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An Lavatern

Dein Schwager bringt dir nichts. Doch will ich verschaffen daß ein Mspt. dir zugeschickt werde. Denn bis zum Druck währts eine Weile. Du wirst grosen Teil nehmen an den Leiden des lieben Jungen den ich darstelle. Wir gingen neben einander, an die sechs Jahre ohne uns zu nähern. Und nun hab ich seiner Geschichte meine Empfindungen geliehen und so machts ein wunderbares Ganze.

Da schick ich dir ein Profil. Der Kerl (sagt man) war Steuermann, hat in der Sklaverey zu Tunis viel ausgestanden, und zieht nun in der Welt herum Mitleiden zu erregen. Ich hab ihn nach dem Leben gezeichnet. Das ist nur indeß flüchtige Copie davon, das Original drückt besser den Eigensinn im Leiden, und das niedergedrückte einer starken Menschheit aus. Du sollsts auch haben.

Die Stirn Höhe ist übertrieben. Oder vielmehr sas er zu Zeiten mehr als Profil, da wölbte es sich so stark. Adieu Bruder ich bin nicht laß, so lang ich auf der Erde bin erobre ich wenigstens gewiß meinen Schritt Lands täglich! Steiner hat gefunden daß mein Portrait das du hast nicht ich sey. Er ist ein gar lieber Mann.

Am 26. Apr. 1774.

Briefe von Goethe an Lavater

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