Читать книгу "Die Jagd, die Beute und der Tod" - Jochen Polanski - Страница 13

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Polizeipräsidium Köln, Montag, der 26. November 2007 um 14 Uhr 39. Brand saß in seinem Büro mit den Kollegen. Der Tag war von Anfang an hektisch, und dass die Obduktion und Spurensicherung von Marie Meyer identische Spuren sicherte, war klar. Der Tatvorgang, das gleiche Täterprofil. Es musste ungesehen in Köln-Porz geschehen sein, es gab keine Zeugen. Der Kerl war einfach ein Ass. Doch lange bliebe er nicht mehr unbemerkt, und bald wüssten sie, wer er war.

„Der Täter ist in keiner Datei, bisher scheint er nichts verbrochen zu haben.“ Brand trank Kaffee, Paulsen sorgte ein bisschen für frische Luft, öffnete die Fenster. Nowak war vertieft in Dateien, gleicht Untersuchungen vergleichbarer Taten ab. “Das Motiv ist nicht klar. O.k., er ist ein Serienkiller, doch was veranlasst ihn so vorzugehen? Die Art und Weise an die Frauen ranzukommen, ist clever und einfach zugleich. Er wird sich umgucken! Bundesweit ist jede Mitfahrzentrale alarmiert.“ Bea klopfte zweimal leicht mit der rechten Hand auf den Monitor.

„Er muss sich bald was anderes einfallen lassen, sonst wird es gefährlich für ihn!“ Jürgen Paulsen schloss wieder Fenster. „ Wenn er so weiter macht, riskiert er Beweismaterial an Tageslicht zu bringen.“

„Das sehe ich auch so, “entgegnete Werner Brand,“ er wird sich was anderes einfallen lassen, vielleicht eine andere Stadt?“

„Wenn das nicht schon passiert ist!“ kommt es selbstsicher aus Bea Nowak raus, „wie viel hunderte von Personen werden tagtäglich in der Bundesrepublik Deutschland vermisst!“

„Spätestens nach der nächsten Tat wird eine Sonderkommission mobilisiert. Wenn er bundesweit gesucht wird, kann er sich auf was gefasst machen.“

„Die Presse hat wieder ein gefundenes Fressen. Wir müssen langsam Ergebnisse liefern, Hinweise, Indizien oder noch besser, Beweise!“ Paulsen hielt inne. „Die BILD übt einen ganz schönen Druck auf uns aus. Der Rheinkiller treibt ein Spiel mit der Kripo!“ Bea holte tief Luft. „Langsam aber sicher krieg ich so einen Hals von diesem Hund. Zu gerne würde ich den Kerl selbst in die Finger kriegen!“

„Oh oh oh oh, Bea Nowak als Rächerin der jungen Frauenopfer!“ Brand sah sie erst an.

„Du willst doch nicht über mich lustig machen? Ich meine das verdammt noch mal Ernst, Werner! Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich, wenn wir erste Spuren haben, als Lockvogel präsentiere, diese...!“

Brand blieb ernst, sagte dann: “Der Vorschlag ist gar nicht mal so übel. Ich traue dir schon zu, ihn aufs Kreuz zu legen, ihn dingfest zu machen.“

„Das wollte ich hören.“

„Das sollten wir für die weiteren Ermittlungen und einem etwaigen Zugriff im Auge behalten, Bea.“

Die Mordkommission fuhr fort, an dem Fall zu arbeiten, verglich bedeutende Fakten von früher und jetzt, suchte nach Besonderheiten bei Stürmer und Meyer. Was war noch nicht aufgefallen? Was hatten sie vielleicht übersehen? Jede kleinste Kleinigkeit wurde überprüft, es waren ja nur Indizien! Bisher gab es keine Zeugenaussage.

„Dieser Kuhlemann tut mir leid. So wie es aussieht, war es die Liebe ihres Lebens. Sie hätten bestimmt mal geheiratet.“ Paulsen sah Nowak an „Du hast ihn ja nicht gesehen. Er ist ein gut aussehender Mann und hatte gut zu dieser Mary oder Maria gepasst.“

Bea betrachtete Fotos von Maria, nicht nur die der Leiche, sondern auch welche, die Kuhlemann mitgebracht hatte. Sie war mal wirklich ein wunderbares Wesen! Ein Foto war eine Urlaubsaufnahme am Strand in Griechenland. Wie sie in die Kamera lächelte, lebensfroh und glücklich, dazu diese atemberaubende Figur, die sie im Bikini präsentierte, das lange Haar und die verzaubernden Augen....

