Читать книгу E-Commerce für Fortgeschrittene - Jochen Krisch - Страница 9

Betriebsblind für neue Geschäftsmodelle

Оглавление

Wie offen sind eigentlich die Manager etablierter Unternehmen für neue Geschäftsmodelle in ihren Kerngeschäften? Diese Frage warf kürzlich Musikmanager Tim Renner auf. Seine These: Der Wechsel vom analogen zum digitalen Medienträger bringe immer auch einen Wechsel des Geschäftsmodells mit sich. Darauf gelte es sich einzustellen.

Und doch wiederhole Branche für Branche die Fehler der Musikindustrie. Aktuell die Medienbranche: Statt online auf neue, dem Online-Medium adäquate Modelle zu setzen, übertrage man einfach nur die alten Geschäftsmodelle auf das Internet und wundere sich dann über „lousy pennies“.

Nicht anders im E-Commerce. Auch hier sind die Alteingesessenen online noch sehr stark vom Denken in analogen Konzepten geprägt: Man nehme seinen Shop oder Katalog und „stelle ihn ins Internet“. Dabei sind Shops und Kataloge online längst nicht mehr das Maß aller Dinge, sondern nur eine von vielen Alternativen. Ausgeblendet werden oft die Hunderte alternativer Geschäftsmodelle, die in den letzten Jahren entstanden sind und mit denen kleine wie große Händler schon heute erfolgreich E-Commerce treiben.

A Better Tomorrow verkauft limitierte T-Shirt-Editionen, die von den Nutzern ausgewählt und gestaltet werden; Vente-Privee hat mit seinen Abverkaufsaktionen den ewigen Schlussverkauf populär gemacht. Blacksocks vertreibt erfolgreich Sockenabos -und Personello macht mit personalisierten Produkten Umsätze von 2,5 Mio. Euro.

Zumeist sind es denn auch nicht die Etablierten, die online experimentieren und dem Versandhandel mit neuen Geschäftsmodellen neue Impulse geben, sondern Startups und branchenfremde Unternehmer: Spreadshirt, PersonalNovel, MyMüsli sind weitere Beispiele. Eigentlich kein Wunder, dass auch die Marktführer Amazon und Ebay nicht aus der Branche kommen.

Interessanterweise finden gefühlte 99% der neuen Geschäftsmodelle in der öffentlichen Wahrnehmung keine größere Beachtung, obwohl viele inzwischen sehr erfolgreich und profitabel arbeiten. Doch die Manager etablierter Unternehmen denken anders und überlegen immer zuerst, wie sie ihr bestehendes Geschäftsmodell in die digitale Zeit retten können.

Wenn also ein Media Markt nun wieder mit dem Gedanken spielt, E-Commerce zu treiben, dann ist in den Ankündigungen sehr viel die Rede von One-Stop-Shopping, von Synergie-Effekten, etc -und weniger davon, wie denn das optimale Geschäftsmodell für einen Elektronikversender aussehen müsste.

E-Commerce für Fortgeschrittene

Подняться наверх