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Der gotische Klaren-Altar.


Der prunkvolle Schrein der Heiligen Drei Könige, der ihre in Mailand erbeuteten Gebeine bewahrt.

Die Bauruine wird zum höchsten Dom

Vielerlei kam zusammen, um die Baustelle Dom im 19. Jahrhundert neu zu beleben. Vorrangig die Zuwendung zur Geschichte und die steigende Bewunderung der Romantiker für die Welt des Mittelalters. Nach den Napoleonischen Kriegen wuchs auch die Sehnsucht nach einem nationalen Symbol, gerade weil der Weg der Deutschen zu nationaler Einigung noch sehr lang schien. Die Rheinländer Joseph Görres und Sulpiz Boisserée, dazu der Preuße Karl Friedrich Schinkel waren Wortführer. Ein glücklicher Fund half. Auf einem Darmstädter Dachboden wurde der mittelalterliche Aufriss der Domfassade entdeckt. Ein Mitarbeiter Schinkels, Ernst Friedrich Zwirner, avancierte 1833 zum Dombaumeister. Geld kam durch Spenden und Lotterien zusammen, zwei Drittel stammten vom 1841 gegründeten Zentraldombauverein. Von 1852 an wurde wieder gebaut, schon 1863 war der gesamte Innenraum zugänglich, 1880 wurde die Kölner Kathedrale mit der letzten steinernen Kreuzblume auf dem Südturm vollendet.

Im Zweiten Weltkrieg verschonte die alliierte Luftwaffe den Dom nicht, doch die berühmten Türme blieben am Rande der zu 90 Prozent zerstörten Altstadt stehen. Auch nach der Schadensbehebung und Restaurierung endete die Arbeit der Dombauhütte nicht. Nun war es die industrielle Luftverschmutzung, die den Stein angriff und bis heute schädigt. Den Dom ohne Gerüste zu sehen ist fast unmöglich. Doch im Sommer 2020 war er tatsächlich für kurze Zeit gerüstfrei – und die gotische Pracht der Türme bot ungestört den immer wieder staunenswerten Anblick kraftvoller Monumentalität und zugleich zarter, filigraner Gliederung!

Im Inneren zieht die Halle des Mittelschiffs den Blick in die Tiefe des Raums und in die Höhe zu den beeindruckenden Kreuzgewölben. Die Mittelschiff-Höhe von 43 Metern lässt den mächtigen Raum fast schmal erscheinen. Im Querhaus ist der Dom 86 Meter breit, die Länge des Doms beträgt 144 Meter. Von den farbigen Fenstern befinden sich die ältesten im Chorumgang, wie die beiden Bibelfenster (um 1260 und um 1275), sowie im Obergaden des Chors wie die Königsfenster (1310). Die Fenster im nördlichen Seitenschiff mit biblischen Szenen und den Kölner Ritterheiligen stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Gegenüber im südlichen Seitenschiff haben die 1842 von König Ludwig I. gestifteten »Bayernfenster« überdauert.


Die filigrane Innenarchitektur des Doms lässt den mächtigen Raum fast schmal erscheinen.

In der Fülle der Bilder, Skulpturen und Mosaiken ist das Gerokreuz aus dem 10. Jahrhundert (gestiftet von Erzbischof Gero) eines der bedeutendsten Kunstwerke. Das Monumentalkruzifix, das den soeben verstorbenen Christus zeigt, ist auch eines der als wunderkräftig angesehenen Heiligtümer des Domes, ebenso wie das Gnadenbild »Mailänder Madonna« und die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die der Erzbischof und Reichskanzler Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln entführte. Für diese Reliquien schuf Nikolaus von Verdun um 1190 bis 1225 den goldenen Dreikönigs-Schrein, der beim Hochaltar im Zentrum des Chors steht.

Damit es nicht zu laut wird im Dom

Schauend und bewundernd kann man Stunden im Dom und in der Schatzkammer verbringen. Tatsächlich reichen den meisten der eingangs erwähnten jährlich sechs Millionen Besucher fünf bis zehn Minuten – ob sie nun Andacht halten oder den authentischen Ort erleben wollen. Damit es keinesfalls zu laut wird im Dom und Besinnung und Gebet möglich bleiben, gilt seit Längerem schon die Regel, dass nicht mehr als zehn Führungen zu gleicher Zeit stattfinden und nicht mehr als 25 Besucher an einer Führung teilnehmen.

Immer weniger Christen kommen heute zu den Gottesdiensten – doch immer mehr Menschen besuchen alte Kirchen und Dome. Umso intensiver sucht das Metropolitankapitel zum Beispiel die rechte Art, Dom-Führungen zu veranstalten – nämlich den sehr unterschiedlichen Gruppen einen Ort des Glaubens zu zeigen, der mehr ist als ein Museum.

Eine Bedrohung für das Ansehen des Doms – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn! – konnte 2006 zurückgewiesen werden. Unversehens war Köln auf die Rote Liste des Weltkulturerbes geraten. Ohne vorherige Abstimmung mit dem UNESCO-Komitee hatte die Stadtverwaltung Investoren für den Bau von fünf Hochhäusern in Deutz auf dem linken Rheinufer, gerade gegenüber dem Dom, grünes Licht gegeben. Die klassische Stadtsilhouette drohte auf lange Zeit verhunzt zu werden. Das erste Turmhochhaus stand schon, aber fünf Konkurrenten dieser Art wären für das Stadtbild zu viel. Am Rhein begann man zurückzurudern. Überraschend zeigten sich die Investoren niedrigeren Baukörpern nicht mehr abgeneigt. Kölns Dom konnte von der Roten Liste gestrichen werden.

TOP ERLEBNISSE

ECHT KÖLSCH

Vielleicht das beste Brauhaus in Köln: Das Kölsch ist unglaublich gut und das Essen genauso. Von Metthappen bis Halve Hahn ist alles hausgemacht im Brauhaus Sünner, der ältesten Kölschbrauerei der Welt. Neben dem Brauhaus gibt es auch einen Biergarten und man kann die Brauerei besichtigen. Das historische Kellergewölbe in Köln-Kalk hat einen einzigartigen Charme: Früher als Eiskeller für das frisch gebraute Sünner Kölsch genutzt, verspricht die Räumlichkeit auf rund 1000 Quadratmetern unter dem Gelände der Sünner-Brauerei ein Gastronomieerlebnis der Extraklasse. www.suenner-keller.de

BLICK AUF DIE DOMSTADT

Vom Südturm des Kölner Doms genießt man eine wunderbare Aussicht aus ungefähr 97 Metern Höhe. Doch um mit einem Rundblick auf die Kölner Innenstadt und den Rhein belohnt zu werden, müssen erst 533 Treppenstufen überwunden werden, denn einen Aufzug gibt es nicht. Das separate Zugangsbauwerk für die Turmbesteigung führt Besucher durch die mächtigen Fundamente des Doms in das Innere des Turms. Dort befinden sich die Kasse und der Beginn der Turmbesteigung. www.koelntourismus.de


Die Sünner-Brauerei überzeugt mit Speis und Trank.

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