Was war das Motiv? Was trieb diesen Mann dazu, derartige Untaten zu vollbringen? Sie dachte nach. Ihm musste eine tiefe Enttäuschung leiten, eine verlassene Frau vielleicht?. Aber warum dann so was Grausames? Diese Hinrichtung, es war eine Hinrichtung, mehr als eine Vergewaltigung! Der Strom und der Busen sind Schlüsselreize beim Spiel, und dann das Knebeln und die Art des Ohrzustopfens! Er initiierte ein brutales Ritual, ließ dem Opfer keine Gegenwehr zu, er demonstrierte seine Macht. Wer war dieser Mann? Wie war sein Privatleben?

Brand bemerkte, wie sie nachdachte, innerlich arbeitete.

„Sag schon, Bea du willst doch nicht deine Gedanken vor uns bewahren.“

„Nein, ganz bestimmt nicht.“

Sie schilderte ihre Analyse und Schlussfolgerungen.

„Das ein oder andere ging mir auch schon durch den Kopf. Er scheint von einer negativen Erfahrung getrieben zu sein, die ihn zutiefst gekränkt hat. Er versucht es zu kompensieren, auf eine kranke, psychopathische Weise, die auf nichts Gutes schließen lässt. Es scheint sich hierbei um einen Mann zu handeln, in dem dieses perverse Potenzial schon schlummerte, sozusagen, es musste nur erweckt werden.“

„Gut,“ pflichtete Bea bei. „Wahrscheinlich hatte er schon in seiner Jugend oder sogar, wenn auch nicht im ausgeprägten Maße, in der Kindheit Phantasien, in denen er Frauen omnipotent seine Männlichkeit bewies. Kann gut sein. Es kann gut sein, dass es auf die eine oder andere Art so tatsächlich ist. Und wenn eine Frau dahintersteckt, sagen wir mal, er war Jahre lang mit ihr zusammen, und alles passte, das muss oder könnte es ihn dazu gebracht haben, seine teuflische Flamme zum lodernden Brand zu entfachen. Maßlose Enttäuschung, verständnisloses Verlassen.“

Paulsen unterbrach, „Ich denke, im Großen und Ganzen steht das Profil.“

„Jürgen, du nimmst es mir vorweg.“

„Jungs, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir von einem weiteren Mord wissen.“

Es war der 28. November, als die Kripo Frankfurt im Kölner Präsidium anrief. Hauptkommissar Brand telefonierte mit Hauptkommissar Krüger.

„Die Leiche wurde heute Morgen gegen 8 Uhr gefunden. Es ist eine junge Frau, verschnürt in einem Müllsack.“

„Krüger, in Köln passierten zwei Morde nach dem gleichen Muster. Sie wurde vergewaltigt hatte einen Brandstreifen am Oberkörper, von links unten nach rechts oben, den ein Stromschlag verursacht hat.“

„Das ist wahr,“ Hauptkommissar Krüger hielt inne, „dann haben wir es mit demselben Täter zu tun. Was schlagen sie vor, da kommt doch nur eine Sonderkommission in Frage!“

Sie haben Recht. Eine Kooperation ist notwendig, nur so können wir effizient ermitteln. Alles andere wäre suboptimal. Sie haben doch Spezialisten, die sich bestens mit Serienkillern auskennen?“

„Selbstverständlich, und wir werden das BKA hinzuziehen. Anders geht es nicht. Drei Morde in drei Wochen, jedes mal am Wochenende, so wie wir ermitteln konnten.“

„Ja, jedes mal an einem Freitag, und jetzt schon der dritte Mord. Wo soll das hinführen? Ich gebe Brief und Siegel drauf, dass das auch hier zutrifft.“ Brand schaute kurz Paulsen und Nowak an. “Wissen Sie schon Näheres über die Person des Opfers?“

„Die Obduktion ist noch nicht abgeschlossen, die Rechtsmedizin arbeitet auf Hochtouren. Und natürlich haben wir die Mitfahrzentrale befragt. Es handelt sich um eine Brigitte Neuhauser. Genauere Untersuchungen haben ergeben, sie war alleinstehend, wohnte in einem kleinen Appartement in der Mainzer Landstraße, sie war ohne Job, ohne Ausbildung. Wir fanden heraus, dass sie ein Heimkind war, sie wuchs ohne Eltern in einem Waisenheim auf.“

„Und wie hieß der Fahrer, der sie mitnahm?“

„Thomas Wagner, die Angaben sind falsch, wir haben es überprüft. Er soll zwar in Köln wohnen, doch Name, Adresse und Kfz-Kennzeichen sind gefälscht.“

„Ich wusste es, das ist er!“ Brand war auf eine Art zufrieden. Bea nickte ihm zu, Jürgen näherte sich Werner.

