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TEXEL – WINDZERSAUST UND MEERGEKÜSST

Insel zwischen Wattenmeer und Nordsee


»Holland im Kleinen« nennen Frau Antjes Landsleute ihr beliebtestes Urlaubseiland. Der gute Grund: Dort gibt es, außer großen Städten, so ziemlich alles, was das Königreich landschaftlich zu bieten hat – Strände, Dünen, Wälder, Weiden, Naturschutzgebiete und sogar einen Berg. Der ist zwar nur einen Tick höher als 15 Meter, aber immerhin, die Deiche überragt er.


Windmühlen betrieben früher die Pumpen für die Wasserwege.

Die Bürger von Texel und ihre Schafe begegnen sich auf Augenhöhe – statistisch, versteht sich. Beide bevölkern ihre Insel mit jeweils knapp 14 000 Exemplaren. Ein Gleichgewicht, das allerdings zweimal im Jahr aus der Balance gerät: Im Frühjahr, wenn rund 11 000 weiße Lämmer über die grünen Weiden staksen. Und im Sommer, wenn die große Mehrheit der jährlich rund 670 000 Touristen kaum noch Raum lässt in Hotels, Pensionen und auf Campingplätzen. Viele kommen dann wegen der prächtigen insgesamt 30 Kilometer langen Strände an der Westküste, an denen die Wogen der Nordsee ausrollen. Aufs ganze Jahr gesehen reisen die meisten Besucher, überwiegend Niederländer und immerhin gut ein Viertel aus Deutschland, erklärterweise wegen der Naturschönheiten von Texel an.

Ein Blütenmeer aus Strandflieder

Da sind vor allem die Dünen, am Strand noch weißsandig, in den hinteren beiden Reihen meist dicht bewachsen und oft in Wälder übergehend. 1851 durchbrach ein heftiger Sturm die Dünenkette an drei Stellen, an denen das Meer ins Land strömte. Der Muy wurde einige Jahre später wieder geschlossen, den »großen Slufter« wehte Flugsand zu, während der »kleine Slufter« bis heute offen ist und im Inland ein Minimeer geschaffen hat, das bei Flut weiterhin von der Nordsee teilweise überschwemmt wird. Das Salzwasser wird offensichtlich vom Strandflieder geschätzt, der hier im Juli und August ein neues Meer erzeugt, ein Blütenmeer in Violett. Der Muy hingegen, der zu einem Strandsee wurde, erfreut sich unter Grau- und Löffelreihern großer Beliebtheit. Vogelbeobachtungen sind generell recht beliebt bei den Urlaubern, deshalb hat die Vogelbescherming, eine nationale Ornithologen-Organisation, an mehreren Orten Ferngläser deponiert, die man mieten kann.


Dreißig Kilometer lang ist Texels Sandstrand von Nord nach Süd. Die Leuchttürme stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Auch die Pflanzenfreunde bitten zu Erkundungen. Texel ist in den Niederlanden zwar bekannt für seine Schneeglöckchen-Zucht, die meisten Botaniker ziehen aber eher wegen der Insel-Orchideen durch Wegesrain und Waldesruh. Rund ein Dutzend verschiedene Arten blühen auf der Insel, insbesondere in den Dünentälern und um den Muy herum. Laien werden aber nicht alle als Orchideen erkennen, deshalb sind geführte Wanderungen hilfreich. Das gilt generell für die rund 5300 Hektar großen Schutzgebiete, von denen etwa 4200 Hektar Fläche als Nationalpark klassifiziert sind.

Zum Hai-Tätscheln nach Texel

Den Kern der Insel bilden eiszeitliche »Geschiebeaufschichtungen«, für Geologen erkennbar am Hoge Berg, mit 15,3 Metern Texels Gipfel. Hier liegt der »Friedhof der Georgier«, jener Russen, die unter der Nazi-Besetzung einen Aufstand wagten und dabei umkamen. In dem hügeligen Gelände konnten auch einige architektonische Zeugnisse überleben, Stolphöfe mit ihren charakteristischen Pyramidendächern, Erdwälle aus Grassoden, die einst Grundstücksgrenzen markierten, und Schafscheunen, die wie in der Mitte durchgetrennte Häuser aussehen und Geräte aufnehmen, aber keine Schafe.

Die größte Besucherattraktion Texels ist Ecomare, ein Museum, das vornehmlich der maritimen Natur rings um die Insel gewidmet ist. Es entstand aus einer Station für verlassene Seehundbabys und verletzte Robben, eine Aufgabe, die nach wie vor im Mittelpunkt steht. Inzwischen werden auch ölverschmierte Seevögel gereinigt und verletzte Schweinswale geheilt. Aus alldem entstand ferner ein Aquarium für die Nordsee-Fauna – und mutige Kinder lieben es, dort im offenen Bassin mal einen Hai zu tätscheln. Man muss ja nicht erzählen, dass es nur ein harmloser kleiner Hundshai war …

TOP ERLEBNISSE

GEMÜSE – ABSICHTLICH VERSALZEN

Schon mal Salzkartoffeln gegessen? Auf Texel ist das möglich. Denn dort haben sich Forscher und Bauern zu Spezialisten im Salzlandbau entwickelt. Sie zweifelten an dem »Gesetz«, dass Salzboden für Gemüsepflanzen schädlich sei, und züchteten zum Beispiel »Salzkartoffeln«, die mehr Antioxidantien enthalten als jede andere Sorte und somit als sehr gesund gelten. Mindestens ebenso wichtig: Sie schmecken auch gut, »ein ganz volles, sahniges Aroma – so haben Kartoffeln früher einmal geschmeckt«, lobt einer der Wissenschaftler.

EIN FALL FÜR ZWEI

Hochzeitsreisende starten auf Texel oft im siebten Himmel. Allerdings mit einem anderen Partner, denn beim Tandem-Fallschirmsprung sorgt immer ein ausgebildeter Instrukteur für guten Flug, pardon, Fall, und »happy landing«. Ihm ist der »Passagier« sicher untergeschnallt. Nach dem Absprung in 3000 Meter Höhe folgen 30 Sekunden freier Fall und vier bis fünf Minuten am Fallschirm. Fotos und Videos von unterwegs kann man zubuchen. Nahezu alle Antworten bei Fragen zu dem luftigen Erlebnis unter www.paracentrumtexel.nl/de


Am Wochenmarkt in Den Burg gibt es neben Pflanzen auch Gemüse vom Land am Meer.

Das Reisebuch Europa

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