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Die Knochen im Einzelnen

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Die menschlichen Skelettreste wurden auf rund einem Quadratmeter verteilt angetroffen. Dabei lagen die Fragmente des Hinterhauptbeins sowie die beiden Oberkieferhälften mit drei Backenzähnen, die noch fest im Kiefer steckten, relativ eng beieinander auf gleicher Höhe. Die restlichen zwölf Zähne fanden sich bis zu dreißig Zentimeter tiefer im Sediment. Einer dieser Zähne wurde etwa einen Meter vom Kiefer entfernt gefunden. Daraus lässt sich schließen, dass bereits in alter Zeit Umlagerungen stattgefunden haben müssen, bei denen die Zähne aus ihren Zahntaschen fielen. Das tun sie in der Regel aber erst, wenn sich alle Weichteile aufgelöst haben, und das bedeutet wiederum, dass sich der Oberkiefer bei seiner Entdeckung nicht mehr in seiner ursprünglichen Position befand. Die Fingerknochen lagen nahe an der Höhlenwand.

Das Os occipitale, so die lateinische Bezeichnung für das Hinterhauptbein, ist insgesamt etwa zur Hälfte erhalten – unglücklicherweise aber keiner seiner natürlichen Ränder. Somit kann die Bestimmung des Sterbealters, die üblicherweise auf dem Verwachsungszustand der Schädelnähte beruht, nur annähernd erfolgen. Der Knochen ist vergleichsweise dünn, und das deutet auf eine jugendliche Person. Die auffallend schwach reliefierte Außenseite in dem Bereich, in dem die Nackenmuskulatur ansitzt, spricht eher für eine weibliche als für eine männliche. Dazu kommen Schnitt-, Kratz- und Schabespuren, die scharenweise oder einzeln und bis zu 14 Millimeter lang auf der gesamten Außenoberfläche zu finden sind.

Besonders erwähnenswert ist dabei ein Bündel von fast einem Dutzend Schnitten auf einer Fläche von nur ein bis zwei Quadratzentimetern im tiefen Nackenbereich, und zwar dort, wo bei einem Lebenden die Rücken- sowie die kurzen Nacken- und Kopfgelenkmuskeln angeheftet sind. Dabei handelt es sich um den Musculus semispinalis capitis, den Musculus rectus capitis posterior major und dessen nicht weniger kompliziert benannte Nachbarn, die für die Drehung, Neigung, Beugung und Streckung des Kopfes zuständig sind. Medizinstudenten müssen alle diese Namen auswendig lernen, um den Präparierkurs zu bestehen.

Der Oberkiefer ist nahezu vollständig erhalten. Es fehlen lediglich das Verbindungsstück zum Nasen- und Stirnbein auf der linken Seite, die Teile, die den Anschluss zu den Jochbeinen herstellen, und das Gaumenbein. Die Zahnreihe weist eine Lücke auf, und zwar an der Position, die der Zahnarzt als Zahn 15 bezeichnet. Dieser war bereits zu Lebzeiten ausgefallen. Beide Weisheitszähne sind vorhanden und vollständig ausgebildet. Ansonsten lassen sich Anzeichen einer leichten Parodontose sowie schwacher Zahnsteinansatz erkennen. Hinzu kommen minimale Hinweise auf Wachstumsstörungen in der Kindheit, aber auffallend starke Abnutzungen im Bereich der Schneide- und Eckzähne, die auf einen Einsatz des Gebisses bei handwerklichen Tätigkeiten zurückgehen. Alles in allem dürfte der Kiefer einer erwachsenen, maximal dreißig- bis vierzigjährigen Person zuzuschreiben sein, die weder besonders klein noch besonders groß war. Ob Mann oder Frau, ließe sich wohl nur durch eine DNA-Analyse klären. Bis zu zwölf Millimeter lange Kratzspuren und kleinere Ausbrüche am Rand der knöchernen Nasenöffnung deuten auch hier auf Manipulationen hin. Die Fingerknochen liefern keine zusätzlichen Indizien. Sie stammen von einer jugendlichen oder älteren, möglicherweise dritten Person.


Burghöhle Dietfurt. Mehrere Schnittspuren am Hinterhauptbein einer eher weiblichen Jugendlichen dürften bei der Abtrennung der Nackenmuskulatur mit Hilfe einer Silexklinge entstanden sein.


Burghöhle Dietfurt. An dem isoliert gefundenen Oberkiefer eines Erwachsenen sind Beschädigungen im Randbereich der Nasenhöhle zu erkennen. Sie könnten auf ein spezielles Bestattungsritual hindeuten.

15000 Jahre Mord und Totschlag

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