„Ich schlage vor, dass sie morgen früh um 8 Uhr in unser Präsidium kommen. Das BKA wird dann auch anwesend sein. Wir arbeiten einen Plan aus, der den Zugriff des Täters als Ziel hat.“

„Gut, wird sind morgen früh bei ihnen, auf Wiedersehen, Kollege Krüger.“

„Auf Wiedersehen, Hauptkommissar Brand.“

Hauptkommissar Krüger, Altmeier, Stock und Dahlke saßen an ihren Schreibtischen der Frankfurter Mordkommission, als Brand mit den zwei Kollegen das Büro betrat. Akten wurden gewälzt, Fotos verglichen und am Rechner gearbeitet, Schriftstücke und Artikel, Dokumente hingen an einer Metaplanwand.

„Ich begrüße Sie, Kollege Brand.“

„Das sind meine Kollegen Nowak und Paulsen.“

Krüger deutete auf einen blondhaarigen Hünen, in Casualwear gekleidet, ein blau-weiss-gestreiftes Cityhemd, mit unauffälligem Schlips, dazu dunkle Hose und Jackett.

„Darf ich vorstellen. BKA-Agent Kruse. Er wird die Sonderkommission leiten. Wenn sie bitte fortfahren, Herr Kruse.“

„Der bisherige Stand der Ermittlungen ist dürftig. Mit Sicherheit sind Spuren übersehen worden. Serienmörder sind etwas Besonderes: Sie planen nicht aus Rache, Neid, Habgier, Missgunst oder im Affekt: Sie planen ihre Tat bis ins kleinste Detail, und jede Einzelheit ist Teil ihres Rituals. Mit Sicherheit haben wir es mit einem Mann zu tun, der an narzisstischer Persönlichkeitsstörung leidet. Er weidet sich an den Wunden, die er dem Opfer antut, er macht sie sprach und gehörlos, damit sie nichts mit kriegen und er ungestört, überwältigend und mit gewaltigem Potenzial an Übermacht seine Opfer penetriert.. Als wäre der Stromschlag und all das nicht genug, peinigt er sie mit Schlägen am Oberkörper, malträtiert ihre Brüste, quetscht an den Armen und setzt einen finalen Schlag an den Solarplexus, der vor seiner Ejakulation gekommen sein muss. Die Ergebnisse der Autopsie haben ergeben, dass das Ejakulat nicht bei lebendigem Leibe in die Frauen eindrang. Meine Damen und Herren, dieser Mann hat sadistische Züge, mit Anteilen an Nekrophilie, und seine Obsession konzentriert sich auf die Brüste und Vagina. Der Busen wird im Warzenvorhof der rechten Brust durch den Strom verstümmelt und seine gewaltige Penetration, - die äußeren und inneren Schamlippen zeigen Risse, geplatzte Adern -, hat nicht allein das Genital verursacht. Der Mann muss im mittleren Alter sein, Mitte dreißig, mit Sicherheit attraktiv und durchtrainiert, ein Womanizer, wie es neudeutsch heißt, der es wahrscheinlich gar nicht nötig hätte, derartige Eskapaden sich zu leisten. Und mit Sicherheit führt er das unauffällige Leben eines Bürgers, der geschickt seine Schattenseite versteckt. Wir müssen vor allem in Köln und Frankfurt gezielt Mitfahrzentralen überwachen. Wenn das Täterprofil zutrifft, greifen wir zu.“

Kruse beendete seine Rede. Brand hatte währenddessen nicht nur ihm konzentriert zugehört und ihn beobachtet, sondern auch Krüger, der noch keine vierzig war, vielleicht war er im Alter von Bea. Sein schwarzer Schnauzer und die wenigen Millimeter kurzgeschnittenen Haare betonten seine wachen braunen Augen, die eine sympathische Selbstsicherheit ausstrahlten. Es sprach für sich, dass er die Frankfurter Mordkommission leitete. Und dieser Kruse musste ein studierter Mann sein, anders konnte er sich nicht den Vortrag erklären. Mit Sicherheit hatte er schon einige Serienkiller dingfest gemacht.

