir nicht gehorchst, wirst du dem Alten nach unserer Rückkehr schon erklären, warum du ihn nicht sofort über die Sache unterrichtet hast. Seit Bhaldryms Verschwinden redet er von nichts anderem, als eine Verstärkung der Schutzgarde zu erhalten. Jetzt kann sie ihm nicht mehr verweigert werden. Du wirst also stramm in den Steinbruch zurückmarschieren und ihm dieses Beweisstück übergeben, während ich mit den Lasttieren bis zur ersten Herberge weitergehe. Bis heute abend hast du mit mir aufgeschlossen.“

Der andere, der fast einen Kopf größer war, bedachte den Befehlshaber mit einem bösen Blick, verkniff sich aber weitere Widerreden. Ein Weile verharrten sie schweigend, ehe der mit dem Amulett in der Hand noch anmerkte:

„Wer immer der Strauchdieb gewesen sein mag, besonders hell im Kopf ist er wohl nicht. Sieh nur, die Augen....“

Er wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den ihnen zugewandten Kopf des Toten. Die Augäpfel lagen eingesunken in den Höhlen.

„Du hast recht“, entgegnete der andere. „Der Narr hätte sie ihm ausstechen müssen“.

„Mindestens zubinden. Aber vorher mit Spinnweben bedecken.“

„Ausstechen ist sicherer.“

„Jetzt verfolgt Bhaldryms Geist den Mörder. Wenn es sein muß, bis ans Ende der Welt.“

„Ehe die Tat gerächt ist, wird seine Seele keine Ruhe finden.“

„Ich möchte nicht in der Haut des Burschen stecken.“

„Geschieht ihm nur recht, wenn er so dumm ist....“

Der Gott des Zwielichts

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