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Ausweglos?
ОглавлениеCaroline hatte sich hübsch gemacht. Sie war einige Jahre jünger als Anton und freute sich auf diesen Abend. Den heutigen Abend wollte sie für ihren geliebten Mann zu etwas Außergewöhnlichem werden zu lassen. Sie wollte, dass er nach einem langen Tag voller Zweifel seine Gedanken in eine andere Bahn lenken konnte.
Heute Abend sollte er sich einfach nur wohlfühlen. Sie hatte für eine Vorstellung eines Comedy-Duos Karten besorgt und vor der Vorstellung einen Platz für ein Nachtessen reserviert.
„Ohlala“, hatte Anton sie begrüßt, als er nach Hause gekommen war.
„Ja, mein Lieber, heute übernehme ich die Führung. In einer halben Stunde geht es los.“
Anton sah sie fragend an.
Doch Caroline ging auf diesen ihr bekannten Blick nicht ein.
„Hopp hopp, wir müssen bald abfahren.“
„Reicht‘s noch zum Duschen?“, fragte Anton, was Caroline mit einem Blick auf die Uhr und einer drehenden Armbewegung bejahte.
„Aber mach vorwärts.“
Eine halbe Stunde später setzte er sich auf den Beifahrersitz und ließ sich von Caroline in Richtung Zug fahren. Sie fuhr ins Parkhaus gleich oberhalb des Casinos und Anton konnte sich nun ausrechnen, was auf ihn wartete. Ein feines Essen, danach irgendeine Theatervorstellung, dann ein Absacker in einer Bar.
Anton bemerkte bereits auf der Hinfahrt, dass seine Gedanken an die Vorkommnisse des gestrigen Tages etwas in den Hintergrund gerieten und er konnte den Abend mit seiner Frau genießen.
Als sie gemeinsam in einer Bar sassen, musste Caroline einsehen, dass es keine Lösung war, nicht darüber zu reden und sie lenkte mit einer Frage gezielt auf das Thema.
„Willst du dort aussteigen?“
Anton war sofort klar, was sie ansprach.
„Wollen schon lange, aber können ist das Problem. Wir leben seit mehr als zehn Jahren von dieser, sagen wir mal, Gemeinschaft, und ich habe mich strafbar gemacht. Mehrfach. Es ist nicht wie ein Austritt aus einem Verein, dem man nicht mehr angehören will.“
Nach einer kurzen Pause setzte er wieder an, während Caroline ihren Drink leerte.
„Ich habe mich heute den ganzen Tag gefragt, was geschehen würde, wenn ich sozusagen als Zeuge der Anklage auftreten würde und diese korrupte Gemeinschaft auffliegen lassen würde. Ich weiß nicht, ob es das nur in Fernsehkrimis gibt oder ob es so was wie Kronzeugen überhaupt gibt.“
Caroline bestellte sich nochmals einen Drink, während Anton vor dem immer noch vollen Glas Rotwein sass.
„Ich bin auf deiner Seite, komme was wolle. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir rechtlichen Rat einholen.“
Sie machte eine kurze Pause, während der Barmann ihr den Drink hinstellte.
„Du weißt doch, dass mein Anwalt, den ich bei meiner Scheidung damals hatte, einen guten Eindruck gemacht hat und auch dir schon geholfen hat.“
„Ewald Iten?“, fragte Anton.
„Genau, oder spricht etwas gegen ihn?“
„Nun, eine Scheidung oder ein Korruptionsfall sind schon zwei verschiedene Dinge ...“
„Ja, ich weiß“, unterbrach ihn Caroline. „Aber dort arbeiten ja noch einige Anwälte mehr und von diesen ist einer sicherlich der Richtige für uns.“
Anton fiel auf, wie Caroline für uns sagte. Er dachte daran, dass er vor einigen Jahren schon einmal eine lange, schwierige Zeit mit Caroline durchgestanden hatte. Sie war die richtige Frau für ihn. Und sie bewies es ihm nur schon mit dieser Wortwahl wieder.
Er nahm ihre Hand.
„Ja, ich weiß. Ich muss etwas tun. Ich halte das alles nicht mehr aus. Es kann so nicht mehr weitergehen. Ich rufe ihn gleich am Montag an und frage ihn um Rat.“
Nun nahm auch er sein Glas zur Hand, schaute Caroline tief in die Augen, prostete ihr zu und sagte: „Ich liebe Dich!“
Caroline hob beide Schultern hoch und fühlte, wie wahr Antons Worte waren.
„Ich dich auch, mein Liebster. Ich dich auch. Lass uns dieses Wochenende genießen und uns dann Sorgen machen, wenn wir müssen.“
Anton setzte das Glas ab, umrahmte mit seinen Händen Carolines Gesicht, zog sie sanft etwas an sich und küsste sie.
„Das tun wir, mein Schatz, das tun wir.“