„Das erfordert einen enormen Aufwand, Personal, dass in der heutigen Zeit fehlt, so wie ich sie verstehe,“ warf Brand ein, „muss eine große Zahl an Kriminalbeamten ran.“

„Ja und nein, wichtig ist hierbei die Vorgehensweise,“ Kruse erhob seinen rechten Arm, drückte den Daumen an den Zeigefinger, “die Computer gestützte Überwachung, das Abhören der Telefonate und die Observierung der Zielperson erfordert eine nicht geringe Anzahl an spezialisierten Mitarbeitern, die die Operation durchführen.“

„Ich muss dazu sagen,“ jetzt war es an Bea, „ der Täter ist auch computergestützt aktiv. Es kann gut sein, dass ihn Software und seine Fähigkeiten warnen.“

„Das ist mir auch klar, Hauptkommissar Nowak, doch es gibt nur diesen Weg , den Täter zu packen.“

„Ja, das streite ich nicht ab. Doch wir müssen damit rechnen, das er das Opfer anders auswählt.“

„Wir müssen vor allem die Presse kurz halten, versuchen, dass sie mit ihren aufdringlichen Recherchen unsere Ermittlungen hindert,“ meinte Krüger.

„Ich kümmere mich darum,“ sagte Hauptkommissar Stock.

„Gut, mach das Andreas, “ Stock war ein untersetzter Beamter mit lichten, hellbraunen Haar, energisch und drahtig, seine Statur ließ seine Tatkräftigkeit erkennen und sein Lachen war aufbauend.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass ein weiterer Mord passiert, wir geraten sonst enorm unter Zugzwang. Von der Blamage ganz zu schweigen.“ Kruse strich durch seinen blonden Nacken, rieb sich an den Handinnenflächen.“

„Wir werden jetzt die Koordination der Sonderkommission planen, organisieren. Wem im Einzelnen welche Aufgabe zukommt, wird anhand von Zielvorgaben festgelegt, die jeder in genauer Absprache untereinander abstimmt.“

Kruse hatte Menschenführungskompetenz. Er ging kühl vor, kollegial und solide, ohne auch nur die Soko unter Druck zustellen.

„Ich will betonen, hier in Frankfurt zu arbeiten, ist für mich sehr wichtig. Die Fälle beschäftigen mich besonders.“ Bea blickte Kruse an, so als ab sie das Kommando übernehmen würde. „Auf mich können sie rechnen, ich tue mein Bestes..“

„Nichts spricht dagegen, Hauptkommissarin Nowak. Sie werden in Frankfurt ermitteln.“

„Danke.“

Werner gab ihr ein Komplizenlächeln, was Kruse nicht bemerkte.

Die Erörterungen fingen an, es bildeten sich die Teams, wer allein ermittelte, wurde bestimmt. Die Vorgehensweise der Sonderkommission baute sich auf.

Am frühen Abend fuhren Brand und Paulsen nach Köln. Bea blieb. Ihr hatte es Krügers Frankfurter Akzent angetan. Wenn er was sagte, schwang gleich ein Wir-werden-es dem-Kerl-schon-zeigen mit, oder Wenn-ich erstmal-angefangen-bin, hör ich nicht wieder auf.

Sie saßen alle im Büro, die Schaltzentrale der Sonderkommission wurde ein Ort der menschlichen Verantwortung und Zusammenarbeit.

„Sie sind Nichtraucher, Frau Nowak. Seien sie froh, ich komm nicht davon ab.“

Sie sah auf seinen Ehering. “Wissen Sie, vor vier Jahren rauchte ich noch eine Schachtel am Tag. Glauben Sie, wenn sie wollen, schaffen sie das auch.“

Krüger blies seinen Qualm seitlich von ihr weg, nahm noch einen Zug, drückte die Zigarette im Aschenbecher aus.“ Vielleicht schaffe ich es mit ihre Unterstützung?“

„Sie können auf meine Hilfe zählen, Krüger.“

„Hören wir doch auf mit dem Sie, das erleichtertet doch Einiges. Ich heiße Mark.“

„Danke, angenehm Bea.“ Sie gaben sich die Hand, sie verspürte einen angenehmen Druck in ihrer Hand.

