Читать книгу Verfall und Triumph: Gedichte - Johannes Robert Becher - Страница 13
II
ОглавлениеSo harren wir in allen Nächten spät,
Daß unser Herz was Seltsames erfahre.
Daß nur kein fremder Hauch, kein Licht uns rühre,
Sonst sind zerfallen wir und ausgeweht.
Wo haben euch die Stunden hingenommen
Dich blonden Nachbarn, dich, du mageres Kind?
Dich Weißbierschale, Tasse und Absinth?
Zu welchen Meeren seid ihr hingeschwommen?
Ists klar bei euch? Ists Frühling oder kalt?
Und steigen auf verkohlter Wälder Pfähle?
Ja, wenn wir uns aus diesen Hallen stehlen,
Wir treten wieder müde den Asphalt.
Jetzt aber sollen uns die Wände fressen.
Wir sind gelangweilt. Müssen heftig gähnen.
Wir krachen unter den sehr kräftigen Zähnen
Von Ungeheuern und die Hände pressend
Wir flehen wütend, flehen brünstig bang,
Auf daß ein Unerhörtes uns errette!
Ob es erwächst aus einem warmen Bette,
Ob es ersteht beim Todesröchelklang
Der in der weiten Dämmerung erwachten,
Bald schläferig abwärts schwankenden Kapelle?
Es blitzt ein ewiger Tag in blutiger Helle. —
Wir wollen fürder hassen und verachten.