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Weil ihr lieb wart und habt mir gleich geschrieben, so auch von mir hier eine Ejakulation die ihr freundlich mögt aufnehmen.

Lieber Bruder daß du nicht willst Ständigkeit kriegen, nicht kannst kriegen, ängstigt mich manchmal wenn ich peccata mundi im Stillen trage. Ich bin nun seit einem Jahr in ganz decidirten moralisch politischen Augenblickes-Verhältnissen und mein Herz das mir so treu und du – Nun es soll so seyn – über C… und L… sey ruhig, wo die Götter nicht ihr Possenspiel mit den Menschen treiben, sollen sie doch noch eins der glücklichsten Paare werden wie sie eines der besten sind, nichts menschliches steht dazwischen, nur des unbegreifflichen Schicksaals verehrliche Gerichte. Wenn ich dir erscheinen und dir erzählen könnte was unschreibbar ist, du würdest auf dein Angesicht fallen und anbeten den der da ist, da war und seyn wird. Aber glaub an mich, der ich an den Ewigen glaube. Grüß alles und Kaysern. Lenz ist unter uns wie ein krankes Kind, und Klinger wie ein Splitter im Fleisch, er schwürt, und wird sich herausschwüren leider.

d. 16. Sept. 76.

G.

Schick mir zeitig etwas zum dritten Theil. Gern sollst du haben was ich geben kann, in der unendlich beweglichen Welt in der ich lebe tausend Beobachtungen! und in einem guten Augenblick schöpf ich dir die Butter ab! – &c. – Valleney auch nicht! – Genug was ich kann! —

Allwills Briefe sind von Frch. Jakobi – nicht von mir. —

Taglang Nachtlang stand mein Schiff befrachtet.

Günstger Winde harrend sas mit treuen Freunden

Mir Geduld und guten Muth erzechend

Ich im Hafen.


Und sie wurden mit mir ungeduldig:

Gerne gönnen wir die schnellste Reise

Gern die hohe Fahrt dir. Güter-Fülle

wartet drüben in den Welten deiner,

Wird rükkehrendem in unsern Armen

Lieb und Preis dir.


Und am frühen Morgen wards Getümmel

und dem Schlaf entiauchzt uns der Matrose;

Alles wimmelt alles lebet webet,

Mit dem ersten Seegenshauch zu schiffen.

Und die Segel blühen in dem Hauche.

Und die Sonne lokt mit Feuerliebe.

Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken.

Jauchzen an dem Ufer alle Freunde

Hofnungslieder nach im Freudetaumel,

Reisefreude wähnend wie des Einschiffmorgens

Wie der ersten hohen Sternennächte.


Aber Gottgesandte Wechselwinde treiben

Seitwärts ihn der vorgestekten Fahrt ab,

Und er scheint sich ihnen hinzugeben,

Strebet leise sie zu überlisten

Treu dem Zwek auch auf dem schiefen Weege.

Aber aus der dumpfen grauen Ferne

Kündet leisewandelnd sich der Sturm an,

Drükt die Vögel nieder aufs Gewäßer

Drükt der Menschen schwellend Herze nieder.

Und er kommt. Vor seinem starren Wüthen

Streicht der Schiffer weis die Segel nieder.

Mit dem angsterfüllten Balle spielen

Wind und Wellen.


Und an ienem Ufer drüben stehen

Freund und Lieben, beben auf dem Festen:

Ach warum ist er nicht hier geblieben!

Ach der Sturm! Verschlagen weg vom Glüke!

Soll der Gute so zu Grunde gehen!

Ach er sollte! Ach er könnte! Götter!

Doch er stehet mannlich an dem Steuer.

Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen;

Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen.

Herrschend blikt er in die grimme Tiefe

Und vertrauet landend oder scheiternd

Seinen Göttern.


Den 11. Sept. 76.

G.

Briefe von Goethe an Lavater

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