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Das sächsisch-deutsche Königreich
ОглавлениеDie Machtbasis Heinrichs I. lag in den Gebieten um Gandersheim, Hildesheim und Quedlinburg, und mit seiner Wahl verschob sich das politische Zentrum des ostfränkischen Königreichs nun weiter nach Osten. Heinrich wurde wohl von einer Koalition mächtiger sächsischer und fränkischer Adelsvertreter gewählt, die ihn als primus inter pares betrachteten; er selbst lehnte es ab, gesalbt zu werden, weil ihn das über jene herausgehoben hätte, die ihn gewählt hatten. Zunächst war seine Macht begrenzt, weil die Bayern einen Gegenkönig wählten, doch ging er mit derlei Opposition ganz anders um, als es bisher üblich gewesen war: Nach militärischen Drohungen schloss er einen Freundschaftsvertrag und hatte nach wenigen Jahren alle Herzöge formell anerkannt; im Gegensatz zu Ludwig III. gewährte er den Herzögen sogar die Herrschaftsbefugnis über die Bischofssitze und Klöster in ihren Gebieten. Neu war auch Heinrichs im Jahre 929 gefällte Entscheidung, Otto, den ältesten Sohn aus zweiter Ehe, zum Alleinerben zu bestimmen, wodurch er drei weitere Söhne von der Thronfolge ausschloss.
So wurde die Krone nun nicht mehr als Familieneigentum betrachtet, das unter einer Vielzahl von Erben aufzuteilen war. Das wäre ohnehin unmöglich gewesen, da er den Herzögen das Herrschaftsrecht über ihre Gebiete zugesichert hatte. Doch als Heinrich Ottos Heirat mit Editha, einer Tochter Eduards des Älteren, König von Wessex, arrangierte und seinen Sohn dann 930 in Mainz krönte und salbte, gab er damit auch seiner Entschlossenheit Ausdruck, den Vorrang des Monarchen noch vor den höchsten Adligen zu betonen.
Otto I. (Reg. 936–973) hob seinerseits diesen Status bei den Zeremonien hervor, die 936 in Aachen anlässlich seiner Erhebung zum König vollzogen wurden. Vor dem Dom Karls des Großen wurde Otto von den führenden Adligen gehuldigt. Sie schworen ihm Treue. Im Dom selbst wurde er von den Erzbischöfen von Mainz und Köln gesalbt und gekrönt. Danach leisteten die Herzöge dem König bei einem Festmahl symbolische Dienste, indem sie die Rollen von Truchsess, Kämmerer, Mundschenk und Marschall übernahmen. Diese Ämter waren die Grundlage für die von den Kurfürsten getragenen zeremoniellen Titel.
Viele Jahre lang war Otto in erbitterte Konflikte mit seinen Brüdern verstrickt. Auch seine Bemühung, die Kontrolle über die Kirche zurückzuerlangen, um sie, wie unter den Karolingern, zu einer Stütze der Regierung und einem Instrument königlicher Patronage zu machen, führte zu Spannungen. Sein Interesse an Italien irritierte Schwaben und Bayern, die selbst gern die Vorherrschaft in Norditalien übernommen hätten.