„Dann wollen wir nicht außen vorstehen,“ meldete sich Elke Altmeier. „Ich bin Elke,“ die Hauptkommissarin hatte ihr Haar rotgefärbt, ihr fast südländischer Teint und eine Figur, die jedem Mann gefallen würde, stachen Bea ins Auge, als sie auf sie zukam. „Wir werden bestimmt gut zusammenarbeiten,“ meinte Bea.

Dahlke und Stock folgten.

„Mein Name ist Dieter,“ „und ich heiße Andreas.“ Dieter war ein dünner Hering, hatte fettige Haut, sein volles, dunkles war mit Wetgel behandelt, und seine mittelgroße, normalgewichtige Statur, seine federnd lockeren Bewegungen ließen Sicherheit im Umgang mit anderen Personen erkennen. Jetzt hatte sich das Team mit einer weiteren Frau neu formiert.

„Ich glaube nicht, dass nur ich Hunger habe,“ sagte Mark Krüger.

„Wollen wir nicht eben zum Grillwagen um die Ecke?“ schlug Dieter vor.

„Ja los, das machen wir!“ tönte Andreas. Mark sah auf die Uhr. Es war 19 Uhr 26, er kümmerte sich um die Bereitschaft, dann machten sie sich auf den Weg.

Es war schon lustig, wie alle unten am Grillwagen standen. Jeder bestellte Currywurst mit Pommes, genau das Richtige bei dem nasskalten Wetter und dem eisigen Wind, der ihnen um die Ohren pfiff. Krüger genehmigte allen eine Flasche Bier, nach den letzten Stunden und Tagen war das auch mal erlaubt.

„Es muss nicht immer eine Frankfurter sein,“ Bea lachte dabei, sie schob sich ein Stück Currywurst in den Mund, leckte den Ketchup genüsslich von den Lippen.

„Hier gibt’s die beste Currywurst in Frankfurt. Glaub’s mir.“ Mark stippte in seine Mayo-Pommes, steckte dann lächelnd ein Wurststückchen in den Mund.

„Da sagst du was, die ist wirklich schön scharf und richtig lecker!“ Sie nippte vom Bier. Für einen verheirateten Mann war er sehr umgänglich mit ihr. Bis Bea und Andreas rauchten alle noch eine. Mark steckte dann noch allen grinsend ein Kaugummi zu.

Brand und Paulsen waren längst wieder im Polizeipräsidium am Waidmarkt, um 22 Uhr hatten sie Feierabend.

„Der Tag war anstrengend.“ Sie sagten nicht mehr viel, umgeben vom Ballast des Büros..

„Ich bin gespannt, wie Bea das meistert,“ Brand durchbrach das Schweigen im Büro..

„Sie wird schon den richtigen Weg gehen, so wie ich sie kenne.,“ kam es erleichternd aus Paulsen raus.

.„Doch sollte sie sich bremsen, wenn es tatsächlich zu einem Gegenüber mit dem Täter kommt.“

„Erstmal muss sie die Frankfurter Luft schnappen, mit den Kollegen gut klarkommen, und glaube mir, Werner, auch wenn sie ungeahnte Kampftechniken beherrscht, sie hat sich unter Kontrolle.“

„Glaubst du, als sie davon sprach, stiegen richtige Rachegelüste in ihr hoch, das erkannte ich genau.“

„Mensch, du glaubst doch nicht im Ernst, sie wird wegen so einem Perversen ihre Karriere aufs Spiel setzen!“

„Du hast Recht und auch wieder nicht. Ich kenne sie besser als du, nicht nur, weil ich ihr Vorgesetzter bin. Sie hat ein Temperament, das sie manchmal nicht zügeln kann, ich spreche aus Erfahrung.“

Jürgen wusste, wovon Werner sprach. Werner hatte sie vor Jahren bewahrt, suspendiert zu werden. Die Sache war nicht vergessen, es wurde stillschweigend hingenommen, nicht nur das, Verständnis und Toleranz hatten sich in Bezug auf das Geschehene aufgebaut, und sie war wieder wie eh und je die begabte, einzigartige Bea Nowak.

„Warten wir es ab, Werner. Sie weiß, sie darf sich nicht noch einen Fehler erlauben. Und wenn du derartige Gefühle in Ihr hast hochsteigen sehen, dann mag das sein, doch glaube mir, da kam ungewollt etwas hoch in ihr, und ebenso leicht hatte sie sich wieder mental wieder im Griff.“

„Na gut. Lass uns langsam die Arbeit beenden.“

Keine Viertelstunde verstrich, und sie verließen die Kölner Mordkommission.



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