Читать книгу E-Commerce für Fortgeschrittene - Jochen Krisch - Страница 11
Macht sich eBay selber überflüssig?
ОглавлениеEbay macht derzeit offenbar genau das Richtige. Nämlich das, was jeder MBA-geschulte Unternehmensberater empfehlen würde: Da das Geschäft mit fixen Preisen boomt und zunehmend mehr Kunden ihre Ware sofort kaufen, forciert Ebay diesen Geschäftszweig und versucht seine Plattform in diese Richtung zu trimmen.
Aber lassen die Ebay-Strategen damit nicht einen maßgeblichen Treiber und Erfolgsfaktor außer Acht? Lag Ebays Kernkompetenz bisher nicht darin, einen offenen Marktplatz zu betreiben, auf dem es möglichst fair zugeht und alle Beteiligten auf ihre Kosten kommen?
Ebay stellt die Plattform bereit, und eine Vielzahl motivierter Händler und Verkäufer sorgt für gute Geschäfte. Damit hat sich Ebay trotz der unvermeidlichen Konflikte eine enorme Kompetenz aufgebaut - und ist zum weltweit wichtigsten E-Commerce-Player aufgestiegen, ganz ohne eigene Handelskompetenz und Verkaufserfahrung.
Das soll nun anders werden. Ebay will viel stärker selber eingreifen. Der offene Marktplatz soll zum „managed marketplace“ werden: „Wir schaffen das ,neue eBay‘ und haben das Zeug, im riesigen Markt für Gebrauchtwaren und Restposten („Secondary Market“) zu gewinnen“, lautete die Parole auf der Hauptversammlung Ende April.
Ebay hat es schon einmal mit einem „managed marketplace“ versucht - und ist mit Ebay Express kläglich gescheitert.
Der damalige Projektleiter analysierte später in seinem Blog: „Es mag für viele schwer vorstellbar sein, wie unglaublich unterentwickelt bei Ebay zu dieser Zeit das Wissen über die Grundlagen von Einkauf, Sortiments- und Preisgestaltung, Logistik und Promotion war. Über 10 Millionen Produkte zu haben ist das eine. Es hilft aber wenig, wenn man nicht das richtige Produkt zur richtigen Zeit hat.“
Genau vor dieser Herausforderung steht eBay nun erneut. eBay steigt als Nicht-Händler in den Ring mit gestandenen Online-Händlern wie Amazon oder Vente-Privee. Mit absehbaren Folgen.
Denn was passiert, wenn Ebay die vielen kleinen Händler schrittweise verdrängt und gleichzeitig sein Marketingbudget eindampft, ließ sich in den letzten beiden Quartalen schon ganz gut beobachten. Die Kunden bleiben aus.
Ebay kämpft mit zweistelligen Einbrüchen bei den Händlerumsätzen, während sich Amazon über zweistellige Zuwächse freut. Währenddessen lacht sich der Online-Handel ins Fäustchen. Denn nachdem sich der Handel jahrelang an eBay die Zähne ausgebissen hat, scheint sich eBay nun zunehmend selber überflüssig zu machen.