Читать книгу Das Reisebuch Europa - Jochen Müssig - Страница 21
ОглавлениеBRÜSSEL – ZENTRUM DER LEBENSART
Neben europäischer Bedeutsamkeit hat die Stadt viel zu bieten
Ob der prunkvolle Grand Place oder das futuristische Atomium, ob das freche Manneken Pis oder Museen von Weltrang: Brüssel, Sitz von EU und NATO, ist nicht nur schön und nobel, sondern auch facettenreich. Das wissen auch Genießer: Mit einem Dutzend Sternerestaurants und zahlreichen Terrassenlokalen gilt Europas Metropole auch als ein Treffpunkt für Gourmets.
Unweit von einem der schönsten Plätze Europas, der Grand Place
Was vor lauter medialer Omnipräsenz in Vergessenheit geraten könnte: Brüssel ist eine alte Stadt. Ihre Anfänge gehen wahrscheinlich auf eine 580 gegründete Niederlassung am – heute überbauten – Flüsschen Senne zurück. Auf einer Insel ließ Herzog Karl von Niederlothringen im 10. Jahrhundert eine Pfalz errichten, um die herum sich die Siedlung entwickelte. Schon im frühen Mittelalter stieg sie zur Hauptstadt von Flandern auf und gelangte vor allem durch Tuchmacherei zu Wohlstand. Als Flandern im 14. Jahrhundert durch Heirat an Burgund fiel, blühte Brüssel auf und wurde zur Kunstmetropole. Wahrhaft goldene Zeiten brachen an, als der Habsburger Kaiser Karl V. Brüssel zur Hauptstadt seines Weltreiches erkor.
Europas schönster Marktplatz
Zu einem vorübergehenden Einbruch der Erfolgsgeschichte kam es während der Eroberungskriege von Sonnenkönig Ludwig XIV.
Der zentrale Marktplatz fiel der Zerstörungswut anheim, doch erstand er danach prächtiger als je zuvor wieder auf. Der Grand Place ist einer der schönsten Plätze Europas und UNESCO-Weltkulturerbe. Die reich geschmückten Giebelfassaden der Zunfthäuser bilden ein geschlossenes Barockensemble, durchbrochen vom gotischen Rathaus aus dem 15. Jahrhundert. Mit seiner reich gegliederten Fassade und dem großartigen Skulpturenschmuck blieb es als einziges Gebäude von Zerstörungen verschont und gehört heute zu den besterhaltenen weltlichen Bauten der Gotik. Der mit dem Standbild des Erzengels Michael gekrönte Turm, von dem sich ein weiter Ausblick über die Stadt bietet (400 Stufen!), erhielt allerdings erst im 18. Jahrhundert seine endgültige Form.
Ein Wahrzeichen ganz anderer Art drückt sich nur einen Katzensprung entfernt in eine Nische: Manneken Pis, das berühmte Brunnenbübchen von Bildhauer Hieronimus Duquesnoy aus dem Jahr 1619, das sich ganz ungeniert vor aller Augen in das Becken unter ihm »erleichtert«. Es übertrumpft als Brüssels beliebtestes Fotomotiv und eigentliches Wahrzeichen sogar das Atomium – seit der Weltausstellung 1958 ein Symbol für das Zeitalter der Wissenschaft.
Sakrale Juwelen und Museen von Weltklasse
Zu den innerstädtischen Blickfängen gehört auch die mächtige Kathedrale St. Michael und St. Gundula, Belgiens Nationalkirche, erbaut im Stil der französischen Gotik. Besucher bewundern die holzgeschnitzte Kanzel von 1699 und die wundervollen Glasfenster in Chor und Querschiff – allesamt Stiftungen großer Herrscher Europas. Ein weiteres Schmuckstück in der Sammlung bildet Notre-Dame-des-Victoires. Die Kirche stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert und gilt als eines der kostbarsten Beispiele hochgotischer Sakralbauten in ganz Belgien. Ein Meisterwerk einer anderen Epoche stellt St-Jean-Baptiste-aux-Béguinage dar: Flämische Üppigkeit sichert der Fassade unter der belgischen Barockarchitektur Einmaligkeit. Vom Reichtum der Stadt zeugen auch das gewaltige Palais du Roi, in dem seit Leopold II. nur noch königliche Empfänge abgehalten werden, wie auch die zahllosen Museen, die allein schon eine Reise wert sind: darunter das Museum für Alte Kunst, das Museum für Moderne Kunst und allen voran die Musées royaux des Beaux-Arts mit einer unglaublichen Fülle einzigartiger Kunstwerke aus sechs Jahrhunderten – und eigenem Trakt für den belgischen Surrealisten René Magritte. Von ganz anderer Art ist das Museum für Zentralafrika mit anthropologisch hochinteressanten Exponaten, während sich das Centre belge de la bande dessinée, untergebracht in einem Jugendstilbau des Architekten Victor Horta, weltberühmten Comic-Zeichnern wie Hergé und Morris widmet.
Im Chinesischen Pavillon und Japanischen Turm von 1910 fand das königliche Museum für Kunst und Geschichte Platz.
TOP ERLEBNIS
SCHLARAFFENLAND FÜR FEINSCHMECKER
Dass aus Belgien köstliche Schokolade und cremige Pralinés stammen, Pommes frites nirgends sonst auf der Welt so gut schmecken und hier das vielleicht beste Bier der Welt gebraut wird, hat sich herumgesprochen. Weniger bekannt ist, dass Brüssel Feinschmeckern als Europas lukullisches Mekka gilt. Kulinarischen Hochgenuss findet man nicht nur in dem Dutzend Sternelokalen, sondern auch in den Terrassenrestaurants der Fressgassen in und nahe den eleganten Galeries Royales Saint-Hubert, wo man, sobald das Wetter es zulässt, seine moules frites am liebsten unter freiem Himmel verspeist. Ein besonderes Highlight für Bierliebhaber ist das Traditionslokal À La Morte Subite, sowie die Fête de la Bière an dem Grand Place. Alljährlich im September kann man auf dem schönsten Platz des Landes Hunderte von belgischen Biersorten verkosten und vergleichen. Und sich dazu eine Portion knuspriger Fritten, am besten von Fritland nahe der Börse, genehmigen.
WEITERE INFORMATIONEN
laden die Fressgassen zum Mahl.