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Vor drei Tagen

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Susanne hatte für Jorge alle Chatprotokolle ausgedruckt und den von der Mandantin erhaltenen Auftrag ihm übergeben. Es handelte sich um einen der vielen üblichen Aufträge, mit denen sie ihren Chef, John Etter, nie direkt in Verbindung brachte. Er pickte sich immer die Rosinen aus den pendenten Fällen heraus - und Ehebruch gehörte definitiv nicht zu der Art Fälle, die ihn herausforderten.

Die Auftraggeberin, Ulla Schneller, schien hin und her gerissen zwischen verzweifelt und überlegt. Susanne war diese Begegnungen gewohnt, tröstete die Frau und machte ihr gleichzeitig Mut, ihren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen.

Nach etwa einer Stunde Vorgespräch, in dem Susanne alle möglichen Informationen zu Protokoll nahm, war es dann soweit: Die Frau unterschrieb den Auftrag, ihren Mann mit möglichst einfachen Mitteln zu überwachen, da ihr eine vollständige Überwachung zu teuer erschien. Eine finanzielle Obergrenze wurde vereinbart und ein dazu passender, ausführlicher Bericht versprochen, der über sämtliche Tatsachen Auskunft gab, wenn etwas vorgefallen war.

Susanne gab der neuen Mandantin die Zugangsdaten zu einem Server, auf dem die Berichte jeweils am Folgetag mit den Updates gelistet wurden.

Dann machte sich Susanne an die Arbeit. Der Mann schien sich gewohnt zu sein, seine Daten vor fremden Blicken zu schützen. Die ersten Versuche, das Handy des Fremdgängers mit einfachsten Mitteln zu knacken, scheiterten und, als auch andere Mitteilungsoptionen ihr verschlossen blieben, änderte Susanne ihren Suchansatz. Das erwies sich als der viel einfachere Weg.

Natürlich wäre es für Susanne möglich gewesen, in die verschiedenen Systeme zu gelangen, doch wäre der Aufwand für eine einfache Fremdgängerüberwachung zu groß gewesen. Es reichte ja, eine Seite der Verbindung zu knacken. Und das war für Susanne ein Leichtes, nutzte die Betrügerin doch für alle Systeme das gleiche Passwort. Susanne brauchte nur eine Stunde Rechenzeit, um das Passwort zu einem E-Mail-Account zu knacken. Sie war überrascht, dass alle Systeme mit diesem einen Passwort geschützt waren.

Nun saß Jorge vor ihr und sah sich die Unterlagen an.

„Also“, begann Susanne“, „das läuft schon eine Zeit. Er amtet als Versicherungsberater der Firma, für die sie arbeitet. So sind sie sich begegnet. Diese Petra scheint in einer zu Ende gehenden Beziehung zu leben und hat sich irgendwann in diesen Mann verliebt. Lies doch mal kurz die Protokolle quer. Auf Seite 25 der Chatübersicht kommt’s dann: Sie hat vor über einer Woche für Donnerstag, den 23. Mai ein Hotelzimmer im Hotel Seeyou gebucht. Die Zimmernummer 325 wurde schriftlich bestätigt. Mit diesem Versicherungsheini ist sie nach einigen Treffen und vielen Seiten Chats übereingekommen, dass sie sich dort am Mittag begegnen. Ich werde dich immer direkt informieren, was in der Zwischenzeit weiter zwischen den beiden läuft. Hier hast du den Link zu der Seite, in der ich die Chatverläufe zwischenspeichere. Ich liebe dich kommt schon jetzt recht häufig auf beiden Seiten des Chats vor.“

Sie reichte Jorge einen Stick.

„Susanne, ich muss John wirklich recht geben, du bist die allerbeste aller Perlen, die in seinem Team sind. Wobei, ich bin natürlich auch nicht schlecht“, ergänzte er mit einem schelmischen Lächeln.

„Stimmt. Also, in diesem Hotel warst du letztes Jahr auch schon tätig. Hast du deine Beziehung zum Personal noch oder müssen wir versuchen, dieses Zimmer einen oder zwei Tage vorher zu mieten?“

„Ich melde mich in einer Stunde bei dir. Wir werden wohl ohne diese Kosten auskommen, so bleibt mehr Budget für die reine Überwachung. Wir wollen ja unsere Kundinnen befriedigen.“

Susanne sah kurz über den Brillenrand und schmunzelte. „Jaja, du und deine Doppeldeutigkeiten“.

Jorge stand auf und ging in sein Büro, um sich auf den Fall vorzubereiten.

Zwei Stunden später stand er wieder vor Susanne.

„Alles wie schon mal gehabt. Ich treffe mich noch heute mit einem Zimmermädchen, das den dritten Stock unter sich hat. Mal wieder Glück gehabt. Kostet nur einen Drittel des Zimmerpreises, wenn sie die Wanze und die Kamera anbringt.“

„Du bist gut, Jorge. Noch was, ich bin mir bei der Betrügerin nicht sicher, was sie wirklich will und ob sie vielleicht in diesem Zimmer ihren Rückzug durchgeben will.“

„Wieso, was ist passiert?“

„Sie hat sich gleichzeitig mit diesem Techtelmechtel auf einer Partnervermittlungsseite eingeloggt und sucht aktiv nach Männern. Aber viel läuft noch nicht. Habe nur kurz nachgesehen, als sie die Bestätigung und die ersten E-Mails erhielt. Merkwürdige Geschichte, wenn man den Chatverlauf und die „große Liebe“ so mitliest und dann das erfährt. Ich kann mir im Moment keinen Reim darauf machen. Es kommt mir irgendwie verzweifelt rüber.“

„Ja, das überrascht mich jetzt auch, nachdem ich die Chats überflogen habe. Na ja, ich mache dann mal meinen Job. Am 23. Mai werde ich das Equipment frühmorgens übergeben und mich dann auf die Lauer legen. Ich bräuchte noch etwas Bargeld, die Zimmerdame will bar entschädigt werden.“

Er vermied es, den Namen zu nennen.

Susanne drehte sich auf ihrem Stuhl elegant um, öffnete den kleinen Tresor hinter ihr und drückte Jorge vier Hunderternoten in die Hand.

„Das sollte für einige Tage Spesen reichen. Bitte hier quittieren.“

JOHN ETTER - Korrupt

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