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Land der Eichen.
ОглавлениеDie Freiheitswälder Joseph von Eichendorffs
Illustration zu Joseph Freiherr von Eichendorffs Gedicht Der Jäger Abschied. Holzstich von H. Bohn, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
„Aber ist denn Deutschland nur wo deutsche Eichen wachsen?
Ist das wahre Vaterland von Eichenholz?
Nein, Eichen sind nur große Klötze, woran im Sommer grüne Blätter hängen, so wie auch sogenannte Eicheln, läppisch kleine Früchte,
allzu winzig für so großen Baum und genießbar nur für Schweine.
Ja, die Eiche war ein bedeutsames Symbol
für das alte Deutschland der Vergangenheit.“
(Heinrich Heine 1835)1
Joseph von Eichendorff (1788–1857) gilt bis in die Gegenwart als einer der wichtigsten und meistgelesenen Autoren des 19. Jahrhunderts.2 Insbesondere seine Gedichte und Novellen erreichten als „wirkungsmächtige Ikonen der deutschen Romantik“3 breite Kreise der bildungsbürgerlichen Leserschaft. Maßgeblich inspirierte er zahlreiche spätere Dichter, die sich an dem einmal angelegten Motiv- und Stoffinventar für eigene poetische Zwecke ausgiebig bedienten.4 Diese im Gegensatz zu manch anderen Protagonisten der Romantik „ungeheure Wirkung“5 steigerte sich nach dem Tod Eichendorffs noch durch eifrige Multiplikatoren: zum einen in der Verbreitung seiner einmal vertonten Werke durch die Sänger-, Heimat- und Wandervereine mit ihren Liederbüchern, zum anderen in den Textbüchern des schulischen Bildungssystems.6 Allerdings konzentrierte sich die öffentliche Aufmerksamkeit meist nur auf wenige ausgewählte Texte, deren Entstehungshintergründe zudem größtenteils ausgeblendet blieben.7
Nicht nur für ältere literaturwissenschaftliche Stimmen gebührt Eichendorff sogar unter den recht waldseligen deutschen Romantikern eine Sonderstellung als „Sänger des deutschen Waldes“ und „Gipfel der deutschen Walddichtung“.8 Zur Kontextualisierung ist hier zunächst die Rede von Eichendorffs politischen und nationalen Vorstellungen sowie von der generellen Rolle der Motivkomplexe Natur und Landschaft. Daran anknüpfend, kommen anhand der beiden naturnahen Schlüsselwerke Ahnung und Gegenwart sowie Dichter und ihre Gesellen seine charakteristisch gegenweltlichen Waldbilder zur Darstellung. Das umfangreiche Korpus von Gedichten dient zur Analyse der eichendorffschen Silvavisionen zwischen grünen Idyllen und schaurigen Schreckensbildern, eskapistischen Träumen und patriotischen Phantasien. Schließlich verschiebt sich der Fokus hin zu den nichtliterarischen Schriften, um die dortigen Baum- und Waldbezüge auf deren politische Aussagen hin zu untersuchen.