Читать книгу JOHN ETTER - Stummer Schrei - John Etter - Страница 4

Kapitel 1

Оглавление

November 2003. Selina betrat früh an diesem trüben Novembermorgen die Küche. In der Wohnung war es vollkommen still. Ihre Eltern waren arbeiten. Noch vor einem Jahr war die jetzt Zehnjährige nicht alleine gewesen, bevor sie zur Schule musste, nur manchmal, wenn sie mittags nach Hause kam. Doch seit sie in die Realschule gewechselt hatte, achteten die Erwachsenen nicht mehr ganz so stark darauf, dass immer einer bei ihr war. Seufzend nahm sie die bereits fertig geschmierten Schulbrote aus dem Kühlschrank. Wenigstens das tat ihre Mutter noch, wenn sie so früh aus dem Haus musste. Selina rümpfte die Nase, nachdem sie nachgesehen hatte, was es geben würde. Käsebrote. Die mochte sie am wenigsten. Doch sie hatte nicht die Zeit, sich etwas anderes zu machen, denn im Bad hatte sie heute wieder viel zu lange herumgebummelt. Daher warf sie die Brotdose achtlos in den Rucksack zu den Schulbüchern für den heutigen Tag. Im Stehen schlang sie eine Banane herunter, zu mehr fehlte ihr heute die Zeit.

Draußen war es noch beinahe dunkel, als das Kind die Haustür hinter sich schloss. Die Schultasche wirkte viel zu schwer für die schmächtige Gestalt des Mädchens. Gelbliche Lichter von Scheinwerfern folgten ihr. Zuerst bemerkte sie es nicht, obwohl hier um diese Uhrzeit fast nie Autos auf der Straße unterwegs waren. Erst als sie in den schmalen Waldweg einbog, den sie jeden Morgen ging, um zur Schule zu kommen, kam ihr der Gedanke, dass sie verfolgt wurde, denn der Wagen war noch immer dicht hinter ihr.

Sie ließ den Rucksack fallen und lief los, so schnell, wie ihre Beine sie tragen konnten. Doch es hatte keinen Sinn, vor jemandem zu fliehen, der in einem Auto sitzt.

Das musste Selina auch einsehen, Sie hatte keine Wahl, es gab auf dieser Strecke keinen Ausweg. Eine Wurzel brachte sie zum stolpern und so stürzte sie der Länge nach hin. Noch bevor sie sich hatte aufrappeln können, spürte sie, wie sie emporgezogen wurde.

Als sie schreien wollte, presste sich eine schwielige Hand auf ihre Lippen und raubte ihr nicht nur die Stimme, sondern auch die Luft zum Atmen. Unsanft wurde sie in den dunklen Kastenwagen geworfen.

Die massige Gestalt des Mannes kroch hinterher. Zitternd presste sich Selina gegen die kalte Wand. Er packte sie grob und sie fühlte einen feinen Stich am Handgelenk. Kurz danach wurde alles um sie herum dunkel.

JOHN ETTER - Stummer Schrei

Подняться наверх